mals vorhandenen Pergamenturkunde 203); 2) eine in eine Bleiplatte gravirte Inschrift 204); 3) die Inschrift einer 203) Dieser Urkunde wird in dem mehrerwähnten Berichte von 1576 auch Erwähnung gethan; die Abschrift lautet: „Anno a Nativitate Dni millessimo quadragentesimo nonagesimo sexto praesidente Romanae ecclesiae Alexandro VI., Maximiliano Rege Romanorum imperium gubernante, Praesule autem Augustensi Friderico ex Comitibus de Zolleren, Vdalrico denique de Rechberg de Hohenrechberg, decretorum doctore ejusdem ecclesiae Augustensis Decano, aedis hujus et Officii Anhausen administratore dignissimo, repertae sunt circa altare B. Aldegundis reliquiae, seu ossa ejus in ligneo quodam sarcophago, magnis quadratis lapidibus circumdata et panno serico fusco involutae, et in die XVIII. mensis Octobris, quae erat dies sancti Lucae Evangelistae, ad chorum ecclesiae ejusdem in sarcophago sunt translata. Quicunque ergo fidelium B. Aldegundem venerari conantur, a peccatis caveant, et se in eodem loco operibus misericordiae, confessione denique et eelemosynarum largitione exerceant, ut meritis ejusdem virginis gratiam et misericordiam in eodem loco a Dno nostro Jesu Christo ab ejusque matre Virgine Maria intemerata obtineant hic et in perpetuum. Testes ejus translationis et qui in praesentia fuerunt, hic subsequuntur: Praefatus venerandus et nobilis vir Vdalricus de Rechberg de Hohenrechberg, ecclesiae Augustensis Decanus, venerabiles denique et nobiles viri Georgius de Hirnhaim, Jacobus de Klingenberg, Berchtoldus et Marquardus de Lapide, Albertus de Rechberg, omnes praefatae ecclesiae Aug. Canonici, Joannes Ziegler, Joannes Graber, Joann Gutbrot, Adam Herz, praefatae eccl. Vicary seu Socy chori, et Joannes Beck Lector ibidem, Ambrosius plebanus in Hainhofen, Leonardus plebanus in Ottmarshausen, Joannes plebanus in Willishausen, Wilhelmus de Reichartzhausen, Joannes Rotenfelder tunc temporis vicarius in Dietkirch, duo fratres Cystercienses, Confessores in Schönenfeld, nobilis denique ac strenuus vir Georgius de Rechberg et Hohenrechberg miles, frater praefati Dni Decani, et alias plurimi utriusque sexus fide dignissimi." In loco und im Archiv des bischöfl. Ord. 204) Die Inschrift auf der Bleiplatte in lateinischen Lettern lautet: „Anno 1496 mense Octobri decima septima die, et fuit tercia feria St. Luce, interposita sunt ad tumulum istum ossa dive virginis Adelgunde de christianissimorum sanguine Regum Francie orte etc." Die Bleiplatte befindet sich jetzt im gläsernen Reliquienkasten. Steichele, Archiv II. 22 Steinplatte im Fussboden neben dem St. AdelgundisAltar 205). Nach diesen Documenten ist also der Leichnam, welcher 1496 erhoben wurde, der einer heiligen Jungfrau, die aus dem Geblüte der fränkischen Könige stammt; die hiesige Kirche feiert das Fest dieser Heiligen am 30. Januar, an welchem Tage auch die allgemeine Kirche das Fest der heiligen Jungfrau Adelgund oder Aldegund, Abtissin von Malbodium in Belgien feiert, mit welcher die in Annhausen 1496 erhobene Adelgundis nach gegenwärtiger Meinung, ferner nach vorhandenen Aufschreibungen aus dem vorigen Jahrhunderte, und dem angeblichen Ursprung aus fränkischem Königsgeschlechte 206) eine und dieselbe Person seyn soll. Da aber in der Stadt Malbodium (Maubeuge an der Sambre) schon seit der Zeit des Königs Dagobert, unter dessen Regierung die heilige Aldegunde geboren worden, ein Kloster, das nachher den Namen dieser Heiligen annahm, sich befindet, und in der Hauptkirche daselbst, die unter dem Titel St. Aldegundis geweiht ist, ihre heiligen Gebeine in einem silbernen kunstvoll gearbeiteten Schreine und noch besonders ihr Haupt in einer äusserst werthvollen Capsa aufbewahrt und sehr in Ehren gehalten wird; da ferners in derselben Stadt noch eine sehr alte kleine Kirche, wo früher das Grab dieser Heiligen gewesen seyn soll, vorhanden ist; ausserdem daselbst dieser Heiligen noch 2 Capellen, in ganz Belgien aber viele Tempel zu Ehren geweiht sind; und da endlich in jener Stadt 205) Die Lapidarinschrift ist fast ganz ausgetreten. Folgendes liess sich noch entziffern: Da man zalt mcccclxxxxvi jar - an sant ... ... sant adilgundis in dies die vil hundert jar - verund ist gelegen wie der lux tag ist die hailig junkfraw staine grab - vor dem altar gelegt graben war stain anzaigt. 206) Mehrere Autoren vindiciren der heiligen Adelgunde Abstammung aus königlich fränkischem Geschlechte; nach den Bollandisten hiess ihr Vater Walbertus, ihre Mutter Bertilia; einen gleichzeitigen Walbertus nennt der Scholastikus Fredegar „domesticus et dux des Königs Chlotar;" daher die Sage von der königlichen Abstammung. Vita Adelgundis apud Bolland. 30. Januarii. drei Translationen dieses heiligen Leibes gefeiert werden, von denen die erste im 7. Jahrhunderte, die zweite 1161, die dritte 1439, immer in Gegenwart vieler hohen Personen und unter wunderbaren Umständen statt fanden 207), also dieser heilige Leib dort immer geschätzt, verehrt und als ein kostbares Heiligthum bewahrt worden, so ist gar nicht denkbar, dass der in Annhausen 1496 aufgefundene Leib jener der heiligen Jungfrau und Abtissin Aldegundis seyn kann. Dazu kommt noch, dass die 3 genannten vorhandenen Documente nicht den geringsten Aufschluss geben über die Kennzeichen, Ursachen, Umstände, aus welchen man damals geschlossen hat, dass dies der Leib der heiligen Jungfrau Adelgundis aus dem Geschlechte der fränkischen Könige sei. Auffallen muss es, dass so viele würdige ehrenwerthe Männer, die Zeugen jener Translation waren, jenen aufgefundenen Leib für den der heiligen Adelgundis halten konnten und gehalten haben. Einige Gründe hiefür könnten folgende gewesen seyn: Es scheint diese Heilige in der Augsburger Kirche immer hoch geehrt worden zu seyn. In einem handschriftlichen Calendarium des Domcapitels aus dem 12. Jahrhunderte ist auf den 30. Januar eingetragen: Aldegundis virginis 208). In dem Domcapitel'schen Besitzthum Annhausen war Adelgunde Patron der Kirche, ihr war ein Altar gewidmet, ihr zu Ehren 1459 eine Glocke gegossen; wohl mochten auch Sagen im Volksmunde gewesen seyn, dass in der Kirche der Leib einer angesehenen oder frommen und ehrwürdigen Frau, Namens Adelgunde, die nach und nach vom Volke identificirt wurde mit der Person der heiligen Adelgunde, Patronin der Kirche, begraben liege. Als dann, ob in Folge Nachgrabung oder durch Zufall, ist unbekannt, dieser Leib, dessen seidene Umhüllung und sorgfältig angeordnete Begräbnisstätte in dieser Dorfkirche schon ausserordentlich erscheinen musste, gefun 207) Apud Bolland. ibidem, und Mabillon in act. Ss. ord. St. Benedicti Tom. II. 742. 208) In der Hof- und Staatsbibliothek zu München Cod. lat. bav. 2. copirt von dem Herausgeber des Archivs. den wurde, und vielleicht auch ein Name oder sonstige Schrift oder Umstand, den die treugläubige Sorglosigkeit jener Zeit der kritisirenden Nachwelt aufzubewahren für unnöthig hielt, Grund oder weitere Veranlassung bot, so mochten die erfreuten Gemüther vom frommen Glauben erfüllt werden, dass im entdeckten Leichnam jene fromme Frau, welche die Sage allmählig zur heiligen Adelgunde gemacht, gefunden worden sei, während dieselbe wohl ein Glied aus dem uralten Geschlechte der Edlen von Annenhausen war, die vielleicht im Rufe grosser Frömmigkeit gestorben und Veranlassung zu der später so veränderten Sage gegeben hatte. Noch im Jahre 1576 war ein Schriftwerk unter dem Titel: Registrum D. Adelgundis, das in einer Truche bewahrt wurde, in Annhausen vorhanden 209). Dieses leider jetzt verlorne Document hätte, wenn es nicht etwa eine blose Kirchenrechnung war, einiges Licht in das Dunkel dieser Sache bringen können. Diedorf. Dieses Dorf zählt über 70 Häuser, unter diesen 10 Bauernhöfe, mit 330 Einwohner. Ministerialen der Bischöfe von Augsburg waren die frühesten bekannten Besitzer desselben. Die Namen Wolfrigil, Gotebold, Oudalricus, Adalpert de Tierdorf kommen zwischen den Jahren 1126-1179 in ulricanischen Urkunden einigemal als Zeugen und Delegaten von Schenkungen an das Kloster St. Ulrich in Augsburg vor 210). Wolfrigil, Gotebold und Routprecht von Tierdorf sind auch Zeugen der Traditionsurkunde, die in Gegenwart Bischof Sigefried II. von Augsburg über die Stiftung des Canonicatstifts Habach am 25. Februar 1085 zu AugsDurch Schenkungen der einund später durch das Aus • burg ausgefertigt wurde 211). zelnen Glieder dieser Familie sterben derselben kamen die Güter und Rechte zu Thierdorf an verschiedene Besitzer. Ein Wolftrigel von Tierdorf gab 209) Acten des bischöfl. Archivs. 210) Mon.boic. XXII. 20, 26, 79. 211) Braun, Gesch. der Bischöfe von Augsburg II. 10. ein Gut (predium) daselbst und 2 Huben in Wiler der Kirche zu Augsburg 212). In einem urkundlichen Verzeichnisse der Domcapitel'schen Besitzungen aus dem Ende des 11. Jahrhunderts wird ebenfalls einer Schenkung durch ein Glied dieser Familie Erwähnung gethan 213), indem unter den fraglichen Besitzungen aufgeführt wird: „in Husin hoba dimidia, quam dedit Gebehart de Tierdorf." Später erscheinen die Besitzungen des Augsburgischen Domcapitels in Thierdorf bedeutend vergrössert. Heinrich von Schöneck, Bischof von Augsburg, gab dem Domcapitel einen Hof (curiam) in Tyerdorf zur Haltung eines Jahrtages für seinen Bruder und Vorgänger Ulrich v. Schöneck, Bischof von Augsburg 214). Mit einem Theile der bischöflichen und Domcapitel'schen Güter daselbst wurde das Kloster St. Georg in Augsburg fundirt. Als nämlich 1135 Bischof Walther mit seinen Canonikern bei der Kirche des heiligen Georg zu Augsburg ein regulirtes Canonicatstift stiftete, verschafften sie dazu ein Gut zu Thierdorf mit aller Zubehörde zum Unterhalte der Religiosen 215). Viele andere Güter waren als Lehen und Afterlehen an Adeliche und an Bürger von Augsburg übergegangen. Allmählig aber kam das ganze Dorf in den Besitz des 1243 gestifteten Frauenklosters St. Katharina in Augsburg. 1264 kaufte es von Hainrich von Babpenheim 216), imperialis aulae marscalcus, dessen Schwestern in diesem Kloster lebten, seine Güter, darunter die Advocatie in Tierdorf, aie er vom Domcapitel zu Lehen hatte. 1298 erwarb es von Ulrich von Itenhusen einen Hof durch Kauf, den Albrecht Graf von Marstetten zu Lehen gegeben hatte und nun dem Kloster zueignete. 1278 verkaufte der Cleriker Hainrich, genannt Schrötelo, judex curiae August., 212) Necrologium Augustanum in M. B. XXXV. 69. 213) Mitgetheilt von Raiser in Guntia S. 30. 214) Liber ordinationum in Mon. boic. XXXV. 166. 215) Regest. boic. I. 139. der Stiftungsbrief bei Khamm hierarch. August. V., 418. 216) Die Pappenheim waren Erben der Marschälle von Biberbach. |