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Grab Damgolu Nr. 1 zeigt, wie schon bemerkt, eine von den Artschadsorer Gräbern ganz abweichende Form.

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Die Kurgane von Damgolu sind, im Gegensatz zu den Gräbern von Artschadsor, klein und flach, aber mit verhältnissmässig sehr grossen Steinkisten versehen. Obwohl ich bei Damgolu von diesen Gräbern nur eines öffnen konnte, so ist es doch sicher, dass (wie ich mich theils nach dem Augenschein überzeugte, theils von einem zuverlässigen Augenzeugen erfuhr) auch das bereits zerstört vorgefundene Kistengrab dieselben Resultate hinsichtlich Beschaffenheit und Ausstattung ergeben hat (sogar die Scheibe, Fig. 61, fehlte nicht darin), wie das von mir untersuchte Grab. Es ist demnach wohl anzunehmen, dass die anderen, noch vorhandenen, dieselbe Gestalt aufweisenden, unberührten Grabhügel (ich zählte bis zum Vereinigungspunkte der Flüsse deren 7) den ersten beiden dem Inhalt nach ähnlich sein werden. Die vorgefundenen Waffen unterscheiden sich auffallend von den Artschadsorern.

Die Stein-Pfeilspitzen sind in Damgolu noch sehr primitiv und grob geschlagen und auch die Bronze-Waffen zeigen bei weitem nicht die hohe kunstgewerbliche Vollendung in der Ausführung, wie die Artschadsorer. Ausserdem ist auch die Form, namentlich der Bronze-Pfeilspitzen, eine ganz andere, was bei flüchtigem Vergleichen sofort auffällt. Das interessante Fundstück (Fig. 61), die Scheibe, hat sich bei Artschadsor nicht vorgefunden, während es in diesen Gräbern typisch zu sein scheint.

Dagegen fehlen hier die charakteristischen Gold-Gypsperlen; auch die Carneolperlen haben eine andere Form.

Besonders aber herrscht hinsichtlich der Thongefässe kein Zweifel darüber, dass die schmucklosen, rohen, schwachgebrannten, rauhen und dickwandigen

Urnenreste von Damgolu einer ganz anderen, wohl viel früheren Culturepoche angehören müssen, als die glänzend schwarzen und schön verzierten Gefässe von Artschadsor.

Nach Beendigung meiner Arbeiten bei Damgolu kehrte ich am 8. August wieder nach Artschadsor zurück, wo ich einen meiner Gehülfen zur Beaufsichtigung der Grabearbeiten am Kurgan Nr. 2 zurückgelassen hatte. Auch liess ich zugleich durch meinen zweiten Gehülfen noch einen anderen benachbarten Grabhügel in Angriff nehmen.

Die schon erwähnte Aufforderung des Gutsbesitzers, meine Arbeiten einzustellen, und mehr noch die Unmöglichkeit, durch den Pristaw Arbeiter zu bekommen, zwangen mich jedoch, von der weiteren Durchforschung der in Angriff genommenen Kurgane abzustehen.

Am 9. August machten wir eine Excursion das Flüsschen Syren aufwärts und besuchten das südöstlich von Artschadsor-Dawschanli belegene Dorf Külatak, welches dem Felsen Ssachssagan gerade gegenüber liegt. Der, mitten aus dem Walde steil (5642 Fuss) emporragende, weithin sichtbare Felskegel trägt mit den Ruinen einer alten Burg auch zwei Kurgane, alte Königsgräber. Da ich gehört hatte, dass der genannte Mönch Dadjan auch hier gegraben und höchst werthvolle Sachen ergattert hatte, so beschloss ich, mich durch Augenschein über den Grad der Zerstörung dieser ehrwürdigen Denkmäler zu überzeugen. Leider gelang es mir jedoch im Dorfe nicht, einen Führer zu erhalten, da sich niemand von den armenischen Bewohnern Külatak's der Gefahr aussetzen wollte, dem gefürchteten Räuber Dali Ali, der dort oben mit seiner Bande vermuthet wurde, zu begegnen. Von Leuten, die dem Mönch beim Graben auf Ssachssagan geholfen hatten, erfuhr ich, dass unter vielen anderen Sachen sich dort auch 2 BronzeHelme mit Kronschmuck (Fig. 63) vorgefunden hätten. Ein ebenfalls hier erbeutetes Stück, ein Pferde-Geschirrschmuck (Fig. 64 a-c) in Eiform (Bronzerahmen

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mit oben gewölbter, unten flacher, in der Mitte mit Bronzeniete versehener Carneol-Einlage und starker Oehse zum Befestigen am Brustriemen des Rosses), ist zufällig in meinen Besitz gelangt. Dasselbe zeichnet sich durch schöne Form und kunstvolle Arbeit aus. Es sind solcher Bronze-Schmuckgegenstände, wie ich bestimmt weiss, 14 Stück gesammelt worden, grösstentheils mit Jaspis und anderen selten schönen Halbedelstein-Einlagen verziert.

Die Helme mit dem Kronschmuck haben nebenstehende Form (Fig. 63) gehabt und sind oben mit 3 Panther (?)-Köpfen geschmückt gewesen. Auch ist daselbst ein Bronzesattel zum Vorschein gekommen.

Ich will nicht unbemerkt lassen, dass ich auf dem Rückwege unterhalb des Klosters Akopowank, ebenfalls auf Kronsland, geöffnete kleine Kurgane bemerkte. Dieselben werden aus christlicher Zeit stammen, da sich auf der Brust der Skelette eiserne Kreuze in der bekannten armenischen Form vorgefunden haben sollen.

Grab Ssirchawande-Ballukaja Nr. 1.

Von dem jetzigen Verwalter-Gehülfen des Klosters Metzaranz oder Akopowank, Alexan, und dem Geistlichen von Artschadsor, Ter-Wartan Ter-Grigorjanz, erfuhr ich, dass der Mönch Dadjan auch bei dem Dorfe Ssirchawande, etwa 8 Werst östlich von Dawschanli-Artschadsor, im Frühling 1894 einen Kurgan auszugraben begonnen hatte, aber durch das Verbot des Pristaw's an der Vollendung seiner Arbeit gehindert worden war.

Da der Grabhügel auf Kronsland gelegen war und ich hoffen durfte, unter der dortigen tatarisch-kurdischen Bevölkerung leichter Arbeiter zu finden, als unter der aufgehetzten Einwohnerschaft von Artschadsor, so beschloss ich, die begonnene Untersuchung des Hügels zu Ende zu führen, und ritt mit meinen Begleitern, unter Führung des genannten Dorf-Geistlichen, am 9. August nach Ssirchawande. Ssirchawande und Ballukaja sind die Namen von zwei Dörfern, welche am linken Ufer des Flusses Chatschenaget, in einem auf drei Seiten von waldbedeckten Bergen eingeschlossenen Thale, ungefähr 1 Werst von einander entfernt, belegen sind. Das grössere Dorf, Ssirchawande, hat tatarisch-kurdische Bevölkerung, während das etwas höher, westlich am Bergesabhang belegene Ballukaja von christlichen Armeniern bewohnt wird.

Das Thal öffnet sich nach Südosten gegen den Fluss, dessen Entfernung von Ssirchawande etwa 3 Werst beträgt. Auf einer sanft ansteigenden Bodenerhebung zwischen diesen Dörfern, jedoch näher dem tiefer liegenden östlichen Ssirchawande, befindet sich ein ziemlich hoher Kurgan, der einzige in diesem Thale.

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Wir waren in Ballukaja beim Starschina A wetis Allachwerdjanz abgestiegen und ich erhielt die Zusage, uns zum folgenden Tage eine Zahl von 20 Arbeitern stellen zu wollen, nachdem es mir gelungen war, das Misstrauen der dortigen Bevölkerung zu zerstreuen, welches durch das schnöde Betragen des Mönches Dadjan

seiner Zeit hervorgerufen war. Derselbe hatte nehmlich unter dem Vorwande, von der Kaiserlich russischen Regierung dazu beauftragt zu sein, und unter Versprechen hohen Lohnes, die ihm bereitwillig gestellten Arbeiter 4 Tage lang zum Graben des betreffenden Kurgans angehalten, und war dann plötzlich, ohne einen Kopeken bezahlt zu haben, verschwunden.

Wirklich konnten wir auch am Morgen des 10. August unsere Thätigkeit beginnen. Der Kurgan Ssirchawande, 4 Arbeitstage (10. bis 13. August) umfassend, ist ganz aus gelbem Sande errichtet, ohne Rollsteine. Ich fand den Hügel bereits in der Richtung Nordwest-Südost bis zu einer Tiefe von etwa 2 m durchschnitten, und zwar betrug die Breite des Durchstichs oben 6, sich nach unten bis auf 3 Fuss verengend.

Mein Erstes war nun, dem Durchschnitt eine, den Dimensionen des Kurgans angemessene Breite zu geben, indem ich ihn bis auf 15 Fuss erweitern liess.

Die Maasse des Grabhügels sind folgende: Höhe 30 Fuss; Umfang unten 236, oben 102 Fuss.

Grundriss der Fundstätte im Grabhügel Ssirchawande Nr. 1.

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Wir mussten bei einer Hitze von 30° im Schatten bis zu einer Tiefe von über 4 m vordringen, ehe sich das Geringste zeigte. Endlich wurden grosse Massen vermodernden Holzes an's Tageslicht befördert und es zeigte sich eine regelrechte Balkenlage, ganz wie im Kurgan Chodshali Nr. 2, nur dass hier die Balken nicht. verkohlt waren und sich keinerlei Spuren von einer Aschenschicht wahrnehmen liessen, wie in jenem Grabe. Dagegen war die Lage der Balken ganz dieselbe gewölbte, wie in Chodshali.

Ich war zunächst besorgt, soweit diese Holzschicht sich im Kurgan hinzog (sie nahm gerade die Hälfte desselben ein), den Canal sorgfältig zu vergrössern. Der Boden wurde bald recht hart und lehmig und erschwerte das Graben sehr. Auf der nordwestlichen Seite wurde in einer Tiefe von 5 m ein runder Stein gehoben, das einzige Fundstück auf dieser Seite. Im Südosten dagegen stiessen wir, etwa 1/2 m unter der Balkenlage, auf menschliche und thierische Ueberreste. Von

ersteren fanden sich jedoch keine Schädeltheile vor. Gewaltige Knochen und Kinnbackenreste mit Zähnen vom Auerochsen, Skelettheile vom Pferd und Hund wurden dem Grabe in Menge entnommen.

Von den durchweg mit dicker Kupferoxyd-Schicht überzogenen Metallsachen sind bemerkenswerth: Pfeilspitzen, Lanzenfüsse, ein gabelförmiges Instrument mit Pantherkopf-Verzierung, Messer, schraubenzieherartige Instrumente, Haken, Pferdefessel, Ringe u. A., viele dieser Gegenstände mit ganz besonderer, bisher noch nicht bemerkter Buckel- und Loch-Ornamentik; ferner Knochen-Artefakte, Pfriemen, kleine Cylinder, Nadeln und andere Sachen unbekannter Bestimmung, dann ein Netzbeschwerer (?) aus grünem, hartem Stein und in Grab-Abtheilung a viele Aschenurnen aus prächtigem schwarzem Material mit schöner Ornamentik. Von letzteren konnte ich nur einige kleinere retten, welche wieder in zum Theil sehr grossen, leider gänzlich zerdrückten Gefässen standen und sich zufällig erhalten hatten. Des zähen Lehmbodens wegen war auch hier die Arbeit des Urnenherausschälens recht mühsam.

Eigenthümlich ist der Umstand, dass ich in diesem Grabe keine MenschenSchädel vorfand, sondern nur Skelettheile vom Rumpf, und diese äusserst brüchig, so dass ausser kleinen Bruchstücken nichts von denselben zu retten war.

Liste der Funde:

Nr. 1. Cylindrische, unten abgestumpfte, geschlossene Bronzeröhre, mit kleinen Rundbuckeln und unregelmässiger Loch- Verzierung (Lanzenfuss?) [Fig. 68].

Nr. 2. Desgl. mit stark erhabenen Spitzbuckeln, unten stumpf und durchlocht, noch mit Holztheilen (Fig. 69).

Nr. 3. Desgl., unten etwas zugespitzt, sich nach unten erweiternd, glatt, mit darin haftendem Holzstück vom Lanzenschaft (Fig. 70).

Nr. 4. Desgl., klein, unten etwas abgerundet, mit schwacher Buckel-Verzierung und heraufragender Bronzezunge an einer Seite; im Cylinder sitzt noch ein geschnitztes Holzschaftstück (Fig. 71).

Nr. 5. Gabelförmiges Bronze-Artefakt (Feldzeichen?) [defect]. Das Stück besteht aus einem, sich nach unten erweiternden Hohl-Cylinder, auf welchem oben ein massiver Querbalken sitzt. Beide Theile sind mit hübscher Ring-Verzierung versehen. Der Querbalken läuft an beiden Seiten nach oben in Hülsen aus. Durch diese Hülsen sind von unten zwei, an ihrem unteren Ende mit je zwei Pantherköpfen geschmückte Gabeln durchgesteckt und in der durchlochten Hülse durch einen schwachen Holznagel (in der Stärke eines Zündholzes) festgehalten. Im Cylinder befinden sich noch Reste des Holzschaftes, der ebenfalls nur mit Holznagel darin befestigt ist (Fig. 72).

Mir scheint dieser interessante Fund den Beweis zu liefern, dass dieses Instrument schwerlich als „Waffe" (gewöhnliche Bezeichnung) gedient haben konnte; denn erstens ist dasselbe viel zu zierlich gearbeitet, um diese Bezeichnung zu rechtfertigen, und dann hätten die sehr schwachen Holznieten, durch welche die Gabeln in den Hülsen festgehalten werden, einen Stoss mit dieser Waffe" gar nicht ausgehalten, sondern die Zinken würden dabei einfach aus den Hülsen herausgedrückt worden sein.

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Vielleicht waren diese Gabeln die Zeichen der Häuptlingswürde? Die Pantherköpfe an dem Gabel-Instrument sind nachstehend, etwas vergrössert, besonders gezeichnet (Fig. 73).

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