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JOHANNIS VITODURANI CHRONICON.

Die Chronik

des Minoriten Johannes von Winterthur.

Nach der Urschrift herausgegeben

durch

GEORG VON WYSS.

Zürich.

S. Höhr.

1856.

Vorwort.

Unter den Quellen der schweizerischen Geschichte des ausgehenden dreizehnten und des vierzehnten Jahrhunderts nimmt die Chronik des Minoriten Johannes von Winterthur (Vitoduranus) eine vorzügliche Stelle ein.

Drei Werke jener Zeit sind es hauptsächlich, die uns unmittelbare Kunde von den damaligen Begebenheiten in unserm deutsch-schweizerischen Vaterlande überliefern: Die Gesta monasterii sancti Galli von Christian Küchemeister (die Jahre 1227 bis 1329 umfassend), Vitodurans Chronik (von Kaiser Friedrich II. bis zu Ludwigs des Baiern Zeit sich erstreckend, Jahr 1212 bis 1348) und das inhaltreiche Zeitbuch, das unter dem Namen des Albertus Argentinensis (Jahr 1273-1378) bekannt ist. Kürzere Aufzeichnungen schliessen sich an dieselben an im Jahrbuche des zürcherischen Schultheissen und Ritter Eberhard Mülner (Jahr 1336-1383), im Chronicon de Berno (Jahr 1191 bis 1340) und in einzelnen Notizen mancher Pfarr- und Stifskirchen.

Auf diesen Schriften und dem Schatze vaterländischer Urkunden beruht was wir Zuverlässiges über jene Epoche der Landesgeschichte wissen, und weniger rein, weniger unvermischt mit Gebilden der Sage, fliesst bereits in Justinger (Jahr 1152-1421) - viel weniger noch in den spätern Erzeugnissen des 15ten Jahrhunderts der Strom geschichtlicher Ueberlieferung.

Allein so werthvoll jene Geschichtsbücher für uns sind, so ausschliesslich aus ihnen seit dem ersten Erwachen wissenschaftlicher Geschichtsforschung im sechszehnten Jahrhundert und seither ununterbrochen geschöpft worden ist, und obwohl dieselben

schon lange gedruckt sind, so fehlt es dennoch bis zur Stunde an Ausgaben, die mit Bezug auf Treue des Textes und Annehmlichkeit des Gebrauches für den Forscher oder Freund der Geschichte den Anforderungen der Gegenwart entsprächen.

Kaum wird also das Unternehmen einer Entschuldigung bedürfen, in den nachfolgenden Blättern eine solche Ausgabe von Vitoduran zu versuchen. Vielmehr darf ich mich hiebei auf die Wünsche berufen, die mit Bezug auf alle jene Quellenschriften im Schoosse der allgemeinen geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz im Jahre 1852 von Kopp, und mit Bezug auf Vitoduran insbesondere schon im Jahre 1839 von Böhmer (Regesten Kaiser Ludwigs des Baiern. Ao. 1839. Vorrede S. IX.) ausgesprochen worden sind.

Möge es mir nur gelungen sein, etwas zu geben, das sich den so dankeswerthen Fontes des letztgenannten Gelehrten anzureiben würdig sei. Vielleicht wäre damit zugleich ein bescheidener Baustein zu dem grossen Werke der Monumenta Germaniae herbeigetragen, die auch für uns deutsche Schweizer Monumenta patriae im edelsten Sinne des Wortes sind!

Die nachfolgende Einleitung soll von der Grundlage und Anordnung dieser Ausgabe, von dem Verfasser der Chronik und von dieser selbst kurze Rechenschaft geben.

Zürich. Im April 1856.

Der Herausgeber.

Einleitung.

I.

Handschriften und Drucke der Chronik.

Einen getreuen Text der Chronik von Vitoduran zu liefern, ist, vergleichungsweise zur Herausgabe anderer mittelalterlicher Schriftsteller, eine sehr einfache Aufgabe. Es gibt nur eine alte Handschrift des Werkes, auf welche die wenigen übrigen Handschriften, sowie die bisherigen Abdrücke, sämmtlich zurückführen. Und nicht nur ist jene Handschrift die einzige, von welcher schon seit dreihundert Jahren Kunde vorhanden ist, sondern es lässt sich auch nachweisen, dass sie die Urschrift, das eigenhändige Concept des Verfassers der Chronik ist. Sie muss somit als Grundlage jeder Ausgabe dienen und liegt auch der gegenwärtigen zu Grunde. Es ist dieses Autographon Eigenthum der Stadtbibliothek Zürich und daselbst mit Mscr. A. 131. bezeichnet.

Eine kurze Uebersicht seiner Schicksale, der übrigen bekannten Handschriften und Drucke und die nähere Prüfung des alten Manuscriptes selbst werden das Ebengesagte begründen.

1) Die erste Kunde von dem Namen und Werke des Vitoduran, die es überhaupt gibt, findet sich bei zwei schweizeri+ schen Geschichtsforschern des XVI. Jahrhunderts: Bullinger und Stumpf. Antistes Bullinger in seinem Werke: Von den Tigurinern2), das er nach vieljährigen Forschungen im Jahr 1574 vollendete, erwähnt darin an mehrern Orten unseres alten Schriftstellers und nennt ausdrücklich: » die von Hand geschriebene Chronica Johann Barfoters von Winterthur «, (Von den Tigu

2) Ist nur handschriftlich vorhanden. Haller. Bibliothek d. Schweizergeschichte. IV. S. 301. nr. 405.

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