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Auch zwei andere, einander ganz gleiche Kinderklappern in Form von Fläschchen mit fast kugeligem Bauch und langem, cylindrischem, gehenkeltem Halse kamen in dem Gräberfelde vor, in deren Boden sich 7 Streulöcher befinden, während oben im Halsabschluss ein etwas grösseres Löchlein angebracht ist (vgl. obige Skizze der Gefässe, Fig. 1).

Alle derartigen geschlossenen Hohlgefässe enthalten einige kleine Steinchen oder etwas groben Sand, so dass sie beim Schütteln klappern. Aus diesem Grunde hat man sie als Kinderklappern bezeichnet. Ob es sich aber wirklich um Kinderspielzeug handelt, oder ob diesen, wie überhaupt allen Grabbeilagen, eine symbolische, mit den Glaubensvorstellungen in Verbindung stehende Bedeutung beizulegen ist, scheint doch eine, der weiteren Erörterung würdige Frage zu sein (vgl. Brandenburgia", Jahrg. 1893/94, S. 192-193 und 201-203).

Wenige Schritte westlich von diesem Gräberfelde, auf dem beackerten Abhange nach dem Oderthal, fand ich beim Absuchen einen kleinen Topfscherben mit dem charakteristischen Wellenornament. Da dies gewiss nicht der einzige Ueberrest von slavischen Wohnstätten an jener Stelle sein, vielmehr beim Nachgraben noch viel mehr gefunden werden dürfte, so geht daraus hervor, dass die Besiedelung dieses Geländes von der jüngeren Bronzeperiode bis in die wendische Zeit eine fortdauernde gewesen sein muss. In der That habe ich inzwischen die Nachricht erhalten, dass an einer benachbarten Ackerstelle wiederum Urnen ausgegraben sind, die chronologisch eine Fortsetzung des erstgedachten Gräberfeldes darstellen.

Buchholz.

Wendische Wohngruben in Meklenburg.

Ein neuer Rest wendischer Besiedelung ist auf dem, Gamehl benachbarten Gute Kalsow gefunden worden. Bei dem Durchstich der Bahn zwischen Hornstorf und Kalsow hat Hr. von der Lühe auf Kalsow Brandschichten mit Steinsetzungen, zwischen denen Gefässscherben lagen, entdeckt. Es sind die bekannten wendischen Scherben von guter Arbeit, mit Wellenlinien verziert, aus der letzten Zeit des Heidenthums; dabei ein zerbrochener spiraliger Fingerring aus Bronze. Die Brandschichten entstammen ohne Zweifel Wohngruben, wie sie neuerdings an zahlreichen Stellen nachgewiesen sind und die gewöhnliche Wohnart der Wenden gebildet zu haben scheinen.

Solchen Wohngruben entstammen vielleicht auch einige Funde, die an dem steilen Ostufer des Lankower Sees bei Schwerin gemacht sind. Schüler des Schweriner Gymnasiums fanden dort einen sehr fein gearbeiteten Spindelstein von der bekannten wendischen Form (scharfe Kanten, leicht eingezogene Seiten) und eine Thonperle. Gegenüber der Fundstelle liegt an der andern Seite des Sees ein schöner, trefflich erhaltener Burgwall aus wendischer Zeit, welcher nur wenigen Schwerinern bekannt sein dürfte. Beltz.

(Meklenburger Nachrichten 1895, Nr. 150-51.)

Abgeschlossen im Februar 1896.

Ergänzungsblätter zur Zeitschrift für Ethnologie.

Nachrichten über deutsche Alterthumsfunde.

Mit Unterstützung des Königlich Preuss. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten herausgegeben von der

Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte

unter Redaction von

R. Virchow und A. Voss.

Siebenter Jahrg. 1896. Verlag von A. ASHER & Co. in Berlin.

Heft 2.

Vorgeschichtliche Funde in Ostpreussen.

Vorgelegt in der Sitzung der Berliner anthropologischen Gesellschaft
vom 15. November 1895.

I. Bezugnehmend auf meine, in den Verhandl. der Gesellschaft 1887 und 1889. veröffentlichten Mittheilungen über vorgeschichtliche Begräbnissplätze in Kerpen, Gablauken und Klein-Karnitten (Kreis Mohrungen), Ostpreussen, füge ich hier einige weitere Angaben hinzu.

Zunächst sei bemerkt, dass der Name Schubatka nicht auf die beiden erwähnten Steinhügelgräber in Kerpen beschränkt, sondern auch anderwärts anzutreffen ist; so liegt z. B. in der Nähe von Schöneck, Westpreussen, die (sog.) Schwedenschanze, „Czubatka Szwedzka". Ferner: es war 1887 von 4 Hügeln in Kerpen die Rede; No. 2 liegt jedoch auf der Grenze von Kerpen und Gablauken, und zwar zu G. gehörig (Grenzgrab").

In Kürze seien die Hügel, bezw. die Funde hier angeführt:

Nr. 1. Kerpen, Steinhügel, rechts am Wege, der nach Herrlichkeit führt; zerstört, nur noch Platten u. dgl. m.

Nr. 2. Gablauken, zerstört; Platten, Knochenstückchen und Kohlen. (Grenzgrab.")

Nr. 3. Kerpen, Steinkistengrab; Deckstein entfernt, Pflasterung: Steinplatten und Lehmbewurf; sehr viele Scherben und Knochen; eine Schale von grauschwarzer Farbe, ziemlich gut erhalten; Kohlen, Feuerstein.

Nr. 4. Kerpen, Steinhügelgrab; sehr viele (grobe, rothe, lederfarbene, graue und schwärzliche) Scherben, verziert durch einfache Reihen von neben einander gestellten, senkrechten Einstrichen und einfache oder wiederholte Reihen von Fingereindrücken; eine Schale von graubrauner Farbe, fast ganz erhalten; Henkelstücke; Steinplatten, Feuerstein und ein Bronze (?)-Ring. (Schubatka I.)

Nr. 5. Kerpen, Steinkisten- oder Steinhügelgrab, links vom Wege, der nach Herrlichkeit führt, unweit des zu Klein-Karnitten gehörenden Waldes. Noch

nicht untersucht. Bei flüchtiger Prüfung (5. Aug. 1889) folgendes Ergebniss'): Form oval, längster Durchmesser von O. nach W., Höhe 2-3 m, Umfang etwa 90 Schritte; Steinplatten, kleinere und grössere Steine; einige Scherben, darunter lederfarbene, mit schräg gestellten Einkerbungen bedeckt, solche, die aussen grau und innen roth, solche, die aussen lederfarben, innen grau sind, bis 54 cm dick, mit aufgeschobenen Nagelwülsten und Eindrücken, u. s. w. (Schubatka II.) Ueber diesen Hügel äusserte sich Dr. Tischler, 2. Nov. 1889: Nach der Beschreibung scheint das Grab vollständig in die Kategorie der Gräber mit grossen Steinkisten zu gehören, wie sie den mittleren und südlichen Theil unserer Provinz erfüllen. Ueber die Scherben ist leider gar nichts zu sagen. Vielleicht stammen sie schon von zerstörten Urnen aus der Kiste des Hügels her. Diese Steinkistengräber gehören etwa dem 4. Jahrhundert v. Chr. an. Bei den kleinen Sandsteinplatten ist es fraglich, ob sie aus Gräbern stammen; sie würden dann Bodenfliesen aus einer schon angegriffenen Kammer sein. Sonst können sie ebensogut als erratische Stückchen in der Oberfläche gelegen haben; bearbeitet sind sie nicht. Nun weiss ich nicht, was mein Doctor im nächsten Sommer mit mir vor hat. Aus diesem Grunde weiss ich eben nicht, ob es mir schon möglich sein wird, nächsten Sommer in Ihre Gegend zu kommen, so gern ich dies möchte. Vielleicht ginge es noch, diese Gräber noch länger zu reserviren. Diese Hügel sind wissenschaftlich von grossem Interesse, geben aber eine spärliche Ausbeute bei viel Kosten; Beigaben ziemlich gleich Null, nur Töpfe.“

Nr. 6. Gablauken, Steinkistengrab, etwa 275 Schritte von der Grenze Kerpen-Gablauken entfernt; zerstört; Platten und Knochen.

Nr. 7. Klein-Karnitten, Hügel im Walde, durch welchen der Weg von Kerpen nach Herrlichkeit führt; zerstört; ein graugelber Scherben.

Nr. 8. Klein-Karnitten, Hügel in demselben Walde; zerstört; Steinpackung und Platten.

Als Nr. 9 Gross-Karnitten kann nun ein (gleichfalls Schubatka genanntes) Steinkisten- oder Steinhügelgrab erwähnt werden, zu dessen Durchforschung Hr. Prof. Dr. Jentzsch mit seinem Assistenten, Hrn. Kemke, der freundlichen Aufforderung des Besitzers, Frhr. v. Albedyhll, gefolgt war. Die Ausgrabung fand am 3. und 4. Juli 1894 statt. Ich nehme an, dass ein ausführlicher Bericht inzwischen erschienen ist, und gebe hier nur einige Mittheilungen.

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Das Abräumen des Hügels, d. h. die Entfernung der sehr grossen Menge von Steinen, beschäftigte am ersten Tage 5 Arbeiter 7-8 Stunden lang. Erst nach dieser Zeit kam der erste Scherben zu Tage. Bald folgten sehr viele Scherben, alle in seitigen Lehm gebettet. Endlich liess sich ein unzerstörtes Gefäss erspähen, welches Hr. Kemke mit unglaublicher Ausdauer während ein Paar Stunden aus dem Lehm herausschälte. Zwei andere Urnen und zwei Schalendeckel sind später zusammengesetzt worden. Ich habe die Funde in diesem Sommer im Provinzial-Museum in Königsberg wiedergesehen und kann hinzufügen, dass die Schalen je zwei ausgezogene Ecken, aber keinerlei Verzierung haben; sie sind besser gebrannt, als die Urnen; die eine Schale hat unter den ausgezogenen Ecken zwei Durchbohrungen. Die Urnen sind von mässiger Grösse, am Halse mehr oder minder abgeschnürt, im unteren Theile kuglig; ohne Verzierung. Einem Briefe des Hrn. Prof. Dr. Jentzsch vom 3. März 1895 entnehme ich noch folgende Angaben: „Der Grabhügel lag auf einer natürlichen, dominirenden Höhe einer Schlaggrenze des Gutes Gross-Karnitten, nördlich der Nordbucht des Gehlsee's.

1) In den Verhandlungen noch nicht erwähnt.

Das den Hügel überziehende Steinpflaster hatte etwa 10 m Durchmesser; die Steine waren durchschnittlich 30-40 cm im Durchmesser. Die Mittelgegend des Hügels zeigte einzelne grössere Steine. 0,7 bis 1 m unter der Spitze lag eine 1,2 m lange und 0,9 m breite Steinkiste, welche sich von Ost nach West erstreckte und ungefähr 15 zerdrückte Urnen enthielt, von denen 3 Urnen und 2 Schalendeckel wieder zusammengesetzt werden konnten. Es sind Formen der jüngsten Hallstattzeit; doch zeigen beide Deckel eine bisher nicht beobachtete henkelähnliche Ausbuchtung des Randes. Jede der Urnen stand auf daumenstarken Platten cambrischen Sandsteins von 0,2-0,3 m Länge, unter welchen weisser Sand eingestreut war. Ueber den Urnen lagen theils Sandsteinplatten, theils Granitsteine. Nur in einer der Urnen wurde ein unkenntliches Bronzestückchen gefunden." - Den die Ausgrabung beobachtenden Herren hatte Hr. Prof: Jentzsch auf ihre Frage nach dem Alter solcher Begräbnissplätze gesagt, dass man dieselben auf 2000-2400 Jahre schätzen könne.

(Einer der Arbeiter erzählte mir, dass 13 auf einem Felde gefundene Urnen auf dem zu Gross-Karnitten gehörenden Kirchhofe des Vorwerkes Liegen, Kreis Osterode, vergraben worden sind.)

II. In Mitteldorf, Kreis Mohrungen (s. Verhandl. 1885, S. 86, wo vorgeschichtliche Funde Harpunenspitze und Kammerwähnt sind) wurden 1893 im trockenen Sande, d. h. am ehemaligen Ufer des Geserich, eine kleine Urne und in einiger Entfernung davon eine Bronze-Fibel (Fig. 1) gefunden.

Die Urne hat eine Höhe von 85 mm, in halber Höhe einen Durchmesser von 80 mm und ist nach oben und unten kräftig eingezogen; die Halsweite beträgt 55 mm im Durchmesser. Die Urne mit zarten, kleinen

Knochen angefüllt stand etwa 4 m tief.

Die Fibel, 43 mm lang, entspricht vollständig jener provinzialrömischen (von Dirschau, Westpreussen), welche unter Fig. 15 auf Taf. IV der „Prähist. Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete" von A. Lissauer (1887) abgebildet ist. Es heisst dort S. 137: „Gegen Ende des 2. Jahrh. treten erst die Fibeln mit plattem, verziertem Bügel auf, bei denen die Sehne durch eine Hülse verdeckt wird."

Fig. 1.

Der Besitzer von Mitteldorf, Hr. v. Ankum, theilte mir mit, dass in der Nähe dieser Funde zwei Gräber nachgewiesen seien; in dem einen Grabe hätten zerdrückte Urnen gelegen. Hr. v. Ankum übergab mir die kleine Urne und die Fibel zur Weiterbeförderung an ein Museum, nahm mir aber beides wieder ab, da er sich entsann, alle dergleichen Funde seinem Schwager, Hrn. Koch in Linkenau (Kreis Mohrungen), versprochen zu haben. Ich notirte nur noch auf den Gegenständen (mit Schrift unter durchsichtigem Lack) den Fundort.

III. Eine in Rhoden, Kreis Mohrungen, im Geserich gefundene (und mir von der Familie des Besitzers, Hrn. Major v. Mayer, überwiesene) Glas-Perle konnte ich Hrn. Prof. Jentzsch zustellen, welcher die Perle dem 3. Jahrhundert n. Chr. zurechnet. Ihr Durchmesser in Höhe und Länge beträgt je ungefähr 20 mm. Auf schwarzem Grunde folgen die Streifen: weiss, roth, grün, roth, grün, roth, weiss; die grünen im Zickzack, die andern beinahe glatt.

IV. Schliesslich erlaube ich mir (nach Photographien, welche Hr. Reg.-Baumeister H. Weisstein freundlichst anfertigte) Scherben vorzuführen, wie sie in

verschiedenen Theilen der Provinz ziemlich häufig auf Ackerland und Gartenwegen angetroffen werden. Die Scherben Fig. 2-4 stammen aus Rombitten, Kreis Mohrungen, Fig. 5-6 aus Oschekau, Kreis Neidenburg. Die Verzierung mit

Fig. 2.

Fig. 3.

Fig. 4

Fig. 5.

Fig. 6.

Stempeleindrücken dürfte auf den Burgwall-Typus, 9.-12. Jahrhundert, weisen, in welche Zeit wohl auch der in Verhandl. 1885, S. 86, beschriebene „Rost" (dicht bei einander liegender, knüppelartiger Hölzer) in Rombitten gehört. (Irrthümlich steht dort statt Anfang des 2. Jahrtausends" erstes Jahrtausend.) E. Lemke.

Küchenabfallhaufen von Rutzau am Putziger Wiek, Kreis Putzig,

Westpreussen.

(Aus dem XV. amtlichen Bericht über die Verwaltung des Westpreussischen ProvinzialMuseums für das Jahr 1894.)

Im Sommer des Jahres 1894 entdeckte der Lehrer Meyrowski in Rutzau auf einem Spaziergang mit seinen Schülern am dortigen Strande Scherben von alten Thongefässen, welche er dem Westpreussischen Provinzial-Museum übersandte. Herr Direktor Conwentz untersuchte hierauf selbst, in Begleitung des Herrn Landrath Dr. Albrecht in Putzig, die Fundstelle und constatirte daselbst einen Küchenabfallhaufen der neolithischen Zeit1), wie G. Berendt schon früher (1874) einen solchen bei Tolkemit, Kreis Elbing, entdeckt hatte.

Die Abfallhaufen liegen 1 km südlich vom Schloss Rutzau, am Abhang des alten Meeresufers, direkt über der Linie des höchsten Wasserstandes. Sie ziehen sich ungefähr 50 m weit nach Norden gegen eine Anhöhe hin und liegen ziemlich flach, hier und da zu Tage tretend; unterhalb dehnt sich ein 50-80 m breiter Strand aus. Die Schicht ist von wechselnder Mächtigkeit, 30-50 cm, und enthält bald weniger, bald mehr Einlagerungen verschiedener Art. Zunächst einige Schaber von Feuerstein und andere noch unfertige Stücke mit deutlicher Schlagmarke, ferner ein kurzes, falzbeinartig zugerichtetes Instrument von Knochen. Dazu kommen meist zusammengeballte Schuppen, Wirbel, Gräten und Schädeltheile von Fischen, unter welchen Herr Dr. Seligo folgende Arten bestimmt hat: Perca fluviatilis L., Flussbarsch; Lucioperca sandra Cuv., Zander; Gasterosteus aculeatus L, Stichling; Gadus morrhua L., Dorsch, und eine Acanthopside, wahrscheinlich Cobitis barbatula L., Schmerle. Unter den Säugethierknochen sind am häufigsten Unterkiefer mit Zähnen, Wirbel und Beckenknochen eines Seehundes (nach Nehring entweder Phoca annellata Nilss. oder Ph. groenlandica Nilss.). Weiter finden sich Backzähne und Eckzähne vom Schwein, vermuthlich vom

1) Wir möchten hier nur darauf hinweisen, dass die dänischen Kjökkenmöddinger nicht mit den westpreussischen zusammengestellt werden dürfen, weil jene nicht nur einen verschiedenen Inhalt haben, sondern auch einem viel älteren Abschnitt der neolithischen Periode angehören, als diese letzteren.

L.

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