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den Päbsten und der Geistlichkeit spricht, deren Verdorbenheit und Anmassung entschieden gerügt werden. In den späteren Manuscripten und daher auch in dem Gedruckten sind diese Stellen alle sehr verkürzt und im Ausdruck gemildert, gewiss eine Folge der Reformation, welcher Tschudi bekanntlich abgeneigt war. Die Sprache des Autographon ist sehr verschieden von der in Iselins Ausgabe, dort ist sie ursprünglicher, kräftiger, bei diesem modernisirt. In der Urschrift finden sich etwa 50 Urkunden, die im Gedruckten fehlen und welche bis jetzt meist unbekannt geblieben sind. Dagegen hat die Edition von Iselin manche Angaben, die gar nicht von Tschudi herrühren. So nehmen z. B. in dem Gedruckten die Zürcher an dem Zuge gegen Ottokar Theil. Das Autographon meldet davon Nichts, und Tschudi schreibt in einem Briefe an Simmler kurz vor seinem Tode gründlich und einleuchtend dagegen. Also kann er unmöglich in der Ueberarbeitung des Autographon jenes Faktum behauptet haben. Durch diese Erörterungen ist wohl genügend nachgewiesen, dass eine neue kritische Ausgabe des berühmten Geschichtswerkes sehr am Platze wäre, indem die von Iselin besorgte den Anforderungen der Gegenwart nicht mehr entspricht und bereits ziemlich selten geworden ist.

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Ueberdiess würde eine solche neue korrektere Ausgabe wohl dazu beitragen, zu einem schliesslichen richtigen Urtheile über Tschudi zu führen. Bis auf die neueste Zeit war über seine Vortrefflichkeit nur Eine Stimme. Die Forscher in der vaterländischen Geschichte betrachteten seine Chronik als ein Fundamentalwerk und den Verfasser als den Vater der Helvetischen Geschichte. Göthe und Schiller schätzten denselben sehr hoch; mit Begeisterung spricht von ihm Johannes Müller. Als es sich um die Herausgabe der Fortsetzung handelte und diess Vorhaben wegen Theilnahmlosigkeit des Publikums unterbleiben musste, rief Müller aus: Ist es möglich, dass ein seine Väter ehrendes Volk gegen die beste Quelle ihrer Geschichte so gleichgültig bleibt!" Unsere Zeit vernimmt ein ganz anderes Urtheil. Die Herren Kopp 1) und Mommsen 2), indem sie unrichtige Angaben Tschudi's widerlegt haben, halten dafür, dass er nicht allein geirrt, sondern sogar wissentlich Erfundenes and Unrichtiges in seine Geschichtswerke aufgenommen habe. Allein letzterer Vorwurf scheint dem Unterzeichneten nicht gegründet. Wie Herodot und Livius enthält Tschudi Manches, was die historische Kritik in das Reich der Sage verweisen wird; selbst offenbare Irrthümer lassen sich in seinem Werke nachweisen; niemals aber hat er wohl absichtliche Täuschung sich zu Schulden kommen lassen. Viel

8) Kopp. Urkunden zur Geschichte der Eidgen Bünde. 1835.

3) Mommsen. Epigraphische Analekten aus den Berichten der philologisch-historischen Klass der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, 1859.

mehr wird auch jetzt noch wer sich in ihn hineingelesen hat und den Quellen nachgeht, die Tschudi benutzte, den unermüdlichen Forscher in ihm ehren und bewundern. Doch es ist hier nicht der Ort darüber näher einzutreten, vielleicht findet sich anderwärts dazu Gelegenheit. Wann Tschudi's Werke in zuverlässiger und vollständiger Gestalt vorliegen werden, wird erst ein richtiges und von Allen anzuerkennendes Urtheil über ihn möglich sein.

Von den zwei Fragmenten, welche hier aus der Fortsetzung der Tschudischen Chronik mitgetheilt werden, enthält das Erstere die Geschichte von der Entzweiung der Eidgenossen und deren Versöhnung durch Niklaus von der Flüe. Auch Tschudi hält sich an diejenige Ueberlieferung, welche den Friedensstifter nicht persönlich auf dem Tag zu Stanz erscheinen lässt. Das zweite Fragment schildert den Streit bei Novarra, den der Bruder unseres Geschichtschreibers mitgemacht hat. Man vergleiche diese schöne ausführliche Schilderung mit der Erzählung bei Balthasar4), und man wird sofort bestätigt finden, was oben ausgesprochen worden ist. J. J. Vogel, Cand. phil.

1.

Fryburg und Solothurn wurbent mit allen orten
Püntnuss ze machen.

Nach allen Burgundischen Kriegen wurbent beid Stett Fryburg vnd Solothurn treffenlich an alle ort der Eidgnossen vmb eine gemeine Püntnuss, vnd schicktend Ire botten von ort zu ort, vnd batend als hoch si kontend, das man ansechen welt Ir trüwe hilff vnd darstreckung Irs libs guets vnd bluets, so si in vergangnen Burgundischen kriegen zugesetzt, vnd sunders die von Solothurn je welten mit der Eidgnosschafft lieb vnd leid gelitten, das solt man si lassen geniessen, vnd in ein ewige gemeine Püntnuss annemen. Dan dero zit die selben zwo Stett allein mit denen von Bern ein ewig burgrecht hatend, vnd warend zu den anderen orten nützit verbunden. Also hielt man der sach halb ein gemeinen Tag ze Lucern, ob man Ir bit eren vnd si annemen welt oder nit, dan si ernstlich vmb ein fründliche willfärige antwurt wurbend. Do betrachteten die von Zü

4) Helvetia Bd. 4. pag. 618.

rich, Bern vnd Lucern die trüw, so beid Stett den Eidgnossen in verruckten noten bewisen, bedachtend ouch den mercklichen nachteil, so Inen volgte, wo si sich an ander lüt hinneigen vnd verbinden söltind, vnd woltend Ire bitt willfaren, vnd si für ewig Eidgnossen annemen vnd sagtend zu. Aber die lender weltind keinswegs willfaren, man tagete wie vil man welt, schlugents entlich ab, vnd weltend ouch die von Vre, Schwitz vnd Vnderwalden denen von Lucern nit zulassen, einiche Püntnuss mit den zweyen Stetten vffzerichten. Do nun an den lenderen nützit möcht funden werden, do machtend die von Zürich, Bern vnd Lucern ein verschribene burgrecht mit den Stetten Fryburg vnd Solothurn, vnd schribend ouch für bass ein anderen burgere in den Missiven. Vnd wie das den lenderen fürkam, do hettend si des gross verdriessen vnd missfallen an die von Zürich, Bern vnd Lucern. Das burgrecht gestuend nit lang, die 3 lender Vri, Schwytz vnd Vnderwalden fiengend an der sach halb ze samen ze tagen, vnd woltend es nit guet sin lassen, beruffend ouch die von Zug vnd Glarus zu Inen. Aber die selben von Zug vnd Glarus stuendend in der sach still, woltend sich dewederer party beladen, anders dan das si früntlich mitler vnderstuendend ze sinde. Wie nun die genanten 3 länder geratschlagt hatend, kamen si gen Lucern vnd begertend an die von Lucern früntlich, das si von dem burgrecht abstuendind, dan der pundt halte, das si sich on Irn willen nit verbinden mögend. Nun sig es allda nit Ir will, als si bishar ze allen Tagsatzungen wol gespürt habind, vnd wo si von Ir bitt wegen nit abston weltind, so habend si in bevelch si davon ze manen, vnd habind ouch darumb die manbrieff bi handen, die si ouch darlegtend. Si schicktend ouch Ir bottschafft gen Zürich vnd gen Bern, vnd batends glicher gestalt, dis nüw burgrecht vffzesagen, doch mantends die selben nit so scharff, wan dero von Lucern vnd der dryen lenderen pundt des verbindens halb etwas scherpfer vnd mereren inhaltes ist. Also ward Inen allenthalb in Stetten glichlich geantwurt, si weltind sich verdenken vnd zesamen tuen, vnd mit einanderen antwurt geben.

Wie nun die Stett zesamen tagt vnd einer antwurt vereinbartend, satztend si den lenderen ein tag an vnd gabend antwurt, das si die gross trüw vnd lieb, so die von Fryburg vnd Solothurn gemeiner Eidgnosschafft bewisen, zu solchen burgrecht vervr sacht, hofftend, si hettind hieran nützit gehandlet, dan das sich den eren zimble vnd gemeiner Eidgnosschafft wolfart weri, vnd getruwtind nit, das solichs der 4 Waldstetten punt nach den andern Iren pündten zewider were, dan kein ort habe dem anderu nie gewert burger ald landlüt an zenemmen, vnd sig solches one intrag gebrucht sid anfang der pündten, des halb si von disem burgrecht keineswegs abston werdind, es werd Inen dan mit recht aberkent. Des wellind si erwarten, vnd Inen des rechtens nach der geschwornen pündten sag harumb geständig sin.

Die lender warend diser antwurt vast ühel zefriden, träwtend insunders denen von Lucern vast, vnd begundend. ein andern beidersits vil spizer worten geben, also das ein grosser kyb vnd stoss darus ward. Das man lang treib, vnd vil Tagsatzungen mit grossem kosten darvmb geleist ward vnd mencklich besorgt mercklichen vnrat vnd tötlichen krieg, so darus volgen wurd.

In solchem zeppel bevestnetend die von Lucern Ir statt, machtend ein schutz gatter vff dem wickhus, ouch etliche schütz löcher in türnen vnd rinckmuren gegen see vnd anderen orten, welches die lender erst übel verdross. Doch schlugend beid partyen ein andern das recht für, vnd ward das recht gen Stantz nit dem Wald gesetzt. Alda tat jeder teil sin sach in das recht, vnd warend spät vil vndertädinger von Zug, Glarus, St. Gallen, Appenzell da, ouch hat jedweder statt Fryburg vnd Solothurn vier trefflicher ratsbotten da. Die batend die trüwe als hoch si iemer kontend, si söltind vmb Iren willen nit stössig sin, wan si weltind Irs teils gern vom burgrecht ston, damit nit von Iren wegen vnrat entstande, wan si begerind einer Eidgnossschafft wolfart vnd nit Ir schaden. Die 3 Stett woltend bi dem burgrecht entlich bliben, das recht sprech es dan ab; vnd warend die dry lender so hert, das si durch niemants bitt er

weicht möchtind werden, si woltend das burgrecht dannen haben.

Vnd zerschlueg vff zweyen rechts tägen gentzlich, vnd schied man vnfrüntlich von ein andern. Also ward durch die von Zug vnd Glarus so vil gearbeitet, das aber ein anderer tag angesetzt ward wider gen Stantz acht tag vor Wienacht des 1481 jars, dan nun beid partyen zusagtend vnd ouch leistetend. Wie man nun aber vff den tag zu Stantz kam, vnd die von Zug vnd Glarus als schidlüt vil mühe vnd arbeit hatend, wolt sich die sach zu keiner fründschafft schicken, ward je lenger je böser, vnd verzoch sich also bis an St. Johannes abent.

Nun was dero ziten ein fromer priester Pfarrberr zu Stantz, hiess Herr Herman Am grund, bürtig von Luzern. Der was bruder Klausen im Ranfft vast angenäm. Der merckt nun, das die Eidgnossen aller täding zerschlagen vnd ein böser handel was, darus tötlicher krieg volgen wurd. Der selb Priester was die nacht hievor zu bruder Klausen gelauffen, hat In bericht der sorgklichen gefarlichkeit. Der kam nun nach mitten tag harwider gelauffen, das er schwitzt, als man eben den Imbis. geessen hat vnd mengklich abscheiden wolt. Also luff er ilentz in alle wirthshüser, bat die zugesatzten mit weinenten augen durch Gottes vnd bruder Klausen willen, der Im etwas bevolchen hette, ze verharren vnd wider zesamen ze verfüegen, vnd bruder Klausen rat vnd meinung ze vernämen. Das beschach vnd hat Inen bruder Klaus geraten, das man das gemachte burgrecht sölt vffheben vnd abtuen, vnd söltind die 8 ort gemeinlich mit einandern die biderben lüt von Fryburg vnd Solothurn, die Inen vergangens kriegs trülich zugesetzt, zu ewigen Puntsgnossen annemmen, damit man bewisner guettat danckbarkeit erzeigti, vnd soltind ouch die 8 ort die pündinuss, damit si lang vmbgangen vnd durch dise gegenwirtige zweyung vfzerichten ersessen, vnd die vil vnrat vnd embörung ze fürkommen nutzbar sin wurden, vffgericht werden.

Vnd vmb den span, das die dry lender vermeintend das ietlich land zwen, das were sechs, vnd die von Lucern ouch zwen dagegen in rechten setzen soltind, wo si vier Waldstett

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