Imágenes de páginas
PDF
EPUB

[Dieses Chit Nort" (Fig. 13a) besitzt wiederum am oberen und am unteren Ende einen tüllenartigen Ansatz, dessen unterer Rand etwas mehr als den halben Umfang des Bambu umgreift. Die freien Ränder der Tüllen sind in gefälliger, doppelter Bogenlinie ausgeschnitten. Das Heraustrennen des Bambugefässes hat wieder dicht oberhalb zweier Internodien stattgehabt, aber so, dass noch zwei Internodien sich an dem Gefässe befinden. Diese beiden und das eine der vorher erwähnten sind bis an die Peripherie herausgeschnitten, um den Bambu zu einer gleichmässigen Röhre zu gestalten. Das vierte Internodium ist erhalten und dient dem Gefässe

[blocks in formation]

Chit-Nort", Bambugefäss, aus welchem sich die Wöchnerin der Orang Belendas wäscht. a das Gefäss, b das Muster desselben (abgerollt).

als Boden. Ein kleines Loch in demselben ist wahrscheinlich unabsichtlich hineingerathen. Die Länge des Gefässes beträgt mit den Tüllen 177 cm, ohne dieselben 153 cm, sein Umfang ist 19,3 cm. Die Tüllen sind hier nicht mit Ornamenten verziert, aber an dem Körper des Gefässes (Fig. 136) laufen zwei ornamentirte Längsstreifen herab, deren einer Querlinien, der andere aber eine Zickzacklinie zeigt. In jeder dieser Linien finden sich je vier Reihen von kleinen Punkten, und zwar sind immer die äusseren Reihen aus weissen, die inneren Reihen aus schwarzen Punkten gebildet.]

Fünf bis sechs Tage hindurch darf die Wöchnerin nur „Kadi“ (eine Knollenart), sowie Reis und Pisang (Musa) essen. Chili und heisse, gewürzte Brühen sind ihr ganz besonders verboten.

Nach der Entbindung von einem lebenden Kinde ist die Mutter gewöhnlich schon nach fünf bis sechs Stunden wieder im Stande, sich frei Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1896.

14

in dem Hause zu bewegen. Nach drei Tagen kann sie wieder ausgehen.

[ocr errors]

[In einem früheren Berichte gab Stevens an, dass bei den Bělendas nach der Niederkunft der Ehemann oder, um correkter zu sprechen, die Ehefrau vierzehn Tage ausser Sicht bleibt." Es handelt sich wahrscheinlich hier um eine frühere Sitte, nach der die Entbundene vierzehn Tage lang die Hütte nicht verlassen durfte.]

Bei den Orang Lâut wäscht sich die Mutter eine halbe Stunde nach der Niederkunft in der See, und nach wenigen Tagen geht sie schon wieder ihren Verpflichtungen nach. Bei einem als so natürlich erachteten. Ereignisse wird nichts Besonderes vorgenommen; nur einen Monat lang wird jetzt ein Sarong um die Magengegend gebunden, während sie früher hierzu einen Rinden-Chavat benutzten.

Bei dem Neugeborenen fällt der Nabelschnurrest „nach einigen Tagen" ab und wird dann einfach fortgeworfen. Einen ganzen Mondmonat hindurch wird das Bělendas-Kind täglich an jedem Morgen aus einem bestimmten „Chit-Nort" (Fig. 14)1) gewaschen, dessen Füllung wieder aus dem mehrfach erwähnten Bambu (Fig. 11) erfolgt.

[Von den bisher beschriebenen „Chit-Norts" unterscheidet sich dieses dadurch, dass an seinem unteren Ende zwei lange Spähne, die sich gegenüberstehen, ausgespart sind (Fig. 14a). Sie haben bei einer Breite von nur 1,7 cm eine Länge von 11,4 cm, während das gesammte übrige „ChitNort" nicht mehr als 23 cm Länge besitzt, bei einem Umfange von 13,8 cm. Oben ist das Gefäss circulär aus dem Bambu, ein wenig unterhalb eines Internodiums, herausgeschnitten. An der Basis der erwähnten beiden Spähne ist ein Internodium erhalten worden, das den etwas vertieften Boden des Gefässes bildet. Die beiden Spähne zeigen keine Bemalung, das ganze übrige Gefäss ist aber mit fingerkuppengrossen schwarzen und blassrothen Tupfen bedeckt (Fig. 14b).]

Bei den Orang Lâut wird die Geburt eines Kindes durch einen Stab mit gespaltenem Ende, in das ein Blatt eingeklemmt ist, angezeigt. Ist das Kind ein Mädchen, so hat der Stab seine Rinde; ist es ein Knabe, so ist der Stab abgeschält.

Von den Djâkun-Weibern wurde schon früher berichtet, dass sie zum Schutze ihres Kindes im Mutterleibe das muschelförmige Holzstück bei sich trugen. Sobald nun das Kind geboren war, befestigten sie dieses Holz an dem Neugeborenen, um dieses gegen Kälte (d. h. gewöhnlich Krankheiten) zu schützen. Ich habe in früheren Jahren oft die kleinen Kinder der gegenwärtigen Djâkun so geschmückt gesehen. Aber da das Holz so sehr ähnlich dem herzförmig gestalteten Silberschmuck ist,

1) Inv.-Nr. I. C. 27 195 [110].

[ocr errors]

welchen Indianer - Mädchen u. s. w. [hier sind sicherlich Mädchen der Inder gemeint] tragen, so lange sie noch jung sind, so hielt ich ihn für dasselbe und habe über die Sache nicht weiter nachgefragt; denn ich dachte mir, dass diese Sitte von den Malayen entlehnt worden sei. Zweifellos geschah es in der Mehrzahl der Fälle, dass nur hie und da gelegentlich einmal solch ein muschelähnliches Stückchen Holz zum Vorschein kam. Es kommt bei Kindern noch vor, wird aber nicht mehr

b

a

Fig. 14.

„Chit-Nort", Bambugefäss der Orang Belendas, aus welchem das Neugeborene einen Monat lang täglich gewaschen wird.

a das Gefäss, b das Muster desselben (abgerollt).

getragen oder doch nur kurze Zeit von der Mutter vor der Geburt des Kindes."

Stevens hörte von einem Gebrauche, welchen die Djâkun-Weiber in früherer Zeit hatten, und den sie auch jetzt noch in einer geringen Anzahl von Fällen" befolgen: „Wenn eine Djâkun-Mutter ihr erstgeborenes Kind verliert, und wenn dasselbe ein Knabe ist, so zieht sie das Baumwollenzeug aus, welches sie als Unterrock trägt, und legt statt dessen einen Rindengürtel“, den „chawat", an. Ueber diesem Gürtel kann Baumwollenzeug getragen werden, aber das Tragen der Rinde un

mittelbar auf dem Körper war Vorschrift und musste so lange fortgesetzt werden, bis ein neuer Monat nach dem Tage des Todes begann; dann durfte der Rindengürtel abgelegt werden."

Dass Kindermord bei ihnen vorkäme, leugnen die Orang Lâut, auch wird keine solche Anklage gegen sie erhoben. Nahrung haben sie reichlich, und die Kinder werden frühzeitig daran gewöhnt, sich selbst zu helfen, so dass auch gar keine Versuchung hierfür vorlag.

Zwillinge sind bei ihnen fast unbekannt. Es kann kaum ein Zufall sein, dass ich keinen Fall hiervon unter ihnen gesehen habe, denu die Djakun sagen mir, dass sie auch keine gesehen hätten. Wenn Zwillinge vorkommen sollten, so würden sie an und für sich als ein Vortheil betrachtet werden, da nun später zwei Kinder bei der Arbeit helfen würden. Aber der Vater würde doch zweifelhaft sein, ob nicht ein anderer Mann ihm geholfen hätte. Ich wies sie darauf hin, dass Thiere oft viele Junge gleichzeitig zur Welt brächten, aber dennoch vermochte ich die Männer nicht zu überzeugen, und sie beharrten hartnäckig dabei, dass sie mehr als einem Kinde in einer Niederkunft misstrauten. Sie sahen es aber nicht gerne, dass ich bei diesem Thema verweilte.

Die Couvade oder das Männerkindbett ist den Orang Lâut ebenso wenig bekannt, als den Orang hûtan im Innern der Halbinsel.

„Bei dem Tragen der Kinder wendet die Djâkun-Mutter oft genau dieselbe Methode an, wie ich sie bei drei oder vier Gelegenheiten von den Chinesen - Weibern der unteren Klassen in den Strassen von Singapore habe ausführen sehen. Sie tragen ihre Kinder nehmlich auf dem Rücken mit einer Schlinge von Zeug oder Rinde um des Kindes Rücken und Unterkörper und vorn über der Mutter Brust, aber mit einem oberen Streifen noch über der Mutter Stirn, was die Chinesinnen nicht thun, so weit ich wenigstens gesehen habe. Die Beine des Kindes sind aufwärts und nach vorn längs der Mutter Hüften gebunden. Aber sobald das Kind saugen will, wird es nach vorn herumgezogen und nicht auf die Weise gesäugt, wie ich es bei den Belendas gesehen habe, dass nehmlich die Mutter die Brust auf die Schulter wirft; hiervon sind wenige Fälle ausgenommen, wo die Djâkun-Mutter durch zahlreiche Entbindungen ungemein verlängerte Brüste hat. Ich habe auch das Djâkun-Kind mit seinem Köpfchen nach vorn unter dem Arme der Mutter saugen sehen. Auf der Hüfte wurde das Djâkun-Kind früher nicht getragen, wie das die Weiber der Belendas und der Malayen oft thun. Aber jetzt herrscht in dieser, wie in vielen anderen Gewohnheiten grosse Unregelmässigkeit, da der Djâkun seine Sitten dadurch sehr verändert hat, dass er die anderen um ihn herum wohnenden Stämme copirt."

„Die Běnûa-Mutter trägt ihr Kind in einem Stück Rindenzeug, welches über den Rücken des Kindes und über eine Schulter der Mutter hinweg und unter der anderen hindurchgezogen wird, und dessen Enden

geknotet werden. Wenn das Kind noch zu jung ist, um sich mit seinen Armen um den Nacken der Mutter festhalten zu können, so wird es hinten auf dem Rücken getragen, so dass seine Beinchen den Leib der Mutter umklammern. Es wird niemals auf der Hüfte getragen, ausgenommen, wenn dieses von den Malayen erlernt ist.“

Auch die Weiber der Orang Lâut werfen beim Säugen die Brust nicht zurück über die Schulter, aber oft wird sie von der Seite unter dem Arme der Mutter hindurch gegeben. Sowohl bei den Djâkun, als auch bei den Orang Lâut säugen die Weiber ihre Kinder solange, bis die Milch fehlt. Es ist sehr ungewöhnlich, dass sie anfänglich nicht genügende Nahrung hätten. Wenn das vorkommen sollte, so würde eine Verwandte oder Freundin ihre Milch mit ihr theilen. Sie verbergen sich nicht vor den Augen anderer Männer, wenn sie dem Kinde die Nahrung geben. Ein Kind, welches an der Nahrung theilgenommen hat, wird später mit dem rechtmässigen Kinde nicht als enger verbunden betrachtet, als irgend ein anderes sonst.

Die Belendas-Mütter reissen oft einem jungen Hornvogel, wenn die Männer einen solchen beschafft haben, die Flügel- und Schwanzfedern aus und geben sie ihren kleinen Kindern, damit sie die Kiel-Enden aussaugen. Das unterhält die Kinder nicht nur und macht sie ruhig, sondern es wird auch angenommen, dass es in einer gewissen, noch nicht aufgeklärten Weise eine wohlthätige Wirkung auf des Kindes „gutes Glück“ ausübe.

Die Djâkun lassen ihre ganz kleinen Kinder niemals allein, wie die Anderen das thun. Wo nur immer die Eltern gehen, da trägt die Mutter das Kind, oder auch der Vater, wenn mehrere Kinder da sind, die noch nicht laufen können, und eine weibliche Verwandte oder Freundin nicht zur Stelle ist. Die Belendas hängen in ihren Niederlassungen, wo weniger Gefahr vor Tigern u. s. w. besteht, die kleinen Kinder in einem Korb aus Bastmatte an der Wand der Hütte zwei bis drei Stunden lang auf. Die Panggang pflegen sie in derselben Weise an dem Ast eines Baumes aufzuhängen, wenn sie nicht weit davon beschäftigt sind, aber nicht in beträchtlicherer Entfernung. Die Těmiâ (Tummiyor) überlassen die Kinder auf dem Boden ihrer luftigen Hütten sich selber, bis es wieder Zeit wird, ihnen Nahrung zu geben.

Sehr oft werden die kleinen Kinder dieser Stämme beim Campiren in des Vaters oder der Mutter ausgespanntem Sarong (Kleid) unter einem Blätterdache aufgehängt, das in zwanzig Minuten hergestellt und befestigt ist. Das geschieht nicht nur, um die Mutter frei zu machen, damit sie die Mahlzeit kochen und zubereiten kann, sondern auch, weil dieser Platz für das Kind bequemer und angenehmer ist und mehr Sicherheit gegen die herumschwärmenden Landblutegel, Ameisen, Tausendfüsse und Skorpione bietet. Es ist das also eine Rücksicht gegen das Kind und keine Vernachlässigung. Ueber Nacht hängt die Wiege niemals, auch nicht bei

« AnteriorContinuar »