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In den Zeiten des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts, über welche bis jetzt bekannte Urkunden sparsames Licht verbreiten, finden wir die Dotations-Ländereien des Bisthums, in so weit sie in den Gränzen des Capitels Agenwang liegen, nach der damaligen Sitte theils an kriegsbereite Dienstmannen und bischöfliche Beamte als Lehen vergabt, theils an die zahlreich entstandenen Klöster mit und ohne Vorbehalt des Obereigenthumsrechtes verschenkt. Die Edlen von Viscaha, Annenhusen, Thierdorf, Agenwang, Husen, Batzenhofen, Wolfsberg, Zusameck, Horgau, die bischöflichen Kämmerer zu Wellenburg, die Vögte der bischöflichen Schirmburgen Hattenberg und Seifriedsberg finden wir im lehenbaren Besitze und in der Nutzniessung bischöflicher Güter und Rechte dieser Gegend. Ebenso die Klöster und geistlichen Corporationen Augsburgs und der Nachbarschaft, welche endlich nach dem Aussterben der genannten Familien Eigner fast aller Orte und Güter dieses Capitels wurden; aber auch bei diesen finden wir häufig noch das bischöfliche Obereigenthumsrecht anerkannt, auf welches erst in späterer Zeit allmälig verzichtet wurde.

Die Capiteleintheilung im Bisthume Augsburg ist uralt, und hat nur an den Landesgränzen in neuerer Zeit einige Veränderungen erlitten. Das Capitel Agenwang, im Herzen des Bisthums gelegen, hat demnach seit uralten Zeiten seinen Umfang nicht geändert, wohl aber war der Name nicht immer derselbe. So wird in einem Verzeichnisse der Landkapitel, welche an der von Bischof Peter von Augsburg 1452 gefeierten Diöcesansynode Antheil genommen, unser Kapitel unter dem Namen: „Horgan" aufgeführt 1). Auch die Glaubenstrennung brachte keine Veränderung im Bestande des Capitels hervor, da die vom Rathe von Augsburg mehreren Pfarreien unseres Capitels aufgedrungenen Prediger sich weder halten, noch Erfolge erzielen konnten. Die Anzahl der Pfarreien kann jedoch zu Zeiten verschieden gewe

4) Mon. Boica XVI. p. 602.

sen seyn, da einige Pfarreien mit andern unirt, andere neu gegründet wurden. Doch fehlen uns darüber, wie über vieles Andere, ausreichende historische Daten, da bei der Säcularisation die Archive des bischöflichen Hochstiftes, des Domcapitels und der Klöster nach München abgeführt wurden, überdiess Verluste erlitten haben und für locale Forschung unerreichbar geworden sind. Das im Archive des bischöflichen Ordinariats Vorhandene reicht selten über das 17. Jahrhundert hinauf, da ein Brand gegen Ende des 16. Jahrhunderts das ältere Archiv vernichtet hat.

Vor der Säcularisation 1803 bestand der Bezirk des Capitels Agenwang in politischer Beziehung aus folgenden Herrschaftsparcellen:

1) aus dem Hochstift Augsburgischen Pflegamte Zusmarshausen; 2) aus den Domcapitelschen Aemtern Dinkelscherben, Breitenbrunn und Annhausen;

3) aus den Besitzungen des Klosters Oberschönenfeld;

4) aus Orten und Ortsantheilen der vormaligen Augsburgischen Stifte und Klöster St. Ulrich, St. Moriz, Heil. Kreuz, St. Georg, St. Stephan, St. Katharina, dann des Hospitals zum heiligen Geist und anderer milden Stiftungen;

5) aus Antheilen des Klosters Fultenbach, des Wengenklosters in Ulm, des Collegiums St. Peter in Dilingen;

6) aus den Zugehörden des Pflegamtes Welden;

7) aus Patrimonialgerichts - Orten der Lehenherrschaft Seifridsberg, dann der ehemaligen Ritter- und InsassenHerrschaften: Horgau, Deubach, Bieselbach, Aystetten, Gailenbach, Heimberg, Hainhofen, Westheim, Othmarshausen, Ried und Aretsried. Landeshoheit übte an vielen Orten die österreichische Markgrafschaft Burgau.

Seit der Besitznahme dieser Landschaft durch die Krone Bayern ist dieselbe nun ein Bestandtheil dieses Königreichs, der Capitel-Bezirk gehört dem Kreise Schwaben und Neuburg an, und ist den Landgerichts-Bezirken Zusmarshausen und Göggingen, jenem mit 19, diesem mit 8 Pfarreien, zugewiesen.

c) Archäologisches.

Nahe dem Schauplatze der grossen Völkerkämpfe, dem Lech, wurde unser Bezirk fast von allen grossen Kriegsstürmen durchbraust und verheert. Ausserdem gab es hier durch die so grosse Zersplitterung des herrschaftlichen Besitzes und den oft schwachen Schutz des geistlichen Besitzthums, der durch eigennützige, nach Selbstherrlichkeit strebende weltliche Vögte geübt wurde, sehr viel Stoff zu Fehden und Verheerungen, dass es nicht zu verwundern ist, wenn die Ausbeute für den Archäologen in diesem Bezirke eine sehr geringe ist. Die Burgen sind gebrochen, ihre Herrlichkeiten verschwunden, Klöster und Kirchengebäude ihres Schmuckes beraubt, die meisten Kirchen erst nach den Verheerungen des dreissigjährigen Krieges, in einer Zeit des Ungeschmackes und geringer Tüchtigkeit wieder neu aus dem Schutte erstanden. So gross und nachhaltig waren in diesem Bezirke die zeitweiligen furchtbaren Verheerungen, dass unter ihnen selbst viele Orte gänzlich zu Grunde giengen und nicht mehr gebaut wurden. So werden nur in dem einen Bezirke, welchen das Landgericht Zusmarshausen in unserm Kapitel einschliesst, 17 abgegangene Orte genannt.

Wir werden nun in den nachfolgenden Blättern nach einer kurzen geschichtlichen Uebersicht jeden Pfarrbezirkes die Reste christlichen Alterthums bei den einzelnen Orten aufführen, auch den gegenwärtigen Zustand der Kirchengebäude kurz darstellen; dann am Schlusse unserer Arbeit die aufgefundenen Denkmale in Gruppen ordnen und nach ihrem Werthe noch einmal überblicken.

Da die Urkunden der Stifte und Klöster Augsburgs und der Nachbarschaft, denen die meisten Orte des Capitels gehörten, bisher nur zum geringsten Theile in den Monumentis boicis und den Regestis boicarum rerum veröffentlicht wurden, also die Quellen sehr mangelhaft sind, so kann auch unsere historische Darstellung nur eine lückenhafte seyn. Doch bei dem allgemein lautbaren Umstande, dass die Registraturen der meisten Pfarreien gar keine Aufschlüsse über die Geschichte derselben geben, möchte auch unsere so mangelhafte Arbeit nicht ganz unwillkommen seyn, und wenigstens ein Baustein zu einer vollständigern, erst später, wenn die Quellen vollständiger edirt sind, möglichen Geschichte werden. Gerne hätten wir bei vorliegender Arbeit umfassende statistische Bemerkungen im Einzelnen aufgenommen. Allein da für unsere Lande ein tüchtiges topographisch - statistisches Werk, wie es z. B. Württemberg an seinen vortrefflichen Oberamtsbeschreibungen besitzt, noch ein pium desiderium ist, und wir selbst nicht in der Lage sind, die hiefür nöthigen Forschungen vorzunehmen, so mussten wir darauf verzichten.

Der Herausgeber des Archives, Herr Domcapitular Steichele, hat zu dieser Arbeit uns nicht nur ermuntert, sondern auch mit Rath und Hilfe thätig unterstützt, was wir mit Danksagung auszusprechen uns verpflichtet fühlen.

In der Reihenfolge der zu beschreibenden Ortschaften folgen wir den Flussgebieten der Schmutter und Zusam, dann den in die Zusam mündenden Flüsschen Roth und Laugna. Es zerfallt hienach das Capitel Agenwang in folgende Flussthäler:

I. Schmuttergebiet mit den Pfarreien: Fischach, Aretsried, Dietkirch, Depshofen, Willishausen, Annhausen, Biburg, Hainhofen, Othmarshausen, Aystetten, Tefertingen und Batzenhofen.

II. Zusamthal mit den Pfarreien: Breitenbrunn, Ried, Ustersbach (drei Pfarreien, die mit der Capitel Jettingen'schen Pfarrei Schönenberg die sogenannte Reischenau bilden), Kutzenhausen, Häder, Dinkelscherben, Steinekirch, Zusmarshausen, Wollbach und Wörlenswang.

III. Rotthal mit den Pfarreien: Agenwang, Ru

moltsried und Horgau.

IV. Laugnathal mit den Pfarreien: Adeltsried und Bonstetten.

I. Die Orte im Schmuttergebiete.

1.

Pf. Fischach.

In geräumigem Wiesenthale, da wo die langsam sich schlängelnde Schmutter das Flüsschen Neufnach aufnimmt, an der Südgrenze des Capitels, liegt das Pfarrdorf Fischach. Die Abhänge der umkränzenden Hügel sind zu Ackerland bestellt, die Höhen aber krönt üppiger Wald, in dem das grüne Laub der Eichen und Buchen von dem Dunkel der Tannen schattirt ist. Der Ort hat 100 Häuser, 63 christliche, 52 jüdische Familien, 366 christliche, 281 jüdische Einwohner. Die Bewohner treiben ausser der Oekonomie viele Gewerbe, die Judenschaft unterhält einen lebhaften Grossund Kleinhandel. Viscaha, Vishach, Fiscon Vischach hiess der Ort in alten Zeiten. Ein edles Geschlecht, das mehrmal im Gefolge und Dienste der Bischöfe von Augsburg und ihrer Schirmvögte, der Grafen von Schwabeck, erscheint, besass grosse Güter in selbem, und giebt Veranlassung zu dessen früher Kunde. Volchwin de Viscaha bezeugt 981 die Schenkung eines Gutes zu Reichertshofen an das Kloster St. Ulrich zu Augsburg *). Die öftere Beiziehung zur Bezeugung wichtiger Verhandlungen, der Verkauf und die Schenkung mehrerer Güter mag des genannten Geschlechtes Bedeutung darthun. Eine Schenkung des Grafen Swigger von Schwabeck zur Kirche St. Peter in Augsburg 1067 be

5) Monumenta Boica XXII. 3.

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