Imágenes de páginas
PDF
EPUB

der dreischiffigen Basilika haben jonische Kapitelle, von denen zwei klassisch, die übrigen, wie auch jene im Portikus, vielleicht von der älteren Basilika Hadrians I. hergenommen sind, da sie in Form und

[ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Technik enge Verwandtschaft mit den Kapitellen in Santo Stefano Rotondo und Santi quattro Coronati zeigen. Ueber den Arkaden des Mittelschiffes öffnen sich beiderseitig sechs Fenster, denen ebensoviele in den Seitenschiffen entsprechen. Letztere sind heute noch an der Außenseite des rechten Seitenschiffes an den Vermauerungen

erkenntlich. Das Presbyterium ist von einem schweren Kasettengewölbe aus dem 16. Jahrhundert überdeckt. Die Absis hat außen eine polygonale Form mit drei mächtigen, jetzt vermauerten Fensteröffnungen aus dem 12. Jahrhundert. (Fig. 6). Die Frontwand über

[graphic][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

der Absis ist aber bedeutend älter; denn ihr Mauerwerk besteht aus Tuffblöcken, und die zwei schmalen Fenster sind von der jetzigen Absis zum Teil verdeckt, während sie einst, vielleicht in der Dreizahl, oberhalb einer kleineren Absis das Presbyterium mit Licht versahen. Hier haben wir also Bestandteile einer älteren, wahrscheinlich der Hadriansbasilika vor uns.

Auch die Absiden der Seitenschiffe, die beim Bau des 12. Jahrhunderts zugemauert wurden, sind noch mit ansehnlichen Resten von Malereien bei den Ausgrabungen freigelegt worden. Die Basilika hatte ihr offenes Dachgebälk, bis Kardinal Rasponi im Jahre 1668 die flache Decke anbringen ließ. Aus der gleichen Zeit stammen die

Leinwandmalereien der Seitenwände, die damals den Zweck hatten, die weißen Wände zu beleben. Die Fresken des alten Presbyteriums sind dem Los der Tünche entronnen, da sie über dem Gewölbebogen unsichtbar waren.

Diese Fresken stellen die Evangelistensymbole in Ganzfiguren dar, in symetrischer Gruppierung um das versiegelte Buch auf dem Thron. (Fig. 7). In den Zwickeln stehen die zwei Heiligen Johannes:

[graphic][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

rechts der Evangelist, links der Täufer. Der erstere hält den offenen Codex mit der Legende IN PRINCIPIO ERAT VERBVM in der Linken, während die Rechte zum Thron hinaufweist. Vom Täufer ist nur der Oberkörper mit der rechten Hand in analoger Geste erhalten. Neben dem Thron knien zwei anbetende Engel mit verhüllten Händen. Ueberall fehlen die Köpfe. Die Rekonstruktion ist dadurch sichergesteltt, daß der Maler seinen ersten Entwurf mit roter Farbe auf die nackte Mauer zeichnete. Oberhalb zieht sich ein breiter, schönfarbiger Mäanderstreifen hin, mit anbetenden Engeln in fünf Feldern.

Auf den Seitenwänden der Tribuna sind, in je zwei Zonen übereinander, die 24 Aeltesten mit Kronen auf den verhüllten Händen in halbknieender Haltung dargestellt. (Fig. 8). Die Verteilung der Farben weiß, rot, gelb und grünlich für die Kleidung (Tunika und Pallium) ist wohlberechnet, wie überhaupt die ganze Malerei eine ausgesprochen schönfarbige ist. Die Falten sind durch Braun mit leichten Schatten in Schwarz verstärkt, während die Lichter mit eleganten, aber schematischen, grellweißen Strichen hervorgehoben sind. Die Füße mit den leicht angedeuteten Sandalen ruhen auf einem Doppel

streifen, dessen oberer Teil aus einem Zick-Zackornament, der untere aus vielfarbigen Strahlensternen mit weißen Schlingbändern, also einer Stilisierung des tradionellen Sternenhimmels und der Wolken besteht. Der allgemeine blaue Hintergrund schließt oben mit einem

[graphic][merged small][merged small][merged small][merged small]

perspektivischen Konsolengesimse ab, dessen Felder allerlei monstruöse Köpfe und Tierfiguren enthalten.

Auf diesen drei Wänden der Tribuna haben drei verschiedene Künstler gearbeitet, die aber der gleichen Schule angehören. Nur so lassen sich die zwar nebensächlichen, aber doch sehr auffallenden Verschiedenheiten der Pinselführung erklären. Die Hauptcharakteristik des Stiles besteht in der vollständig zeichnerischen Auflösung des Vorwurfes. War es hier berechnete Ueberlegung oder herkömmliche Schulüberlieferung, daß die Künstler ihre Farben in Schraffie

rungen unverwischt nebeneinander setzten, so daß die Figuren in dieser Entfernung für das Auge des Zuschauers den höchstmöglichen Effekt der Schönfarbigkeit hervorzurufen im Stande waren? - Ein solches Verfahren ist uns als besondere Eigenart des 12. Jahrhunderts schon aus den Medaillons der Patriarchen in Sta. Croce in Gerusalemme') bekannt und es läßt sich auf einer Gruppe von Fresken noch bis in das 11. Jahrhundert hinauf feststellen, neben gleichzeitigen, aber stilverschiedenen Malereien, die dem Linearismus abhold, das malerische Element bevorzugten, wie es ja auch im Prinzip der Materialcharakter eigentlich fordert. Aus der Entwicklung der Flächenmalerei allein kann daher dieser Schraffierstil nicht entstanden sein, da er, trotz seiner Vorliebe für die Buntheit der Farben, dennoch deren natürliche Plastik verschmäht. Da muß die hochentwickelte Buchmalerei um 1100 ein einflußreiches Wort mitgesprochen haben. Schon auf den kleinen Figuren der Montecassinocodices, die unter dem Abte Desiderius (1058) angefertigt wurden, hat das zeichnerische Verfahren vollkommen die Oberhand, wenn schon daneben die ausgesuchteste Schönfarbigkeit zur Geltung kommt. Das Licht auf den Gewandfalten und das Rot der Wangen ist konstant in schematischer Linienform aufgetragen.

Wenn wir nun im Tribunenfresko von San Giovanni gerade die Schönfarbigkeit und den schematischen Linearismus als Hauptcharakteristik erkennen, so dürfte deren Abhängigkeit von der Buchmalerei doch sehr annehmbar erscheinen. Dieser Stil ist hier zugleich auf seiner letzten Entwicklungsstufe angelangt; denn nicht nur begegnet uns vom Ende des 12. Jahrhunderts an überhaupt kein verwandtes Denkmal mehr, sondern sogar in San Giovanni selber hat die Richtung umgeschlagen, wie uns der gleichzeitige Freskenzyklus der Längswände deutlich beweist.

Die Bilderreihen des Mittelschiffes sind in drei Zonen auf den 17 m langen und 4 m hohen Wänden über den Arkaden derart verteilt, daß für 18 Darstellungen aus dem alten Testament die oberste Zone, für die 29 neutestamentlichen Szenen die zwei unteren reserviert sind. (Fig. 9 u. 10). Die große Eingangswand ist bis zur obersten Zone mit dem gewaltigen Bilde des jüngsten Gerichtes bedeckt. (Fig. 11).

') G. Biasiotti und S. Pesarini: „Pitture del XII secolo scoperte nella basilica di Santa Croce in Gerusalemme a Roma" in Studi Romani 1913. p. 245. Vergl. P. Styger: „Die neuentdeckten mittelalterlichen Fresken von Santa Croce in Gerusalemme." R. Q. S. 1914. p. 17,

« AnteriorContinuar »