dass Leonhardt von Eck, Wilhelms berühmter und weiser Kanzler, ein treuer, eifriger Katholik, ihn 1533 nach Ingolstadt berief, um ihm die Leitung seines Sohnes zu übertragen In seinem Hause und im Umgange mit dem berühmten Appian, dem wir die ersten Landtafeln des Bayerlandes verdanken, genoss er noch wenige glückliche Tage. Schon wollte er auch seine Familie dahin abholen, als er zu Regensburg erkrankte und am 9. Januar 1534 starb. Im Kloster von St. Emmeran, dessen gelehrte, wahrhaft fromme Aebte ihm stets edle Freunde gewesen, fand er seine Ruhestätte. Dort neben der Kirchenthüre ist noch sein Grabstein zu sehen.*) Das Bild ist von v. Menz gemalt. Nach Beschreibung und Grabstein zeigt es das getreue Porträt des berühmten Geschichtschreibers. *) Dessen Abguss im Nationalmuseum. Das vereinigte Bayerland. 43. Die treuen Bayern, zur Abwehr am Peissenberge versammelt, weisen die Anträge der empörten schwäbischen Bauern zurück 1525. Luthers neue Lehre von der Freiheit der Forschung hatte einen Zünder in die Geister geworfen, der bald zur verheerenden Flamme aufschlug. Was der muthige Reformator nur von der Freiheit des Geistes verstanden wissen wollte, wurde gar bald auch auf die politische angewendet. Wie schon im eilften Jahrhundert der Stand der Gemeinfreien, schlechthin Bauern genannt, einst der Kern der deutschen Heere. herabgedrückt war, ist bei Beschreibung der Schlacht von Melrichstadt erzahlt. Ihr Zustand war jedoch seit jener Zeit unter den vielfältigsten Vorwänden noch weitaus verschlimmert worden, und die so bescheidenen Forderungen der bekannten zwölf Artikel beweisen deutlich, in welchem furchtbar gedrückten Zustande sich das Landvolk beim Beginn der Reformation befand. Unerschwingliche, unter den abentheuerlichsten Titeln eingetriebene Feudallasten, grausame Misshandlungen von herrschaftlichen Beamten and Söldnern, Verheerungen der Saaten und Plackereien aller Art durch die unvernünftigste Jagdlust. Verhöhnung aller Menschenrechte bis in das Innerste der Familie! War es da zu verwundern, wenn das unmenschlich behandelte Volk in der neuen Lehre auch die Morgenröthe seiner politischen Freiheit erblickte? War es zu verwundern, wenn es bei der verstockten Unbilligkeit mit der Adel und Geistliche jede Milderung des Druckes verweigerten, endlich zu den Waffen griff, und unbekümmert um die donnernde Philippika des, über solche Deutung winer Lehre auf's äusserste erbitterten Reformators den in zahllosen Flugblättern verbreiteten Predigten seiner ausschweifendsten Anhänger eines Münzer und Karlstadt folgte, die den, von allen menschlichen Leidenschaften genahrten Brand zu immer wilderer Lohe anfachten? Schon geraume Zeit vor dem grossen Bauernkriege hatten sich in ingen Gegenden des obern Schwabens einzelne Aufstände erhoben, se waren niedergeworfen und im Blute der Schuldigen erstickt worden. Im Jahre 1525 aber brach die Flamme in dem, aus unzähligen kleinen Gebieten bestehenden Schwabenlande an allen Orten unaufhaltsam hervor. Zeichen und Wunder am Himmel, Vorboten unerhörter Begebenheiten hatten es vorher verkündet. Zuerst erhoben sich die Bauern des Stiftes Kempten gegen ihren Fürstabt Sebastian von Breitenstein, der sie in der unerhörtesten Weise bedrückte, um seiner Baulust zu fröhnen neue schwere Steuern erhob und die noch übrigen Freien seines Gebiets in die Leibeigenschaft zwang. Sie schlossen einen Bund, in den sie alle Bauern der benachbarten Herrschaften aufnahmen und schlugen einen Pfahl vor jedes Haus, dessen Besitzer nicht mit ihnen. hielt, ihn so der allgemeinen Rache bezeichnend. Am Charfreitage zerstörten sie die Stiftsgebäude und zerschlugen alle Heiligenbilder. Der Abt war auf sein Schloss Liebenthann entflohen. Von hier suchte er in Nonnenkleidern zu entrinnen ward aber entdeckt und nur auf Vermittlung der Stadt Kempten, die es heimlich mit den Bauern hielt, geschont. musste ihr aber dafür alle seine Herrenrechte in ihren Mauern abtreten. Das ganze Allgäu folgte, mit ihm verband sich die Stadt Memmingen. Ein Schmidt, Ulrich von Sulmentingen sammelte aus den Bauern der Abtey Ochsenhausen und der anstossenden Gebiete einen Haufen von achtzehntausend Mann, der Baldringer Haufen genannt, einen noch grössern Eitel Hanns Müller vom Bodensee, der Seehaufen genannt. Die eignen Bauern des Truchsess Georg von Waldburg stunden auf, und belagerten seine Schlösser, und die Bauern des Ulmer Gebietes hielten. die versammelten Gesandten des schwäbischen Ritterbundes in der Stadt selbst in steter Angst. Durch ganz Schwaben, Franken und am Rheine lohten bereits im Frühjahre dieses verhängnissvollen Jahres die Schlösser der Edeln, darunter auch der altberühmte Hohenstaufen, in Flammen auf; wurden die Klöster erbrochen und geplündert, ihre Bewohner verjagt und die leeren Mauern, leider nicht selten Zeugen tiefer sittlicher Verderbtheit, ausgebrannt. Eine Menge schwäbischer Herren hatten sich mit ihren Weibern und Kindern und ihrer bessten Habe in die Stadt Weinsberg geworfen, wo der Graf von Helfenstein befehligte, dessen Gemahlin eine natürliche Tochter Kaiser Max I. war. Der Graf unterhandelte scheinbar freundlich mit den Bauern um sie sicher zu machen bis der Truchsess herbeigekommen. Diese aber merkten Unrath, der ganze,,helle Haufen" zog vor das Schloss und schickte zwei Herolde ab mit dem Verlangen Oeffnet Stadt und Schloss oder schafft Weiber und Kinder hinaus, denn wir stürmen". In rohem Uebermuthe liess Dietrich von Weiler auf die Herolde Feuer geben Das machte die Bauern wüthend. Florian Geyer, einer ihrer tüchtigsten Führer, erstürmte am Ostersonntage das Schloss. Die Ritter zogen sich in die Stadt herab und versuchten zu fliehen, wurden aber von den Bürgern zurückgehalten. In solchem Tumult drangen die Bauern in die Stadt. Erbittert über die Grausamkeit, mit welcher der Truchsess gegen die gefangenen Bauern verfahren, jagten sie hinwieder siebzig der gefangenen Edlen durch die Spiesse. Der Pfeifer Melcher Nunnenmacher spielte vorauf. Ver gebens flehte die schwangere Gemahlin Helfensteins um sein Leben, sie ward auf einem Mistwagen fortgeführt, und ein rasendes altes Weib. das vorher über die Waffen der Bauern den Hexensegen gesprochen, salbte sich die Schuhe mit dem Fette des übermässig dicken Grafen. Hatte Georg von Truchsess auch im Beginne des Kampfes bei Leipheim und Wurzach Siege erfochten, und mehrere Tausende der Aufständischen erschlagen; gegen den kräftigen und besonnen geführten Seehaufen vermochte er Nichts auszurichten, sondern wurde vielmehr bei Kloster Weingarten von demselben eingeschlossen und zur Unterhandlung gezwungen. Schon schien die Sache der Bauern gewonnen. Viele Ritter, darunter selbst Angehörige der Häuser Hohenlohe, Henneberg und Werthheim, wie der bekannte Götz von Berlichingen und manch' andrer Adliger traten, freilich oft gezwungen oder zum Schein, zu ihnen über, und Erzherzog Ferdinand, hilflos mitten im Aufruhr, der bereits die schwäbisch - habsburgischen Erblande ergriffen hatte, machte bedeutende Concessionen. Alles kam darauf an, dass auch die benachbarten bayrischen Bauern gewonnen würden, dann wäre der Aufruhr durch ganz Süd- und Mitteldeutschland verbreitet gewesen, denn schon wüthete er blutig in den Alpenthälern der Grafschaft Tyrol, im Salzburgischen und bis nach Steyermark hinein, wo, namentlich in Schladming, die Bergknappen ein Blutbad anrichteten, gegen welches die That zu Weinsberg kaum bedeutend erscheint. In Bayern aber brach sich die Kraft des Aufstandes. Nicht als ob der Klerus hier weniger verderbt gewesen und desshalb die Lehre Luthers mindern Eingang gefunden hätte. Gerade an den Sitzen der Bisthümer und der besuchtesten Wallfahrtsorte erscholl sie am lautesten, und es darf wohl gesagt werden, dass kaun weniger als ein Dritttheil aller Bewohner, und wahrlich nicht die Schlechteren, öffentlich oder insgeheim ihr anhingen und mit der ganzen Sehnsucht ihrer Seelen eine Verbesserung der so tief gesunkenen Kirche an Haupt und Gliedern wünschten; bis der durch hartnäckiges Versagen des Billigen und Nothwendigen herbeigeführte Riss durch die ganze abendländische Christenheit endlich doch die Meisten erschreckte und zum alten Glauben zurückfuhrte. Schon der Umstand, dass das Land ein geschlossenes Ganzes billete, lähmte die Kraft des Aufstandes. Mehr noch weil der Landmann besser gehalten und im Ganzen nach damaligen Begriffen milder regiert wurde. Die rauhe Gutmüthigkeit der kleinern Gewalthaber, die schon im Charakter des Volkes lag, liess jene grausame Harte gar nicht aufkommen, die anderwärts zur Verzweiflung trieb. Statt der Aufforderung der zügellosen schwäbischen Banden zur Theilnahme zu genügen, brachten die Gemeinden am Lech und längs der Gränze ihre Weiber und Kinder und ihre fahrende Habe nach Landsberg und Schongau in Sicherheit, und hielten sich zur Abwehr bereit. Unter Herzog Ludwigs eigener Anführung wurde an demselben Flusse ein Heerlager aus der aufgebotenen Mannschaft des Adels, der Städte und der Klöster zum Schutze des Landes gesammelt. Dennoch setzte ein Haufe von nahezu vierzehntausend Mann in der Nähe des Gebirges über die Gränze, und plünderte und verbrannte die reichen Klöster Steingaden und Raitenbuch. Der Herzog, überrascht, sandte Botschafter zur Unterhandlung. Gegen ihr gegebenes Wort behielten sie dieselben zurück, schleppten sie mit im Lande umher und forderten unter Androhung von Mord und Brand den Beitritt der Gotteshausleute und Bauern. Aber nun ergrimmte das treue Volk. Die Kreidefeuer leuchteten von den Bergen, die Sturmglocken tönten durch das Land. Aus allen Dörfern strömten ihrer Tausende auf dem Peissenberge, andere an andern Orten zusammen. Wohlversorgt mit Schwertern, Spiessen und Handrohren, ja selbst mit schwerem Geschütz versehen, schworen sie mit einem theuren Eide, bei ihrem Fürsten und ihrem alten Glauben zu verharren und Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Als die eingedrungenen Meuterer solchen Ernst und solche Treue sahen, wandten sie sich und kehrten wieder über den Gränzfluss zurück. Der Herzog aber dankte seinen Bauern in den herzlichsten Worten in einem Ausschreiben, welches von allen Kanzeln verlesen wurde. Das Bild ist mit genauer Porträtähnlichkeit der Gegend am Peissenberge von Munsch gemalt. 44. Herzog Albrecht V. bestellt Orlando di Lasso zu seinem Kapellmeister 1562. Wie für jede schöne Kunst, welche das Leben schmückt und erheitert, so hatten die Fürsten des Hauses Wittelsbach auch für die edle Musica stets ein offenes Gemüth und eine grossmüthige Hand, und in Wahrheit sagt der wackere Westenrieder, der treffliche Kenner seines Volkes:,.So viel Tempel wie in Bayern hat Apollo vielleicht in keinem andern Lande von gleicher Grösse, denn bei allen Gymnasien, in allen Prälaturen wird Musik getrieben, und in Einöden, zwischen wilden Wäldern und Felsen, wie in den Konzertsälen der Städte erschallt bei Gesang und Saitenspiel der Gemüther Volltönigkeit". Dem schwergeprüften dritten Albrecht goss sie, die er leidenschaftlich liebte und übte, Trost in die verwundete Brust. Sein Sohn Albrecht IV. berief Künstler ersten Ranges an seinen Hof, eifriger noch huldigte ihr dessen Bruder Sigmund, der im Dienste seiner geliebten Pfadendorferin selbst zum Minnesänger ward, und auf seinen reizenden Landsitzen zu Menzing und Grünwald stets von Gesang und Saitenspiel umgeben war. An Herzog Wilhelm IV. Hofe wirkte Ludwig Senfel,,in musica totius Germaniae princeps" vorzüglich berühmt als Compositeur Horazischer |