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III.

Sammlung

merkwürdiger noch ungedruckter Aktenstücke

zur

Geschichte des alten Zürichkriegs.

Dem Zürcherischen Staatsarchiv und der Römerschen Sammlung auf der Stadtbibliothek Zürich enthoben.

Vorbemerkung.

Zu den bedeutsamsten Epochen der Schweizergeschichte gehört unbestreitbar diejenige des sogenannten » alten Zürichkriegs". Die älteren Darstellungen desselben lassen sich in zwei Klassen theilen. Die eine umfasst die Erzählungen der meisten Schweizerischen Chroniken, welche alle im Wesentlichen auf einer Grundlage beruhen, auf der Beschreibung des Krieges von Johannes Fründ, Landschreiber zu Schwyz, einem Zeitgenossen. Ihm folgen Schilling, Schodeler, Tschudi u. A. Die andere Klasse begreift die Zürcherischen Darstellungen, hauptsächlich auf Gerold Edlibach's und Bullinger's Chroniken beruhend. Aktenstücke zur Geschichte des Krieges finden sich in Tschudi und Edlibach (Mittheil. der zürch. Gesellschaft für vaterl. Alterth. Bd. IV.) abgedruckt; doch sind deren nicht viele. Um so willkommner dürfte den Geschichtsfreunden die Mittheilung der nachstehenden Stücke sein, auf welche die Redaktion des Archives durch gefällige Mittheilung von Herrn Professor J. J. Hottinger aufmerksam gemacht worden ist.

1.

Graf Friedrich von Toggenburg errichtet ein Burgrecht mit Zürich auf achtzehn Jahre.

20. Herbstmonat 1400.

Wir Graf Fridrich von Toggenburg Her ze Utznach, ze Meyenfeld in Brettengöw und uff Thafas etc. Bekennen und Tuon

Hist. Archiv X.

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kunt offenlich mit disem Brief, das wir mit guoter Vorbetrachtung ze fürkomen gebresten und schaden, und ze nutz und fromen Unser, Unser Stetten, Slossen Vestinen Landen und Lüten Ein Burgrecht ufgenomen und empfangen haben mit dien fromen wisen dem Burgermeister, dien Räten und Burgern gemeinlich der Statt Zürich. Dasselbe Burgrecht zwischent Uns und Inen getrüwlich war und stät beliben sol, hinnanbin ze dem nechsten Sant Göryen tag so nu kunt, und dannenhin achtzechen gantze Jar so dann schierest nach enander koment an all geverd, nach dien puncten und mit dien artikeln, als hienach geschriben stad.

Des ersten so haben Wir mit guoten trüwen gelopt und offenlich ze den Heilgen gesworn von ditz Burgrechtes wegen mit allen unsern Stetten Slossen Vestinen Tälr Landen und Lüten so Wir jetz haben oder fürbas gewinnen, mit lib und guot, der obgenanten Statt und Burger Zürich zuo allen Iren nöten und zuo allen Iren sachen ze helffen und ze warten wie es Inen Notdurft und fuogklich ist, in sölicher Masse als ob jeklich sach Uns selber angiengi und sülent Inen ouch all unser Stett Sloss Vestinen Tälr Land und Lüt offenn und gewertig sin zuo allen Iren sachen, und als dik sy des notdürftig sint, als Uns selber, an all widerred. Und wenn sy mit Ir Volk ald mit Iren Helffern zuo Uns setzen oder ziechen wolten in Iren sachen das süllent sy in Irem kosten tuon und süllen ouch Wir und die Unsern Inen kouff umb Ir pfenning geben und dz sy unser und der Unsern darinn schonen und enkein ungewonlich Wüstung darinn tuon sülent ungefarlich.

Die vorgenanten von Zürich hant ouch uns her wider umb gelopt und verheissen, wer dz Jeman wer der wer uns oder die unsren ald unser Hindersässen widerrecht jemer schadgete bekümberte oder angriff, wider die und wider den sülent sy uns und den unsern getrüwlich mit allem Ernst Behulffen und Beraten sin in allen sachen, als andern Iren lieben Ingesässenen burgern, als verr sy mugen an all geverd. Wer ouch dz dehein unser Statt Sloss Vestinen Tälr Land oder Lüt, ald unser Hindersässen sich wider Uns setzen abwerflen ald in

dehein wise uns ungehorsam sin wölten wider den und wider die sülent uns die obgenanten von Zürich ouch früntlich und getrüwlich Behulffen und Beraten sin als verr und sy mugen und als andern Iren Burgern dz sy uns gehorsam werdent, als sy unsern Vordern und uns gehorsam sint gewesen und gedienet hant, an geverd. Darzuo ist berett wer dz unser Lüten oder Hindersässen uns abtrünnig oder in deheiner Statt oder Land Burger oder Lantlüt wölten werden, das sülent die von Zürich mit guoten trüwen uns helffen wenden und werren als verr sy mugen und ensülent ouch dieselben von Zürich hinnanbin enkeinen der Unsern noch unser Hindersässen nicht ze Burgern empfahen dann mit unserm Willen die wile ditz unser Burgrecht weret, und sülent ouch die obgenanten von Zürich uns nicht sumen noch irren wie wir unser Lüt und Hindersäss mit schatzung oder mit andern sachen handlen an geverd.

Wer ouch das uns oder die von Zürich an dewederm teil von Jeman sölich sachen angiengin davon krieg uff stünd wz dann Stetten Vestinen Sloss Landen oder Lüten von uns beiden teilen gewunnen erobert und behoupted wurden da der von Zürich Paner by wer, dasselb alles dz also gewunnen wurd sol dien von Zürich gentzlich werden und beliben. Wer aber dz wir ald die unsern Jeman in den selben kriegen viengen die sülent ouch uns volgen und beliben von dien von Zürich uubekümbert, doch also dz wir und die unsern die selben gefangnen mit urfecht nach der von Zürich Rat von uns sülent lassen und nicht anders.

Erobertin und gewunnen wir ald die unsern in sölichen kriegen kein Statt Sloss Vestinen Land oder Lüt do der Statt Zürich paner nicht by wer, dasselb alles sol uns ouch volgen und beliben, doch also dz wir dien von Zürich damit warten und behulffen sin sülent als mit andren unsern Vestinen Stetten Slossen Landen Lüten und Gütern an widerred. Wir mugen ouch Herren unsern fründen und gesellen wol dienen und behulffen sin, doch also dz wir noch die unsern mit deheinen Sachen wider die von Zürich noch wider Ir Eidgnossen nicht sin noch tuon sülent, die wile dis unser Burgrecht weret. Wer aber dz die von Zürich unser

zuo Iren Eren nutz und Notdurft bedörften und sy uns darumb mit Irem Brief mantin in dien Ziten so wir Herren fründen oder gesellen dientin, so sullen wir ane fürzug zuo Inen komen, und Inen zuo Iren Sachen helffen und raten in der Mäss als vor ist bescheiden, an all widerred. Und umb wz sachen wir debeinem Herren unsren fründen oder unsern gesellen behulffen weren, stund uns oder dien unsren davon dehein schad oder gebrest uff das sol die von Zürich nicht an gan, und ensülent ouch da von enkein gebresten noch schaden haben, sy tuon es dann gern. Und was sachen von der hilff so wir Herren fründen oder gesellen tätin uflöffent, die den frid anruorten, so unser Herrschaft von Oesterrich und die von Zürich jetz mit enander hant, oder noch fürbas mit enander machtin, darumb süllen wir dien von Zürich nach der fridbriefen sag von unsers Burgrechtes wegen gehorsam sin an widerred.

Wir mugen uns ouch hinnanhin wol gen Herren gen Stetten und gen andern Lüten verbinden, als uns dann fuogklich ist, doch disem Burgrecht unschedlich, won dis Burgrecht vor allen andern Burgrechten und Bünden stät beliben und vorgan soll ane geverde.

Es ist ouch in disen sachen berett, dz enkein ley den andern uff dewederm teil umb dehein weltlich sach uff debein frömd gericht geistliches noch weltliches laden noch triben sol, won dz jederman von dem andern ein Recht suochen und nemen sol an den Stetten und in dien gerichten, do der ansprächig sitzet oder hin gehört, und sol man ouch da dem klager unverzogenlich und bescheidenlich richten. Beschäch dz nicht, und dz kuntlich wurd, so mag der klager sin Recht wol fürbz suochen, als Im fuogklich ist, aber Jederman mag umb sin Zins mit allen sachen werben, als untz her gewonlich gewesen ist. Es nsol ouch von dewederm teil nieman den andern verheften noch verbieten, won den rechten schuldern oder Bürgen, der Im verheissen oder gelopt bat. Wir haben ouch uns selber vorbehept, dz wir nicht gebunden süllen sin, Jeman dehein Recht Zürich in der Statt ze halten von was sach wegen dz sy. Wer aber dz wir uns in derselben Statt Zürich

mit todslegen oder mit andern frefinen verschulten, darumb söllen wir die Buoss liden als ander Ir ingesessen Burger Zürich tuond, ungefarlich; wir ensüllen ouch mit der von Zürich geltschuld und stüren nicht ze schaffen haben, wir tuon es dann gern, an all geverd.

Wenn ouch die vorgenanten 18 Jar ditz Burgrechtes usgand, so sol doch dz selb Burgrecht dannanhin von uns beiden teilen mit allen stuken puncten und artikeln als an disem brief geschrieben stat war und stät beliben, all die wile, so wir dz selb Burgrecht dien von Zürich nicht wissenlich uf geben haben, und wenn ouch wir dz selb Burgrecht nach dem vorgenanten Zil also ufgeben haben, dz man ouch von uns uffnemen sol, SO sülent wir unser Stett Sloss Vestinen Tälr Land und lüt, so wir jetz haben oder noch fürbas gewinnen, von dien von Zürich und ouch sy von uns ledig und los sin und darumb gentzlich umbekümbert von enander beliben an geverd.

Wir und die vorgenanten von Zürich haben ouch in disen sachen vorbehept und ussgelassen den aller durlüchtigisten fürsten unsern Gnedigen Herren den Römschen Küng und dz heilig Römsch Rych. So haben dann wir der vorgenant Graff Fridrich uns selben sunderlich vorbehept den Bund so wir vor disem Burgrecht getan haben zuo dem Erwirdigen Herren Hern Hartman Bischof ze Cur, all die wile und derselb Bund weret an all geverd. Her über ze einem offennen und vesten urkünd, dz dis vorgeschriben alles war und stät belib, so haben wir unser Insigel offenlich gehenket an disen brief, der Geben ist an dem zwenzigisten tag des ersten Herpstmanodes, Do man zalt von Cristus Geburt in dem vierzechen hundertesten Jar.

(Das Siegel des Grafen hängt).

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