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kalte, glatte und polirte Malweise, dem Geschmacke seiner Zeit vollkommen entsprechend, ihm zu grosser Berühmtheit verhalf. Mit einem damals höchst bedeutenden Honorar von 6000 Gulden nahm ihn, nur für sechs Monate des Jahres, der Kurfürst in seine Dienste. In dieser Zeit schuf er allmählig jene Bilder, welche noch jetzt ein ganzes Cabinet der Münchner Pinakothek füllen. Sie waren, 25 an der Zahl, im vierten Saale der Düsseldorfer Gallerie aufgestellt und enthielten neben andern die Lebensgeschichte des Heilands mit einem, gleichsam als Titel dienenden Widmungsbild, die Huldigung der Künste vor den Porträts seiner fürstlichen Gönner darstellend. Ferner eine büssende Magdalena, für welche allein 20,000 fl. und eine badende Diana, wofür 6000 fl. nebst einem kostbaren Silberservice bezahlt worden. Der Künstler starb aber auch 1720 als Millionär, und die Vorliebe des Kurfürsten für ihn ging so weit, dass er ihm den erblichen Adel verlieh und ein Viertheil des eigenen Wappens in das seine setzte. Die Bewunderung dieses poesielosen Meisters im Kleinlichen ist uns jetzt unbegreiflich. So findet gar oft das, was nur krankhafter Ausdruck einer Zeit ist, verschwenderische Bewunderung und Unterstützung der Fürsten, während der Cultus des wahrhaft Schönen, das sich ewige Geltung erwirbt, von ihnen unverstanden und ungeübt bleibt, weil dessen Priester es unter ihrer Würde halten, die Grossen der Erde durch Schmeicheleien zu gewinnen. Noch viele Niederländer wurden damals erworben, die bekannte Amazonenschlacht des Rubens, der Marktschreier von Gerhardt Dow, die noch in Düsseldorf befindliche Himmelfahrt Maria von Rubens und um 30,000 fl. aus der Augustiner Kirche zu Brüssel das grosse Bild von Jasper de Crayer, Maria mit dem Jesuskinde auf dem Throne. Von Zeitgenossen beschäftigte Johann Wilhelm den Thier- und Blumenmaler Jan Weenix, den durch seine Lichteffekte bekannten Schalken, die Blumenmalerin Rachel Ruysch, dann die Italiener Belucci, Pellegrini, Zanetti, Milanese und Cignani.

Düsseldorf, der Geburtsort Johann Wilhelms blieb auch seine beständige Residenz, für deren Erweiterung und Verschönerung er unablässig Sorge trug. Anfangs waren die Bilder in einem langen, niedern Gange des Schlosses höchst unzweckmässig aufgestellt. Als aber durch die Reisen, welche Van Douven zum Ankaufe von kostbaren Gemälden im Auftrage des Kurfürsten unternahm, die Sammlung immer mehr anwuchs, beschloss dieser 1710 das noch heute als solches verwendete Gallerie-Gebäude zunächst seines Schlosses aufzuführen. Dasselbe besteht aus einem Erdgeschosse das, neben einigen Diensträumen, Säle zur Aufstellung antiker Statuen und sonstiger Kunstgegenstände enthält. Ceber denselben erhoben sich durch grosse Bogenfenster nach Innen erleuchtet, drei grosse und zwei kleinere Säle. In der Mitte des, nach einer Seite offenen Baues prangt, von Boskets umgeben, die Statue des Stifters in

Sprauer. Fresken des Nationalmuseums,

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weissem Marmor. In diesem Gebäude nun musste Van Douven die ganze Sammlung zweckmässig ordnen und vertheilen. Als Pigage, der General-Director der Bauten Karl Theodors 1778 sein grosses Werk über die, mit Recht in ganz Deutschland und weiterhin berühmte Gallerie herausgab, enthielt sie von hervorragenden Meistern nur allein 46 Rubens, 21 Van Dyck, 9 Rembrandt, mehrere Breughel, 22 Van der Werff, 4 Snyers, 3 Honthorst, aber nur einen Dürer. Von berühmten Italienern war Raphael, Guido Reni und Andrea del Sarto je mit 2, Michel Angelo und Tintoretto mit je 3, Paul Veronese mit 6, Titian mit 5, Luca Giordano mit 16 und Carlo Dolce mit 4 Bildern vertreten. Dagegen fanden sich von Wouvermans und Teniers, Salvator Rosa, Guercino, Domenichino, Correggio, Giulio Romano, Spagnoletto und dem Spanier Velasquez nur je ein Bild in der Sammlung. Für die altitalienische und altdeutsche Kunst fehlte jener Zeit alles Verständniss, sie war desshalb auch nicht vertreten. Weitaus die meisten und schönsten dieser Stücke zieren jetzt die weltberühmte Münchner Pinakothek, wo sie uns, durch Pettenkofer's unschätzbare Erfindung, nach und nach wieder zu neuem Leben erweckt, in ihrer ursprünglichen Herrlichkeit, wie eben erst aus der Hand des Meisters hervorgegangen, an den Wänden entgegenleuchten.

Man hat in neuester Zeit die schon früher erhobenen Ansprüche auf diese Kunstschätze, welche angeblich aus den Mitteln der Lande Jülich und Berg sollen erworben worden sein, wieder erneuert. Ich denke wir Bayern dürfen ruhig die Beweise jener Behauptung erwarten, die ja bekanntlich in jedem Rechtsstreite dem Prätendirenden obliegen. Und da hoffen wir denn, dass Preussen seinem alten Motto:,,suum cuique" treu bleiben und es nicht gegen das zweideutige,,Meine Stärke ist mein Recht" vertauschen werde. Was darüber weiter zu sagen, findet sich, wie wir denken bündig und überzeugend in einem Artikel, der durch mehrere October-Nummern der Allgemeinen Zeitung von 1866 läuft.

An diese grosse Kunstsammlung, die unter allen folgenden Pfälzer Fürsten erhalten blieb, und erst nach dem Verluste des Landes als offenbares Hausgut nach München kam, knüpfte Karl Theodor seine 1767 gestiftete und grossmüthig dotirte Akademie der bildenden Künste. Die Landstände erkauften für sie eine herrliche Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen, welche noch eine Zierde derselben bildet und zu den vorhandenen Antiken kamen viele, von Winkelmann besorgte Gips-Abgüsse berühmter Kunstwerke des Alterthums. Unter der französ ischen Herrschaft wurde das Akademie-Gebäude der Sitz des Landesministeriums, die Anstalt selbst fristete sich absterbend fort. Friedrich Wilhelm III. von Preussen erweckte sie 1822 zu neuem Leben. Auf Niebuhrs Anrathen erhielt der berühmte Peter Cornelius die Direction.

Er war der Anstalt und seinen Schülern ein wahrer Vater. Aus ihr ging auch Kaulbach hervor, der würdig, mit seinem Meister, den Kranz der Unsterblichkeit hält. 1826 wurde Schadow Director der frisch

erblühenden Kunstschule.

Johann Wilhelm, der auch das Schloss von Bensberg von Grund aus neu aufführen und mit trefflichen Fresken hatte ausschmücken lassen, starb ohne Leibeserben 1716. Ihm folgte der letzte Neuburger, sein Bruder Karl Philipp, früher für den Dienst der Kirche bestimmt, später ein tapferer Herr, der sich in kaiserlichen Diensten gegen die Türken, namentlich unter seinem Vetter Max Emmanuel von Bayern beim Sturm auf Ofen 1686 viele Lorbeeren errungen. Sein anfangs gezeigter edler Wille, dem Lande aufzuhelfen ging gar bald unter dem viel mächtigern Willen seiner Hofgeistlichen zu Grunde. Er überliess seinem Beichtvater dem Jesuiten Seedorf alle Regierungsgeschäfte, und dieser, der vertraute Freund des berüchtigten Paters Stadler, war sein eigentlicher Conferenzminister.,,Hätt" schreibt die derbe Elisabeth Charlotte,,,mein Leben nicht gedacht, dass Churpfalz sich den Pfaffen so unterwerfen würde, ,,hat ja vor raisonable passirt, und sich durch Pfaffen regieren zu lassen, ,,ist gar nicht raisonable. Aber Leute so in ihrer Jugend nicht gar ..ordentlich gelebt haben und alt werden, denen machen die Pfaffen die Holle heiss und weiss, dass alles wieder gut gemacht würde, wenn sie nur gegen Reformirte und Lutherische sein und sie plagen; das ,,Hirn schwächt mit der Zeit und mit dem Alter so geht es Chur„pfalz auch“. Karl Philipp hatte auch, in kirchlichen Zwist mit Heidelberg gerathen, das Pfälzer Versailles, jenes ungeheure Schloss zu Mannheim mit seinen 1500 Fenstern erbauen lassen, dessen linker Flügel 1795 von den Neufranken zusammengeschossen wurde. Der Kurfürst war 81 Jahre alt geworden und starb 1742. Seine einzige grossgewordene Tochter Elisabeth, welche 1728 vor ihrem Vater starb, und die an Joseph Karl von Sulzbach vermählt war, hinterliess nur drei Tochter: Elisabeth Auguste welche ihrem Vetter Karl Theodor und Maria Anna welche dem Herzog Clemens von Bayern, beide am 17. Januar 1742 die Hand reichten. Die dritte Franziska Dorothea verband sich 1746 mit Pfalzgraf Friedrich Michael von ZweibrückenBirkenfeld und ist die Stammmutter des bayerischen Königshauses.

Hatten auch die niederrheinischen Herzogthümer viele Ursachen, die beiden letzten neuburgischen Regenten, besonders Johann Wilhelm, der sie so auffallend begünstigte, besonders hoch zu halten, das Pfälzer Hauptland hatte deren um so weniger. Ungemessene Prachtliebe und Verschwendung mochten in den Augen lobpreisender Höflinge, Künstler und Kunstenthusiasten, Unduldsamkeit und Verfolgungssucht Andersglaubiger in den Augen der Jesuiten als fürstliche Grossmuth, Kunstsinn und Religionseiter, und darum als hoch zu preisende Vorzüge

gelten; uns erscheinen sie, wie der grossartige Stellenschacher, den schamlose Günstlinge offen trieben, als finstere Schatten die über der Regierungsperiode dieser beiden Fürsten liegen. Ihre Missregierung trieb 30,000 der bessten und fleissigsten Unterthanen aus dem Lande und,,in die neue Welt", so dass im achtzehnten Jahrhundert der Name Pfälzer gleichbedeutend mit Auswanderer wnrde. Dort haben sie Pennsylvanien bevölkern helfen, ihre Nachkommen sind aber schon längst yankeeisirt. Ein Theil hingegen blieb in der irischen Grafschaft Limerik, wo sie, ihre Muttersprache sprechend, sich, ,,Palatiner" genannt, noch bis heute unter den Eingebornen unvermischt erhielten. Reisende aus jener Zeit können nicht genug von dem Glanze und der byzantinischen Etikette des Düsseldorfer Hofes erzählen, aber auch die bittern Klagen sind uns aufbehalten, welche die Herzogin von Orleans, die mit diesem Hautgout des Hofes aus erster Hand an der Pariser Quelle übersättigt worden, über jene sinnlose Verschwendung in Düsseldorf erhebt, während die arme, ausgesaugte und verwüstete Pfalz im tiefsten Elende schmachtet und ihr liebes Heidelberg in Trümmern ligt".

Das Bild ist von Palme gemalt. Der Kurfürst in der Mitte mit seiner charakteristischen grossen Unterlippe, vor ihm Van Douven und hinter ihm Van der Werff sind Porträts. Ebenso der neben diesem rechts stehende Chevalier Grupello, von dem die schöne eherne Reiterstatue Jobann Wilhelms auf dem Marktplatze zu Düsseldorf herrührt, deren Modell auf dem Bilde neben ihm ersichtlich ist.

99. Mannheim, ein Hauptsitz der Kunstbildung unter Kurfürst Karl Theodor.

Als Karl Theodor 1777 den Thron Bayerns bestieg, war er bereits ein Herr von dreiundfünfzig Jahren, und die schönere Zeit seiner Wirksamkeit lag hinter ihm. Diese ist seinen rheinischen Landen zu Gute gekommen. Dort war er nach dem Abgange seines Pathen Karl Philipp, des letzten Pfälzer Kurfürsten von der Neuburger Linie, 1742 zum Besitz eines der schönsten Länder des deutschen Reiches gelangt, nachdem er schon neun Jahre lang Sulzbach, das kleine Erbe seiner Linie, regiert hatte. Wenige Monate vor Kurfürst Karl Philipps Ende er konnte nur im Rollstuhle Zeuge sein - fand die oben erwähnte Doppelheirath, und vier Jahre später die Vermählung der jüngsten Prinzessin statt. Der bibelfesten, frommen Marie Eleonore von Sulzbach, der Grossmutter der Prinzessinnen, soll einst bei hellem Tage in einem Gesichte der künftige Glanz ihres Hauses enthüllt worden sein.

Der Ingolstädter Jesuit Seedorf, der allmächtige Günstling Karl Philipps, ist Karl Theodors Mentor gewesen, und seine Jugenderziehung war getheilt zwischen den üblichen Schulstudien im Sinne des Ordens,

die er auf den Universitäten zu Leiden und Löwen vollendete, und einer feinen französischen Hofbildung. Darum blieb er, wenn auch mit Voltaire, dem Modegötzen seiner Zeit, in glatten, zierlichen Phrasen briefwechselnd, dennoch ein Freund der Jesuiten, für welche sein Beichtvater und ihr Ordensbruder, der später in Bayern so verhasst gewordene Pater Frank, eifrig sorgten. Hatte auch dieser ihm die Gewissenspflicht auferlegt, in dem nur zur Hälfte katholischen Lande dennoch alle öffentlichen Stellen,,allmählig und auf glimpfliche Weise" nur mit Katholiken zu besetzen, so blieb der Fürst doch im Ganzen duldsam gegen seine protestantischen und reformirten Unterthanen und war selbst kaum mehr als strenger Formkatholik. In seinen spätern Jahren ist er bigot geworden und lag ganz in den Fesseln Frank's, dessen gefällige Casuistik dem alten Herrn wohl so manchen Gewissens-Scrupel hinwegdisputiren.

musste.

Mit vielen Kenntnissen, die das Leben veredeln und verschönen, verband Karl Theodor die gewinnendsten Formen, war angenehm und leutselig im Umgang, besonders mit Gelehrten und Künstlern, und ein gewisser literarischer Dilettantismus hatte ihm den Ruf der Gelehrsamkeit erworben. Dabei war er eifersüchtig auf seine Würde, prachtliebend, bequem, wodurch das Land mit der damals grassirenden Soldatenspielerei verschont blieb, sorgte aber dennoch für die Bedürfnisse des KriegsWesens, besonders wenn es seiner Baulust fröhnte, und hielt es in gutem Stande. Dass ein Prinz, dem sein Mentor die Lehre einprägt: „Die Fürsten können mit grösstem Fug die Götter dieser Welt genannt werden jeder Neuerung in Staatssachen abhold bleiben, und völlig absolut regieren würde ist erklärlich, und nur seinem natürlich guten Herzen zu danken, dass dieses in milder Form geschah. Darum blieb von ihm unbegriffen der Geist einer neuen Zeit, der zerstörend aber reinigend über Europa hinfegte, und vor dem alles Veraltete und morsch Gewordene erbarmungslos zusammenkrachte. Und als das Wetter näher und naher braus'te, als der Greis über den Rhein her die verhängnissvolle Lehre vernehmen musste: „Die Fürsten sind nur gross, weil wir vor ihnen knieen, stehen wir auf," da erschrack er zum Tode und meinte den furchtbaren Orean durch ohnmächtige Schranken aufzuhalten, die diesen nur zu erbittern aber nicht zu hemmen vermochten. Ist es doch die wahre Kunst des Regierens, den Pulsschlag der Zeit zu füllen und darnach die richtige Diagnose zu finden. In unserer unvollkommenen Welt haben es die Regierungskünstler ja stets mit einem Patienten zu thun.

Da die Gemahlin des Kurfürsten schon nach ihrer ersten, schweren Entbindung von einem todten Kinde sich seiner Umarmung entzog, so durfte es dem jungen, heissblütigen Fürsten kaum zum Vorwurfe gereichen, wenn er Entschädigung bei anderen willfährigen Schönen

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