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führen sind, es aber verabsäumt haben für diesen Zweck die von Kopp für das System der tironischen Noten gewonnenen Resultate zu benutzen. Jedesfalls liegen den Abkürzungen bestimmte Regeln zu Grunde, die allerdings mit der Zeit Veränderungen erlitten haben und deren Beobachtung theils von der Schriftart theils von der Sorgfalt der Schreiber bedingt war.

Um nun das von mir beobachtete Verfahren zu rechtfertigen, muss ich vorausschicken dass ich den Begriff Abbreviatur in mancher Hinsicht enger, in mancher weiter fasse als viele andere Paläographen, namentlich anders als es Walther in seinem verdienstvollen Lexicon diplomaticum gethan hat. Ich rechne nämlich die Siglen zu den Abbreviaturen, schliesse aber von ihnen alle cursiven Verbindungen, alle Verschränkungen und alles was Gatterer 1. monogrammaticæ nennt aus. Siglen löse ich auf, soweit ich die volle Form nachzuweisen vermag. Hinsichtlich der tironischen Zeichen mache ich folgenden Unterschied. Wenn in dem Recognitionszeichen einer karolingischen Urkunde die subscriptio cancellarii in tironischen Noten wiederholt ist, so ist dies an und für sich keine Abkürzung, sondern es sind nur, bis auf einzelne nicht ausgeschriebene also zu ergänzende Buchstaben, die Buchstaben durch Zeichen eines besonderen Schriftsystems dargestellt worden. Für die Entzifferung im Druck werde ich daher in diesem Falle die tironisch ausgeschriebenen Buchstaben wie Buchstaben in anderer Schrift behandeln und nur für die auch tironisch nicht ausgeschriebenen die kleinen den Abbreviaturen vorbehaltenen Lettern anwenden. Aber gewisse tironische Verbindungen, wie das auf der unteren Mittellinie stehende 9 für con (F. I. T. XVIII. Z. I.) oder das meist über die Mittellinien gestellte ähnliche Zeichen für us (ibid. Z. 2.), sind in die gewöhnliche Schriftart des Mittelalters als Abkürzungszeichen mit specifischer Bedeutung übergegangen, und werden dann von mir in die entsprechenden Sylben aufgelöst und durch kleinen Druck unterschieden. Demgemäss nehme ich auch das durch ursprünglich tironisches Zeichen ausgedrückte et in F. I. T. XX. Z. 3., da es in gewöhnliche Minuskel übergegangen ist, als Abbreviatur, während ich in demselben Stück Z. 1. das et in der Invocation als cursive Verbindung auffasse. Für Anfänger sei endlich noch hinzugefügt dass die Abkürzungen XPS oder XPC und IHS für Xplorós und 'Inoous aus den griechischen Handschriften in die lateinischen übergegangen sind, dass ich aber im Druck für die griechischen Lettern die entsprechenden lateinischen setze. Nach der Analogie des dem lateinischen c gleichen Sigma in dem ersten dieser Compendien ist c statt s im Auslaut auch noch in einige andere lateinische Abkürzungen übergegangen, namentlich finden sich so epc und tpc für episcopus und tempus, bei denen ich im Abdruck auch s statt c setze.

Auch die Monogramme werde ich in ihre Formeln auflösen und diese mit dem Zusatz monogrammatice in gothischen Lettern versehen. Mit diesen Lettern werde ich überhaupt die Namen der sonst noch vorkommenden Schriftzeichen (chrismon, signum tabellionatus etc.) einführen; nur für das signum crucis wird es einfacher sein das Zeichen selbst beizubehalten.

Die Correcturen auf einzelnen Tafeln behandle ich in folgender Weise. Ich setze die mir besser scheinende Lesart, mag sie die ursprünglich geschriebene sein oder die hinein corrigierte, in den Text und füge die andere oder die anderen als Anmerkung bei.

Da die Interpunctionszeichen, so weit sie als charakteristisch für die Schrift gelten können, schon aus den Tafeln ersichtlich sind, habe ich sie im Abdruck nicht berücksichtigt. Andrerseits lassen sich aber auch unsere Regeln nicht immer auf den eigenthümlichen Satzbau des Mittelalters anwenden, und insofern schien es mir angemessen in die gedruckten Texte nur die allernothwendigsten Interpunctionszeichen einzuführen.

Endlich habe ich in verschiedenen Fällen im Text Ergänzungen vorgenommen, welche in geradlinige Klammern gesetzt worden sind. Bei den Handschriften entlehnten Facsimiles habe ich die Sätze vervollständigt durch Aufnahme der Worte welche der abgebildeten Seite unmittelbar vorausgehen oder folgen; die Ergänzungen sind, ausser wo Codexfragmente nachgebildet sind, derselben Handschrift entnommen. Bei einzelnen Urkunden die wie F. II. T. XX nicht vollständig abgebildet werden konnten schien es mir angemessen auch die auf der Tafel nicht ersichtliche Stelle mitzutheilen. Weiter haben Ergänzungen stattgefunden, wo der Papyrus oder das Pergament beschädigt sind oder wo die Schrift verwischt ist. In solchen Fällen habe ich mich bemüht die Ergänzung bei Handschriften. aus Handschriften desselben Werkes, bei Urkunden aus analogen Urkunden zu gewinnen, mit Berücksichtigung der etwa noch theilweise sichtbaren Schriftzüge.

Unter Beobachtung dieser Regeln glaube ich Texte zu liefern, welche es auch Anfängern ermöglichen sich im Entziffern der Schrifttafeln zu üben. Aber allerdings bleibt noch manches der Erklärung die ich später zu geben beabsichtige vorbehalten. Ich lese z. B. in den cursiven Stücken dieser ersten Lieferung manches anders als Fumagalli, welcher die meisten dieser lombardischen Urkunden herausgegeben hat; ich entscheide mich in gewissen Fällen in denen eine Abbreviatur mehrfache Auflösung zulässt für die eine; ich gebe eine Ergänzung anders, als bisher von den Herausgebern geschehen ist. Weil ich aber in jedem Falle meine bestimmten Gründe für die von mir angenommene Lesart habe, halte ich es nicht für erforderlich, die Varianten anderer schon unter dem Text zu vermerken, sondern werde sie erst anführen, wenn ich sie eingehender Prüfung unterziehen kann.

Die gedruckten Texte habe ich selbst wiederholt nach den Facsimiles corrigiert und wiederholt von meinen Schülern corrigieren lassen. Aber trotz der darauf verwandten Sorgfalt kann ich bei der Schwierigkeit dieser Arbeit, welche durch die Anwendung von zweierlei Lettern erhöht wurde, nicht hoffen dass die Texte ganz frei von Druckfehlern sein werden, und werde die mir aufstossenden Fehler nachträglich berichtigen.

Wien den 1. Juli 1859.

Dr. Th. Sickel.

Fasc. I. Tab. I.

Chartula donationis papyracea faec. VI quae nunc adseruatur in Archiuo C. R. Mediolanenfi.

Actum rauenna jmperio anno die et jndictione Suprascripta. † octatianus | presbyter Sanctae fauentinae ecclesiae h-[anc sponsionis inuersionis] donationisque chartulam | sex unciarum principalium in integro domucelle et orticelli seu in- fyteusis citeris sex unciis integro predicte domucelle et orticelli || cum omnibus ad easdem pertinentibus a me facta in 5 uouis martino uiro honesto ne- | gutiature et aurilia honesta femina iugales sicut superius legitur religi consensi et suscripsi et testis a me rogitis optuli subscriuendam eorumque pre- | [sentia] desuper sancta euuangelia contradidi. †

Fasc. I. Tab. II.

Coder Capituli Veronenfis membr. rescriptus.

A.) Scriptura prior saec. VI quae continet homilias incerti autoris.

... ras cum non indigeam sacrifica.

haec ergo sinplex et leuis et facillima lex | est, sed cum populus deum denegasset qui per moysetem in tribulatione ipsorum || uisitauerat illos qui signa in uirga et ma- | nu fecit qui aegyptios decem plagarum | poena percussit qui rubrum mare di- | uisit in separationibus qui transduxit illos in medium aquae sicut in desertum || aridam qui inimicos 10 et aduersarios eo- | rum submersit qui myrram amaris- | simam fontem per lignum indulcauit qui de petra rupis produxit illis ad satu- | ritatem aquam qui per columnam ig- || nis et per columnam nubis adumbra- uat eos et ducebat qui de caelo mannam | eis prae- 15 buit et de mare carnem dedit eis | qui de montem legem dedit eis, hunc de- | negauerunt dicentes non habemus deum || qui praecedat nos et fecerunt uitulum | fusilem et adorauerunt 20 eum et sacrifi- | cauerunt secure ibi.

propterea iratus est dominus et in furore irae suae cum misericordia bonitatis suae || alligauit illos in secundatione legis et | obstrictione oris et in duritia coenae. ita- | que non 25 iam dixit si facies sed dixit fac alta- | rem et sacrifica incessanter quasi qui | talia egerit et conbure frequenter et || necessitatem inposuit illis et ab escis se- | parauit eos. ex tunc descretiones esca- | rum ex tunc animalia munda et in- | mundae carnis significantur ex tunc segregationes et purificationes et bap- tisma et asparsio ex tunc sacrificia . . . . 35

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3

Fasc. I. Tab. IV.

Charta uenditionis membr. a. DCCXXV er Archiuo C. R. Mediolanenfi.

5

+ Regnante domno nostro uiro excellente liutprand rege | anno tertio decimo sub die octabo jdus junii jndictione octaba feliciter. scripsi ego faustinus notarius regius hoc dogomentum uinditionis rogatus ab ermedruda honesta femina filia laurentio unacum consenso et uolontate jpsius genitori suo et uinditrice quique | fatetur se accepisse sicuti et jn presenti accepit ad totone uiro Claro auri solidos duodicem nobus finito pretio pro puero nomine satrelano | siue quo alio nomine nuncupatur nationem gallia et professa est quod | ei de paterna successione aduenessit quem ab hac diae promettit || unacum SupraScripto geni- 10 tore suo ab unumquemquem hominem jpso puero empto- ri suo defensare et si pulsatus aut aeuectus fuerit et menime ab om- nem hominem defendere potuerint doblus solidos emptori suo restitu- ant rem uero meliorata. actum mediolani sub die rege et jndictione SupraScripta Octaba feliciter.

|

signum manus ermedrudae honestae feminae uinditrici qui professa est quod bona uolonta- te sua SupraScripto puero franco cum uolontate genitori suo uendedessit et hanc | uinditionem fieri rogauit.

signum† manus laurentio uiri honesti genitori jpsejus consentienti jn hane uindition-[em]. signum † manus theotperto uiri honesti lurigario filius quondam johannaci parenti jpsejus | uinditrici jn cujus presentia se nullas uiolentias patire clamauit consentienti.

signum manus ratchis uiri honesti franco testis.

antoninus uir dignus huic cartolae uinditiones rogaatus ad ermet- | ruda honesta femina

et a genetore eius consentiente testis suscripsi.

†ego faustinus qui supra scriptor hujus uinditionis postradita | et dedi.

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Fasc. I. Tab. V.

Charta membr. de accepto mundio a. DCCXXXV er Archiuo C. R. Mediolanenf.

rege anno regni scripsi ego lazarius

5

† In christi nomine regnante domno nostro liutprand uiro excellente ejus uigisimus tertio tertio kalendas febroaria jndictione tertia feliciter. uir clericus basilice Sancti johannis aniasce hoie cartola de accepto mundio rogadus et pedidus ad johannace uiro digno filios quondam laurenti conmanente ju || uico cadelo. costasit accepisse secudi et jn presentia coram testium et accepet ad te | sigherado et ad arichisso germanis accepit auri solidos numero duos et uno tremisse fenidum pretio | mundium pro mancipio numine scolastica filias laurenti et ipsa mancipio ursio sibi conjoge duget | et repromitto me ego qui supra johannaci ipsa supraScripta scolastica sorure mea ab omne homine. defensare et de puplico et de | omne homine et si minime defensare poduaerimus aut ego aut mejs haeretes ipsa suprascripta scolastica || [tu-]ne uiro conpuna ego johannaci aut mejs 10 haerites ad uus sigherad et arighisso et ad uestris haere- | [tes du-] plo mundium uel

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