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und anderwärts), die in ihrer Umgebung zunächst einen fremdartigen Eindruck machte, bis in der Gegend des unteren Neisselaufes und in der Nähe der mittleren Oder verwandte Gefässornamente erschienen (s. die cit. Verhandl. 1893, S. 564). Der Zusammenhang zwischen der Coschener und der Neuendorfer Thonbüchse ist um so begreiflicher, da vom mittleren Odergebiete her Einflüsse der Ornamentik durch den Beeskower Kreis bis in den Lübbener hinein erkennbar sind (s. d. cit. Verhandl. 1890, S. 491). Das andere Stück ist ein cylindrisches Gefäss von 7 cm Durchmesser und 6 cm Höhe, dessen Rand flach nach aussen gestrichen ist, wie auch die Bodenplatte seitlich hervortritt; hier und in der oberen ringförmigen Ausweitung sind je zwei einander entsprechende Oeffnungen eingebohrt, durch die offenbar eine wahrscheinlich zugleich zur Befestigung eines Deckels bestimmte Schnur gezogen werden konnte (Fig. 4). Für die Annahme, dass das Gefäss ge

Fig. 3.

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tragen werden sollte, wie die nicht seltenen koberförmigen, mehr länglichen Deckelgefässe, die ebenso gut als Anglerdosen, wie als Behälter für glimmenden Zunder aufgefasst werden können, spricht die reiche Bodenverzierung. Drei parallele Doppelstriche zertheilen die Kreisfläche: in jeden der vier Streifen ist, je nach seiner Länge, drei- oder viermal ein dreiliniges Sparrenornament eingestrichen. Die Aussenwand ist durch drei wagerechte Furchen halbirt, und in beide Hälften ist eine wagerecht verlaufende doppelte Wellenlinie von 6 seichten Windungen eingezeichnet. Eine doppelte Wellenlinie, allerdings mit grösserem Abstande, aber auch nur mit niedrigen Curven zeigt ein bronzezeitliches Gefäss des grossen Depotfundes von Schwennenz im Stettiner Museum (s. Schumann's Bericht in den cit. Verhandl. 1894, S. 437); eine dreifache die eine Seite eines schlank terrinenförmigen vorslavischen Gefässes von Inowrazlav (im Museum der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften zu Posen); eine vierfache ein tassenförmiges Gefäss mit Oehse von Gohra bei Finsterwalde in der Lausitz (s. Stephan's Bericht in den Niederlausitzer Mittheil. Bd. III, S. 400). Bei der Seltenheit derartiger Stücke verdient auch das Neuendorfer Beachtung. Von Metall ist bei diesem Funde nur ein offener Bronzering von 2 cm Durchmesser mit kreisförmigem Querschnitt gewonnen worden.

(13) Hr. Rud. Virchow übersendet die Beschreibung eines

Schädels aus der älteren Hallstatt-Zeit vom Mühlhart.

Hr. Dr. J. Naue in München hatte die grosse Freundlichkeit, mir schon im vorigen Jahre einen Schädel aus einem Grabhügel „im Mühlhart“ bei Wildenroth an der Amper (Ober-Bayern) zu übersenden. Er fügte folgende Erläuterung hinzu: „Der Grabhügel, in welchem die zerstückelte Leichenbestattung mit dem wohlerhaltenen Schädel gefunden wurde, hat die Nr. 76 der grossen Nekropole im Königl. Forste Mühlhart. Die Höhe des Grabhügels betrug 1,35 m, sein Umfang 55 Schritt. Die Auffüllung bestand aus Lehm. Etwa 20 cm tief beginnt in der Mitte ein Steinbau, der bis zu der Tiefe von 1,50 m herabgeht. Unter dem Steinbau wurde eine zerstückelte Leichenbestattung, wie hier skizzirt, blossgelegt.

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„Der Schädel, ohne Unterkiefer, war auf seine Basis niedergestellt worden. Unweit des Schädels fanden sich ein kleiner Eisenring und ein kleiner, zerbrochener, offener Bronzering (a). Sowohl Arm- als auch Schenkelknochen konnten wegen ihres zermorschten Zustandes nicht gehoben werden. (Die Länge eines Oberschenkelknochens betrug etwa 45 cm.)

„Die Grabgefässe waren nach Norden, etwa 30 cm von den Rippen entfernt, niedergestellt; sie bestanden aus einer unverzierten Urne und vier ebensolchen Schalen.

„Das Grab gehört der älteren Hallstatt-Zeit an und ist deshalb wichtig, weil es den wohlerhaltenen Schädel enthielt. Es ist dies der erste Schädel, den ich aus einem Grabhügel mit zerstückelter Leichenbestattung erheben konnte!"

Seitdem hat Hr. Naue in seinen „Prähistorischen Blättern" 1896, Nr. 1, S. 1 und Nr. 2, S. 23 eine ausführliche Beschreibung der betreffenden Nekropole zu veröffent

lichen angefangen. Daraus ist ein Grabfund (Nr. 75) besonders hervorgehoben, weil zum ersten Male eine männliche (Krieger-) Bestattung mit einem Bronzegürtelblech und 2 Fibeln gefunden wurde, während bis dahin von ihm in Ober-Bayern derartige Schmuckstücke nur in Frauengräbern angetroffen waren. Das leider zerbrochene Gürtelblech war nicht ornamentirt, die Fibeln waren gut erhaltene Kahnfibeln aus Bronze. Ausserdem lagen eine eiserne Lanzenspitze mit scharfkantiger Mittelrippe, sowie mehrere rothe und schwarze Thongefässe bei.

Der mir übersendete Schädel war der eines älteren Mannes. Er ist im Ganzen gut erhalten. Ausser der bei der Ausgrabung entstandenen Verletzung der Scheitelgegend fand sich namentlich an der Basis eine Reihe anscheinend älterer Brüche und Defekte, welche sich von der Gegend des Hinterhauptsloches bis zu der linken Augenhöhle erstrecken. Insbesondere war die Apophysis basilaris mit den Gelenkfortsätzen von dem Foramen magnum losgesprengt; sie hat sich wieder befestigen lassen. In der Gegend der linken Hälfte des Keilbeins, insbesondere des Flügelfortsatzes, ist ein grosses Loch, von dem aus sich ein grösserer Defekt in die Nasenhöhle, den Boden und das Dach der linken Orbita erstreckt. Dieses Loch könnte schon bei der Entfernung des Kopfes von der Leiche erzeugt worden sein. Ein kleines, rundliches Loch in der rechten Schläfenschuppe dürfte durch Verwitterung entstanden sein.

Der ziemlich schwere (590 g) Schädel hat ein fleckiges, schmutzig graubraunes Aussehen. Zahlreiche abgeblätterte Stellen, namentlich am Mittelkopf, sehen heller, fast weisslich aus. Ueber die Stirn und die linke Seite zieht sich ein äusserst dichtes Netzwerk feiner, durch die arrodirende Einwirkung von Pflanzenwurzeln hervorgebrachter Rinnen.

Es ist ein grosser, langer, mässig hoher Schädel mit weit vorragendem Hinterhaupt. Seine nicht sicher zu bestimmende Capacität beträgt nahezu 1585 ccm. Die Form ist orthodolichocephal (L.-Br.-I. 74,2, L.-H.-I. 74,7?). Der Horizontalumfang misst 530, der Sagittalumfang 380 mm. Von letzterem entfallen 32,3 pCt. auf das Stirnbein, 33,1 auf die Pfeilnaht und 34,4 auf das Hinterhaupt, welches sehr stark vorgewölbt ist. Die ganze Entwickelung ist also mehr occipital.

Die lange Scheitelcurve ist wenig gewölbt, weshalb der Ohrhöhen-Index nur 59,8 beträgt. An der etwas schräg gestellten Stirn sind Glabella und Tubera mässig ausgebildet, dagegen die Nasen- und Supraorbital wülste kräftig hervortretend; die Stirnnasennaht liegt tief. Die Scheitelcurve beginnt langsam und ohne deutlichen Absatz am Stirnbein und geht dann in seichter Wölbung nach hinten, um etwas schneller in die stark gewölbte Oberschuppe sich fortzusetzen. Das Hinterhaupt ist seitlich etwas zusammengedrückt, dafür aber an der Unterschuppe mit kräftigen Cerebellarwölbungen und starken Lineae semicirculares versehen; keine ausgeprägte Protub. occip., dagegen zwei tiefe Einfurchungen neben der Mittellinie gegen das grosse For. magnum. Proc. condyloides stark vortretend. Starkes Tuberculum pharyngeum. Warzenfortsätze kräftig. Schläfengegend nach oben voll, nach unten stark vertieft. Grosse Alae sphenoideales mit langen und etwas schmalen, nach rückwärts gerichteten Fortsätzen, so dass die Sut. sphenoparietalis kurz (9-10 mm) erscheint. Die Schläfenschuppe etwas platt. Plana temp. undeutlich.

Das Gesicht sehr hoch und schmal, Obergesichtsindex 70, hyperleptoprosop. Die Höhe wird vorzugsweise durch die starke Ausbildung des Oberkiefers und seines Alveolarfortsatzes bedingt. Indess sind auch die Augenhöhlen gross und sehr hoch, am Eingange fast viereckig, nur der untere Rand nach aussen stärker gesenkt; Index ultrahypsikonch (92,5). Am Proc. temporalis des Wangenbeins eine nur schwache

Tuberositas. Jochbeine angelegt. Wangenbeine wenig vortretend, Fossae caninae flach. Nase ungewöhnlich hoch und schmal, mit enger Wurzel, aber stark eingesatteltem Rücken, der gegen die Spitze eine ausgesprochen aquiline Form annimmt und zugleich erheblich nach rechts abweicht. Schon von der Stirnnasennaht an erstreckt sich über den ganzen Proc. nasalis des Oberkiefers eine, wahrscheinlich posthume, Eindrückung, wodurch die Nasenhöhle und der obere Theil der Apertur bedeutend verengt sind; die Apertur selbst ist schief, in ihrem unteren Theile nach rechts enger, nach links weiter. Nasenindex hyperleptorrhin (37,9). Der Alveolarfortsatz sehr hoch (25 mm) und kräftig, in seinem unteren Theile etwas vorgeschoben. Das Gebiss ist ganz vollständig, leicht opisthognath, die Kronen der Molaren und Prämolaren, sowie die Schneiden der Incisivi beträchtlich abgenutzt. Die Vorderzähne gross (35 mm hoch), die Molaren von mässiger Entwickelung, eher klein. Der Gaumen leptostaphylin (64,8), sehr tief, von einer elliptischen Zahncurve umgeben.

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Es handelt sich demnach um einen vortrefflich gebildeten, orthodolichocephalen Schädel mit besonders starker Ausbildung des Hinterkopfes. Da der Schädel ganz frei von pathologischen Zuständen oder von hervortretenden individuellen Anomalien ist, so darf er wohl als ein typischer betrachtet werden. Er ist besonders charakterisirt durch die hohe, in allen Einzelheiten sich wiederholende Gesichtsbildung: es vereinigen sich an ihm Hyperleptoprosopie, Ultrahypsikonchie, Hyperleptorrhinie, eine bis zur Opisthognathie gesteigerte Orthognathie und Leptostaphylie. Freilich finden sich mehrere Zeichen, dass das Gesichts-Skelet, wahrscheinlich durch die Erdfeuchtigkeit, aufgelockert und durch den Druck der umgebenden Erdmasse etwas verdrückt worden ist. So dürfte die Leptorrhinie posthum nicht unerheblich verstärkt worden sein. Aber, was für die dünnen Nasenknochen anerkannt werden kann, gilt nicht in gleicher Weise für die übrigen Gesichtsknochen, unter denen namentlich der ungewöhnlich kräftig entwickelte Oberkiefer seine natürliche Form fast unverändert erhalten hat.

Der schon durch die Zerstückelung des Gerippes höchst auffallende Fund darf daher das höchste Interesse in Anspruch nehmen. Für die Entscheidung der Frage,

wann diese Zerstückelung stattgefunden hat, bietet vielleicht die Zertrümmerung des Schädelgrundes einigen Anhalt. Nichts an demselben deutet darauf hin, dass der Kopf von dem noch erhaltenen Körper abgetrennt worden ist. Obwohl, wie bei solchen Abtrennungen gewöhnlich, die Umgebung des grossen Hinterhauptsloches die stärkste Zertrümmerung erlitten hat, so pflegt doch nach meinen Erfahrungen die Hauptverletzung am seitlichen Umfange des Loches einzutreten. Auch finden sich nicht selten Hieb- oder Schnittstellen an den Gelenkhöckern. Davon ist in dem vorliegenden Falle nichts zu bemerken, vielmehr liegen die Verletzungen sämmtlich vor dem Loche, die Gelenkhöcker sind nicht verletzt, dagegen erstrecken sich grosse Defekte durch das Keilbein bis in die Augenhöhle hinein. Im Gegensatze zu der frischen Verletzung am Scheitel haben alle diese Verletzungen ein altes Aussehen, sie sind ebenso dunkel gefärbt, wie die benachbarten unversehrten Knochen, und sie stellen sich nicht als Folge der Einwirkung scharfer Instrumente dar, sondern als Brüche. Da ein Theil der Bruchstücke noch an Ort und Stelle aufgefunden ist, so scheint auch die Annahme, dass der Schädel schon vor seiner Bestattung in diesem stark verletzten Zustande war, ausgeschlossen, so sehr auch das Fehlen des Unterkiefers darauf hinweist, dass die Knochen sich schon in der Trennung, d. h. in der Zeit der eingetretenen Verwesung, befanden. Daraus würde folgen, dass die Knochen beigesetzt wurden, nachdem schon die Maceration der Weichtheile vollendet war oder doch einen hohen Grad erreicht hatte. Dürfte man annehmen, dass die Leiche früher an einem anderen Orte bestattet war und wieder ausgegraben ist, und dass ihre Knochen von diesem anderen Orte an die Stelle, wo sie aufgefunden sind, gebracht wurden, so würde der Gedanke nahe liegen, dass Sprünge des Schädelgrundes bei der Wiederausgrabung und dem Weitertransport durch ungeschickte Manipulation hervorgebracht sind. Die volle Trennung der Sprungstücke ist dann vielleicht der forschreitenden Einwirkung der Erdfeuchtigkeit zuzuschreiben.

(14) Hr. Sanitätsrath Dr. Koehler in Posen übersendet mit Schreiben vom 12. April eine Abhandlung über:

Fundorte von Schläfenringen in der Provinz Posen.

An

Dr. Lubor Niederle hat in seiner erschöpfenden Abhandlung (Bemerkungen zu einigen Characteristiken der altslavischen Gräber. Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. XXIV, H. IV, S. 194) auf Grund sehr genauer Nachforschungen, die er während seiner Reise im Osten anstellte, erwiesen, dass die Schläfenringe von Westen nach Osten zu ihre Verbreitung gefunden haben. Ungarn ist das Land, wo die Schläfenringe am zahlreichsten, aber auch am frühesten, denn schon im I. Jahrhundert n. Chr., gebraucht waren. fangs kamen Ringe auf, an deren einem Ende nur ein grades, kurzes Stück umbogen war; später wurde dies umgebogene Ende in die Gestalt eines lateinischen grossen S umgewandelt. Von Ungarn aus verbreiteten sich diese Ringe längs der Donau, kamen nach Böhmen und Mähren schon im VII. und VIII. Jahrhundert. Auf den Handelswegen wurden sie weiter nach Schlesien, Grosspolen, heute Grossherzogthum Posen, im IX. und XII. Jahrhundert gebracht. Die weitere Verbreitung nach Polen und Russland war nur spärlich und fand auch Niederle in den Warschauer, Krakauer, Petersburger, Moskauer und anderen Sammlungen nur vereinzelte Exemplare. Von Ungarn kamen die Schläfenringe auch nach dem Süden, wie nach Kroatien und Bosnien, wo sie von Ljubič dem IV. bis VII. Jahrhundert zugeschrieben werden. Vor Niederle sprach schon Lissauer (Cor

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