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mitteln können, was diese Leute eigentlich seien. Nach neueren Berichten hat er diese Bedenken fallen gelassen; ich hoffe, darüber in Kürze ausführlichere Angaben vorlegen zu können. Hier will ich nur erwähnen, dass die Jakoons (Djâkuns) vielerlei Wanderungen ausgeführt und sich dabei mit anderen Stämmen vielfach gemischt haben, insbesondere mit Seletar oder Orang-Lâut. An einer Stelle sagt er: „ich schicke Ihnen Schädel und Gebeine von den, nach ihrer Angabe, Reinblütigen." Man könnte hier an die Orang-Lâut denken, indess steht auf einem Begleitblatt vom 3. Januar 1895 bestimmt „Three Jakoon skulls“ und es folgt eine so detaillirte Angabe der einzelnen Objekte, dass kein Zweifel darüber bestehen kann, dass Mr. Stevens die hier vorliegenden Gebeine gemeint hat. Leider hat er nicht angegeben, wo und wie er dieselben erlangt hat; es lässt sich jedoch nicht daran zweifeln, dass sie aus Gräbern herstammen und dass sie in dem südlichen Theil des westlichen Malacca gesammelt worden sind 1).

Seine Angaben lauten:

Nr. 1. A female, with the long bones of the arms and legs, also the pelvis, being destroyed by the monitor lizards.

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Nr. 3. Male, but with the underjaw carried away out of the grave by the monitor lizards.

These are the skulls of Jakoons whose descent is known to be unmixed for from 5 to 10 generations and have been carefully selected by me.

Er fügt hinzu: The monitor (Hydrosaurus) lizard is the depredator which owing to the peculiar style of burial makes a hole readily into the grave and carries away many of the bones or eats them. From this cause not one grave in ten has the perfect skeleton in.

Das bei Weitem Interessanteste in dieser Sendung sind die Rumpf- und Extremitäten-Knochen des unter Nr. 1 aufgeführten Weibes, insofern sie ausgesprochen zwerghaft sind. Nun könnte es ja sein, dass es sich hier um eine individuelle Variation handelt, indess scheinen andere Angaben bestimmt darauf hinzuweisen, dass wir hier auf einen neuen Zwergenstamm gestossen sind.

Schon im Jahre 1891 hatte Mr. Stevens eine grössere Tabelle von Körpermessungen eingeschickt. Aus derselben habe ich damals (Verhandl. 1891, S. 842) eine gedrängte Uebersicht mitgetheilt. Darin finden sich Messzahlen für 6 weibliche und 7 männliche Individuen. Aber von den ersteren sind 3 Kinder im Alter von 4-13, von der zweiten gleichfalls 3 Kinder im Alter von 4-12 Jahren. Scheidet man diese aus, so bleiben 3 weibliche und 7 männliche, also 10 erwachsene Personen. Diese maassen

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1) In einer an das Königl. Museum gelangten Abhandlung sagt Mr. Stevens: „Die Seletar oder Orang-Lâut zerfallen in zwei Abtheilungen: diejenigen, welche sich mit den Jakoons (Benua oder Benar) vermischt haben, und die, welche nur unter einander geheirathet haben. Ich schicke Schädel und Gebeine vou den, nach ihrer Angabe, Reinblütigen." Da keine anderen Schädel und Gebeine, als die in Frage stehenden, hierher gelangt sind, so muss angenommen werden, dass die Bemerkung auf sie zu beziehen ist. Stevens erklärt gleichzeitig, dass er den Namen Jakoon für alle Benar oder Benua gebrauche.

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Es erscheint zweifelhaft, ob diese Angaben ganz zuverlässig sind. Eine Differenz von 134 oder von 72 mm zu Gunsten der Klafterweite erregt den Verdacht, dass hier Irrthümer untergelaufen sind, sei es im Messen, sei es im Abschreiben. Immerhin bleibt die Thatsache bestehen, dass die Klafterweite durchweg viel grösser gefunden wurde, als die Körperhöhe, und dass die Körperhöhe der Weiber, mit je einer Ausnahme, erheblich geringer war, als die der Männer. Dabei ist zu erwähnen, dass ein Mädchen von 13 Jahren schon eine Körperhöhe von 1441 mm erreicht hatte.

Die neue, erst im Jahre 1895 eingesendete Tabelle ist viel umfangreicher. Sie umfasst die Maasse von 21 Männern (abgesehen von einem 2jährigen Kinde) und 14 Weibern, fast sämmtlich Erwachsenen. Nur bei 2 Männern wird ein (geschätztes) Alter von 18-20 und von 19-24, bei 2 Weibern ein solches von 16, bezw. 18-20 Jahren angegeben. Eine Aufzählung der Einzelzahlen für alle diese Personen, im Ganzen 35, darf wohl übergangen werden. Nur will ich bemerken, dass bei den Männern jedesmal 2 Messzahlen für die Körperhöhe aufgeführt werden, eine kleinere und (in Klammern, offenbar nachträglich, mit rother Tinte eingetragen) eine grössere. Mr. Stevens sagt darüber: In the column B for the total height two figures are given, one in black ink, the other in red. The former is the highest when the head is in the "Camper"position i. e. the sousnasal and the aural aperture in the same horizontal line; the latter is the greatest height the man can attain to by standing erect with his head in any position. In the measurements for the females only one figure is given for the total height, which figure corresponds to the red ink figure for height in the male lists. Keine dieser Messungen enspricht genau der deutschen Horizontalen, die wir zu Grunde gelegt wünschen. Da jedoch für die Weiber nur ein Maass angeführt wird und dieses der rothen Bezeichnung für die Männer entspricht, so bleibt, wenn man überhaupt eine Vergleichung anstellen will, für die Männer nur die rothe Zahl übrig. Daraus entsteht freilich eine neue Schwierigkeit, indem in der Liste von 1891 durchweg die Camper"-Stellung zu Grunde gelegt war.

Ich erhalte dann folgende Zahlen:

für 21 Männer eine gemittelte Höhe von 1534 mm,
14 Weiber

und zwar hatten eine absolute Höhe von

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1378

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Die sexuelle Differenz ist also sehr erheblich. Der zwerghafte Körperbau ist bei dem weiblichen Geschlecht so häufig, dass man ihn als eine fast typische Er

scheinung bezeichnen kann; bei dem männlichen Geschlecht bildet er eine Ausnahme, wenngleich auch das Mittel keine erhebliche Höhe erreicht.

In Betreff der Klafterweite sind auch nach den neuen Tabellen die Schwankungen sehr grosse. Bei den Männern ist 7 mal, bei den Weibern 11 mal die Klafterweite kleiner, als die Körperhöhe, während die erstere grösser ist bei den Männern 13 mal, bei den Weibern nur 3 mal. Auf die Grösse der Schwankungen will ich nicht näher eingehen, da hier die Zuverlässigkeit der Messung nicht ganz sichergestellt ist: bei den Männern kommen Differenzen bis zu 57 mm zu Gunsten der Klafterweite, bei den Weibern solche bis zu 81 und 84 zu Gunsten der Körperhöhe vor. Jedenfalls tritt hier kein pithekoides Merkmal in augenfälliger Weise hervor. Dagegen ergiebt sich bei einer Rückschau auf das gesammte, durch die Messungen des Mr. Stevens gewonnene Material, dass nach der zweiten Tabelle von 35 erwachsenen Jakoons 20 = 57,1 pCt. eine Körperhöhe unter 1500 mm hatten, und zwar sämmtliche Weiber (14 an der Zahl) und 6 Märner (unter 21 = 28,5 pCt.). Nimmt man die 7 Individuen der ersten Tabelle hinzu, so erhält man für die Gesammtheit der Gemessenen die Zahl 42, darunter 16 Weiber, welche die Höhe von 1500 mm nicht erreichten.

Bevor wir diese Betrachtung fortsetzen, dürfte es gerathen sein, die von Mr. Stevens eingesendeten Extremitäten-Knochen der Frau Nr. 1 im Einzelnen zu betrachten. Es sind dies beide Ossa femoris, ein Os humeri, beide Ulnae und ein Radius.

Offenbar gehören alle diese Knochen zu demselben Skelet. Sie stimmen nach ihrem Aussehen, ihren Entwickelungsverhältnissen und ihrer Grösse unter einander überein. Keiner derselben zeigt Spuren einer frischen Verletzung oder einer während des Lebens überstandenen Erkrankung. Sie haben durchweg eine feste Beschaffenheit, glatte Oberflächen, scharfe Umrisse und eine bräunlichgelbe, hier und da etwas fleckige Farbe. Sie sind klein und zierlich, wie Kinderknochen. Nichtsdestoweniger stammen sie zweifellos von einem erwachsenen Individuum: die Verschmelzung der Epiphysen mit den Diaphysen ist an allen vollständig erfolgt. Nur an einzelnen Stellen, z. B. am Oberschenkelkopf und am Köpfchen der Ulna, sieht man noch eine seichte Furche an der Stelle des früheren Intermediärknorpels.

Um die Grössenverhältnisse deutlicher übersichtlich zu machen, gebe ich in Taf. V in der natürl. Grösse die Abbildung des rechten Oberschenkelknochens der Jakoon-Frau (Fig. 1) in Zusammenstellung mit dem entsprechenden Oberschenkelknochen einer Andamanesin (Fig. 2), eines Ewwe (sogen. Akka) aus Central-Africa (Fig. 3) und eines Europäers (Fig. 4). Letzterer Knochen (Nr. 70c vom Jahre 1893 in der Sammlung des Pathologischen Instituts) stammt von einem 50jährigen Manne. Das Skelet der Andamanesin erhielt ich 1879 durch Mr. E. H. Man; er schätzte das Alter der von Mittel-Andaman stammenden Frau, Pûnga mit Namen, auf etwa 25 Jahre. Die Leiche des Ewwe war mir durch Hrn. Stuhlmann zugegangen.

Nachstehend die Hauptmaasse dieser Knochen:

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Nimmt man mit Hrn. Humphry das mittlere Verhältniss der Länge des Oberschenkels zu der Körperhöhe = 275: 1000 an, so würde sich für unsere JakoonFrau eine Höhe von 1229 mm ergeben, also noch um 24 mm weniger, als das von Mr. Stevens gemessene, auf 18-20 Jahre alt geschätzte Mädchen zeigte (1253 mm). Jedenfalls können wir uns rühmen, die ausgemachtesten Zwergenknochen vor uns zu sehen, welche die Ethnologie bietet.

Von den Arm knochen dieser Frau mögen hier folgende Maasse angeschlossen sein:

1. Os humeri links, 228 mm lang, Umfang der Diaphyse 45, Durchmesser des Kopfes 29: 35, Querdurchmesser an den Condylen 46 mm.

2. Radius links, 185 mm lang, Querdurchmesser des Köpfchens 15, des unteren Endes 23 mm.

3. Ulnae je 204 mm lang, Querdurchmesser des Köpfchens 11 mm.

Mr. Stevens maass bei dem vorher erwähnten Mädchen, Boongkong mit Namen, die Entfernung des Acromion vom Ellbogen zu 229, von da bis zum Handgelenk (Proc. styl. radii) zu 196 mm. Natürlich sind diese Zahlen nicht „wörtlich“ zu nehmen; rechnet man jedoch die Ungenauigkeit ab, welche bei allen Messungen an Lebenden unvermeidlich ist und bei den nervösen Jakoons zahlreiche Klagen des Reisenden hervorrief, so stimmen die Angaben mit den Verhältnissen der vorliegenden Knochen befriedigend überein. Die Messpunkte an Lebenden und an blossen Knochen sind ja bekanntlich nicht ganz übereinstimmend, und man muss sich daher mit approximativen Zahlen begnügen.

Im Uebrigen bemerke ich, dass die Knochen der Andamanesin mit den oben beschriebenen in vielen Stücken übereinstimmen. Der Ewwe-Oberschenkel unterscheidet sich durch grössere Maasse, sowie auch durch eine ganz verschiedene Insertion des Collum femoris, die in noch verstärkterem Maasse bei der Andamanesin hervortritt. Legt man die Condylen flach auf eine horizontale Ebene, so liegt das Jakoon-Collum beinahe in derselben Fläche, wie die Condylen; dagegen tritt das Ewwe-Collum, und noch mehr das andamanesische, nach vorn vor und das Caput femoris bildet einen starken Vorsprung (Taf. V, Fig. 2 u. 3), gleichsam als ob der Schaft des Knochens um seine Axe gedreht wäre. Von einer solchen Drehung ist freilich sonst nichts zu sehen; im Gegentheil erscheint der Schaft aller dieser Knochen sehr gestreckt. Nur besitzt sowohl bei dem Jakoon, als bei der Andamanesin und dem Ewwe das untere Ende des Os femoris eine grosse, ganz platte Fläche und die Condylen sind stark zurückgebogen. Das Os femoris der Andamanesin hat eine so starke Linea aspera, dass der Querschnitt der Diaphyse fast dreieckig erscheint; eine Annäherung daran bietet der Jakoon-Knochen. Ausserdem besitzt jeder der beiden Oberschenkelknochen des Jakoon-Weibes einen niedrigen hügelartigen Trochanter tertius, der besonders links eine sehr lange Basis hat; bei dem Ewwe findet sich eine flach aufgesetzte Knochenplatte an derselben Stelle (nach aussen und etwas nach unten von dem Trochanter minor), wo ich bei einem europäischen Oberschenkel eine solche beschrieben habe (Verh. 1895, S. 790, Taf. IX, Fig. 1).

Es verdient für die Beurtheilung dieser Verhältnisse angeführt zu werden, was Mr. Stevens über die Gewohnheiten der Jakoons in Bezug auf Stehen und Sitzen in seiner drastischen Weise sagt: „I notice a desinclination to stand erect, the weakness being at the knees like on old overworked horse's forelegs, bowing out. I have to watch them when standing against the plank, that they do not sink in height by bending the knee tired of its unaccustomed firm position. Indeed it was this habit which caused me to take the trouble of having a „screw" square Verhandl. der Berl. Anthropol. Gesellschaft 1896. 10

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fixed to the plank, adjustable to the height of vertex so that I can see if any reduction in height occurs during measuring. Also the men and particularly the women seems to have a great objection to sitting erect against the plank, placing themselves at a little distance from it and leaving the body and head back to it. They say it huts them to sit close up against the plank. I suppose that the native habit of squatting has something to do with this, the erect position of sitting being an unaccustomed one. Speaking generally, although so active in the forest, where the whole of the body is concerned in the movement, individual members of the body seem much more „stiff" at the joints than one would expect, if they are placed in unaccustomed attitude." Damit dürfte die starke Zurückdrehung der Condylen zusammenhängen. Leider ist keine Tibia mitgekommen, so dass die Frage der Platyknemie offen bleiben muss. Wegen der sehr verschiedenen Gestaltung der Gelenkflächen verweise ich auf die Abbildungen. Betrachten wir nun die 3 gleichzeitig angelangten Schädel:

Fig. 1. 1/3

Fig. 2 1

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Fig. 3. s

Nr. 1, der Schädel der jungen Frau, ist sehr leicht (452 g) und ausgemacht nannocephal: seine Capacität beträgt 1032 cem. Der Horizontalumfang misst 465, der Sagittalumfang 342 mm. Von letzterem entfallen 33,3 auf den Vorder-, 35,9 auf den Mittel- und 30,6 pCt. auf den Hinterkopf (Fig. 1 und 2). Die Form ist hypsi-mesocephal, eigentlich hypsi-brachycephal (L.-Br.-I. 79,8, L.-H.-I. 76,7).

Sutura frontalis persistens, dagegen die Synchondrosis spheno-occipitalis geschlossen. Die Molares III im Oberkiefer nicht ganz durchgebrochen, im Unterkiefer noch ganz eingeschlossen. Jederseits ein Epiptericum. Minimale Stirnbreite 92, Temporaldurchmesser 101 mm, also beträchtliche Zahlen. Dagegen misst der Occipital-Durchmesser nur 93 mm und das ganze Hinterhaupt erscheint seitlich zusammengedrückt.

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