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bäude entfernt werden müsse. Dazu wäre aber ein neues, geräumiges Gebäude herzustellen. Der Vorstand hat daher den Antrag gestellt, dass in der nächsten Nähe des Museums ein Neubau errichtet werden möchte, der zugleich geeignet sei, die Sammlungen der anthropologischen Gesellschaft und das Trachten-Museum aufzunehmen. Letzteres ist durch die jetzt bestehende Compression in einem sowohl seiner Lage, als seinen Räumen nach unzulänglichen Gebäude unfähig, sich fortzuentwickeln und seine schöne und für das Volksleben so wichtige Aufgabe ganz zu erfüllen. Erst bei voller Ausgestaltung wird es die angestrebte Bedeutung für die Kenntniss und die Erhaltung des deutschen Volksthums erreichen.. Das war der Grund, warum der Vorstand der Königlichen Staatsregierung den Plan vortrug, neben dem, wesentlich für fremdländische Sammlungen bestimmten Museum für Völkerkunde ein besonderes deutsches National-Museum zu errichten, welches sowohl die vaterländischen Alterthums-Gegenstände, als auch die Sammlungen der anthropologischen Gesellschaft und des Trachten-Museums aufzunehmen und der Zukunft zu erhalten haben wird. Leider haben wir von dem Herrn UnterrichtsMinister einen definitiv abschlägigen Bescheid erhalten. Wir sehen daher kaum eine Möglichkeit, gegenwärtig das zu verwirklichen, was wir für eine unabweisbare Nothwendigkeit erachten, und wir müssen uns darauf vorbereiten, dass vielleicht während einer für uns nicht absehbaren Zeit wir uns in die gegebenen Verhältnisse fügen müssen; aber wir werden es als unsere Pflicht betrachten, immer wieder von Neuem eine verbesserte Gestaltung der herrlichen Schöpfungen anzuregen, welche wir mit zu vertreten haben. Jedermann im Volke wird es empfinden, dass jedes weitere Jahr unwiederbringliche Verluste in dem Bestande unserer nationalen Ueberlieferungen mit sich bringt und dass es gilt, das Wenige zu bewahren, das davon noch erhalten ist.

Diese Nothwendigkeit ist uns gerade in den letzten Monaten an einem besonders bezeichnenden Beispiel entgegengetreten. Bei der General-Versammlung in Speyer erfuhren wir, dass der allbekannte Schlossberg von Burg a. d. Spree von der Gefahr der Zerstörung bedroht ist. Eine Vicinal-Eisenbahn, welche gerade an dieser Stelle den Spreewald durchqueren soll, ist soweit vorbereitet, dass die Entscheidung in nächster Zeit fallen muss. Der Schlossberg soll nicht nur durchschnitten werden, sondern er soll auch das Material zur Aufschüttung des Bahnplanums hergeben. Viele Mitglieder der deutschen Gesellschaft kennen den Schlossberg aus eigener Anschauung, namentlich von der grossen Excursion her, welche wir bei Gelegenheit der Berliner General -Versammlung 1880 veranstaltet hatten. Die Erinnerung an diesen schönen und ganz gelungenen Ausflug ist überall im Vaterlande lebendig. Ich habe damals eine übersichtliche Darstellung der geschichtlichen Bedeutung der Anlage geliefert, welche den Theilnehmern überreicht wurde (Zeitschrift f. Ethnol. XII, S. 222). Es handelt sich hier um das grösste und in seiner Art einzige Bauwerk der prähistorischen Zeit, welches östlich von der Elbe und südlich von dem Meeresstrande erhalten ist, freilich vielfach beschädigt, aber doch in seinen Hauptformen noch unberührt. Es ist das Ziel aller Touristen, berühmt auch durch seine landschaftliche Schönheit. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass auf einer natürlichen Anhöhe alte Ansiedelungen stattgefunden haben: eine jüngere, welche in die frühslavische Zeit, jedoch höchstens bis in das 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zurückversetzt werden kann, und eine viel ältere, die bis in die Zeit der Lausitzer Grabfelder, vermuthlich bis in das 4. oder 5. vorchristliche Jahrhundert, reicht. Die Mitglieder der GeneralVersammlung in Speyer waren einstimmig der Meinung, dass dieses ehrwürdige Monument erhalten werden müsse. Knüpft sich doch die volksthümliche Tradition

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gerade an diesen Ort, wo der Wendenkönig seine Residenz gehabt haben. soll; auch deuten die Meldungen des Tacitus darauf hin, dass der mächtigste germanische Stamm der römischen Kaiserzeit, die Semnonen, hier den Mittelpunkt seiner Zusammenkünfte hatte. Der Vorstand der Gesellschaft wurde daher beauftragt, einen Protest gegen die Vernichtung oder Verstümmelung des Schlossberges bei den betreffenden Behörden einzulegen. Dies ist geschehen, und mir, als dem damaligen Vorsitzenden, fiel die Aufgabe zu, zu versuchen, diesen Protest weiter zu vertreten. Es ist in der That gelungen, einen Aufschub und eine erneute Untersuchung zu erlangen. Der Herr Unterrichts-Minister, obwohl er sich nicht für ermächtigt hielt, auf Grund gesetzlicher Bestimmungen einen entscheidenden Einspruch zu erheben, ist doch geneigt, die Bedeutung der beigebrachten Gründe anzuerkennen und dafür Sorge zu tragen, dass wenigstens der grössere Theil des Schlossberges erhalten werde. Die nächste Zeit wird darüber entscheiden. Wir werden versuchen, bei aller Anerkennung der Verkehrsinteressen, welche in Betracht zu ziehen sind, doch wenigstens das zu erlangen, dass der Schlossberg in seiner Hauptform nicht beschädigt werde, auf dass er den kommenden Generationen als ein sichtbares Zeichen der Vorzeit übergeben werden kann. Dabei wird die Frage zu erwägen sein, ob nicht der schon wiederholt erörterte Gedanke, den Schlossberg anzukaufen und in öffentlichen Besitz zu bringen, ausgeführt werden kann.

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Statutengemäss soll heute noch berichtet werden über den Stand der Sammlungen der Gesellschaft:

1. Die Bibliothek hat durch Geschenke, Ankauf und Tauschverkehr einen Zuwachs von 358 Bänden (davon 191 Zeitschriften) und 123 Broschüren erhalten, so dass der Gesammtbestand jetzt 7483 Bände und 1079 Broschüren beträgt. Durch die Aufstellung eines neuen Schrankes ist dem früheren Mangel an Raum für die nächsten Jahre abgeholfen worden.

2. Die Sammlung der Gypse wurde durch einen von Hrn. E. Dubois geschenkten Schädel-Abguss des Pithecanthropus erectus vermehrt.

3. Die Sammlung der Photographien hat sich im verflossenen Jahre um 148 Stück vermehrt. Sie besteht jetzt aus 3508 einzelnen Blättern und 5 zusammengestellten Albums mit 632 Aufnahmen, sowie aus 20 photographischen Werken.

4. Die anthropologische Sammlung konnte durch Einreihung von 5 Skeletten und 25 Schädeln, welche theils aus den älteren Beständen, theils aus neueren Geschenken und Ankäufen herstammen, erweitert werden: ausserdem fand der Mumienkopf der Aline als Leihgut des Hrn. Prof. v. Kaufmann darin Aufnahme.

5. Die prähistorischen und ethnologischen Eingänge werden an das Königliche Museum für Völkerkunde abgegeben.

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(3) Der Schatzmeister Hr. W. Ritter erstattet den Bericht über die

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Miethe an das Museum für Völkerkunde .
Mitglieder-Beiträge an die Deutsche anthropol. Gesellschaft.
Ankauf von Exemplaren der Zeitschrift für die ordentl. Mitglieder
Nachrichten über deutsche Alterthums funde (Jahrgang 1896),
einschliesslich der Remuneration für die Bibliographie, aber
ausschliesslich der Abbildungen

Einladungen zu den Sitzungen.

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Bibliothek (Ankauf von Werken, Einbände u. s. w.)
Remunerationen..

Bureau- und Schreib-Materialien .

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3 216 Mk. 70 Pfg.
1.500 99

Gesammt-Ausgaben.

Bleibt Bestand für 1897

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15 128 Mk. 68 Pfg.

605 Mk. 76 Pfg.

8.000 Mk.

900

11 000

1.500

Summa 21 400 Mk.

Hr. R. Virchow: Der Bestand der laufenden Gesellschaftskasse ist in diesem Jahre ungewöhnlich klein. Er beträgt nur 605,76 Mk., um mehr als 1000 Mk. weniger als im Vorjahre. Dabei bildet der Staatszuschuss, der bis zum 31. März 1897 vorhalten soll, den grössten Theil dieser Summe. Leider hat aber die Gesellschaft,

wie alljährlich, eine nicht unbeträchtliche schwebende Schuld, deren Höhe erst in ein Paar Monaten durch die Schlussabrechnung mit der Verlagshandlung festgestellt werden wird. Eine frühere Abrechnung ist nicht möglich, da der Druck der Zeitschrift, der Verhandlungen und der Nachrichten über deutsche Alterthumsfunde sich meist bis über den Februar hinaus fortsetzt und die Herstellung des InhaltsVerzeichnisses erst nach dem Abschlusse aller dieser Abtheilungen erfolgen kann.

Wir geben uns der Hoffnung hin, dass der Herr Unterrichts-Minister uns auch für das neue Rechnungsjahr den Staatszuschuss, mindestens in der bisherigen Höhe, bewilligen wird. Im Uebrigen sind wir auf die Mitglieder-Beiträge angewiesen. Da die Zahl der zahlenden Mitglieder sich um 10 vermindert hat, so müssen wir wiederum den dringenden Wunsch aussprechen, dass nicht nur die alten Mitglieder uns treu bleiben, sondern dass auch neue Mitglieder in stärkerem Maasse gewonnen werden. Die Möglichkeit, unsere Publicationen in gewohnter Weise auszustatten und fortzuführen, ist ganz abhängig von der Grösse unserer Zahlungsmittel; würde sich hier kein Gleichgewicht herstellen, so müssten in einer oder der anderen Richtung Ersparungen gemacht und der Werth unserer Publicationen herabgemindert werden. Die Erwägung, dass wir eine bedeutungsvolle wissenschaftliche Aufgabe erfüllen, die sonst der Königlichen Staatsverwaltung zufallen würde, wird, wie wir sicher annehmen, die Wage der Entscheidung zu unseren Gunsten senken.

Die Rechnung ist von dem Vorstande statutengemäss dem Ausschusse vorgelegt worden. Dieser hat, nachdem eine Prüfung durch die HHrn. Lissauer und Friedel stattgefunden hat, dem Vorstande Decharge ertheilt (Statuten § 36). Dem Herrn Schatzmeister sind wir für seine mühselige Geschäftsführung zu grossem Danke verpflichtet.

(4) Hr. Rud. Virchow macht folgende Mittheilung über die

Rechnung der Rudolf Virchow-Stiftung für das Jahr 1896.

Der Capitalstock der Stiftung betrug nach der vorjährigen Rechnung (Verhandl. 1895, S. 759) nominell 120 000 Mk. Er ist im Laufe des Jahres 1896 nicht verändert worden. Die ihn bildenden Werthpapiere sind bei der Reichsbank deponirt. Sie betragen

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18 909 Mk. 05 Pfg.

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Flüssiger Bestand und Einnahmen zusammen

Ausgaben wurden geleistet in 1896 für

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zusammen

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bleibt flüssiger Bestand am Schlusse des Jahres 1896

17 531 Mk. 05 Pfg.

Porti und Spesen

Der verhältnissmässig geringe Verbrauch erklärt sich durch den Umstand, dass verschiedene grössere Unternehmungen, für welche Reserven gehalten wurden, nicht zu Stande kamen. So namentlich die schon mehrfach erwähnte armenische Expedition und ebenso eine im letzten Augenblick aufgegebene, auf mehrere Jahre berechnete polynesische Reise. Sollten im Jahre 1897 ähnliche Hindernisse fortdauern, so würde die Frage herantreten, ob nicht ein Theil des Bestandes zur Verstärkung des Capitalstockes verwendet werden sollte, da die bevorstehende Conversion der 4 procentigen Staats-Anleihe eine fühlbare Verminderung der Einnahme herbeiführen wird.

(5) Es folgt die

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Neuwahl des Vorstandes.

Es wird der Vorschlag gemacht, von einer Abstimmung durch Zettel abzusehen und die Wahl durch Acclamation vorzunehmen, so jedoch, dass die HHrn. Virchow und Waldeyer in den Stellen des Vorsitzenden und des Stellvertreters wechseln. Da von keiner Seite Widerspruch erhoben wird, so wird die Acclamation als einstimmig angenommen.

Der Vorstand für das Jahr 1897 wird demnach besteben aus den HHrn.
Rud. Virchow als Vorsitzendem,

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(6) Hrn. Fedor Jagor, der sein 80. Lebensjahr antritt, werden die herzlichsten Glückwünsche dargebracht.

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(8) Die I. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti degli Agiati zu Rovereto übersendet unter dem 1. December den Aufruf eines Centralcomités für die Feier der 100jährigen Wiederkehr des Geburtstages von Antonio Rosmini als Wiederherstellers der Philosophie und Begründers des Ordens della Carità." Die Feier soll im nächsten Frühjahr begangen werden.

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(9) Hr. Dr. M. Grunwald in Hamburg überschickt Namens des Comités der Henry Jones-Loge für jüdische Volkskunde einen vom November datirten Aufruf für Sammlungen zur jüdischen Volkskunde mit einem ausführlichen Fragebogen, der sich auf Namenkunde und Mundartliches, Dichtung, Glaube und Sage, Sitte und Brauch, Weissagung, Zauber und Volksheilkunde, Hausbau und Volkstracht bezieht.

(10) Frl. Eysn aus Salzburg übersendet durch Hrn. Lissauer zwei Photographien für die Sammlung der Gesellschaft. Die eine stellt einen mit grünem Blätterkranz und rosenrothen Blüthen bemalten Schädel dar aus der Thurmhalle

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