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mit ein in das verhängnissvolle, so allbekannt gewordene: „Fritz wohin? Fritz woher?" das so unselige Folgen haben sollte, sondern antwortete kühl: „des Markgrafen halber drehe er sich nicht um!" Doch schon waren die Würfel gefallen, denn vor Ausgang des Jahres 1342 musste, in Folge angesagter Fehde, gegen den Markgrafen ein Bündniss geschlossen werden. An seine Spitze trat ausser Günthern, und dem Grafen Hermann, Erzbischof Heinrich von Mainz, der seiner thüringer Stiftsgüter, Gefälle und Rechte halber mit Friedrich in Hader lag; die Grafen Dietrich und Heinrich von Hohnstein und ihre Brüder, verschiedener Ansprüche und Forderungen an Nordhausen und andere Orte der güldenen Aue wegen, die sie durch den Markgrafen beanstandet und gefährdet sahen, auch die Mehrzahl der Schwarzburgischen Stammesvettern schloss sich an und folgte Günthers Beispiele, da auch sie sich im ruhigen Besitz der von ihnen käuflich erworbenen Stadt Frankenhausen und ihrer Salzquellen von Friedrich bedroht sahen. Ihnen folgte noch Heinrich Vogt von Plauen, zubenannt, der Reusse," nebst seinen zahlreichen Vettern; Heinrich Dynast von Jechaburg und Liebenwerda, Johann von Salza mit seinen beiden Brüdern, Hermann Dynast von Schönburg und Johann von Waldenburg, traten noch dem Bunde bei, im Markgrafen den gefährlichen Feind Aller erkennend.

Dieser Ansicht pflichtet der unpartheiische Gretschel, im ersten Bande seiner „Geschichte des sächsischen Volkes und Staates" bei. Er erklärt die Betheiligung so Vieler bei der anhebenden Fehde, „als klare Erkenntniss der gemeinsamen Gefahr", ja er schliesst sogar auf einen geheimen Pakt, vermöge dessen sämmtliche Herren sich förmlich unter einander verpflichtet und verklausulirt:

„weder dem Markgrafen Friedrich, noch sonst fürstlichen Personen überhaupt, durch Kauf fernerhin Güter zuzuwenden."

Ihr Streben, durch das Schicksal der Lobdaburgischen Erbschaft, die Besitzergreifung eines Viertheils, dann successive fast aller andren Pertinenzien jener Lande, (Jena, Elsterberg, Burgau etc.) nur zu wohl motivirt, suchte und trachtete somit, lediglich nach Errichtung eines Bollwerks gegen die unausgesetzt um sich greifende Macht der Markgrafen, ihre unaufhörlichen Gebietsannexionen und „das unverholene Streben Friedrichs nach der Alleinherrschaft und absoluten Gewalt in Thüringen, wie er solche bereits in Meissen erlangt!"*)

Richten wir den Blick auf Denjenigen, der diese Coalition mit Gleichmuth ins Auge fasste, und mit eherner Standhaftigkeit an seinen Plänen festhaltend, die kurze Ruhe vor dem Sturm trefflich benutzte, in Meissen und dem Osterlande eine bedeutende Anzahl Ritter und Reisige um sich zu sammeln. Rasch hatte er sich der Mitwirkung Erfurts zu versichern gewusst, dessen damaliges Contingent Manche auf zehntausend Mann schätzen wollen, das aber seiner festen Wälle halber, seines Reichthums, seiner Vorrathskammern wegen, schon in jenen Tagen ein Platz von Bedeutung war und schwer in die Wagschale fiel. Nur zu oft hatte der Markgraf dies erprobt, und im Ernste des Augenblicks vergass er wohl nur geflissentlich die feige und bübische Verrätherei, deren sich die Bürger vor nicht zu langer Zeit gegen ihn schuldig gemacht, als er zur Führung einer Rechtssache und zur Sühnung derselben mit dem Magistrat, völlig unbewaffnet und nur von kleinem Gefolge umgeben, auf dem öffentlichen Gerichtsplatz von Mittelhausen, im städtischen Weichbild erschienen war.

Mit Stöcken und Prügeln waren diese ehrenwerthen Kämpen aus dem Hinterhalt hervorgebrochen und hatten Hand an ihn und die Seinen gelegt.

Doch jetzo schloss man, jenes Bubenstreichs gänzlich vergessend, Friede und Waffenbrüderschaft, denn das Bündniss der Grafen und ritterlichen Herren war den Bürgern eben SO sehr ein Dorn im Auge als dem Markgrafen! Klug berechnete man im Rathe der Stadt die Chancen des Moments und ergriff mit Freuden die Gelegenheit, unter einem Fürsten, der seine Sache mit so sprichwörtlichem „Ernste" verfocht, an den vormaligen Alliirten sein Müthchen zu kühlen.

Allein wie zahlreich auch ihre Fähnlein sich dem Heereszug anschlossen, so gab doch erst eine Verständigung mit dem Grafen Heinrich XIV. von Schwarzburg der Parthei Friedrichs den hauptsächlichsten Halt, denn unter den Waffen ergraut, mit allen Fehden Günthers, mit jeder Spezialität seiner Führung, dem Vertheidigungswesen seiner Städte eng vertraut, ward er im anhebenden Kampfe des Markgrafen rechte Hand.

*) Gretschel, Geschichte des Sächsischen Volkes und Staates.

Von Hass und Neid gegen Günther erfüllt, borgte er hohe Summen auf, verpfändete sein Erbe um thatkräftiger wirken zu können und begann damit, Friedrich seine Veste, die Wassenburg (Wachsenburg) aufzuthun, von wo aus das Gebiet von Arnstadt, welch letzteren Ort Günther besetzt hielt, im Handumwenden überschwemmt werden konnte und brennende Dörfer rings umher gaben bald Kunde von der Kriegführung, die er gegen den Blutsverwandten einführte.

So war denn dem ohnehin an Zahl geringeren Heere der Grafenparthei ein mächtiges Schach geboten, denn wenn dasselbe auch, unter erprobten Führern, nach allen Seiten hin Front zu machen vermocht hätte, sobald es einmal glücklich vervollständigt und concentrirt worden wäre, so ging ihm doch schon das erste Haupterforderniss der Kriegstüchtigkeit ab: Einheit im Commando! Noch niemals hatte man in unsern Bergen das:

,,quidquid delirant reges, plectuntur Achivi," in vollerem, ernsterem Maasse erfahren, wie jetzo. Wir kennen die Namen der eingeäscherten Dörfer und Schlösser, die in frevlerischem Behagen, Heinrich dem reicheren und mächtigeren Blutsfreunde zu entziehen trachtete, doch er verrechnete sich an der Zähigkeit des Thüringer Landmanns.

Witzleben, Kobstädt, Hardisleben, der Witzlebensche Hof in Alkersleben, Kirchheim und Westhausen eröffnen die lange Reihe der stattlichen Orte, die momentan vom Erdboden verschwanden; Wippach-Edelhausen, Schloss Hessler, die hohe, stattliche (Werthernsche) Burg Wiehe, mit dem Städtchen gleichen Namens an den Ufern der Unstrut, ja Rudolstadt selbst, bildeten ein würdiges Seitenstück zum ersteren Greuelbild. Die Kirchthürme ohne Dach und Glocken lugten ins Land, wie grosse Wegweiser, wo man das Elend suchen konnte! Inzwischen musste sich auch das hohe Dornburger Felsenschloss dem Markgrafen unterwerfen und nur mit Mühe und Noth vermochte dieser Letztere, die nach dem Brande der Schlösser lechzenden Erfurter dadurch zu beschwichtigen und von dannen zu weisen, dass er ihnen die ihrem Weichbilde benachbarte Burg Tonndorff preisgab.

Mit Wahrscheinlichkeit lässt sich annehmen, dass Günther und seine Bundesgenossen, die Streitkräfte, die sie, freilich verspätet erst, zu vereinigen suchten, benutzt, um den schrecklichen Verwüstungen ein Ziel zu setzen; doch, wir wiederholen es,

im

vielgespaltenen Rathe der Führer, wo jeder Chef über einen Zug Reiter oder ein Fähnlein Fussknechte, befehlen, niemand gehorchen wollte, war es schwer, Erfolge von Belang zu erringen und wieder musst' es Günther sein, der durch Beispiel und Opferfähigkeit die Säumigen, die Zaudernden, die Widerspenstigen mit fortriss. Und in der That, schon um das Pfingstfest, als am 17. Mai 1343, wusste er unter Kaiserlicher Autorität, zu Würzburg, einen ehrenvollen, für sich und seine Parthei günstigen Frieden zu erringen.

Jeder Theil ward vom Kaiser in die gebührenden Schranken verwiesen und Friedrich suchte sogar, klug, durch ein Separatbündniss Günthern auf seine Seite zu locken, von der Sache des noch immer grollenden Mainzer Erzbischofs abwendig zu machen, damit, falls zwischen Diesem und dem Markgrafen, die Fehde aufs Neue ausbrechen sollte, der kampflustige Kirchenfürst keinen so gefährlichen Helfer in Thüringen finden möge.

Vielleicht auch wurde schon damals auf das Bündniss hingedeutet, welches bereits nach Jahresfrist Friedrich mit dem Landgrafen von Hessen und andern Fürsten zur Befehdung des kriegerischen und unbeugsamen Mainzers schloss*), der indess dem Streite noch mit Klugheit bis auf Weiteres vorzubeugen wusste.

„Ewig," so hiess es im Würzburger Traktate,,,sollen die Fehden aufhören, auf alle Zeiten hinaus wollen die Partheien einander in ihren Grenzen achten und gegenseitig schützen!"

Worte, nichts als Worte! und nur zu bald sollten sich diese Floskeln als leer und nichtig erweisen, da die Contrahenten sämmtlich auf der betretenen Bahn der Ländererwerbung und Bereicherung fortfuhren, während durch vortheilhafte Allianz zwischen dem Sohne Friedrichs und Katharinen, der Tochter des reichen Henneberger Grafen Heinrich, die Erwerbung der Pflege Coburg mit allem Zubehör an das sächsische Haus angebahnt wurde, und Dornburg, der hohe Felsenhorst, dessen wir schon oben gedachten, durch Kauf mit vielen Liegenschaften, aus den Händen der Eigenthümer, Grafen von Hohnstein, und der Schenke von Dornburg**) in Günthers Besitz überging.

*) Vergl. Gretschel, Geschichte des Sächs. Staates und Volkes. **) Das Geschlecht der Schenke in Thüringen, durch seine Treue gegen die Landgrafen Ludovingischen Stammes so wohlbekannt, verzweigte sich in die Linien von Vargula, Saaleck, Tautenburg, Dornburg u. a. m. Nach mannigfach wechselndem Grundbesitz und zeitweise grosHatten nun die Grafen von Orlamünde, gleichfalls Schwiegersöhne des Hennebergers Heinrich, gegen Uebergabe und Mitgift der Pflege Coburg, drohende Verwahrung eingelegt, so schien der Markgraf durch Günthers neue, unerwartete Erwerbung misstrauisch gemacht, den Zeitpunkt für gekommen ansehn zu müssen, wiederum über die zersplitterten, ungerüsteten Häupter der Feindesparthei herzufallen.

Wie ein kluger Feldherr wartete er gar nicht ab, bis diese die Hand ans Schwert legen, oder die Werbetrommel rühren lassen konnten, sondern stürzte sich wie der Blitz auf die vereinzelt Achtlosen her. Natürlich waren die Erfurter wieder auf seiner Seite und unterstützt von einer Schar ihres vielgepriesenen Fussvolks, erstieg er, (wie Alles vermuthen lässt, nach einem Eilmarsch, über wenigbetretene Gebirgswege,) in der Fastnacht 1345, das Schloss des Burggrafen Albert von Kirchberg, das völlig unbewehrte Altenberg. *)

Drei der im Schlaf überrumpelten Burgleute, sich zum Widerstand ermannend, wurden von Armbrustbolzen niedergestreckt, die zehn Uebrigen, aus dem Schlafe auftaumelnd, gebunden den Erfurtern überwiesen, die einen schmachvollen Akt der blutigen Gewalt an ihren Kriegsgefangenen ausübten.

Ein so schnöder, durch nichts zu rechtfertigender Landfriedensbruch schreckte die Partheigenossen aus ihrer Lethargie. Erzbischof Heinrich und Günther traten sofort an die Spitze eines neuen Bündnisses und vollzogen mit ihren Freunden, am Sonntag Lätare, zu Eltville bei Mainz, einen umfassenden Traktat, der uns freilich klar verräth, wie fehlervoll und mangelhaft die Kriegsrüstungen und namentlich die Belagerungsanstalten der Alliirten waren; heisst es doch in einem Passus jenes Dokumentes:

„Werke, Katzen, Bliden und sonstig Rüstzeug, so Einer oder der Andere von Nöthen, solle er selber mitbringen;" indess ward doch Art und Wesenheit der gegenseitigen Hilfsleistungen festgestellt und begannen die Feindseligkeiten ohne Säumniss.

sem Reichthum, erloschen die meisten Zweige der Familie mit Ausnahme der Tautenburger Linie, die in Preussen fortblüht.

*) Altenberg bei Kahla, „Castrum, dictum Aldinberg," nach Löbers Monographie über die Grafen von Orlamünde und Avemanns Gräfi. Kirchbergischer Chronik.

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