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der Auffassung bei, dass wir auf die Aufeinanderfolge von Kupfer- und Bronzecultur zu schliessen berechtigt seien.

In zwei Fällen hat die Analyse dargelegt, dass neben dem Kupfer Antimon die Hauptrolle spielt; eine ähnliche Beobachtung hat an westpreussischen Fundobjekten Helm gemacht'). Wenn auch die ferneren Untersuchungen die Beobachtung ergeben werden, dass dem Kupfer (mit Ausschluss von Zinn) Antimon in solcher Menge beigeschlossen ist, dass es wirksam das Kupfer beeinflussen konnte, so wird die Annahme, es sei der Kupfer-Zinn-Mischung eine Kupfer-Antimon-Mischung vorangegangen, welche gleichsam die Bronzecultur vorbereitete, nicht mehr abzuweisen. In Ländern, wie Ungarn, wo das Antimon bereits in den Kupfererzen erscheint, musste man häufig die Beobachtung machen, dass dessen Anwesenheit den Härtegrad der Erzmischung wesentlich beeinflusst; der fernere Schritt von dieser Beobachtung zu zielbewusster Anwendung konnte dann nicht ausbleiben. Deshalb scheint es mir kein blosser Zufall zu sein, wenn in einem Schwerte, das jüngst von Herrn Loczka analysirt wurde, mit Antimon gemengtes Kupfer (ohne Zinn) angetroffen wurde). Zur Verwendung in Waffen musste diese neuentdeckte MetallMischung als besonders geeignet erscheinen, da schon die Beigabe eines ziemlich geringen Quantums von Antimon viel zur Härtung des Materials beiträgt.

Nach unseren Beobachtungen können wir der Annahme mancher Gelehrten, dass die meisten Werkzeuge der Kupferzeit durch einfaches Hämmern hergestellt wurden, nicht beistimmen.

Der Hammer hatte wohl seinen Antheil bei der Herstellung, doch kam derselbe meist nach dem Gusse, besonders zur Härtung der Kanten und Schneiden, zur Anwendung. Much hat die mit der Verhüttung verbundenen Proceduren ausführlich behandelt.

Den beiden Techniken schlossen sich als fernere Metalltechniken im Kupferalter das Treiben und Drahtziehen, und als verzierende Technik das Graviren und Glätten an. Alle diese Proceduren fanden ihre Anwendung auch an Goldobjekten, da das Gold in vielen Beziehungen sich ähnlich verhält, wie das Kupfer. Neben diesen Metallen kamen ausserdem alle jene Stoffe im Kupferalter zur Verwendung, welche auch den früheren Culturperioden bereits bekannt waren, doch konnten dieselben in Folge der neuerworbenen metallurgischen und technischen Erfahrungen in geeigneterer Weise behandelt werden.

1) Helm, Untersuchung u. s. w., Nr. 10 und Nr. 21; in acht anderen Fällen fand der verdiente Chemiker in der Bronze beträchtlichen Antimongehalt.

2) Im Schwerte von Tugár. Abbildung mit Beschreibung im Arch. Ert. 1895, XV. 444-445.

An die Beobachtungen, welche in jüngster Zeit zur erweiterten Kenntniss der Kupferzeit in Ungarn beitrugen, schliessen wir hier analoge Erfahrungen aus anderen Regionen der Kupferzeit an und können uns dabei um so kürzer fassen, als wir dabei meist auf leicht zugängliche Literatur hinzuweisen in der Lage sind. Diese Erfahrungen, welche besonders Aegypten, Cypern, Troja, Italien und Schweden betreffen, tragen alle dazu bei, die in der ungarischen Region gewonnenen Resultate zu kräftigen und zu erweitern. Besonders von diesem Standpunkte aus sei eine kurze Uebersicht, wenn auch bekannter Thatsachen, gestattet.

Montelius hat in drei wichtigen Arbeiten das Capitel, welches uns beschäftigt, gefördert. Von diesen ist zunächst auf seine Abhandlung über die Bronzezeit im Orient und in Griechenland (Arch. f. Anthr., XXI) zu verweisen. Wichtig ist darin von unserem Standpunkte aus die Berufung auf die Zeitbestimmung zweier Objekte aus Kahun mit geringem Zinngehalte, welche aus der Zeit der XII. Dynastie stammen und demnach dem Ende des dritten Jahrtausends vor Chr. angehören. Die Kenntniss der Bronzemischung war demnach zu dieser Zeit in Aegypten schon vorhanden, doch der geringe Zinngehalt deutet darauf hin, dass man dieses aus fernen Gegenden stammende Metall spärlich verwendete. Auch an anderen Orten wurde die Beobachtung gemacht, dass am Anfange der Bronzezeit die Bronzemischung arm an Zinn sei; Much hat in seinem bekannten Werke zahlreiche Daten dafür angeführt.

Doch giebt es für die Existenz des Kupferalters in Aegypten und anderen Gebieten der alten Welt noch ein anderes sehr gewichtiges Argument, das den Metrologen und Numismatikern wohlbekannt ist: nehmlich die Thatsache, dass in Aegypten sowohl, als z. B. in Italien noch in historischer Zeit das Kupfer als Gewicht und Werthmesser des alltäglichen Lebens galt'). Für Aegypten genügt es, auf einige Daten, die bei Chabas, Bergmann und Lenormant gesammelt sind, hinzuweisen). Was Italien betrifft, so ist es allgemein bekannt, dass Rom Jahrhunderte hindurch seit seinem Bestande an der Rechnung nach Kupferpfunden festhielt. Wie konnte man darin die Remanenz des prähistorischen Kupferalters verkennen!

Cypern's Kupferalter war seit 1874, als Franks auf dem Congresse in Stockholm drei analysirte Kupferdolche vorlegte, stets Gegenstand eingehender Forschungen. Neuerlich erfuhren unsere Kenntnisse besonders durch Ohne falsch-Richter's Untersuchungen reichliche Erweiterung. Jüngst gelangten eben durch diesen verdienten Forscher ganze Reihen cyprischer Metallobjekte in europäische Museen; auch das Ungarische

1) Vergl. meinen Aufsatz darüber in Arch. Ert. 1887, p. 17 ff.

2) Chabas, Recherches sur les poids, mésures et monnaies des anciens Egyptiens. Bergmann, Die Anfänge des Geldes in Aegypten. Num. Zeitschr. 1872, 161--180. Lenormant, La monnaie dans l'antiquité 1878, I, 97.

National-Museum erwarb eine solche Suite, welche wir hier (Fig. 49) vorführen. Die Objekte sind noch nicht analysirt worden, und deshalb ist der Kupfer- oder Bronzegehalt derselben noch nicht mit sicheren Daten

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zu belegen, doch auch als Zusammenstellung typischer Formen ist die Reihe sehr lehrreich.

Die Reihe eröffnen einige Flachmeissel (1-4); es folgen zwei Schmalmeissel (5 und 6), eine Nadel mit halbkugelförmigem Kopfe (7) und drei Pincetten (8-10). Das eigenthümlichste Werkzeug (11) ist ein Tüllenbeil, dem wir aus Ungarn nur ein ziemlich ähnlich geformtes Werkzeug an die Seite stellen können (Fig. 50). Mehrfach gewundene Ringe (12—15)

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finden im Bronzealter ziemlich häufige Nachahmung. Unter den Dolchformen (16-25) suchen wir vergeblich die Form, welche wir oben als cyprisch bezeichneten. Dagegen sind die Formen 20, 22 und 24 auch in unserer Bronzeregion gewöhnliche Erscheinungen. Weniger häufig ist der Typus Nr. 21, dem wir aus unsern Gegenden nur ein Kupfer- und zwei Bronze-Exemplare gegenüberstellen können.

Die trojanischen Funde gewannen seit Dörpfeld's Untersuchungen für die Datirung europäischer Analogien erhöhte Bedeutung. Das interessanteste Fundstück der Schicht, welche Dörpfeld mit 1b bezeichnet, war eine Doppelhaue, abgebildet bei Montelius'), welche einen Zinngehalt von höchstens 3-8,6 pCt. aufwies. Nach Dörpfeld's Berechnungen) liegt die zweite trojanische Schicht tief unter derjenigen (VI. Schicht), welche er als homerisch oder mykenisch bezeichnet. Die dazwischen liegenden Schichten (III-V) stammen zwar von unbedeutenden Ansiedelungen her, trotzdem muss die Fundschicht der Doppelhaue um mehrere Jahrhunderte vor den Beginn der mykenischen, welche etwa bis ins XIV. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht, angesetzt werden.

Für die italienischen Funde haben wir unlängst das grundlegende Werk von Montelius erhalten), welches für Oberitalien eine Fülle werthvoller Belege aus der Kupferzeit bietet und die Much'sche Zusammenstellung vielfach ergänzt.

Lehrreich ist die Erscheinung, dass die Pfahlbaufunde mehrfach Typen aus Bronze aufweisen, für welche wir in Ungarn Analogien aus Kupfer haben. Im Pfahlbau von Mercurago fand man eine kurze, dreieckige Dolchklinge mit zwei Nietlöchern (I, 7); fünf Exemplare dieser primitiven Dolchform stammen aus dem See von Varese (III, 8, 10, 12, 13, 20). Sie

1) Arch. f. Anthr. XXI, 20.

2) Athen. Mitth. 1893, VIII, 204.

3) La civilisation primitive en Italie I. Text und Tafeln 1895.

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sind alle aus Bronze und schliessen sich theils der b-Form, theils der c-Form der oben angeführten ungarischen Kupferdolche an. Eine Pfeilspitze mit flacher, breiter Klinge und zwei bartförmigen Ansätzen (III, 81) gleicht der bekannten Kupferform, und zwei Bronze-Angelhaken (III, 24, 25) stimmen vollständig mit unsern Angelhaken aus Kupfer überein (Pulszky, Fig. 7 und 8).

Aus dem Moor von Brabbia führt Montelius ein viereckiges Flachbeil an (IV, 7), wie deren viele in Ungarn vorkommen, und ein Steinring derselben Provenienz (III, 4) kann als Analogie zu dem Ringe aus Esseg betrachtet werden.

Aus dem Mincio stammt eine kurze Dolchklinge mit zwei Nietlöchern an der Basis (IX, 20). Die Pogegend bot ein kupfernes Flachbeil (X, 1) in Gesellschaft zweier Perlen mit Bohrung: die eine ist aus Stein (X, 3), die andere aus Bernstein (X, 8). Ferner sind aus der Pogegend zu erwähnen drei Kupfermeissel (XXVII, 1, 2, 11). Aus der Terramare von Castione stammt ein Flachmeissel (XIV, 2) und eine Schwertklinge aus Bronze (XIV, 8), welche mit der obenerwähnten Klinge des Bruckenthalschen Museums wenigstens in dem wesentlichen Punkte übereinstimmt, dass die Grifffortsetzung daran auch stabförmig gebildet ist.

Diese Form tritt in der Pogegend noch zweimal auf (XXXI, 2. XXXIII, 8). Beide Male hat sich auch das Ende des Griffstabes erhalten; derselbe erinnert mit seiner hakenförmigen Umbiegung an die ähnlichen Formen cyprischer und ungarischer Dolche. Ein anderes charakteristisches Merkmal, welches gleichfalls an dem Kupferschwerte des BruckenthalMuseums in die Augen sticht, nehmlich die scharfgratige Mittelrippe, findet sich nur an einem Exemplare der Pogegend, und dieses steht demnach auch den cyprischen Dolchformen näher, als die übrigen. Das scharfe Hervortreten der Mittelrippe ist auch an einem Schwerte aus Monza (XL, 4) auffallend, dessen Querschnitt beinahe rhombische Form zeigt.

Die Form der Kupferbeile und Doppelhauen treffen wir nur zweimal an, beide Male in anderer Gestalt. Eines (XXXIV, 14) ähnelt am meisten den durchlochten Knochenhämmern. An der Doppelhaue stehen beide Schneiden mit dem Stielloche parallel. Flache Kupferbeile finden wir in der Pogegend (XXXV, 1), in Remedello (XXXVI, 6, 7); von da stammen auch zwei dreieckige Dolchklingen (XXXVI, 8, 11) und ein Kupfernagel mit konischem Kopfe (XXXVI). Schliesslich seien noch hervorgehoben aus Cumarola ein Kupferdolch (XXXVI, 25), ein viereckiger Flachmeissel (XXXVI, 24) und ein anderer viereckiger Meissel (?), welcher deshalb bemerkenswerth ist, weil den Rand Zickzacklinien, die breite Fläche Wellenlinien zieren (XXXVI, 23). Alle drei wurden zusammen mit Objekten aus Silex und aus polirtem Stein gefunden.

Auf den Zusammenhang zwischen den ungarischen und italienischen Terramaren haben bereits Pigorini, Undset und Helbig hingewiesen;

Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1896.

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