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u- und o-Laut,

als Zeichen der Länge und zugleich als solches für vokalischen Anlaut (Spiritus lenis). Die iranischen Konsonanten waren in der Schrift nicht durchweg geschieden: diente gleichzeitig für x und h, n für t 9 d, für pf, für ž č, 】 für alle Nasale außer m. Die Buchstaben dienten außer als matres

lectionis für bezw. й o als Zeichen für y bezw. v.

Diese Art von Textaufzeichnung muß für den Awestatext darum notwendig bis in die Sassanidenzeit gegolten haben, weil bis dahin eine andre Möglichkeit der Aufzeichnung gar nicht bestand. Erst in der Sassanidenzeit (etwa um 400 p. Chr.) hatte sich das alle Vokale bezeichnende und die in der aramäischen Schrift nicht geschiedenen Konsonanten sondernde Awestaalphabet entwickelt, und wurden die bisher in aramäischer Schrift geschriebenen Texte in dasselbe transskribiert. Diese Umschrift ist also etwas spätes. Sie hat für uns keine Autorität. Wol besaßen die Transskriptoren in ihrer eigenen Sprache, weil darin ein großer Teil des alten iranischen Sprachguts fortlebte, einen Anhaltspunkt. So kommt es, daß sie bei den Konsonanten die mehrdeutigen Zeichen des arsacidischen Textes meistens richtig transskribierten. Aber wo die gesprochene Sprache die Transskriptoren im Stich ließ, was besonders bei den Vokalen der Fall war, war die Gefahr des Irregehens groß. Man muß bedenken, daß die ältesten Teile des Awesta in Ostiran entstanden und dort aufgezeichnet waren, die uns vorliegende Transskription aber von Leuten herrührt, deren Sprache ein südwestiranischer Dialekt, das Mittelpersische, war.

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Wenn aber der vulgäre Awestatext nur eine mehr oder weniger gelehrte Interpretation darstellt, so kann als wirklich überliefert nur der ihr zu Grunde liegende arsacidische Text gelten. Wir können diesen aus dem vulgären Awestatext vermöge unserer jetzigen Kenntnis mitteliranischen Schriftbrauchs mit Sicherheit restituieren. Awestisches() im Anlaut entspricht einem & (Spiritus lenis); im In- und Auslaut ist es Lückenbüßer für einen von den Transskriptoren vorausgesetzten, aber im arsacidischen Texte nicht ausgedrückten Vokal. (a) entspricht anlautend einem 88, inlautend einem & des arsacidischen Textes; ()() einem "; › (u) a (u) ε (a) ɛ { (~) 3 (ō) ↳ (ō) einem ; ~ (e) & (ẽ) teils einem teils gemäß dem durch die Paläographie festgestellten Ursprung des Zeichens einem 77; (a) einem N; endlich (4) einem 78. — In Betreff der Rückumsetzung der awestischen Konsonanten kann im ganzen der Rückverweis auf das oben Gesagte genügen. Wir bemerken nur, daß nicht wie als zu interpretieren ist, sondern eine Ligatur für darstellt, also z. B. (angeblich aša-) aus arsacidi

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schem transskribiert ist; und daß das in

وا

an, daß das Zeichen

(hyat) am Wort

anfang stehende ein ähnlicher Weise auf die jüngere Aussprache des anlautenden im Südwestiranischen hinweist, wie das ro, das dafür konstant in Codex K 5 gesetzt ist (Westergaard Zendav. p. 25 A. 1). Es ist nur scheinbar ein &: in Wahrheit aber, wie ro, eine Ligatur von . Der rechte Haken ist ein und der Schlußteil ist die aus der Pählävikursive wol bekanute Ligatur & d. i. r. Vgl. (v) Ligatur aus und . - Außerdem nehmen wir nunmehr () vor h, wo ihm in den verwandten Sprachen kein Nasal entspricht, ein ist, das mit dem hier } (vgl. auch die in den persischen Handschriften verwendete Form bei Geldner Prolegomena p. LIIa, Anm. 4) zusammengefallen ist. (Ähnlich, nur in umgekehrter Richtung, jAw. nǝrǝuš [Bartholomae Iran. Grundr. I 158 § 268, 54 A.]). Also z. B. vanhu- geht gerade so gut wie vohu- auf ein zurück. Vor h aus s, dem ein r, y, v oder ein anderer Vokal als i folgte, hatte der dem altindischen a entsprechende Vokal eine Verdunkelung zu o erlitten und dies wurde durch die mater lectionis zum Ausdruck gebracht. Das herkömmliche wh ist weder lautphysiologisch wahrscheinlich noch läßt es sich durch irgend eine iranische Parallele stützen. In diesem Punkte unterscheidet sich unsere jetzige Publikation von der vorjährigen, bei der dem Urtext in solchen Fällen noch Nasale gegeben wurden. Ein Versuch ist die Schreibung für dw, die darum geboten scheint, weil sonst die Anwendung des Zeichens hinter nicht zu erklären ist. (Vgl. Andreas Verhandlgn. des Hamburger Orient.-Kongresses S. 8 des Sep.-Drucks). — Die Zeichen der epenthetischen Vokale sind eine Zutat der Transskriptoren.

Aus der so gewonnenen vieldeutigen, aber echten Überlieferung ist nun der eigentliche Urtext zu gewinnen, der Text, wie er etwa im Munde der Verfasser gelautet hat. Bei einer Rekonstruktion ist man (abgesehen von den anaptyktischen Vokalen) nur in Einem Falle genötigt vom arsacidischen Texte abzugehen und eine Alteration des Urtextes anzunehmen. Das S. 2 unten aus (fälschlich $) gewonnene uhr ist eine mitteliranische Umgestaltung des altiranischen Repräsentanten von indoiranisch rt. Z. B. für das vorerwähnte (angeblich aša-), arsacidisch s (d. i. etwa 'uhr-), ist urta als die eigentlich zoroastrische Wortform herzustellen 1);

1) Dem Satz von Andreas, daß sogen. & gegenüber ai. r-Laut + t stets durch arsacidisches uhr und awestisches urt hindurch auf indoir. ṛt zurückgehe, hålt Bartholomae Wiener Zschr. 24, 173 das vedische márt(i)yāsaḥ gegenüber awest. masyânhō entgegen. Aber Andreas' Umschrift dieses Wortes mit murtiyōhō wird nun glänzend bestätigt durch das Fem. murdiyōnay in einem neu

vgl. apers. arta-. Übergang von uriranisch urt in uhr kann der awestischen Sprache um so weniger zugetraut werden, als (u)rt mehrfach im Text noch bewahrt ist.

Im übrigen brauchen wir vom Zeugnis des arsacidischen Textes nicht abzugehen; sondern es handelt sich nur darum das viele, das darin unbestimmt gelassen ist, unbeirrt durch die PseudoÜberlieferung der awestischen Vulgata zu interpretieren und zu präzisieren. Hilfe leisten uns dabei die neuiranischen Dialekte, bes. die ostiranischen; ferner das Altpersische (mit Einschluß der durch die Griechen überlieferten Namen); endlich die Sprache des Veda, deren überaus enge Verwandtschaft mit der des Awesta längst feststeht.

II.

Besonders wichtig ist es, auf das Schwanken zwischen voller und defektiver Schreibung (Setzung und Nichtsetzung der matres lectionis &, und ") zu achten. Es ist selbstverständlich, daß die defektiv geschriebenen Wortformen nicht anders zu lesen sind als die voll geschriebenen, sondern gemäß diesen. Ohne weiteres deutlich ist dies in den Fällen, wo Ghāthāstellen im jüngern Awesta citiert werden. Dahin gehört die Überschrift von Y. 46 kamnamaeza (T), womit die ersten Worte von 46,1 kam. nəmōi. 2qm ( 7 ) reproduziert werden. Von andern Wortformen kann hier nicht die Rede sein, sondern nur von Weglassung der matres lectionis & als näherer Bezeichnungen der Quantität und Qualität der Vokale. Entsprechend zu beurteilen sind Y. 11,9 yaeʊma (□) als Citat von Y. 28,9 yōivəmā (п); V. 19,1 arš mē (x) als Citat von Y. 44,1 ff. ǝrǝš mōi (172 078); V. 20,8 varədā (No7177) als Citat von Y. 31,4f. vərədā (877777); A. 4,3 te (5) und zweimal amavantǝm -qm ([]) als Citat von Y. 34,4 tōi

.(אומונתום) und amarantam (תו)

Wenn nun außerhalb der Citate die Schreibung des jüngern Awesta bei bestimmten Wörtern in eben solcher Weise von der

aufgefundenen Fragment aus Turfān (Turfān III 260), woneben sich auch gemurd findet, als Bestätigung der Schreibung murtōno Y. 30, 6 f. Auch ist ein mṛtyaz „der sterben muß" ganz normal gebildet. Zum indoiranischen Passivpräsens mriyáztazi „stirbt" verhält es sich begrifflich und formal genau so, wie vedisch -s'útya- „preisenswert“ zum Präsens stūyáte „wird gepriesen"; ved. mártya- lehnt sich wol an das synonyme ved. márta- an. Ebenso gehört gAw. maša- nicht mit diesem ai. márta- zusammen, sondern mit griech. ẞgorós, das uns Buck als homerischen Äolismus (für gemeingriech. *Boarós) aus ig. mṛtó- verstehen gelehrt hat. Betr. wasa- xoāšα- xoāšar- bāšar- s. unten S. 12.

"

Schreibung der Ghāthās abweicht, so muß dieselbe Erklärung, also die Annahme defektiver Schreibung im jüngern Awesta, Platz greifen, und ist wirkliche Verschiedenheit der Formen ausgeschlossen. Die jungawestische Behandlung von gAw. moi und yōivəmā in Citaten zeigt, worauf der von Bartholomae Iran. Grundriß I 172 § 297,1 richtig hervorgehobene Gegensatz zwischen gAw. ōi (") und jAw. ae () z. B. in gAw. eastōibya: jAw. zastaebya beruht. Diesem ōi: ae gleichartig sind z. B. gAw. gōuša- (175) : jAw. gaoša- (₪) „Ohr“; gAw. xɔ̃nvat- (717) : jAw. x'anvat- (57) sonnig". Danach darf man jAw. dunman- (77) Wolke" mit gAw. dvqnman(27) nicht als Ablautform „vergleichen" (wie Bartholomae IF. 7,77), sondern muß es als kürzere Schreibung damit gleichsetzen. Oder wenn Y. 28,0 gōurvāin (787775) d. i. yurßāoyon gelesen wird, was aufs genaueste zu grbhāy- „ergreifen“ im Rigveda und zu grbāyim Altpersischen stimmt, so ist das häufige gǝurvăy- (77) des jüngern Awesta natürlich ebenfalls mit -ay- gesprochen zu denken. Ebenso wie hier war trotz Identität der Formen als Dehnungszeichen in den Ghāthās geschrieben, im jüngern Awesta nicht oder nicht konsequent geschrieben bei gAw. māya- „Freude“ hu-māya„segensreich" jAw. mayā- humaya- und bei gAw. ray- „Reichtum“: jAw. ray-. Man beachte, daß ray- [nicht rayy-!] in Rgveda I-IX vor vokalisch anlautender Kasusendung ausschließlich herrscht; grundsprachlich oder indoiranisch war ursprüngliches eii (a*ii) zu ēj (ai) geworden. [Anders über gourvay- Bartholomae Stud. II 83.]

Am deutlichsten tritt dieser Gegensatz zwischen dem überwiegend plene geschriebenen Ghāthātext und dem gern defektiv geschriebenen Text des jüngern Awesta in der Behandlung des aus r hervorgegangenen Lautes hervor. Bartholomae (IF. 9, 262 ff.) hat nachgewiesen, daß außer in noraus und dem aus den Ghāthās herübergenommenen ǝrǝžuxdō das jüngere Awesta vor s stets durch ar wiedergibt, die Ghāthās sehr häufig durch ǝrǝ (z. T. in denselben Wörtern, wo das jüngere Awesta ar hat: ǝrǝš ərəšyukərəšvā), nur in aršnavaitiš und überwiegend vor št durch ar (vgl. oben S. 4 jAw. arš für gAw. ǝrǝš in einem Citat). Danach kann nicht der geringste Zweifel sein, daß wenn die Ghāthās im Genetiv der r-Stämme durchweg -ǝrǝš, das jüngere Awesta durchweg -arš bietet und z. B. der Genetiv des Worts für „Mann“ dort nərəš (17), hier narš () lautet, dies nur eine graphische Variante ist. In beiden Fällen ist -urš zu lesen, die normale Entsprechung von ai. -uḥ aisl. -or aus grundsprachlich -rs. Bedürfte es noch eines Beweises, so würde er durch die jungawestische Ablativform nǝrǝt geliefert, die einen Genetiv naraš zur notwendigen

Voraussetzung hat (Bartholomae IF. 9, 263). Trotzdem wird dieses narš bis auf den heutigen Tag von der Sprachvergleichung dazu benutzt, einen sonst durch keine indogermanische Sprache nahe gelegten grundsprachlichen Genetiv auf -ers zu konstruieren1) (Brugmann Grundriß2 II 2, 159)!

Neben gAw. ǝrǝ steht defektives ar(a) des jüngern Awesta auch vor andern Konsonanten als š. So in marždika-: gAw. mərəždika(zu ai. mrḍ-), varəzāna- : gAw. vərəzənă- (ai. vrjána-), zarad- : gAw. zərəd- (ai. hŕd-), harəðra- : gAw. dušərəvriš (wenn Bartholomae das gathische Wort richtig deutet). Das jüngere Awesta selbst schwankt zwischen arǝta- arəti- und aša- (d. i. uhra- aus urta-) aši- (d. i. uhriaus urti-), während die Ghāthās nur die letztere Schreibung kennen.

Ebenso ist klar, daß im jüngern Awesta zarǝdaya- harǝzaiti nur graphische Varianten zu zərǝdaya- hərəzaiti sind, vgl. ai. srjáti hŕdaya-. Ebenso ist -darət- für ai. -dhyt- nur graphisch verschieden von kərət- (-kəš-) bərət- stǝrǝt- u. ähnl.: Fraenkel Nomina ag. 1, 74 hätte darin nicht eine eigenartige vom altindischen Typus abweichende Bildung suchen sollen. Das gleiche gilt von arǝdvi- und karsna-, wenn Bartholomae sie richtig mit ai. rdu- krtsná- zusammengebracht hat.

Wenn wir in diesen und ähnlichen Fällen die defektive Schreibung des jüngern Awesta nach der vollern Schreibung der Ghāthās interpretieren, so muß dasselbe in den Ausnahmefällen geschehen, wo das jüngere Awesta voller schreibt, wie bei anlautendem a (s. unten S. 11), und jedenfalls da, wo in den Ghāthās selbst defektive Schreibung neben voller steht; vgl. oben über gAw. -arǝš- st. -ǝrǝš-, womit man z. B. das dreisilbige zaranaēmā Y. 28, 9o und varǝtā Y. 31, 10 vergleichen kann, deren zara- vara- (1, 11 defektiv für 7777, 7777) dem hr- vr- des vedischen hṛnite vrta entspricht. Darnach schreiben wir Y. 31, 20a āvõitās für das tradizionelle avaētās (ON), weil Y. 45, 3° avõi (778) — und außerdem im jüngern Awesta āvōya (11188) überliefert ist; und Y. 31, 10a fro(vurta*) für fra- (D) wegen des bei Tmesis in den Ghāthās häufigen fro (1). Freilich stellt Bartholomae (zuerst BB. 13,74; jetzt wieder Wiener Zschr. 24, 165) dieses frō dem vedischen pró aus prá u, ebenso gAw. apo dem vedischen ápo gleich. Aber diese Deutung

1) Das vedische svar dŕšike neben súro dŕsike beweist schon darum nichts für die r-Stämme, weil es durch die Herkunft seines r aus ig. 7 und die Bildung seines Nominativ-Akkusativs gänzlich von diesen geschieden ist. Zudem ist das Wort früh indeklinabel geworden; vgl. den Spruch Kath. 14,1 (p. 201, 9) svàr maurdhnáya sváhā. Über v. mātariśvan-, das Bartholomae zur Konstruktion eines ai. Genetivs mätár verwertet hat, s. Wackernagel Ai. Gr. II 1, 125 (§ 55 b αA).

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