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Auslegung, da das Bild der Hörner aus Daniel und Sa. charja schon klar war. Schon in den Psalmen (18, 3; 89, 18 u. a.) ist das Horn das Bild der Stärke und Kraft; als zehn Hörner erscheinen dem Daniel (7, 24) zehn Königreiche, in welche ein Weltreich sich spalten wird; als zwei Hörner (Kap. 8, 3) die zwei Bestandtheile, auf denen die Kraft des persischen Reiches beruhte, nämlich Persis und Medien. So sind auch später Apok. 17, 12-13 die zehn Hörner des rothen Thieres zehn mit ihm verbündete Könige, die ihm ihre Kraft und Macht geben, auf denen also seine Macht beruht. Sind die Hörner nun überall Sinnbilder der Macht, so werden sie es auch hier seyn. Die sieben Hörner des Lammes bedeuten seine siebenfältige Kraft; sieben ist die heilige Zahl; wie das Sonnenlicht beim Regenbogen in siebenfacher Brechung erscheint, so stellt sich in siebenfacher innerer Theilung oder Gliederung die an sich Eine Macht des Lammes, des überwinders, dar. Wie die sieben Geifter Gottes dem Lamm eigen sind, so auch die Siebenzahl von Kräften, in welchen die volle Entfaltung der göttlichen Herrschergewalt beschlossen liegt.

Die in der heiligen Zahl auseinandergehende Fülle der gött. lichen Kräfte correspondirt also zwar mit den sieben Geistern Gottes, ist aber nicht damit identisch. Die sieben Augen oder Geister durchleuchten und durchwalten (vgl. oben zu Kap. 1, 4) die Welt, die Natur, als eine Gott unterthänige; die sieben Hörner oder Kräfte werfen nieder die Mächte der Welt, die Gott widerstehen (denn nach Sach. 2, 2; Ezech. 34, 21; Dan. 7, 21; 8, 4 u. a. liegt im Bilde des Hornes der Begriff einer Macht, in sofern dieselbe sich feindlich und kämpfend und überwältigend gegen widerstrebende Mächte wendet. Das Horn stößt).

Die Geister Gottes" werden durch den Zusah: „ausge fandt in die ganze Erde," als die von Sacharja (4, 10) her bekannten Geister Jehovah's charakterisirt. (Siehe oben zu Kap. 1, 4.) Dieselben Geister also, die zuerst (Kap. 4, 5) als fieben Fackeln vor dem Thron des Vaters erschienen waren, erscheinen nun — in sofern sie wirklich auf die Erde und Irdisches einwirken als sieben Augen an dem Lamm, dem Sohne, dem der Vater die Regierung der Erde übergeben hat; sey es, daß mittlerweile die Vision sich traumähnlich verändert hat und die

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Fackeln jezt verschwunden sind, oder daß wirklich die Fackeln noch neben den Augen erscheinen. Ersteres ist weit mehr der Natur der Vision angemessen; wie im Traume die Umgebung oft plöglich, ohne daß man weiß wie, eine andere ist, so haben sich hier die sieben Fackeln, ohne daß Joh. den Vorgang der Veränderung selbst bemerkt, verwandelt und sind zu Augen des Lammes geworden.

Vers 7. Das Lamm „kam," trat vor den Thron und ,,empfing" das Buch. Aapßáverv passiv, wie Kap. 2, 17 und 24; 3, 3; 17, 12; 18, 4; das aktive Nehmen paßt nicht zu der Lammesstellung des Sohnes gegen den Vater; das Lamm ist würdig, das Buch zu öffnen; der Vater hat diese Würdigkeit anzuerkennen, indem er ihm das Buch überreicht. ἐκ τῆς delag, daraus folgt nicht, daß der Vater schon vor dieser Hand. lung das Buch in seiner Hand gehalten hätte. (Vgl. oben zu V. 1.)

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Vers 8-14. Die Lobgefänge auf das Lämmlein. Im vorigen Kap., in der Eröffnung der Vision, hatten die Cña, die Schöpferkräfte Gottes, Ihn als den Schöpfer gelobt, und die Repräsentanten der Gemeinde Christi hatten einstimmend geantwortet. Hier, beim Beginn der Handlung selbst, wo das Lamm, welches das Centrum der Natur und der Kirche zugleich ist (V. 6), das Buch der Zukunft zu entsiegeln im Begriff ist, hier leben bie ζῶα unb πρεσβύτεροι die Schöpferkräfte und die Ältesten der erlösten Gemeinde - mit einander das Lamm. Ihnen antwortet aber ein doppeltes Echo, erstlich das der Engel, der himmlischen Heerschaaren erschaffener Geister, durch welche der Schöpfer auf die Natur einwirkt (V. 11—12), sodann die gesammte Schöpfung, mit Inbegriff der Menschheit, der Lebenden und Verstorbenen (V. 13); und die gwa (und Ältesten) sprechen zu diesem doppelten Echo das Amen.

Vers 8-10. Lobgesang der Cõa und äρsoßýτepol. Beide werfen sich anbetend vor dem Lamme nieder; daß sie einen Hymnus sprechen, drückt sich auch im sichtbaren Sinnbilde aus, indem fie (d. i. wohl die rрeoßúτeρor allein) nun erscheinen als Harfen und Rauchschaalen haltend. (Das genauere exaotos ×Jápav geht über in den allgemeineren Plural xai pradás; die Anschauung ist doch wohl so zu denken, daß jeder eine quadá hielt.) aï

εἰσιν begiebt fich auf φιαλάς (nicht auf κιθάραν καὶ φιαλάς, διε Harfen sind nur Instrumente zum Lobgesang, nicht Sinnbilder des Lobes selbst) dem Sinne nach auf die in den pladaïs be findlichen Sypápata. Zweierlei thun also die Ältesten: sie singen selbst Lobgesänge zu ihren Harfen und sie bringen priesterlich die Gebete der aylor (der Gott in Christo Geheiligten) vor das Lamm*).

Das Lied, welches sie singen, ist ein neues, im Verhältniß zu dem Loblied der Schöpfung Kap. 4. Wie jenes sich auf das, was im Anfang geschah, auf die Grundlage des foedus naturale bezog, so bezieht sich dies auf die Wiederherstellung des durch die Sünde gebrochenen foedus naturale zwischen Schöpfer und Geschöpf, also auf das foedus gratiae. Dort wird der Schöpfer als Schöpfer, hier wird das Lamm gepriesen, und zwar daß es durch sein Werk der Erlösung würdig geworden, das versiegelte Buch der Zukunft aufzuthun. „Du bist würdig, das Buch zu empfangen u. s. w., weil du geschlachtet bist und uns erkauft hast" u. s. w. huas bei ropásas fehlt nur in A und Aeth., und ist wohl nur in der Meinung, daß die лрeoßúteрol Engel oder sonstige keiner Erlösung bedürftige Idealgestalten seyen, weggelassen worden. yopúsas vgl. 1 Cor. 6, 20; 1 gett. 2, 1. Die Diftribution φυλή, γλῶσσα, λαός, Dvos zur Bezeichnung der ganzen Menschheit ist klar (vgl. 10, 11, 17, 15). ἐποίησας αὐτοὺς βασιλείαν, wie Sap. 1, 6, Baodela Königreich (nicht Königsgewalt Inhaber königlicher Gewalt). Daß die Erlösten aus den verschiedensten Völkern in Ein Reich vereinigt sind, ist das erste, was gesagt wird; daß sie als Bürger dieses Reiches Priester sind, das zweite; und daß fie als solche an der königlichen Herrschaft ihres Fürsten über die übrige Welt theilnehmen, erst das dritte.

Vers 11-12. Lobgesang der Engel. Joh. sieht et was neues, nämlich er hört; eldov also im abgeschwächten allgemeineren Sinne zur Bezeichnung des visionären Wahrnehmens überhaupt. Die Zahl der Engel waren Zehntausende von

*) Die Anschauung ist so zu denken, daß die ×ídápa an den Knieenden angelehnt ruht und mit der einen Hand gegriffen wird,' während die andere die padá darbringt. Ganz grundlos versteht Hengst. unter den Eithern die Lob-, unter den Rauchschaalen die Bitt-Gebete.

Zehntausenden (so und so viel mal 10,000 Massen von je 10,000 Engeln) und Laufende von 1000. Die Antiklimar (anders Dan. 7, 10) erklärt sich aus dem abgeschwächten Begriff, den uvplás bereits hatte (,,Vielheiten von Vielheiten und Laufende von Tausenden"). Die Engel fingen, indem die gua und πρеoßúTepor sogleich wieder einstimmen; sie singen, daß das Lamm, das geschlachtet worden, würdig sey, die Kraft und Fülle und Weisheit u. s. w. zu empfangen scil. von den Creaturen, nicht vom Vater, da auch evλoría, Danksagung, Preis (vgl. Kap. 4, 9 súxapiotía) genannt wird. Freilich nicht so, als ob die Creaturen dem Lamm dies verleihen könnten; sie haben es ihm nur zuzugestehen, haben nur alle Herrlichkeit, alle Weisheit u. s. w., die im Bereich der creatürlichen Welt sich findet, als eine dem Lamme als Eigenthum gehörige, von ihm der Creatur verliehene, und als einen deshalb auch dem Lamme zu heiligenden Tribut zu betrachten. Die einzelnen Begriffe: dúvaus und loxúc, tipń und dóka, ängstlich unterscheiden und definiren zu wollen, ist unnük. Es ist der Redefigur der Enumeration eigenthümlich, ganz ähnliche und in einander fließende Begriffe ohne bestimmte Disposition zu häufen, damit nur, was irgend gesagt werden kann, nach allen Seiten hin erschöpft werde. — Dieser zweite Lobgefang enthält also eine allgemeine Huldigung und redet nur von der Stellung der Creatur zum Lamme, nicht auch (wie der erste) von der des Lammes zum Vater.

Vers 13-14. Im dritten Lobgesang wird die gleiche Huldigung von Seiten der ganzen Creatur (die hier in ungeheurem Echo antwortet) dem Lamme und dem Vater dargebracht, sodaß sich hier die Lobgefänge Kap. 5, 9-10 und V. 12 mit den Lobgesängen Kap. 4, 8 und V. 11 in Einen zusammenschließen. - Die Distribution der gesammten Creatur nach Himmel, Erde, Hades und Meer erklärt sich, sowie das recapitulirende xai tà ¿v avtoïs, wieder aus dem Streben nach erschöpfender Enumeration, und man hat nicht ängstlich zu fragen, ob die xtíopata éti tñs Jaλáoons die Schiffe oder die Fische seyen. Tà ev autoig nicht:,,was inwen= dig in den Herzen der einzelnen xτíopata ist," sondern xal leitet wieder eine Apposition ein (wie Kap. 2, 2 u. a.) „was in ihnen (Himmel, Erde, Hades und Meer) ist,“ so daß hier nur Commentar z. N. Z. VII.

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noch einmal nachdrucksvoll der Begriff, der schon in яãv xtíqua lag, wiederholt wird.

Die vier lebenden Wesen sprechen zu diesem Chor das Amen, in dem sie, wie sie Kap. 4, 8 die Reihe der Hymnen begonnen haben, dieselben auch schließen. Die Ältesten aber werfen sich hiebei (wie auch Kap. 4, 9 f. bei dem Erschallen der Stimme der vier (wa) wieder anbetend nieder. So verhallen die lezten Klänge dieser Hymnen, und die Öffnung der Siegel kann beginnen.

Sicherlich ist diese ausführliche Einleitung Kap. 4-5 auch für das Verständniß des nun Folgenden nicht ohne Wichtigkeit In der ersten Vision erschien Christus dem Joh. als der treue Oberhirte der Gemeinden, und der Hauptinhalt der ersten Vision (die sieben Sendschreiben) betraf denn auch das Verhältniß zwischen Christo und den Gemeinden, oder den innern Zustand der Kirche in ihrem Verhältnisse zu Christo, und auf äußere Geschicke der Gemeinden wurde nur so weit hingedeutet, als der innere Zustand zu Drohungen von Strafgerichten oder zu tröstlichen Verheißungen veranlaßte. Wenn nun hier in der zweiten Vision vor allem Gott der Herr des Weltalls erscheint, und dann Christus, sofern er Herr der Welt und Natur und Herr der Kirche zugleich ist, und sich als Lamm den Sieg erftritten hat, und sieben Hörner trägt, seine Feinde niederzuwerfen, und die sieben Geister Gottes hat, mit denen er das Weltall regierend durchwaltet, und alle Macht und Gewalt hat so ist dieser Eingang geeignet, den Seher Johannes sowie den Leser Aufschlüsse erwarten zu lassen über die Regierung der äußeren Weltgeschicke, sofern dieselben dem Reich Christi, dem Kampf und Sieg Chrifti über die Welt dienen müssen. Und in der That ist bei der Eröffnung der Siegel nicht mehr von Gemeindezuständen und Hirtenmahnungen, sondern von Krieg, Hungersnoth, Pest und anderen Plagen die Rede.

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Streng unsrem exege jeder Voruntersuchung

Erstes Siegel. Kap. 6, 1–2. tischen Grundsage treu, enthalten wir uns über die Bedeutung der sieben Siegel; wir haben lediglich zuerst den Wortsinn zu ermitteln, und alsdann die sieben Siegel sorgfältig mit einander und mit dem vorhergehenden

und so weit

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