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glaube, dass diese Stücke von irgendwoher importirt sind, aus einem Lande, wo die Steincultur sich viel länger gehalten hat, oder richtiger, älter ist, als in Aegypten. Auch ist es sehr leicht möglich, dass dieser Feuerstein leichter zu bearbeiten war. Von den gewöhnlichen Feuerstein-Geräthen habe ich eine Sammlung von etwa 500 Stück zusammengebracht.

Aus der Bronze-Periode habe ich wohl jetzt eine der grössten Sammlungen, wenn nicht die grösste, welche existirt, zusammengebracht. Ich habe wenigstens viel mehr, als das Museum in Gizeh. Natürlich fehlen die grossen Prachtstücke. Solche sind nicht für Geld zu haben, und ich habe ja nur meine eigenen, sehr geringen Mittel.

Sonst habe ich sehr wenig Neues gefunden. Es scheint mir, als ob der ägyptische Boden, der so viel gegeben hat, endlich müde ist und nichts mehr. hergeben will. Auch haben manche sogen. Gelehrte fürchterlich hier gewirthschaftet. Es ist ja nichts, 3000 (dreitausend) Gräber in ein Paar Monaten zu untersuchen.

(17) Hr. Rud. Virchow bespricht den

Kopf der Aline und verschiedene Schädel aus dem Fayum.

In der Sitzung vom 9. Juli 1892 (Verhandl. S. 416) erörterte Hr. v. Kaufmann, im Anschlusse an einen, leider nicht veröffentlichten Vortrag des Hrn. H. Brugsch, die Ergebnisse seiner Ausgrabungen an der Pyramide von Hawara, insbesondere den höchst merkwürdigen und in seiner Art einzigen Fund aus dem Grabe einer Dame, deren Name Aline und deren Alter von 35 Jahren auf einer Kalksteinstele zu Häupten der betreffenden Mumie verzeichnet war.

Unter dem 22. Juli 1892 benachrichtigte mich der glückliche Finder, dass er mir Schädel von den damaligen Ausgrabungen, von denen einige der XI. oder XII. Dynastie zweifellos angehörten, überweise. Auch übersandte er mir den von der Mumie abgetrennten, noch zum Theil in seiner Bindenumwickelung befindlichen Kopf der Aline, mit dem Ersuchen, denselben einer wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen und namentlich seine Aehnlichkeit mit dem erhaltenen Porträt zu prüfen (Verhandl. 1895, S. 472). Alle übrigen, von ihm gefundenen Gegenstände mit dem Porträt selbst übergab er dem Königlichen Museum, in dessen ägyptischer Abtheilung das letztere gegenwärtig aufgestellt ist.

Die genauere Untersuchung bot mancherlei Schwierigkeiten. Zunächst war eine chemische Analyse der verschiedenen Substanzen, welche zur Umhüllung des Kopfes und zur Verschliessung der natürlichen Oeffnungen an demselben verwendet worden waren, erforderlich. Hr. Professor Salkowski, der sich dieser Analyse mit grösster Sorgfalt unterzogen hat, fasst seine Ergebnisse in einem Bericht zusammen, den ich weiterhin wörtlich wiedergeben werde. Die grösste Schwierigkeit bot aber die Untersuchung des Mumienkopfes selbst, namentlich die Frage nach der Identificirung des Kopfes und des Bildes. Sichere Grundlagen für die Beurtheilung der Veränderungen, welche durch die Austrocknung der Weichtheile unter Umständen, wie sie die Bestattungen in Hawara boten, herbeigeführt werden, insbesondere des Grades von Verkleinerung, welche durch die Austrocknung im Sande der Wüste bewirkt wird, giebt es meines Wissens nicht. Mein Urtheil kann sich also nicht auf eine erfahrungsmässig festgestellte Regel stützen; es ist einzig und allein auf die vorliegenden Objekte gerichtet. Von diesen ist Folgendes auszusagen:

Auf den ersten Blick erscheint die Verschiedenheit zwischen dem Bilde und dem Kopfe so gross, dass jemand, der die Fundgeschichte nicht kennt, schwerlich

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auf den Gedanken kommen würde, beide auf dieselbe Person zu beziehen. Das Bild ist mittlerweile durch das Kaiserlich Deutsche Archäologische Institut in sorgsamster photographischer und colorirter Reproduktion veröffentlicht worden. Darnach hat mein, in photographischen Aufnahmen sehr erfahrener Assistent, Hr. Dr. Kaiserling, eine verkleinerte Copie hergestellt (Fig. 1, in Autotypie). Derselbe hat in gleicher Verkleinerung auch den mumificirten Kopf (Fig. 2, in Auto

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typic) aufgenommen. Endlich hat er beide Bilder in einander gestellt und so eine zusammengesetzte Photographie gewonnen. Dabei hat sich gezeigt, dass für ein solches, theoretisch sehr sicher erscheinendes Verfahren, unübersteigliche praktische Schwierigkeiten bestehen. Der Mumienkopf hat einen weitgeöffneten Mund,

wodurch natürlich die Unterlippe und das Kinn weit herabgedrängt sind. Wegen der Härte der zusammengetrockneten Weichtheile ist eine Reposition dieser Theile unmöglich. Auch ist durch die Schrumpfung der Theile am Halse die stark gestreckte Stellung desselben und die zurückgelegte Haltung des Hinterkopfes der Art fixirt, dass sie sich nicht ändern lassen. Die vielfach wiederholten Versuche, die congruenten Theile von Kopf und Bild in eine genaue, sich deckende Lage zu bringen, mussten daher schliesslich aufgegeben werden. Was wirklich erreicht wurde, war nur die auch auf diese Weise gewonnene Constatirung, dass die Contouren des Mumienkopfes sehr beträchtlich hinter den Contouren des Bildes zurück

Fig. 3.

blieben. Es mag dabei vorweg bemerkt werden, dass für die Ineinanderstellung der beiden Photographien als maassgebend nur die Augen- und Nasengegend benutzt werden konnten.

Etwas glücklicher war mein sehr geschickter Zeichner, Hr. Eyrich, der nach manchem verunglückten Versuch endlich eine recht befriedigende Ineinanderzeichnung bewerkstelligt hat (Fig. 3). Ich werde später darauf zurückkommen, indess darf ich wohl voraussetzen, dass ein Blick auf diese Zeichnung genügen wird, um darzuthun, dass die Aehnlichkeit von Kopf und Bild doch viel grösser ist, als die vergleichende Betrachtung der neben einander gestellten Photographien erwarten lässt.

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Der Eindruck der relativen Kleinheit des Mumienkopfes wird nicht wenig verstärkt durch den Zustand des Kopfhaares. An dem Porträt ist der ganze Kopf bedeckt und umgeben von reichem, bräunlich schwarzem Haar, das in der Mitte gescheitelt, an allen übrigen Theilen in sorgfältigster Weise frisirt und in zierliche Ringel gebracht ist. Diese erheben sich über die eigentliche Fläche des Kopfes in Form einer lockeren, aus parallelen Längswülsten bestehenden Coiffure, unter welcher die Contourlinie verschwindet; nur an Stirn und Schläfen sind die Ringel in koketter Weise an die Haut angelegt. Von alle dem ist an dem Mumienkopfe nichts vorhanden: derselbe ist überall mit kurzen, durchschnittlich nicht über 15 ʼn langen, ganz geraden und steifen, sehr dicht stehenden und eng anliegenden Haaren bedeckt, so dass er dem stark geschorenen Kopfe eines Mannes ähnlich sicht. Auch ist das Haar nicht schwarz, sondern von hellbraunröthlicher Farbe. Wer an solche Verfärbungen nicht gewöhnt ist, wird darin tiefgreifende und entscheidende Unterscheidungsmerkmale vermuthen, zumal da es gelegentlich auch an ägyptischen Mumien gut erhaltenes Haar giebt, sowohl was Form und Anordnung, als was Farbe betrifft. Ich erinnere an einen solchen Kopf (Verh. 1889, S. 43), den Hr. Emil Brugsch, dessen Güte ich ihn verdanke, in die Zeit der XXI. Dynastie setzt. Sein schön frisirtes und in Ringeln gelegtes Haar hat die schwarze Farbe unverändert bewahrt. Aber es ist lange bekannt, dass das Kopfhaar von Leichen, die unmittelbar in die Erde gelegt und den chemischen Einflüssen des Bodens ausgesetzt werden, sich mehr und mehr verfärbt und in jenes röthliche Grau, Gelb oder Braun übergeht, wie wir es ähnlich an dem Kopfe der Aline sehen; von dieser aber hat Hr. v. Kaufmann bestimmt festgestellt, dass ihre Mumie direkt in eine trockene Sandschicht eingebettet" war. Es bleibt dann also nur die Differenz zu erklären, dass der Kopf statt des langen und in Ringellocken gelegten Haares des Porträts ganz kurzes und gerades Haar trägt. Da ich in den Binden selbst keine Haarreste fand, welche etwa durch Ausfallen oder Abbrechen der Haare posthum entstanden sein könnten, so darf wohl als sicher angenommen werden, dass das Haar der Leiche kurz abgeschnitten, der Kopf also geschoren war, bevor die Binden angelegt wurden. Nun war es freilich allgemeiner Gebrauch bei den alten Aegyptern, den Kopf zu scheeren und ihn dann mit einer Perrücke zu bedecken. Aber Frau Aline, die Tochter des Herodes, war nicht aus altägyptischem Geschlecht, sondern wahrscheinlich hellenischer oder semitischer Abkunft, jedenfalls der europäischen Mode zugethan.

Es kommt zu diesen Erwägungen noch ein anderer wichtiger Umstand. Bekanntlich sind im Fayum, und gerade in der Nekropole von Hawara, zahlreiche Bildtafeln und Porträts auf Mumien gesammelt worden. Insbesondere hat Mr. Flinders Petrie eine grössere Anzahl davon aufgefunden. Dieselben sind in seinem umfassenden Bericht (Hawara, Biahmu and Arsinoe. London 1889. Frontispice and Pl. IX-X) zum Theil abgebildet und von Mr. Cecil Smith (ibid. p. 42) ausführlich beschrieben worden. Nirgends findet sich darin eine Andeutung, dass es sich nicht um das natürliche Haar gehandelt haben könne. Nicht wenige dieser Bilder zeigen dieselbe Haarfrisur, wie das Bild der Aline; ich verweise namentlich auf Frontispice Fig. 1, 6, 7 und 9, ferner Pl. X, Fig. 12, 16. Mr. Smith gebraucht beständig den Ausdruck curly, über den ich erst neulich (S. 149) gesprochen und den ich durch „geringelt“ übersetzt habe. So heisst es bei Pl. X, Fig. 12: Hair in rows of curls around face; bei Frontispice Fig. 9: Hair parted in centre, taken back in wavy curls; Fig. 6: Hair brought forward in rows of ringlets around forehead; Fig. 1: Hair black, fringe of curls round face. Offenbar hat man hier

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