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Bronzedraht mit breitem scheibenförmigen Ende (Fingerringe?)'), ferner schwarze Glasperlen mit gelber Einlage und ein Thonwirtel in Gestalt eines abgestumpften Kegels.

Als besonders charakteristisch seien der grosse Spiegel mit dem cannelirten Griff und einem rohen Thierkopf am Griffende (Taf. I, Fig. 4),, sowie die zahlreichen dreikantigen Bronzepfeilspitzen hervorgehoben. Es ist schwer zu entscheiden, ob die beiden runden Bronzescheiben kleine Spiegel vorstellen, wie deren sehr viele aus Osteuropa und dem Kaukasus bekannt sind; bei den letzteren treten die Ornamente auf der Rückseite mehr oder minder plastisch hervor, mitunter nehmen sie sogar die Form. scharfer Rippen an, was weder bei den Scheiben von Sapohowo, noch dem Exemplar aus dem Dührener Grabe der Fall ist. Dazu gesellt sich noch der Umstand, dass die wirklichen Weismetallspiegel jüngeren Datums sind, als die Skythengräber; im Kaukasus treten sie, soweit ich es überschauen kann, nur in den grossen Leichenfeldern der römischen und nachrömischen. Zeit auf. In manchen Skythen-Kurganen kommen übrigens Bronzescheiben mit Oehr auf der Mitte der Rückseite vor, welche mitunter auch als Spiegel angesprochen wurden; jedoch steht auch ihre phalerenartige Form weder mit den kaukasischen Stücken, noch mit den Scheiben von Dühren und Sapohowo in irgend welchem Zusammenhange"). Der konische Spinuwirtel, welcher in Gemeinschaft mit den anderen genannten Alterthümern gefunden wurde, zeigt eine Form, welche wir in Norddeutschland geradezu typisch für die Gräber der römischen Kaiserzeit nennen würden. Trotzdem werden wir nicht fehl gehen, wenn wir unseren Fund, der im Uebrigen nichts mit irgend einem römischen oder provinzial-römischen Einfluss zu thun hat, obwohl gerade Ostgalizien, nach den bisherigen Entdeckungen zu urtheilen, einer verhältnissmässig starken römischen Beeinflussung ausgesetzt war, in vorrömische Zeit, in die letzten vorchristlichen Jahrhunderte, setzen.

Die typischen dreikantigen Bronzepfeilspitzen scheinen in der Bukowina nicht zu den Seltenheiten zu gehören, wie ein Fund von Satulmare (Bez. Radautz)3) vermuthen lässt. Möglicher Weise sind in der Bukowina schon andere Funde aufgesammelt worden, welche unsere Aufzählung skythischer Alterthümer vervollständigen könnten; vielleicht liegt auch in Privatsammlungen ein reiches diesbezügliches, aber leider noch nicht edirtes Material, welches bisher nicht die ihm gebührende Beachtung erfuhr.

1) Ungefähr gleich Zbiór wiadomości, Krakau, XV, 1891, Taf. II, 5-7, Taf. III, 4 h, ¿; Bobrinski, Kurgane u. s. w. von Smela (russ.), St. Petersburg 1887, Taf. IX, 10.

2) Vergl. bezüglich dieser Spiegel C. Neyman, Notatki archaeologiczne z Ukrainy, Zbiór wiadomości, Krakau, VIII, 1884, S. 33-47 (mit Tafel).

3) Mittheilungen der K. K. C'entral-Commission, N. F., XVI, 1890, Notiz 6 (S. 69–70); Romstorfer, Sereth als Fundort archäologischer Gegenstände, ibid. XVII, 1891, S. 82. Mittheilungen der Anthrop. Gesellschaft in Wien, XXIV, 1894, Sitz.-Ber. S. [200]-[201].

Ob etwa der in der Sammlung Dzieduszycki zu Lemberg befindliche Goldschatz von Michałkow (Kreis Borszczow, Ostgalizien)'), welcher seit seiner Auffindung (1878) aus mir unverständlichen Gründen der archäologischen Forschung und Verwerthung vorenthalten wird, Beziehungen zu den südrussischen Funden skythischer Zeit darbietet, erscheint mir nach gewissen Anzeichen nicht ausgeschlossen. Andererseits dürfen wir nicht verhehlen, dass einige Gegenstände zu den ungarischen Goldfundeu der jüngeren Bronzezeit gewisse verwandtschaftliche Punkte aufweisen. Nach der bisher vorliegenden, leider höchst mangelhaften Beschreibung des Goldschatzes wären beide Auffassungen möglich). Es ist mir jedoch noch eine dritte Version bekannt, nach welcher die Alterthümer von Michałkow ausgesprochenen La Tène-Charakter tragen sollten. Vor der Hand entbehrt also jede Vermuthung über diesen Fund einer sicheren Unterlage und fürs erste werden wir über ihn kaum Aufklärung zu erwarten haben, da seine Publication, welche schon im Jahre 1878 angekündigt wurde, überhaupt noch gar nicht in ernster Weise in Angriff genommen worden ist.

Südlich von den Karpathen, aus Siebenbürgen und den nördlichen Theilen Ungarns, kennen wir eine grosse Anzahl skythischer Alterthümer, welche leider jedoch sämmtlich nur Einzelfunde darstellen und für uns folglich nicht von dem hohen Werthe sein können, als wenn wir wüssten, mit welchen einheimischen Typen vergesellschaftet diese fremden Formen auftreten.

Eine ausführliche Beschreibung dieser Stücke ist in der ungarischen und deutschen Ausgabe der Arbeit Hampel's enthalten; wir können uns daher auf die Aufzählung der einzelnen Gegenstände beschränken und verweisen im Uebrigen auf den genannten Aufsatz.

Aus dem nördlichen Ungarn sind drei skythische Kurzschwerter, welche sämmtlich aus Eisen gefertigt sind und deren Länge nicht über 40 cm hinausgeht, nachgewiesen. An Stelle der Parirstange finden wir bei ihnen. den charakteristischen mondsichelförmigen oder herzförmigen Ausschnitt. Das Ende des Griffes schliesst bei zweien eine gerade Stange ab, während beim dritten Exemplar diese Endstange mässig gekrümmt ist. Der Griff des einen Kurzschwertes ist flach und gerade, beim zweiten ist er etwas nach aussen geschweift, so dass er in der Mitte beträchtlich verbreitert erscheint, beim dritten ist er gerippt. Gefunden wurde das eine Schwert (Taf. I, Fig. 5) in dem an Alterthümern reichen Hátgebirge (Comitat Bereg, nordöstliches Ungarn), und zwar, wie mir Herr v. Lehoczky, der Besitzer dieses Stückes, mittheilt, von Steinbrechern in einem leider zerschlagenen schwarzen Thongefäss; die beiden anderen (Taf. I, Fig. 6 und 7), von denen

1) Ueber diesen Goldfund s. Kohn-Mehlis Materialien, Bd. II, S. 228 ff. 2) Für die eine Auffassung würden die a. a. O. S. 233-234 genannten Thierfiguren aus Goldblech sprechen, während die länglichen, dreiblätterig geflügelten Plättchen (S. 230),

übrigens das mit dem gerippten Griffe einschneidig ist, stammen aus der Sammlung Nyary (jetzt im Budapester Nationalmuseum) und kamen bei den in der Umgebung von Pilin (Comitat Nógrád) veranstalteten Ausgrabungen zum Vorschein1).

Aus der Umgebung von Komorn hat das Budapester Nationalmuseum im vorletzten Jahre den Griff eines merkwürdigen Bronzedolches (mit Resten der Klinge) erhalten). Die Parirstange dieses Stückes ist schmal and stabförmig, das Ende des Griffes bildet ein Knopf; die Griffstaude selbst ist abgerundet und nach dem Knauf zu etwas verjüngt. Ueber die genauere Herkunft und die Fundumstände dieses Dolchfragmentes scheint sonst nichts bekannt zu sein. Auffallend ist die Form dieser Waffe, welche sicherlich aus vorrömischen Zeiten stammt, da auch die Klinge aus Bronze hergestellt war. In Ungarn und auch im übrigen Mitteleuropa wurde bisher noch nicht ein einziges Gegenstück, welches denselben Typus repräsentirt, gefunden. Es ist nicht unmöglich, dass auch dieser Dolch dem skythischsibirischen Culturkreise angehört.

Nicht mit Stillschweigen dürfen wir hier das Vorkommen der dreikantigen Bronzepfeilspitzen in Ungarn, welche, wie oben schon hervorgehoben wurde, in Europa nicht bronzezeitlichen Ursprunges sind, übergehen. In seinem Atlas der Alterthümer aus dem Bronzealter Ungarns bildet Hampel mehrere derartige Pfeilspitzen ab. Einige sind in der Gegend von Aszód (nordöstlich Budapest)) gefunden worden, und zwar an einer Fundstelle, deren Bedeutung nicht recht klar zu sein scheint und welche jedenfalls sonst keinen Anhalt für eine Datirung dieser Spitzen gewähren dürfte. Aus den Comitaten Szabolcs, Gyr, sowie aus der Umgebung von Pilin sind gleichfalls einige Stücke publicirt worden), und sicherlich liegen in den Localsammlungen des nordöstlichen Ungarns zahlreiche ähnliche Exemplare.

Eine überaus interessante Erscheinung bieten Bronzespiegel eigenthümlicher Form, welche durch die Art ihrer Verzierungen sich als skythisch verrathen, dar. Es handelt sich um Spiegel, deren cannelirter Griff am Fussende durch einen kauernden Hirsch, ganz in der Weise des häufig wiederkehrenden skythischen oder vielmehr sibirischen Ornamentes, ab

sowie die Goldscheiben mit getriebenen Buckeln oder Kreisen (S. 231) an ungarische Formen erinnern.

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1) Alle drei Schwerter sind erwähnt und abgebildet im „Catalogue de l'exposition préhistorique etc., Budapest 1876"; ferner im Aufsatze von Aspelin, C.-r. de Budapest, I, p. 685, Fig. 74, 75, 76. Das Schwert aus der Sammlung Lehoczky-Munkács ferner bei Hampel, Antiquités préhistoriques de la Hongrie, Esztergom 1877, Pl. XXIII, Fig. 67; Lehoczky T., Adatok hazánk archaeologiáiához ete, I, Munkács 1892, S. 52. 2) Hampel in Arch. Ért. 1894, S. 261 (mit Abb.).

3 Hampel J., A bronzkor emlékei Magyarhonban, I, Taf. XXVIII, Fig. 12, 13. 4) Antiquités préhistoriques de la Hongrie, Pl. XXIII, Fig. 33, 34. Archaeologiai Közlemények, VII, 1868, S. 168, Fig. 7 (Funde aus der Umgebung von Koronczó).

schliesst, während das freie Ende in einen Widderkopf oder in ein Postament, welches ein wolfähnliches Thier trägt, ausläuft. Ein Hinweis auf die Abbildungen wird uns eine eingehende Beschreibung dieser Stücke

ersparen.

Aus der Sammlung Nyary stammen zwei Fragmente eines derartigen Spiegels, Abschluss und Fusstheil des pfeilerartigen Griffes, ersterer mit einem Wolf auf einer Basis (Taf. I, Fig. 8), letzterer mit dem auf die Scheibe übergreifenden Abschnitt. Beide Stücke wurden bei den Ausgrabungen in der Nachbarschaft von Pilin (Comitat Nógrád) gefunden1). Ferner besitzt das Museum zu Debreczin ein typisches Fragment, ein Griffende mit einem Wolf auf dem Postament); leider ist die Provenienz nicht näher bekannt, aber jedenfalls dürfte es wohl im Gebiete des mittleren Theisslaufes gefunden sein. Unzweifelhaft ungarischer Herkunft ist auch ein Griffbruchstück aus dem Budapester Nationalmuseum (Taf. I, Fig. 9), ein hockender Hirsch auf dem cannelirten Pfeiler mit dem dazu gehörenden Theile des Spiegelrundes").

Als eine andere Gruppe von Gegenständen des skythischen Culturkreises in Ungarn führt Hampel die hohen, nahezu cylindrischen Bronzekessel von Körös (Puszta Törtel, Comitat Pest) und aus dem Kaposthal (Comitat Tolna)*) an, zu welchen ja zweifellos Analogien in Russland und Sibirien existiren. Meines Erachtens gehören jedoch diese beiden Gefässe nicht hierher, da wir für ihre Datirung nur den Anhalt, welchen uns der

1) B. Nyary J., A Pilini régiségekről, Arch. Ért. III, 1870, S. 126–128, Fig. 6.
2) Arch. Ert. III, 1870, S. 267.

3) Anhangsweise möchte ich hier erwähnen, dass jene kleinen Spiegel mit einem Ueberzuge von Weissmetall (Zinn?), welche Schumacher zum Vergleich mit der Bronzescheibe aus dem Grabe von Dühren heranziehen will, in Ungarn nicht fehlen. Ich stelle hier diejenigen Exemplare zusammen, welche bereits publicirt sind; sie sind sämmtlich bedeutend jünger als unsere Skythenfunde und gehören ausschliesslich der Periode der Völkerwanderungen, dem IV. und V. Jahrhundert n. Chr., an. Aus dem Comitat Szabolcs stammen zwei Spiegel: einer von Székely, zusammen gefunden mit Silberfibelfragmenten und einer silbervergoldeten Gürtelschnalle, ausschliesslich Typen der frühen Völkerwanderungszeit (Antiquités préhistoriques de la Hongrie, Pl. XXIII, 3, 4, 5, 22): der zweite, nur ein Fragment, mit ähnlichen Alterthümern ohne nähere Ortsangabe (Arch. Értesit XI, 1891, S. 91-92). Aus einem weiter nach Süden zu gelegenen Gebiete fand man ein derartiges Stück in dem Grabfelde von Bikenymindszent (Comitat Csongrád), welches zahlreiche,,fränkische" Strahlenfibeln u. A. enthielt (Arch. Ert., N. F. I, 1881, S. 201-210; M. Much, Prähistorischer Atlas, Taf. XCV), desgleichen auf dem Gräberfelde von Csorna (Comitat Sopron), auf welchem auch jüngere Alterthümer zum Vorschein kamen (Arch. Ért., N. F. IX, 1889, S. 266, Taf. III). Aus Niederösterreich wäre noch ein Exemplar aus Reihengräbern der Völkerwanderungszeit von Gross-Harras (V. U. M. B) nachzutragen (Mittheil. Centr.-Comm., N. F. XVII, 1891, Notiz 12). Dass diese Spiegelform aus dem Osten stammt, ist ja unzweifelhaft: da sie aber im Kaukasus und auch im Donaugebiet in weit jüngeren Nekropolen vorkommt, kann von einem Vergleich mit der Bronzescheibe von Dühren nicht die Rede sein.

4) Romer in Arch. Ért. II, 1870, S. 290-292; Wosinszky in Arch. Ért., N. F. XI, 1891, S. 427-431.

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