ausbeugen; ein grosses Schaamtuch, das über die Knie reicht, verhüllt den Unterleib. Es ist diess die Form des Gekreuzigten, wie sie im 14. Jahrhunderte häufige Anwendung fand 26). Maria und Johannes, die das Kreuz umgeben, sind an unserm Bilde kaum mehr kennbar. Ein alter Bau ist der Thurm: In quadratischer Form von 17' Durchmesser steigt er zu ebenmässiger Höhe hinan, und schliesst mit gothischem Satteldach, im spitzen Winkel geformt, jeder der 2 Giebel mit 5 Zinnen gekrönt. EckLesenen und je 4 Quergurten gliedern seine Flächen. Zu drei aneinander gekuppelte, durch schwache runde Mauersäulchen abgetheilte, spitzbogige Fensteröffnungen bilden auf jeder Seite die Schall-Löcher. Das Mauerwerk ist solid, 3' dick, weit gefügt. Im Erdgeschoss war ein Gewölbe, das jetzt ausgebrochen ist. Drei Glocken sind im Thurme. Die mittlere von 31/2' Durchmesser und eben so viel Höhe, verräth durch ihre lange Form und die Majuskel-Buchstaben, mit denen die Namen der 4 Evangelisten an ihrem obern Rande geschrieben sind, dass sie in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wenn nicht noch früher, gegossen worden. Die grössere wurde 1783 von Valentinus Lissak in Augsburg gegossen. Am obern Rande steht: „Dominus sonitu magno auditam fecit vocem suam, ut laudarent nomen sanctum Domini." Die Bilder: Christus am Kreuze und die unbefleckte Empfängniss Mariä schmücken ihre Flächen. Die kleinste und jüngste ist von Franciscus Kern in Augsburg gegossen. Die Pfarrkirche wird von der Sepultur für die ganze Pfarrei umgeben. Das rentirende Vermögen der Pfarrkirche beträgt 11,148 fl. Vor dem Dorfe in der Ebene liegt eine kleine offene St. Leonhards - Capelle, in welcher die heilige Messe gelesen werden darf. Schon früher stand auf demselben Platze eine Bildsäule dieses Heiligen; da aber diese im 30jährigen Kriege zerstört worden, so liess Leonhard Plappert, Oberschönefeldischer Vogt in Vischach, diese Capelle 1669 auf eigene Kosten erbauen, in halbrunder Form 7 tief 27). Diese Capelle hat ein Vermögen von 1097 fl. 26) S. Mittheilungen der k. k. Central - Commission zur Erforschung der Baudenkmale. Wien, 1857. Seite 261. Tafel X. Steichele, Archiv II. 17 Der Pfarrbezirk Fischach umfasst auser dem Pfarrdorfe das Dorf Wollmatshofen, das Schlossgut Elmiswang und 3 Häuser in Heimberg. Wollmatshofen. Dreiviertel Stunden südwestlich von Fischach, im engen Thale der Neufnach, liegt dieses Dorf, durch 37 Häuser, welche 37 Familien mit 226 Seelen enthalten, gebildet. Im 14. Jahrhunderte finden wir hier das Hochstift Augsburg und dessen Schirmvögte im nahen Hattenberg im Besitze vieler Rechte und Güter. Im Urbare des Bisthums Augsburg von 1316 werden unter den zum Castrum Hattenberg gehörigen Schutzrechten und Gütern in Wolfmanshouen folgende aufgezählt: Molendinum X. solidos denariorum et I pullum. Item II aree ibidem II pullos. Item tria bona ibidem, que dicuntur sant-Katharinen guot, Vrsperger guot, Isenriches guot, sunt domini Episcopi et non sunt locata sed in presenti soluunt I libram denariorum. Item sunt ibi X tagwerck prati. Item in Gramneshouen (abgegangener Ort, jetzt Flurmark bei Wolmatshofen) I tagwerck prati. Item locus dictus daz hart. Item cultura Castri, que extendit se in universo ad XXX. jugera agrorum 28). Ob unter diesem Castrum die Stätte des römischen Castrums, das hier auf dem Schalkenberg vermuthet wird und die Brünburg heisst, oder ein mittelalterliches Castrum verstanden sei, kann nicht bestimmt werden 29). In den Monumentis boicis kommt zwar anno 1130 ein Hoholdo de Wolmouteshouen, dann 1349 ein Kunrad von Wolmershoven, gesessen zu Hürnheim und begütert im nahen Tesertingen, endlich ein Heinrich der Wolmann von Deubach, begütert in Neffsried 1370 vor; es lässt sich aber nicht ermitteln, ob diese Beziehung auf unsern Ort oder die erwähnte Burg haben 30). St. Ulrich in Augsburg kam durch die Erbschaft von der Familie von Vischach auch in Besitz von Gütern in Wolmanshofen (Wolpershouen) 31). Auch Oberschönefeld besass hier Güter; 1269 kaufte die Abtissin Adelheid einen Hof in Wollmanshofen von Conrad von Grimmenstein 32). 27) Akten des bischöflichen Archivs. 28) Mon. boic. XXXIV. b. 390. 29) Viaca 64. Im 17. Jahrhunderte war die Familie Wanner von Wolmatshouen im Besitze der Herrschaft Wolmatshouen und sass auf dem Schlosse daselbst. 1702 verkauften die Wanner'schen Erben das Dorf Wollmatshofen an das Wengenkloster in Ulm 33). Auch waren im 18. Jahrhunderte die von Schnurbein dort im Besitze von Gütern und Rechten, welche sie durch den Domcapitlischen Obervogt in Braitenbrunn verwalten liessen. Diesen folgten die von Stetten, welche bis 1848 hier cin Patrimonialgericht hatten. Der Zehent in Wollmatshofen gehörte, wie in Fischach, dem Stifte St. Peter in Dilingen. Eine Kirche wird schon frühzeitig hier gewesen seyn. 1661 berichtet Hans Bonaventura und Hans Mattes und Hans Jakob die Wanner von Wolmatshouen Gebrüder, „dass es von alten Zeiten Herkommens gewesen, dass der Pfarrer zu Fischach des Jahres hindurch zu 14 Tag allezeit in dem Gotteshaus St. Jakob in Wolmatshouen ain haylig Mess gelesen, auch wohl zu h. Zeiten, alss Weyhenacht, Ostern und Pfingsten allda die Leüth zur Beicht gehört, auch Hochzeiten eingesegnet etc. Nach dem ersten Kriegswesen aber hat unser Vater Herr Hans Wanner selig mit etwas wenigs Beytrag von der Gemeinde den damaligen Pfarrverwesern jährlich 10 fl. Baargelt dergestalt dargereicht, damit fürderhin alle Woche das ganze Jahr hindurch ein haylig Mess gelesen werde." Die obgenannten Wanner klagen nun beim bischöflichen Ordinariate, weil der Pfarrer diese Messe zu lesen vernachlässige. Dagegen wird dann erwidert, dass dies von den Pfarrern von Fischach nicht pflichtgemäss, sondern nur gutwillig, gelegenheitlich und gegen Entgelt geschehen sei. Durch den frommen, aufopfernden Sinn zweier Männer kam endlich die Gemeinde zu der Wohlthat eines eigenen Seelsorgers. 1694 gab Herr Andreas Ruf, Pfarrer in Aichen, 4000 fl. zur Begründung eines Beneficiums an der Capelle zu Wollmatshofen Patron dieses Beneficiums wurde das Wengenkloster in Ulm, von dem es heisst, dass dasselbe 1724 das Beneficium gestiftet habe. Dem Obigen nach könnte es aber etwa nur die Stiftung vermehrt und verwirklicht haben, da der genannte Pfarrer Ruf eigentlicher Stifter ist, welche erste Stiftung von Bischof Alexander Sigismund auch bestätigt worden. 30) Μ. Β. XXII. 35. und XXXIII. b. 158. 159. 439. 81) Μ. Β. ΧΧΙΙ. 130. 82) Geschichte von Oberschönefeld 1. c. 203. 33) Geschichte der adelichen Geschlechter in Augsburg von Paul v. Stetten S. 274. Dem armen Beneficium half in neuerer Zeit ein armer Priester auf. P. Anton Rist, ehemals Prämonstratenser zu Ursberg, wurde Verweser dieses Beneficiums. Da ihm sehr lange die Competenz-Ergänzung zurückbehalten, endlich aber ausbezahlt worden, so kam er zu einer Summe Geldes von 2214 fl., welche Summe bis zu seinem Tode, der 1838 erfolgte, mit Zinsen auf 2733 fl. stieg; davon fundirte er nun 2482 fl. zur Aufbesserung des Beneficiums. Derselbe hatte auch Vieles zur Erneuerung und Zier der ganz veralteten Filialkirche verwendet 34). Gegenwärtig wird in der Filiale Wolmatshofen an Sonn- und Festtagen feierlicher Gottesdienst durch den Manual- und Schul-Beneficiaten abgehalten. Mitten im Orte an der Strasse steht die Capelle, ein roher Bau aus der Letztzeit der Gothik. Der massive Arcus triumphalis, ein zugemauertes Spitzbogenfenster und die 7 spitzbogigen Kappen, welche in das rippenlose Tonnengewölbe des Chores einschneiden, künden noch den gothischen Styl. Dem schmalen Chor schliesst sich das Schiff in Quadratform von circa 28' Länge und Breite an. Die Fenster haben die frühere Spitzbogenform verloren, und sind nun in Stich- und Rundbogen geschlossen. Ein neues, schlechtgebautes Kuppelthürmchen erhebt sich üher dem Westgiebel. Einige bessere Bildwerke haben sich in dieser armen schmucklosen Kirche noch erhalten. Auf dem Altar ist ein 5' hohes Relief in einer Rundbogennische, ein Vesperbild in erhabener Arbeit darstellend. Der Leichnam Christi liegt auf einem Rasen, über welchen ein weisses Tuch gebreitet ist, mit dem Rücken an einen Steinhaufen gelehnt, über Christus beugt sich die knieende Mutter, eine Hand presst sie im Schmerz, der sich auch auf ihrem Gesichte spiegelt, an die Brust, mit der andern erfasst sie eine Hand des Leichnams. Beide Figuren sind sehr gut geschnitzt, besonders der Leichnam Jesu von sehr weichen, edlen Formen. Wir glauben, dass dies schöne Werk (das freilich durch späteres Fassen viel eingebüsst) am Ende des 16. Jahrhunderts aus der Hand eines Meisters hervorgegangen. In der Tabernakelnische desselben Altares ist ein hohl gegossener Crucifixus von Metall und vergoldet 10" hoch, ein gutes Werk des 17. Jahrhunderts; derselben Zeit mag auch eine Statue des heiligen Sebastian angehören. Eine Madonna, 3' hoch, mit stark vorgestrecktem Unterleib, über welchem das Kind, von ihrer Linken umfasst, aufliegt, in der Rechten hält sie einen Zepter. Der Faltenwurf der Kleider erinnert in seinem eckigen Bruche an das Mittelalter, doch sind die Falten schon kleinlicher und etwas geknittert; in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhuuderts zugleich mit der Capelle mag diese mittelmässige Statue geschnitzt worden seyn. 34) Akten des bischöflichen Archivs. |