- Mark dem Walter zu zahlen, bis sie die auf sich genommene Schuld getilgt hätten. Als Dokument seiner die Freiheit der Stadt begünstigenden Politik steht seine sog. Handfeste da, das Fundamentalgesetz der Stadtfreiheit. Die Fehden, durch welche Graf Rudolf von Habsburg zwischen 1250 u. 60 Basels nächste Umgebung befeindete, und in denen er selbst dessen Vorstädte mit Feuer und Schwert heimsuchte; der Kriegszug, welchen die Bürger von sich aus gegen das Schloss Landser gemacht hatten, der Städtebund, welchem auch Basel in den 50er Jahren beigetreten war, das Bündniss, welches Rath und Gemeinde von Basel 1261 mit den gegen ihren Bischof sich auflehnenden Strassburgern machten, und endlich unter Heinrichs Regierung selber die vielen und blutigen Fehden und Kriege, welche er namentlich gegen Rudolf von Habsburg führte, alles diess musste das Bewusstsein der Kraft unter den Bürgern der Stadt wecken und steigern. Und diese Kraft wusste sich Heinrich selber für seine Politik zu gewinnen. Diese Politik war ihm aber schon als Coadjutor des Bischofs Berchtold vorgezeichnet. Bischof Berchtold war 1260 noch am Leben, und doch verleiht Heinrich in ebendemselben Jahre unter dem Titel Bischof Heinrich von Gottes Gnaden den Gärtnern das Recht eine Zunft zu bilden, wofür ihm die Gärtner geloben müssen, ihm in seinen Nöthen zu helfen. Nehmen wir hinzu, dass nach dem Berichte des Albertus Arg. nach Berchtolds Tode Heinrich ohne eigentliche Wahl des Kapitels denn das habe nicht gewagt ihm entgegenzutreten die Kathedra erhielt, so müssen wir aus all diesen Umständen vermuthen, dass Parteiungen statt gefunden haben, dass an der Spitze der einen Berchtold und das Kapitel, an der Spitze der andern Heinrich müsse gestanden haben, und dass dieser mit Hülfe der niedern Stände der Handwerker obgesiegt und schon bei Lebzeiten Berchtolds die Rechte des Bischofs in Anspruch genommen habe. Bestätigt wird diese Annahme durch die auffallende Beschaffenheit des Originals der sogenannten Stiftungsurkunde der Gärtnerzunft. Während die Urkunde sagt, dass dieselbe mit den Siegeln des Bischofs, des Kapitels und der Stadt besiegelt sei, findet an der Urkunde sich - nicht nur keine Spur eines Siegels mehr, sondern es sind im Ganzen nur zwei Oeffnungen vorhanden, durch welche die Bänder nur zweier Siegel gezogen werden konnten. Die vorderste Oeffnung zur Linken ist aber so beschaffen, dass niemals etwas in derselben gehangen haben konnte; in der Mitte gar keine; in der hintersten (zur Rechten) hingegen scheint offenbar schon ein Siegel gehangen zu haben, und das wird wohl das Siegel der Stadt gewesen sein. Der sich Bischof nennende Heinrich scheint damals eben noch gar kein Siegel gehabt und das Kapitel wenig Lust gezeigt zu haben, das seinige anzuhängen. Die gleich anfangs eingeschlagene Politik Heinrichs trat nun ganz deutlich in den folgenden Jahren zu Tage. Als nämlich der Strassburgerbischof Walter von Geroldseck bei Besteigung der Kathedra 1260 die Stadtfreiheit der Strassburger beschränken wollte und sich Bürger und Handwerker daselbst sogar mit den Waffen in der Hand zur Wehre setzten, war unser Dompropst Heinrich einer der ersten, der mit den Strassburgern an der Seite Rudolfs von Habsburg ein Bündniss schloss, um diese Eingriffe des Bischofs in die Stadtfreiheit abzuwehren, und seinem Beispiele folgte auch Rath und Gemeinde von Basel. Die Schaaren der Basler mit ihrem Dompropst oder Bischofe nahmen an diesem Kriege von 1260-1263 mehrfach Theil. Und endlich die in diese Zeit fallenden Parteiungen der Psitticher und Sternträger, des höhern und niederen Adels. Wir wissen zwar dass dieselben auch unter den Bürgern, cives, eine Spaltung hervorriefen; wie sich aber die grosse Masse der Handwerker dabei verhalten hat, darüber sind keine directen Nachrichten vorhanden. Wenn aber die Psitticher an den Gliedern des Hauses Neuenburg am See überhaupt, also auch am Bischof Heinrich einen Beschützer fanden und es diesem gelang, die Sternträger aus der Stadt mit Gewalt zu vertreiben, so sollte man wohl glauben, dass die Klasse der Handwerker dem Bischofe, in welchem sie den Begründer ihrer bessern politischen Stellung begrüssen mussten, zur Seite gestanden hätten. Wenigstens ist so viel gewiss, dass gerade diese unter dem Dienst adel und den Bürgern (cives) waltenden Streitigkeiten der freiern politischen Entwickelung des Handwerksstandes nur günstig sein konnten. Von diesem Gesichtspunkte aus lassen Sie mich Ihnen die durch Bischof Heinrichs Politik herbeigeführten Veränderungen in der politischen Stellung der Handwerker an den von ihm errichteten Zünften nachweisen. Von denjenigen Zünften, welche Bischof Heinrich von Neuenburg entweder gestiftet, oder welchen er eine neue Organisation gegeben hat, sind uns noch drei Urkunden übrig, die Urkunde von der Stiftung der Gärtnerzunft 1260, der Weberzunft 1268, und eine Reorganisationsurkunde der Zunft zu Spiwetter (vielleicht ist auch die zweite Urkunde der Weber eher eine solche). Vergleichen wir diese Urkunden mit denjenigen der vor Heinrich gestifteten Zünfte, so ergeben sich zwischen beiden folgende charakteristische Unterschiede: 1) Heinrich bedient sich gegenüber seinen Handwerkern der deutschen Sprache, während die frühern noch vom hofrechtlichen Standpunkte aus gegebenen Stiftungsurkunden lateinisch abgefasst sind. Wir glauben schon in dieser äussern Form eine Annäherung, ein Entgegenkommen gegenüber den Handwerkern zu erblicken. 2) Während die frühern Zünfte bloss als ein Gnadengeschenk des Bischofs dadurch erschienen, dass nur er mit seines Kapitels und seiner Dienstmannen Einwilligung dieselben gewährte, giebt in den von Heinrich gegründeten Zünften auch noch der Rath und das Gedigen von Basel d. i. die Gemeinde oder universitas civium ihre Einwilligung, und dieser Umstand gewinnt um so mehr Bedeutung, wenn es sich herausstellen wird, dass in diesem Rathe schon die Handwerker repräsentiert waren. 3) Während den frühern Zünften die Bischöfe bloss Pflichten auferlegten und eine gewisse Gewerbspolizei unter ihrer Aufsicht gestatteten, beruhen Heinrichs Zünfte auf einem gegenseitigen Vertrage, welcher beiden Theilen gegenseitige Pflichten auferlegt und Rechte verleiht. Denn es heisst jetzt: » und soll man wissen, dass wir ihnen und sie uns und unserm >> Gotteshaus geschworen haben zu helfen zu unsern Nöthen >> und wir ihnen zu ihren Nöthen gegen männiglich.<< 4) Wenn früher mit keiner Sylbe der Kriegspflichten der Zünfte als solcher gedacht worden ist, so erscheinen die Zünfte jetzt als ein integrierender Theil des Wehrwesens, und es wird ihnen aufgetragen ihres Panners zu warten. 5) Während früher jeder Zunft vom Bischof ein Dienstmann als Meister gesetzt wurde, um die Gewerbspolizei zu üben, giebt Heinrich (mit Ausnahme der Spiwetterzunft) die Wahl eines Meisters frei und gestattet den Zunftgenossen noch ein Collegium von Sechsen zur Verwaltung der Zunftangelegenheiten zu wählen. Wer erkennt nicht daraus, dass durch Bischof Heinrich die Zünfte in ein der Selbstständigkeit näher liegendes Stadium getreten sind? in ein Stadium, das sie nicht mehr weit hinter den cives zurück lässt? Aus Corporationen, die früher gestattet waren bloss zur Verfolgung gewerblicher Zwecke und der Zwecke geistlicher Brüderschaften, sind sie durch Heinrich zu Corporationen geworden, welche neben jenen Zwecken eine politische Bedeutung bekommen haben. Und sollte, nachdem die Zünfte in eine solche Stellung getreten waren, der Schritt zu deren Repräsentation im Rathe ein so grosser sein? ja sollte er nicht als folgerichtige Consequenz erscheinen? Doch wir wollen nicht durch Schlüsse folgern, sondern durch Documente diess als ein wirkliches Factum beweisen; und hiemit sind wir an der Spitze unsrer Untersuchung angelangt. Die Urkunde, welche ich Ihnen zu diesem Beweise vorführe, ist eine bis dahin von allen Geschichtschreibern übersehene. Heinrich stellt sie wenige Wochen vor seinem Tode, am Samstage nach Bartholomäi 1274 aus (er selbst starb den 13. Sept.) und setzt darin den Burgern von »enren Basel« das Gewerf bis auf jährliche 40 t herab als Vergünstigung für die Mühen und Kosten, welche sie wegen der Ummauerung ihres Fleckens gehabt haben. Die Urkunde liegt in unserm Staatsarchiv (Lade K. litt. L.) und lautet folgendermassen: Wir Heinrich von Gottes gnaden Bischof ze Basile tun kunt airmengelichem dz wir mit rate und mit willen unsers Capitels gemeinlich unsern lieben | Burgern von enren Basile die michel koste un michel arbeite an libe und an gute hant gehabt daz si den selben vlecken und die selbun stat hant gebuwen und gevestet und noch fürbaz mit ir kosten müzen buwen und vesten die gnade han getan dur daz si deste baz luste ze buwenne und da ze belibenne, daz si uns jergelich niht wand vierzec phunt phenninge geben sulen ze gewerfe unde die geben sulen ze sant Martins mes unde weder wir noch unser nachkomen me von inen vordern oder nemen sulen ze gewerfe wand diu selben vierzig phunt. Und daz uns und unsern nachkomen der benügen sol und sol diz ding uns und unsern nachkomen enhein schade | sinan unsern gerihten und andern rehten unde diensten ze enren Basile wand al ein an dem gewerfe. Waere aber daz dz si gegen uns oder unsern nachkomen niht erkanden die gnade die wir inen han getan und bedehtecliche und gemeinlich ungehorsam wurden der rehte unde der dienste der si schuldig sint, so sol si dirre | brief umbe dz gewerfe nimme vervan unde sol disiu gnade unde disiu gesetzde von dem gewerfe abe sin. dur daz diz stete belibe so ist dirre Brief besigelt mit unserm | unsers Capitels und unserre stat von Basile Ingesigeln. Diz geschach ze Basile do von unsers Herren ihu xpī geburte waren zwelf hundert subenzig und vier | iar. an dem nehsten samzlage nach sante Bartholomei tage dez Zwelfbotten. Wir Cunrat der Dechan und dz Capitel gemeinlich von Basile kunden alzmengelichem swaz gnaden unser herre der vorgenante Bischof Heinrich unsern lieben den vorgenanten Burgern von enren Basile hat getan umbe daz gewerf alse hie vor geschriben ist dz daz uoser gut wille ist und wellen swer iemmer unser herre werde und Bischof ze Basile daz der ez staete habe. ze urkunde so benken wir unser Ingesigel an disen brief. An disem dinge und der bestetegunge dirre vorgeschribenun gnade waz mit mir Chunrade dem Dechane von unserm Capitel. Livtolt von Rötenlein. Peter der Erzepriester. Erkenvrit der senger. Heinrich der schulmeister. Heinrich des kamerers der kelner. Meister Chune |