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Zeit bei den östlichen Benar üblich war. Jetzt finde ich, dass der gleiche Lärm bei den Orang Lâut gemacht wird, sobald ihnen ein Kind geboren ist. Alle Anwesenden vereinigen sich, um zu schreien und auf irgend einem Gegenstande, welcher Lärm verursacht, zu trommeln, und zwar je mehr, desto besser. Das machen sie 10 Minuten bis eine halbe Stunde lang, und zwar in der Absicht, irgend welche bösen Geister zu verscheuchen, welche vielleicht den Versuch machen könnten, in die Mutter oder das Kind zu fahren. Sobald aber die Nabelschnur durchschnitten

a

b

Fig. 10.

Fig. 11.

Fig. 10. Chit-Nort", Bambugefäss der Orang Bèlendas, von der Hebamme zum

Reinigen der Frisch-Entbundenen benutzt.

a das Gefäss, b das Muster desselben (abgerollt).

Fig. 11. Abgerolltes Muster von dem Bambugefäss der Hebamme der Orang Bělendas, zum Füllen der von ihr benutzten „Chit-Norts".

wurde, ist die Gelegenheit für die Geister vorüber. Es ist das kein Zauber, wenigstens wird er von den Orang Lâut nicht dafür angesehen; aber das alte Weib, welches bei der Entbindung Beistand geleistet hat, bläst in den Zwischenpausen des Geschrei's aus ihren Lungen auf das Kind. [Jedenfalls erfahren wir hieraus, welchen Zeitraum die Orang Lâut vergehen lassen, bis sie die Nabelschnur durchschneiden.]

In dem Augenblick, wo die Nabelschnur durchschnitten wird, geben die Belendas dem Kinde den Namen.

Das Kind wird danach mit „Mirian"-Wasser gewaschen; dann wird um dasselbe ein Tuch gefaltet und man übergiebt es darauf der Mutter. Die Hebamme benutzt ein besonderes Chit Nort", um diese Waschung des Neugeborenen vorzunehmen; auch wäscht sie damit das Blut bei der Mutter weg.

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Dieses Chitnort" ist wieder ein Stück Bamburohr, das aber sowohl oben als unten nur ungefähr zur Hälfte seines Umfanges circulär abgeschnitten ist (Fig. 10a)1). An der anderen Hälfte hat man oben und unten ein Stück der Seitenwand des Bambu stehen lassen, so dass je eine tüllenartige Verlängerung entstanden ist. Diese Tüllen sind an ihrem freien Ende wiederum circulär abgeschnitten und an ihren senkrechten Rändern zeigen sie eine Reihe von Einkerbungen. Der eine Rand jeder dieser Tüllen hat 6, der andere 7 solcher Einkerbungen aufzuweisen. Der eigentliche Körper dieses Rohres ist so aus dem Bambu herausgeschnitten, dass die beiden trennenden Schnitte dicht über zwei benachbarten Internodien geführt wurden. Das eine dient dem Gefässe als Boden, das andere, das den Eingang verschloss, ist bis an die Peripherie des Stammes hin herausgeschnitten worden. Das Gefäss hat bei einem Umfange von 22 cm eine Länge von 56,5 cm ohne, und von 76 cm mit den beiden Tüllen. Diese letzteren sind mit zwei Reihen von Zickzacklinien geschmückt (Fig. 106) und zwei doppelte Längsstreifen laufen am Körper des „ChitNort" entlang. Zwischen dem einen Doppelstreifen finden sich horizontale Querstriche, zwischen dem anderen eine Zickzacklinie. An die einander zugekehrten Seiten dieser Längsstreifenpaare sind ebenfalls Zickzacklinien angefügt. Die Linien sind wiederum durch schwarze und weisse Punkte markirt.]

Um dieses „Chit-Nort" der Hebamme mit Wasser zu füllen, ist ein besonderer, ebenfalls mit Ornamenten gezierter, Bambu erforderlich (Fig. 11)2).

[Dieser Bambu hat nur eine Länge von 29 cm bei 13,3 cm Umfang. Oben ist er zwischen zwei benachbarten Internodien durchgeschnitten, unten dicht unterhalb eines solchen, so dass dasselbe dem Gefässe als Boden dient. Das Durchschneiden erfolgte halb circulär und halb mit schrägen Schälschnitten. Die obere Hälfte ist ohne Verzierung, die untere aber ringsherum mit erbsengrossen, schwarzen und weissen Punkten geschmückt. Stevens giebt eine Beschreibung der Ornamente, welche sich auf diesem „Chit-Nort" befinden sollen, die aber in Wirklichkeit nicht an demselben sind. Es muss ihm hier eine Verwechselung untergelaufen sein. Seine Beschreibung lautet:] „Die Figuren, welche darauf abgebildet sind, sind der Rôtan „riong“ und „butong" der Tâbong-Legende. Beginnt man bei dem offenen Ende, so sind die förmigen 1) Inv.-Nr. 27 192e [105].

2) Inv.-Nr. 27 201 [118].

Figuren (a) wieder die Fingerspuren Tûhans. Die liegenden Kreuze mit durchgehendem Strich (8) sind die Dornen des „Butang"-Rôtans. Die Figur ist der Rôtan „butong", wobei die daran entlang laufenden Spiralen die Dornen darstellen und die Kreuzstriche den Begriff der Menge mit dem des sich kreuzenden Wuchses verbinden. Darüber in der Mitte ist ein Ring von „Butong"-Dornen (y) und darunter der Rôtan „riong". Die Stacheln an dem letzteren sind in natura viel kürzer, als an dem ersteren. Spiralen von weissen und schwarzen Punkten (mit roth) werden beim Gebrauche über das ganze Muster geführt. Eine Erklärung war nicht zu erhalten.

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Fig. 12. Chit-Nort", Bambugefäss der Orang Bèlendas, aus welchem die Hebamme die Frisch-Entbundenen wäscht, nachdem sie sie vorher aus dem Chit-Nort

Fig. 10 gereinigt hat.

a das Gefäss, b das Muster desselben (abgerollt).

Wenn das Blut der Mutter fortgewaschen ist, wird aus dem so eben beschriebenen Bambu von der Hebamme ein anderes Chit Nort" gefüllt (Fig. 12)) und die Entbundene daraus mit einem warmen Aufguss von Mirian" gewaschen.

[Dieses Chit-Nort" (Fig. 12a) ist das längste von allen. Es ist ebenfalls nur zur Hälfte des Umfanges circulär herausgeschnitten, während auf der anderen Hälfte oben und unten ein tüllenartiger Anhang erhalten ist. Diese beiden Tüllen entsprechen nicht ganz genau der gleichen Bambuhälfte, so dass ihre Längsachsen sich nicht treffen, sondern einander parallel

1) Inv.-Nr. I. C. 27 192 [101].

laufen. Mit diesen Tüllen ist das Gefäss 185,5 cm lang, ohne dieselben. 157,5 cm, sein Umfang beträgt 23,5 cm. Die freien Ränder der Tüllen sind sorgfältig zugeschnitten und mit zierlichen Einkerbungen versehen. Der eigentliche Körper des Gefässes ist so des Gefässes ist so herausgeschnitten, dass oben und unten gerade noch ein Internodium mitgenommen wurde. Es befinden sich aber ausserdem noch zwei Internodien an dem Gefässe. Diese beiden, sowie das oberste, sind bis an die Peripherie heran ausgeschnitten worden; nur das unterste Internodium ist erhalten und bildet den Boden des Gefässes. Die Tüllen (Fig. 126) sind mit Querstrichen. und dazwischen laufenden Schrägstrichen ornamentirt, und ein durch Querstriche unterbrochener Ornament-Längsstreifen läuft jederseits an dem Körper des Rohres entlang. Auch hier sind wiederum die Linien durch schwarze und weisse Punkte markirt.]

[Nachdem die Entbundene nun auf diese Weise gewaschen wurde], legt ihr die [zweite] Gehülfin eine reine Matte unter und geht dann hinaus, um diejenige, welche sie fortgenommen hat, zu waschen. Die erste Gehülfin nimmt unterdessen die Nachgeburt, und wenn das Neugeborene ein Knabe ist, so bindet sie dieselbe in ein Tuch und hängt sie auf einem Baume auf. Wenn aber ein Mädchen geboren wurde, so wird die Nachgeburt irgendwo in der Nähe des Hauses ohne weitere Ceremonie begraben. Der Grund für diese Unterscheidung ist, dass die Fraueu zu Hause bleiben müssen, während die Männer im Gegentheil unter die Bäume des Waldes. gehen und nicht, wie die Frauen, an einer Stelle bleiben dürfen.

Von dem Packet auf dem Baume wird weiter keine Notiz genommen. Wenn einem Djâkun ein Sohn geboren war, so wurde die Nabelschnur an einen von des Vaters Wurfsteinen gebunden, mit welchem dieser schon einmal einen Feind getödtet hatte. Dann wurde sie in Seewasser getaucht und gewaschen und in dem Rauch zum Trocknen aufgehängt. Wenn sie trocken war, wurde sie mit dem Stein sorgfältig aufbewahrt, bis der Knabe erwachsen war. Bei seiner Verheirathung wurde ihm der Stein übergeben und von ihm sorgfältig bewahrt, da solch ein Stein niemals sein Ziel verfehlt.

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Ein Kind, das in Schädellage geboren wird, wird von den Bĕlendas mit Betul" bezeichnet, während sie ein Kind, das mit den Füssen zuerst kommt, Junyong" nennen. Fusslagen kommen aber sehr selten vor. Die Entbindungen sind in der Regel sehr leicht und Todesfälle der Mutter sehr selten. Aber die Niederkunft mit einem todten Kinde ist „ziemlich gewöhnlich".

Wenn das Kind todt geboren ist, so wird die Nabelschnur durchschnitten; danach wird ein Grab hergerichtet1). In dieses wird der sorgfältig in Zeug eingewickelte Leichnam des Kindes gelegt.

1) Die Gräber hat Stevens ausführlich beschrieben, s. Grünwedel 1, S. 136.

Auch die Nachgeburt wird in Zeug oder in eine Matte gebunden und dem Kinde an die Seite gelegt, aber dazwischen wird ein Stück Rinde gepackt, so dass die Nachgeburt den Körper des Kindes nicht berühren. kann. Alsdann wird die Erde darüber aufgeworfen.

Wenn sich die Entbindung lange hinzieht, was bisweilen, aber nicht häufig vorkommt, so wird der zweite „Powang" über die Kreissende ausgesprochen1) und es wird ihr der Leib mit dem Fett der grossen Python-Schlange eingerieben; auch muss sie ein wenig von diesem Fett verschlucken. Wenn, was in seltenen Fällen geschieht, irgend ein bedenkliches Anzeichen eintreten sollte, so gebraucht die vor der Kreissenden knieende Gehülfin ihre Hand, um die Oeffnung der Genitalien nach einer Seite hin etwas zu erweitern; sie versucht aber niemals, das Kind herauszuziehen.

„Fliessende" oder „zerrissene" Blutgefässe kommen selten vor. Wenn es geschieht, so muss, da die Belendas von der Wundarzneikunst nichts verstehen, die Natur über das Resultat entscheiden."

Sollte sich [bei der Entbindung auf dem Boote] irgend eine Verzögerung in der Niederkunft bemerkbar machen, so wird noch ein drittes. Weib gerufen, welches seinen Fuss auf den Unterleib der Gebärenden setzt und mit ihm fest aufdrückt, bis die Entbindung vor sich geht. Schaden soll, wie mir gesagt wurde, durch diese rohe Behandlung niemals geschehen. Wenn aber irgend ein Hinderniss vorkommt, so wissen sie nicht, was sie thun sollen, um dem armen Weibe zu helfen. Wenn sie es übersteht, so ist es gut, wenn sie es nicht übersteht, so stirbt sie," war in der That die Antwort auf die an einen Mann gerichtete Frage.

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Sollte der Tod der Mutter während der Entbindung eintreten und das Kind auch unmittelbar darauf sterben oder todt geboren werden, so werden beide in einem Grabe und in einer Umhüllung beerdigt, und zwar so, dass das Kind auf der Brust der Mutter, mit dem Gesicht nach unten, liegt.

Um das Zusammenziehen der Genitalorgane zu beschleunigen, muss die Wöchnerin zehn Tage hindurch einen warmen Aufguss von Mirian. Sejok" trinken. Bisweilen legt sie auch eine Binde an, welche nach Art der Chavat"-Rinden-Binde oder des Lendentuches zusammengeschlungen ist. Dieses findet aber nicht immer statt.

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Zehn Tage lang ist es der Wöchnerin verboten, kaltes Wasser zu trinken oder sich mit kaltem Wasser zu waschen. Zu ihren Waschungen. benutzt sie dann wieder ein anderes Chit-Nort" (Fig. 13a, b)), das aber ebenfalls aus dem oben beschriebenen Bambu der Hebamme (Fig. 11) gefüllt werden muss.

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1) Derselbe wird von Stevens mitgetheilt; s. Grünwedel 1, S. 144.

3) Inv.-Nr. I. C. 27 192 c. [103].

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