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THE NEW YORK PUBLIC LIBRARY

ASTOR. LENOX AND TILDEN FOUNDATIONS

1

über die

Fortsetzung

der

Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik.

Nachdem zum lebhaften Bedauern der unterzeichneten Societät durch den Tod des Freiherrn von Cotta die zwischen diesem und der erstern rücksichtlich des Verlags der Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik seit her bestandene wesentlich individuelle Verbindung aufgelöst worden, hat die Societät es für zweckmässig erachtet, auf Beseitigung der aus der weiten Entfernung der Verlagshandlung vom Sitz der Redaction erwachsenden Inconvenienzen Bedacht zu nehmen. Es ist demgemäss, nach vorgängiger Verständigung mit der bisherigen Verlagshandlung, vom 1. Julius d. J. an, der Verlag der genannten Zeitschrift der hiesigen Buchhandlung Duncker und Humblot überlassen worden, und hegt die Societät das begründete Vertrauen, dass die allgemein anerkannte Solidität der nur erwähnten Verlagshandlung hinfort auch den Lesern der Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik in allen billigen und gerechten Anforderungen werde zu Gute kommen,

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Während übrigens in der anhaltend beifälligen Aufnahme, welche diesem Institute bisher im In- und im Auslande zu Theil geworden, die Societät nur die Aufforderung finden konnte, ihre statutenmässigen Grundsätze, namentlich bei Uebertragung und Prüfung der Recensionen, auch ferner mit Beharrlichkeit zu verfol gen, hat dieselbe doch zugleich geglaubt, den vielfältig ausgesprochenen Wunsch: eine bedeutend grössere Anzahl von Schriften in den Jahrbüchern angezeigt zu finden, als solches seither der Fall gewesen, um so we niger unbeachtet lassen zu dürfen, da ausser der speciellen Würdigung der wichtigern litterarischen Erscheinungen, auch die Gewährung einer summarischen Uebersicht der gesammten currenten Litteratur schon bei Begründung dieser Zeitschrift als zweckmässig anerkannt worden ist. — Die bisherige Geschäftseinrichtung sowohl, als auch die der Societät bisher zur Disposition gestandenen Mittel, haben es bis jetzt nur hin und wieder gestattet, ausser den den Hauptinhalt der Jahrbücher bildenden ausführlichen motivirten Recensionen, auch kurze kritische Anzeigen zu liefern. Gegenwärtig sieht sich die Societät durch neue Anordnungen in den Stand gesetzt, dasjenige, was in letzterer Hinsicht bisher nur beiläufig geschehen konnte, in regelmässige Ausübung zu bringen, und hofft dieselbe hiedurch dem Wunsche der Freunde dieses Instituts, eine vollständige Uebersicht des Ganges der wissenschaftlichen Litteratur zu erhalten, in genügender Weise zu entsprechen. Bei der vornämlich nur auf eine summarische Relation berechneten Fassung der kürzeren Anzeigen ist es nicht als zweckmässig erschienen, auch auf diese das hinsichtlich der eigentlichen Recensionen streng auf

Beziehung auch auf diesen Theil ihrer Zeitschrift eine Ueberschreitung der Grenzen der Wahrheit, Gerechtigkeit und Schicklichkeit zu verhüten, um so sorgfältiger bemüht seyn,

Berlin, den 27: April 1833.

Die Societät für wissenschaftliche Kritik zu Berlin.

Indem wir bestätigen, dass wir vom 1. Juli d. J. an den Verlag der Jahrbücher für wissenschaftliche Kri

tik übernommen haben, bemerken wir hinsichtlich der äusseren Einrichtung, des Erscheinens und des Preises derselben noch Folgendes. - Wie bisher werden, ausschliesslich der Anzeigeblätter, jährlich 120 Druckbogen in gr. Quart herauskommen, und nach Verlangen der Abonnenten denselben in wöchentlichen oder monatlichen Lieferungen zugesendet werden. Eine andere als die bisherige Druckeinrichtung wird es möglich machen, künftig über mehr als noch einmal so viel Bücher als bisher in einem Jahrgange recensirt wurden, Beurtheilungen zu liefern. Ein Anzeigeblatt, das bisher nur hin und wieder beigegeben wurde, wird jetzt regelmässig, monatlich wenigstens einmal, erscheinen, und neben den litterarischen Intelligenznachrichten eine vollständige Chronik aller wissenschaftlichen und höheren Unterrichtsanstalten der preussischen Monarchie umfassen. Ungeachtet dieser grössere Kosten verursachenden Einrichtungen wollen wir den bisherigen Preis von 12 Thalern für den Jahrgang nicht erhöhen, hoffend durch den jetzigen mannichfaltigeren Inhalt der Jahrbücher eine noch allgemeinere Theilnahme des Publicums für eine Zeitschrift zu erwecken, die wegen des bisher Geleisteten bereits zu den trefflichsten ihrer Art gerechnet wird. - Für den halben Jahrgang vom Juli bis December 1833 beträgt das Abonnement 6 Thaler.

Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an. Berlin, den 27. April 1833.

Duncker und Humblot.

Jahrbücher

für

wissenschaftliche

I.

Juli 1833.

Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Von Goethe. Vierter Theil. Nemo contra

deum nisi deus ipse. (Goethe's nachgelassene Werke. Achter Band. Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1833. 12.)

Ein Zeitraum von zwanzig Jahren liegt zwischen dem Erscheinen der früheren Theile von Goetlie's Lebensbekenntnissen und der Herausgabe dieses vierten, mit welchem nun das Ganze leider schon sich abschliefst. Diese Zwischenzeit hat uns sonstige Mittheilungen aus Goethe's Leben, gehalt- und anmuthvolle Berichte von Reisen, Feldzügen, litterarischen und geselligen Thä tigkeiten aller Art, reichlich zukommen lassen; doch konnte keine dieser Gaben uns für den abgebrochenen Erzählungsfaden schadlos halten, den wir so lange vergebens hofften in dem zusammenhängenden und ausge, arbeiteten Vortrage von Dichtung und Wahrheit fortgeführt zu sehen. Nun sind diese Hoffnungen erfüllt, und schöner und grösser, als wir es denken konnten; dieses kleine Bändchen, dessen fünf Bücher kaum die Hälfte des Raums einnehmen, welchen die gleiche Zahl solcher Abtheilungen früher abmals, erweist sich als ein Juwel, das im geringsten Umfange den gröfsten Werth zusammenfasst. Frühere Worte, je das Erscheinen der einzelnen Theile dieses Werkes nah begleitend, haben die seltnen und eignen Vorzüge desselben für die damaligen Leser anzudeuten gesucht, und wenigstens den heilsen Dank und Eifer ausgesprochen, mit welchen der Eindruck und, Gewinn eines solchen Buches ein zustimmendes Gemüth erfüllt hatte. Nach so langjähriger Unterbrechung vermag nun noch immer die nämliche Berichterstattung, die dem schon weit entlegenen Anfange sich beigesellte, auch den Schlufs aufzunehmen, und wie der grofse Zwischenraum den Sinn

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Kritik.

und die Gestalt des Autors noch unverändert als dieselben hervorgehen läfst, so nimt auch noch jetzt unverändert derselbe Antheil und Eifer das Wort, und merklich machen, welche mit der Treue der Gesinnundarf in diesem Falle gleich zuvörderst die Gunst begen hier zugleich die der äufserlichen Umstände so weithin hat bewahren mögen.

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Ein kurzes Vorwort erinnert den Leser an die Nothwendigkeit, in welcher sich der Autor bei seiner Betrachtungsweise befindet, die Zeitfolge der äufserlichen Ereignisse bisweilen einem höheren Zusammenhange der geistigen Bestandtheile unterzuordnen, und so macht er auch gleich bemerklich, dafs die hier fortgesetzte Erzählung nicht grade das Ende des vorigen Buches, sondern vielmehr dessen Hauptfäden sämmtlich nach und nach wieder aufnehmen und weiterweben soll. Hierauf eröffnet sich der eigentliche Vortrag mit einem heiteren Blick auf die glücklichen Verhältnisse und Einflüsse, welche für den jungen Mann zuletzt dahin zusammengewirkt, nach manchen Kämpfen und Zweifeln, einen äufseren und inneren Frieden hervorzubringen. Solche Ruhepunkte sind die Höhen, die Haltungs- und Kräftigungsmomente des Lebens, das aber seiner Natur nach in ihnen am wenigsten zu weilen vermag, und so sehen wir auch hier diesen Frieden, kaum angedeutet, sogleich wieder zu wachsender Bewegung übergehen. Schon das philosophische Nachdenken, welches sich den Büchern und der Lehre des Spinoza widmet, und hiebei Beruhigung und Klarheit findet, vermag in diesem Kreise der Spekulation nicht lange auszudauern, sondern eilt, den Ertrag und die Gestalten desselben dichterisch anzuwenden. Was hier über Spinoza so schön, als tief aus unmittelbarer Lebenserfahrung ausgesprochen ist, wird für jede künftige Betrachtung dieses gegen die Welt in immer von Zeit zu Zeit erneutes Mifsverständnifs untertauchenden Philosophen ein unverlöschbares, willkommenes Licht bleiben, und darf

einigermassen dafür trösten, dass uns die Ausführung des so reizend als erhaben zu denkenden dichterischen Gebildes von einem Besuche des ewigen Juden bei Spinoza-hat entgehen müssen. Die innige Verknüpfung, welche bei Goethe alles und jedes mit seinem produk tiven Talente hát, führt ihn mit leichter Wendung aus den dunkeln und schauerlichen Tiefen wieder auf die heitre Bahn seines dichterischen Treibens, wo sich aber auch sogleich, durch fremdes Eingreifen in sein Autorrecht, durch unbefugtes Herausgeben und Nachdrucken seiner Schriften, ein widerwärtiger Zwiespalt öffnet, den er zwar für diesmal durch ein lieblich-kräftiges Gedicht wohlgemuth abthut, dessen Grund aber auch in der Folgezeit noch oft in wechselnden Mifsverhält nissen störend fortgewirkt hat.

Nach Erwähnung von ein paar muntern, den Geist und Anblick Goethischer Jugend leicht und lebhaft bezeichnenden Vorgängen, finden wir uns zu glänzender Gesellschaft eingeführt, und hier einem holden Wesen gegenüber gestellt, dessen Lieblichkeit uns fesselnd anleuchtet, noch ehe wir durch den Namen Lilli erfahren, welch schon bekanntes Gebiet anmuthiger Bezauberung uns aufgenommen. Nun kann wohl von höchstem Lebensgefühl, von reichstein Gewinn der Tage, von Glück und Segen die Rede sein, aber an jenen äufseren und inneren Frieden, welcher sich anfangs verkündigen wollte, ist nicht mehr zu denken, und an seiner Statt waltet die erregteste Leidenschaft, von allem Wechsel begleitet, den sie erst im innern Leben entzündet, und dann unaufhaltsam auch in das äufsere hinaustreibt. Bevor wir aber in diesen Zauberkreis völlig eingehen, doch schon mit dem ersten guten Eindruck desselben, läfst uns der Autor noch schnell die düstern und sehr betrübenden Verhältnisse zurücklegen, in welchen Jung-Stilling uns hier wiederbegegnen mufs. Mit diesen schweren, durch die angeknüpften Betrachtungen des Dichters zu den wichtigsten Bezügen erhobenen, und sogar im eignen Stoffe noch erheiterten Drangsalen schliefst das sechszehnte Buch.

In dem siebzehnten Buche blüht, leuchtet und athmet ganz das Verhältnifs zu Lilli. Wir haben den Dichter von den frühsten Empfindungen, für welche das unschuldige Gretchen ihm Gegenstand sein mufste, mit Antheil und Mitgefühl zu den höheren Stufen begleitet, die nach und nach seine Neigung erstieg, und wir sind durch Friederikens liebliche Erscheinung mit

schuldig der Unbeständigkeit geworden, die man dem Erlöschen oder Aufgeben früherer Neigung zum Vorwurfe zu machen pflegt. Nicht ganz so hell, und also minder gerechtfertigt, zeigten sich die ungenannten und wie es scheint in einiger Mischung durcheinander wo genden Leidenschaften, gegen welche Friederikens Bild zurückweichen musste, und aus denen die Werther'schen Stimmungen sich nährten. Dagegen tritt nunmehr diese neue Leidenschaft in allem Glanz und in aller Kraft ihres vollen Uebergewichts und ihrer ureigenen Berechtigung auf. Wie gegen die aufhebende Sonne der schönste Stern, so muss gegen Lilli selbst Friederike dahinschwinden, und da von Pflichten und Verbindlich. keiten, welche schon aufserhalb des Gebietes der Neigung liegen und dann oft unglücklich genug bedingend zurückwirken, hier glücklicherweise keine Rede ist, so darf der getroffene Sinn frei und froh dem neuen Lichte folgen. Dafs jede neue Regung in dem Dichter einen Fortschritt bezeichnet, immer nur einen höheren Gegenstand auch mit erhöhtem Gemüth erfafst, dies thut ihn dar als der Liebe treu und der Wahrheit, in ihrer mensehlich möglichen und gebotenen Entwickelung, welches eine höhere Treue ist, als die gewöhnlich dafür geltende äussere Beharrlichkeit bei einem zufällig ersten Begeg nifs. Das Verhältnifs zu Lilli zeigt sich aber nicht nur reicher, tiefer und schöner, als alle früheren, sondern in der Reihe der Jugendneigungen auch als das höchste und letzte; ihm folgt kein ähnliches; was weiterhin von Neigungen und Leidenschaften „,unseres Freundes" sichtbar wird, und gröfstentheils in Dichtungsgestalt für alle Zeiten zu verehrender, sinnender, lehrreicher Betrachtung dasteht, gehört einer neuen Folge an, worin andre Richtungen und Bezüge hervortreten, nicht geringeren Werthes, als die bisher dargelegten, aber von einem ganz verschiedenen Karakter, und daher mit jenem dargebotenen höchsten Lebensglücke, wofür Goethe selbst es erklärt hat, nicht zu vergleichen noch zu

messen.

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Der Verlauf dieser Liebesgeschichte, von dem ersten Sehen und Kennenlernen bis zur Verlobung, wo hin diesmal die Sache wirklich gelangt, ist ein ununterbrochenes Gedicht, das den reizendsten und bedeutendsten Stoff in den schönsten Formen und Mafsen mittheilt, und gleichsam die beiden Endpunkte der Poesie zusammenschlingt; dem der Stoff ist ganz in dem Elemente seiner ursprünglichen Naivetät und Unschuld,

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