Imágenes de páginas
PDF
EPUB

von dem Cartail hac (Ages préhist., p. 186) eine ausführliche Beschreibung gegeben hat, auf die ich verweisen muss. Der Eingang ist jedoch nicht, wie Cartailhac sagt, nach Westen, sondern nach Osten gerichtet.

[merged small][graphic]

Für die Reise nach Madrid vermied ich die öde Strecke durch die Mancha und nahm den sehr zu empfehlenden Weg durch Estremadura. Ich besichtigte die grossartigen Römerbauten Merida's, ging über das pittoreske, mittelalterliche Caceres nach Plasencia und erreichte Madrid über Toledo und Aranjuez. In Madrid war die Messe des S. Isidro noch im vollen Gange und gab Gelegenheit, noch mancherlei Volkstrachten, besonders aus Valencia und Catalonien, zu sehen.

Von den Sammlungen sind die unvergleichliche Prado-Gallerie und die Armeria weltbekannt. In der letzteren fand ich die vier ältesten nach Europa gelangten japanischen Rüstungen wieder, welche die Gesandschaft. Hidejoshi's im Jahre 1583 dem Könige Philipp II. überbrachte. Zwei derselben zeigen die phantastische Lemurenform des Todes. Sie hängen über der Thür, sind deshalb leicht zu übersehen, und mehrfach in der Literatur als nicht mehr vorhanden angegeben.

Das sehenswerthe Artillerie-Museum enthält eine interessante Sammlung alter malaiischer Bronzegeschütze, reich ornamentirt, in vorzüglicher Ausführung. Sie sind den Piraten der philippinischen Gewässer abgenommen. Unter Nr. 3140 findet sich eine merkwürdige Schuppenrüstung, Helmkappe mit Gittervisir, Brustpanzer

Verhandl. der Berl. Anthropol. Gesellschaft 1896.

4

und Schenkelstücke. Die einzelnen Schuppen sind grün mit Goldrand, das Material war leider nicht erkennbar. Die Signatur ist: Traje de guerra de un cacique Mexicano

Fig. 2.

(Fig. 2). Hrn. Seler war das Stück unbekannt, so dass es wünschenswerth ist, Genaueres über seine Provenienz zu ermitteln. Möglicherweise ist es asiatischen Ursprungs.

Der erst kürzlich eröffnete Prachtbau des Museo archeologico ist zwar noch nicht vollständig bezogen, enthält aber schon. den wichtigsten Theil der prähistorischen und ethnographischen Sammlungen. Der erste und dritte Saal im Erdgeschoss rechts. birgt die ersteren, während in dem zweiten die ägyptischen Alterthümer sich befinden.

Die interessantesten Objecte des ersten Saales sind die Höhlenfunde aus der Cueva de los murcielagos bei Albuñol an der Südküste Andalusien's. Neben dem goldenen Diadem, das eines der hier gefundenen Skelette trug, sieht man eine fast complete Collection des Hausgeräthes jener alten Urmenschen. Schmucksachen aus Steinen und durchbohrten Schneckengehäusen, ferner Holzlöffel und Werkzeuge, Steinäxte, Scherben mit PunktOrnamenten, Spinnwirtel, namentlich aber wohlerhaltene Flechtarbeiten aus Espartogras, unter denen die vortrefflich gearbeiteten starken Sandalen und Tragsäcke besonders auffallen.

Andere Vitrinen enhalten mächtige asturische Steinhämmer mit Sticlfurche, Vergleichsobjecte aus Skandinavien und den Schweizer Pfahlbauten, BronzeSchwerter mit eigenthümlichem, durchbrochenem, flachem Griffstück, sowie die ungeheuren, degenförmigen Bronze-Nadeln, die Cartailhac als Zier-Haarnadeln ansprechen zu müssen glaubt (1. c. p. 22, 76, 9). Man findet derartige Stücke schon zusammen mit römischen Objecten.

Der dritte Saal enthält vor Allem die in der Gesellschaft bereits ausführlich besprochenen Funde vom Cerro de los Santos, hauptsächlich weibliche Figuren, den Kopf mit einer Kapuze bedeckt, ein Gefäss in den Händen tragend, während von männlichen Figuren nur Köpfe vorkommen. Neben diesen unzweifelhaft ächten Stücken enthält die Sammlung noch eine ganze Anzahl von ebenso unzweifelhaften Falsificaten, die, um in ihrer grotesken Form nicht zu auffällig zu wirken, an den Fensterseiten des Saales im Schatten aufgestellt sind. Man sieht plumpe Nachahmungen ägyptischer Obelisken, Isis und Osiris-Figuren, andere die altgriechische Muster copiren, wie Hippokampen, das Schiff Argo, den Phönix u. a., zum Theil mit paläographisch unmöglichen Inschriften.

Der Mittelschrank enthält die merkwürdigen phallischen Bronze-Idole von Evora, Goldringe, sowie die grösste uns bekannte iberische Inschrift auf Blei (noch unentziffert). Sonderbar sind die Thongefässe, deren Henkel sich nicht gegenüber steher, sondern im Winkel von 90° zu einander angebracht sind.

Endlich seien noch erwähnt die nach vorn gekrümmten, concav schneidenden Eisenschwerter vom Cerro de Almedinilla bei Cordoba, eine höchst charakteristische, auf altitalischen Vasenbildern häufig wiederkehrende Form (Cartailhac 1. c. p. 249), sowie ein wohlerhaltener phönicischer Anker aus Blei. Es folgt hierauf das römische Antiquarium, das ich hier übergehe. Die ethnographische Abtheilung erfüllt den zweiten Stock. Der linke Flügel enthält die Americana.

Die Peruanische Sammlung (Saal II-IV) ist zwar nicht besonders reichhaltig, namentlich nicht an Gefässen (von denen die gefälschten auch hier in einer besonderen Vitrine vereinigt sind), enthält aber eine Anzahl sehr merkwürdiger Unica,

z. B. eigenthümliche Libations-Gefässe aus Holz. Ein pfeifenkopfartiger Recipient in Form einer hockenden menschlichen Figur mit grossem Kopf läuft im rechten Winkel in eine Libationsrinne aus, in der vier geschnitzte Enten auf den Kopf zuzuschwimmen scheinen.

Der Saal IV. beherbergt den wichtigsten Theil der Sammlung, ein peruanisches Scepter, von Goldblech überzogen, sowie eine ausserordentlich zierliche, mit Kupfer und Silber tauschirte Bronzeaxt, Schaft und Klinge aus einem Stück mit Nachahmung der Binden, die beide zusammenhaltend gedacht sind.

Was aber in diesem Saale den Blick besonders fesselt, ist der alles überstrahlende Schatz der Quimbayas aus Columbien, der grossartigste und schönste je nach Europa gelangte Goldfund aus dem alten America. Er ist seit der columbischen Ausstellung 1892 als Geschenk der Republik in den Besitz Spanien's gelangt. Da Hr. Seler bereits im Globus, Bd. 64, S. 244 ff., eine ausführliche Besprechung dieses einzig dastehenden Goldfundes gegeben hat, so braucht dem nichts hinzugefügt zu werden.

Der anstossende grosse Saal V enthält Objecte aus ganz America. Die Sammlungen vom oberen Amazonas aus Ost-Ecuador, sind von der spanischen Expedition (1865-67), an der auch Ximenez de la Espada theilnahm, heimgebracht worden. Darunter auch mehrere Schilde der Jivaros. Von Nordwest-America besitzt das Museum nicht weniger als 5 Stäbchen-Panzer. Ein Lederwamms mit Behängen von Eisenstückchen ist wohl sibirisch. Vielleicht ein Unicum für Europa ist ein Maskencostüm der Negersecte der Ñañigos auf Cuba (vergl. Globus, Bd. 69, S. 19), sehr an gewisse südamerikanische erinnernd. Das Material ist Sacktuch mit aufgenähten Zeugstreifen, die Capuze mit Ochsenhörnern verziert.

In dem rechten Flügel des Gebäudes sind die übrigen Erdtheile vertreten. Einige schöne Buddhaköpfe von Borobudur, allerlei chinesische Sachen, eine sehr reichhaltige Hawaii - Sammlung, sowie eine Serie interessanter Rüstungen von Mindanao, darunter eine aus Horn oder Schildpatt, sind hier das Wichtigste.

Der mächtige Lichthof soll Modelle der werthvollsten maurischen Architecturstücke des Landes aufnehmen.

Ueber den Escorial und das an interessanten mittelalterlichen Bauten so reiche Avila) ging ich weiter nach Salamanca, der alten Hochburg scholastischer Gelehrsamkeit, mit einigen der schönsten Denkmäler spanischer Spät-Renaissance, und wendete mich nunmehr nach Portugal. Verlässt man bei der Station Fregeneda das öde castilische Plateau, so öffnet sich, beim Abstieg in das herrliche Thal des Douro, gleichsam eine neue Welt. Man befindet sich in der feuchtwarmen Zone der Seewinde. Bis Oporto gleicht das Thal einem grossen Fruchtgarten, wo Dörfer und Städte unter den üppigen Feigen-, Orangen- und KastanienBäumen verschwinden, Weinreben jeden Baum überziehen, meilenweit die Berge für die Cultur der edelsten Weinsorten terrassirt sind. Von dem Wohlstande des Volkes dieser Nord-Provinzen Portugal's zeugt der reiche Schmuck der Bäuerinnen, die dicke goldene Ketten und handgrosse Goldfiligran-Herzen auf der Brust tragen. Den Kopf bedeckt ein kleines Feder-Barett, das gleichzeitig beim Lasttragen als „Kranz“ dient. Auch bei Männern sind die nationalen Trachten mehr erhalten, als in Spanien. Einige Tage fesselte mich das herrliche Oporto, wo gerade grosse Volksfeste abgehalten wurden.

Der wichtigste Ausflug von hier führte mich in den nordöstlichen Theil der Provinz Tras os montes, wo insbesondere die Umgegend des malerisch gelegenen

1) Leider wurde vergessen, die berühmten Toros in Augenschein zu nehmen.

Braga (das Bracara Augusta der Römer) in archäologischer Beziehung zu den interessantesten Theilen Portugal's gehört, da sich hier umfangreiche Stadtanlagen der vorrömischen Urbevölkerung des keltischen Stammes der Kalläker erhalten haben.

Die merkwürdigste und zugleich am leichtesten erreichbare, ist die sogen. Citania zwischen Braga und Guimaraes (3 km östlich von dem kleinen Schwefelbade Taipes). Es besteht über Citania dos Briteiros und den benachbarten Sabroso bereits eine ziemlich umfangreiche Literatur, die bis in's 16. Jahrhundert zurückreicht. Die systematisch-wissenschaftliche Untersuchung des Ortes wurde indess. erst vor 20 Jahren durch den unermüdlichen Hrn. Martins Sarmento angebahnt und weiter geführt. Unter seiner Leitung besuchte auch der prähistorische Congress von 1880 die denkwürdige Stätte; Hr. Rud. Virchow hat darüber in den Verhandl. d. anthropol. Gesellschaft 1880, S. 344 einen ausführlichen Bericht gegeben. Die wichtigste deutsche Arbeit lieferte Hr. Prof. Hübner im 15. Bande des Hermes 1881. Endlich hat Cartailhac alles bis dahin über Citania Bekannte zusammengestellt und durch Abbildungen erläutert. Können daher meine Mittheilungen auch wenig Neues bieten, so mögen sie doch dazu beitragen, deutsche Reisende auf diese ungemein interessante Ruinenstätte aufmerksam zu machen.

Ich begab mich von Oporto über Vizellas nach Guimaraes, dem alten Stammsitze der portugiesischen Könige, um hier, unter liebenswürdiger Führung des Hrn. Sarmento, die Sammlungen der Socieda de Sarmento im Kreuzgange des alten Klosters S. Domingo zu besichtigen. Das Museum enthält die interessantesten in Citania gefundenen Architecturstücke, Reliefs und Inschriften, die aber erst nach Besichtigung der Ruinen selbst verständlich werden. Das meiste davon ist in dem Congressband 188, sowie in dem Werke von Cartailhac bereits publicirt. Ich nenne daher hier nur die Thür-Einfassungen mit dem cigenthümlichen, auch in der mittelalterlichen Architectur Portugal's so häufig wiederkehrenden Strick-Ornament und den bandartig verschlungenen S- Mustern, die Ruinen-Fenster oder Luftloch-Einsätze mit durchbrochenen Kreuzen oder spiralig geschweiftem Triquetrum, sowie die Thürarchitraven-Giebelfelder mit barbarischrömischen Inschriften, deren eine die Worte Coroneri Camali domus erkennen lässt, ein häufig wiederkehrender Name wohl eines Häuptlings-Geschlechts, und endlich mehrere sehr rohe Steinfiguren und Reliefs.

Als etwas Neues dagegen sind zu erwähnen zwei jener merkwürdigen, überlebensgrossen Figuren kalläkischer Krieger, die vor zwei alten Kirchen der Umgegend aufgestellt waren, bis sie Sarmento hierher überführen liess. Es sind bereits mehrere derartiger barbarischer Statuen aus Portugal bekannt. Prof. Hübner hat schon im Jahre 1861 in einer Abhandlung (Archäolog. Zeitung XIX, 1861, Nr. 154) einige derselben beschrieben, nehmlich zwei im Garten des königl. Schlosses von Ajuda zu Lissabon befindliche, sowie eine von Vianna de Castello, nordwestl. von Braga an der Küste Von dieser giebt er eine Abbildung. Sie zeigt einen bärtigen Mann, den Kopf anscheinend mit einer enganliegenden Helmkappe bedeckt, um den Hals ein Torques. Die Arme sind an den Körper angezogen und halten einen kleinen Rundschild mit Kreuz und muschelförmigen Buckeln. Auf der Brust ein Spiral-Ornament, sowie ein Kreuz, das möglicherweise von den Bauern eingekratzt ist. Der eng anliegende Rock lässt einen dreieckigen Halsausschnitt, sowie kurze Aermel erkennen. Im Gürtel steckt ein kurzes Schwert. Quer über dem Schaft der Figur befindet sich eine Inschrift, die das Ganze als Grabmonument kennzeichnet. So viel Details lassen unsere Figuren von Guimaraes

Fig. 3.

(Fig. 3) nicht erkennen. Sie sind weit roher gearbeitet und es fehlt ihnen leider der Kopf, dagegen ist das grosse, breite, lanzettförmige Schwert sehr deutlich. Der Gürtel ist auf dem Rücken mit einer Rosette mit SpiralOrnament versehen. Der Schild ist concav und trägt in der Mitte einen Buckel. Die Unterschenkel fehlen diesen Figuren, wie den übrigen. Hr. Hübner kannte ausser den drei von ihm beschriebenen nur noch zwei andere aus der Literatur, doch ist es ungewiss, ob sie noch vorhanden sind.

Endlich sei noch ein steinerner Sarkophag erwähnt mit einem für die Form der Leiche angepassten Ausschnitt, am Kopfende aussen mit einem Hakenkreuz geziert. Das Museum enthält ausserdem noch Alterthümer aus allen Theilen des Landes, afrikanische Ethnographica, sowie eine reichhaltige Bibliothek.

Statue eines kallä

kischen Kriegers
aus S. Jorje de
Vizella im Museu

Sarmento in
Guimaraes.

Citania selbst liegt auf einem weithin sichtbaren Hügel, 3 km östlich von Taipes. Er gehört zu den Vorbergen der zwischen Braga und Guimaraes sich ausdehnenden Serra da Falperra. In der Nähe liegen die ähnlichen alten Ansiedlungen von Sabroso und S. Iria. Der Berg ist in /, Stunden zu ersteigen. Er fällt nach Süden zu allmählich, nach Norden steiler, aber weniger tief ab und ist durch einen Rücken mit der dahinter aufragenden Serra verbunden, auf dem noch Reste einer starken kyklopischen Mauer erhalten sind. Zwei andere Mauerzüge umschliessen den ganzen Berg. Derselbe zeigt zwei Gipfel, zwischen denen die von Süd-Westen ansteigende Strasse nach Nord-Osten hinunter zieht. Sie fällt mit der antiken Hauptstrasse zusammen und zeigt ein aus mächtigen Steinblöcken zusammengesetztes Pflaster mit Regenrinnen. Aehnliche Wege führen auf die öden Gipfel, andere münden unten von verschiedenen Seiten ein. Beiderseits der Strassen liegen die Reste von Hütten in runder oder rechteckiger Grundform, meist nicht mehr als 1 m über dem Grunde aufragend, doch so, dass die Steinfügung des Ganzen noch gut erkennbar ist. Meist unregelmässig geschichtet, sind die Bausteine bisweilen sorgfältig behauen und in schrägen Spiraltouren über einander gelegt. Eingangsöffnungen mit Steinschwellen sind nur bei einigen nachweisbar. Hübner vermuthet, dass bei den meisten die Thür höher über der Erde lag. Die Häuser liegen gruppenweise zusammen, die Eingänge von der Strasse abgewandt. Da diese Häusergruppen von besonderen Mauern umzogen sind, die durch Einschnitte mit der Strasse in Verbindung stehen, so liegt es nahe, in diesen gepflasterten Umfriedigungen Hofräume zu sehen, in denen die eigentlichen Wohn- und Wirthschaftsgebäude lagen. Jedenfalls dienten die in diesen Höfen ausgehöhlten Steine als Tränkstellen und die von Cartailhac abgebildeten Steinringe zum Anbinden des Viehs.

Die Anlage des Ganzen ist terrassenförmig. Starke Substructionen von kyklopischem Mauerwerk geben Halt. Auf dem höchsten westlichen Gipfel zwei restaurirte Rundhütten, deren eine die berühmte mit reichem ornamentalem Relief geschmückte Pedra Formosa enthält, die von einigen für einen Opferstein, von anderen für eine Giebelplatte, endlich auch für einen Grabstein gehalten wird. Unsere Verhandlungen brachten davon eine Skizze; deutlicher ist die Abbildung in dem Congressbericht und bei Cartailhac. Ohne dieser Frage näher zu treten, möchte ich doch darauf aufmerksam machen, dass das die Gliederung des Ganzen bedingende Haupt-Ornament wohl an eine menschliche Figur mit etwa zur Opferung ausgespreizten Beinen erinnert. Auch die beiderseits sich an das Schachbrett

« AnteriorContinuar »