Einleitende Forschungen über den Liber de statu Curie Romane und den Magister Heinricus Poeta.
Diese Überschrift ist oben p. 3 einzusetzen.
§ 1. Handschriftliches Vorkommen des Liber (Carmen) de statu Curie Romane Geschichtsforschung im Dienste kirchlicher Polemik seit Erfindung der Buchdruckerkunst, Renaissance des Mittelalters in seinen verschiedenen Strömungen Ulrich von Hutten, Matthias Flacius Illyricus Erstmalige Veröffentlichung des Liber de statu Curie Romane durch Flacius eine zweite durch Mabillon Ironie oder Apologie? p. 3-5 Hand- schriften des Gedichtes in München p. 5–8, in Berlin p. 8 f., in Einsiedeln p. 9, in Erfurt p. 9-11, in Würzburg p. 10, in Leipzig p. 11, in Wien p. 11-14, in England p. 14, in Modena p. 14 f., im Vatikan p. 15-19 als Verfasser vielfach der Engländer Gaufridus de Vino salvo angesehen p. 6-19.
§ 2. Literarische Verwertung des Liber (Carmen) de statu Curie Romane a) Vor Erfindung des Buchdruckes.
Bei Jeremias de Montagnone in Padua 20 ff. er hält den Gaufridus de Vino salvo für den Verfasser 22 ff. das Gedicht wird nicht zitiert bei Richard von Venosa 24 f. zitiert dagegen bei Riccobaldo da Ferrara 25 in den Flores der Berliner Hds. Nr. 381 Theol. lat. fol. 26-34.
b) Nach Erfindung des Buchdruckes. Nachdruck bei Johann Wolf 34 das Kuriengedicht erwähnt bei Christian Daum 34 f. bei den englischen Literarhistorikern des 16. und 17. Jahrhunderts, namentlich John Bale, Thomas Gale u. a. 35 ff. in den Magdeburger Centurien 36 (s. u. 504 f.) Mabillon über den Verfasser des Gedichtes 37 f. Polykarp Leyser und seine Nachfolger 38 ff. Amaury Duval in der Histoire littéraire de la France 40 f. Stephan Endlicher in Wien und August Potthast 41 Giuseppe Garampi und Tiraboschi 41 ff. Du Cange's Glossarium und Georg Phillips 43 f. Kuno Francke, Harry Breßlau, Wilhelm Diekamp, Karl Wenck, J. B. Sägmüller, Heinrich Finke, Gustav Gröber, Richard Sternfeld, Franz Bendel, P. Gabriel Meier in Einsiedeln 44-50 Wilhelm Diekamp findet die Schilde- rung der Kurie nicht ironisch 197 Anm. 2.
§ 3. Gaufridus de Vino salvo
Überschwängliche Vorstellung des Engländers Gaufridus de Vino salvo von der Macht- stellung des Papsttums unter Innocenz III in der Poetria nova 51-53.
§ 4. Magister Heinrich der Poet in Würzburg bei Hugo von Trimberg
Hugo's Registrum multorum auctorum 54-56 Die Schriften des Magister Heinrich des Poeten von Neumünster in Würzburg: das Kuriengedicht, die Gesta Johannis Apostoli, das Kurfürstenbuch 56-60.
§ 5. Die Würzburger Handschrift mit dem Kuriengedicht des Magister Heinricus Poeta
Mp. mi. f. 6 enthält den Text des Kuriengedichtes mit kurzen Glossen und einer wert- vollen Vorbemerkung.
Der Text des Kuriengedichtes.
§ 6. Der Text des poetischen Liber de statu Curie Romane
Die Handschriften 64 Vorbemerkung und Text 65-106 Prolog 65-67 Narratio 67-106 Bestechlichkeit der Kurie abgelehnt goldenes Zeitalter in Rom 68 f. Fürsorge für Erkrankte und Gestorbene 69 f. Prokuratoren Petrus ab Assisio 71-73 schneller Geschäftsgang zahllose Beamte an der Kurie 73-75 de litteris rescri- bendis 75 f. der Korrektor 76 f. Fürsorge des Papstes seine Verfügung über das Kirchengut 77 f. der Auditor contradictarum 78 f. der Vizekanzler 79 der Lektor und seine Unbestechlichkeit 79-83 in Rom herrscht Simon (Magus) nicht 83-85 von den Advokaten der Kurie 85-87 der Prozeß des Grafen von Caserta 87 die Kardinäle 88-91 der Papst 91-100 der Kardinal Gaietanus 94 die Nachtisch- gespräche im Söller des Papstes 95-100 das philosophische Universal genie im Hause des Papstes 100 die Türhüter des Papstes 100 f. die Nepoten des Papstes 102 f. die Poenitentiare 103 f. die Bulle des Papstes und die Bullatoren 104 f. Schluß 105 f. Versus de cursu Romane curie aus dem 14. Jahrhundert 106.
Weitere Forschungen über den Liber de statu Curie Romane und den Magister Heinricus Poeta.
§ 7. Genauere Feststellung der Entstehungszeit des poetischen Liber de statu Curie Romane. Urban IV als Förderer der Philosophen. Albertus Magnus und Thomas von Aquin. Der Kardinal Gaietan
a) Der rote Hut der Kardinäle. Die Kurie in Rom Das Kuriengedicht ist vor dem August 1277 entstanden 107 wegen Erwähnung des
roten Hutes der Kardinäle nach 1245 107 f. es setzt die Anwesenheit der Kurie in Rom voraus, also nach dem 12. Oktober 1253 108 wechselnde Aufenthalte der Kurie in Italien von 1253-1277 109 Entstehung des Gedichtes zwischen 1261-1265 wahr- scheinlich 110.
b) Urban IV als Förderer der Philosophen Tiraboschi stellt die Schilderung der Nachtischgespräche im Söller des Papstes mit Recht in Parallele zu einer Widmungsepistel des Mathematikers Campanus von Novara, des letzteren Beziehungen zum Aristoteles - Übersetzer Wilhelm von Mörbeke der Schlesier Witelo 110-112 Inhalt der Widmungsepistel des Campanus 113 Urbans IV Interesse für die philosophischen Wettkämpfe 114 f. Einladungen zur päpstlichen Tafel 115 das philosophische Universalgenie am Hofe des Papstes 111-116.
c) Albertus Magnus und Thomas von Aquin. Christlicher Aristote- lismus, Averroismus und Augustinismus
Thomas von Aquin verfaßt auf Befehl Urbans IV Kommentare zu den Schriften des Aristoteles er lehrt an der päpstlichen Palastschule Wilhelm von Mörbeke übersetzt den Aristoteles der Bericht des Ptolemäus von Lucca Forschungen von Denifle, Mandonnet und Endres Siger von Brabant als Averroist Übersetzung neuplatonischer Schriften
offener Konflikt zwischen Thomas und Siger seit 1270 116-119 das Neue in der Aristoteles-Erklärung durch Thomas Thomas und Albert der Große 120 die Bedeutung des Albertus Magnus für die Neubelebung der philosophischen Studien an der Universität Paris und im Dominikanerorden der Aristotelismus gegenüber dem älteren Augustinismus Thomas verfährt dem Aristoteles gegenüber mehr philologisch 120-123 Wertschätzung des Albert wie des Thomas bei Heinrich von Hervord 123 f. Albert der Große an der päpstlichen Kurie in Anagni 1256 f. 124 wahrscheinlich ist bei dem philosophischen Universalgenie des Kuriengedichtes an Thomas zu denken 125.
d) Die Nachtischgespräche im Palaste des Papstes .. Die Frage nach der Ewigkeit der Welt 125 Umbildung der Lehre des Aristoteles im christlichen Sinne der Traktat de erroribus Philosophorum 126–128 Erregung über dreizehn averroistische Sätze und zwei Thesen des Thomas von Aquin an der Pariser Universität um Ostern 1270 Alberts Gegenschrift De quindecim problematibus Bischof Etienne von Paris verurteilt die dreizehn averroistischen Sätze 128-130 der Streit um die fünf Universalien 130 f. die Frage nach der Einheit der forma substantialis in der Person Christi die Stellung des Thomas von Aquin zu dieser Frage 131-134 eine These des Thomas von Aquin am 18. März 1277 in Oxford verurteilt 134 Erregung und Gegensätze unter den Theologen über die Lehre von der Einheit der substantiellen Form erneute Verurteilung der Lehre des Thomas von Aquin durch den Erzbischof von Canterbury am 30. April 1286 134 f. Bedeutung des Kuriengedichtes für die drei großen philosophischen Zeitfragen 135 f.
e) Nochmals Thomas von Aquin und die Erneuerung der Philosophie 136-139 Albertus Magnus 1263, 1265 und 1267 in Würzburg er war imstande, seinen Schüler Thomas richtig zu beurteilen Thomas von den konservativen Theologen seiner Zeit beargwöhnt, von der päpstlichen Kurie richtiger gewürdigt Albertus Magnus tritt nach 1277 für den verstorbenen Thomas ein 136 f. die philosophische Fakultät in Paris, soweit sie nicht Siger folgt, tritt für Thomas ein 137 das philosophische Denken des Mittelalters während des Jahrtausends von 500-1500 unter dem beherrschenden Einfluß der antiken Geistesarbeit gesteigerte geistige Regsamkeit inmitten der Kultur der romanisch-germanisch-slavischen Völker des Mittelalters ihre Aufnahmefähigkeit und ihre eigene schöpferische Kraft Zeugnis des Magisters Heinrich des Poeten von dem philosophischen Universalgenie an der päpstlichen Kurie 137-139 Gerhard Joh. Voß über die Bedeutung der Geschichtswissenschaft und ihren Unterschied von anderen Wissenschaften 139 f.
Der Papst bedient sich des Rates der Kardinäle und erfüllt die Bitten der Armen 140 dem Dichter wurde Kardinal Gaietanus zum mächtigen Promotor, dafür will der Dichter seinen Ruhm verkünden 140 f. Mabillon hat mit Recht in diesem Kardinal den Kardinal Johann Gaietan Orsini erkannt die Deutung auf Benedetto Gaetani, den späteren Bonifaz VIII, und Jakob Stefaneschi ist irrig die Prophezeiung des Wachs- tums bezieht sich nicht auf den Pontifikat Nikolaus III 141-143 Hugolin wurde schon 1206 als hochragende Säule gerühmt 143
darunter ist eine dichterische Kardinäle des XIII. saec., des Magister Heinrich der Poet hat
den Ruhm wie den Nachruhm des Kardinals Gaietanus sichern zu können auch durch ein carmen perpetuum 144 f. (vgl. auch unten p. 348) Grabschrift zu verstehen 146 Grabschriften zweier Wilhelm Fieschi und des Petrus Capucius 146-149 vielleicht als Kuriale an der Kurie gedient oder der Familia des Kardinals Johann Gaietan Orsini angehört wahrscheinlich hat er 1261-1265 das Kuriengedicht ge-
§ 8. Hat Magister Heinrich der Poet wirklich gelebt? Und wann ist er gestorben? 149-161 Theoretische Zweifel 149 f. Magister Heinrich der Poet ist als Kanonikus am Neu- münsterstifte urkundlich nachweisbar, wenn auch nicht als lebender 150
identisch mit Magister Heinrich von Breitingen in einer Würzburger Urkunde vom 1. August 1277 kommen Magister Heinrich von Breitingen und Magister Heinricus Poeta zugleich vor Inhalt dieser wichtigen Urkunde 150 sie bezeugt das Bestehen einer Jahrtagsstiftung für Magister Heinrich den Poeten von dem Stiftungskapital hat der Stiftskellerer Gottfried 30 Pfd. Heller übernommen 150-153 andere Jahrtagsstiftungen in Neumünster 153-155 Magister Heinrich der Poet war am 1. August 1277 tot 155 f. laut Neumünsterurkunde vom 26. November 1265 (vgl. unten p. 360 f.) ist seine Neu- münsterpräbende schon damals vakant gewesen 156 schon damals war er tot 156-158 also sind alle seine Dichtungen, auch das Kurfürstenbuch und das Gedicht von den Tränen der Kirche vor diesem Termin entstanden 158 als Scholastikus ist er im Neu- münster urkundlich nicht nachweisbar andere Scholastiker daselbst Magister Heinrich hat offiziell an der Kurie wie in Würzburg den Beinamen „Poeta geführt Lebensdaten aus dem Kuriengedichte entnommen 158-161.
Johannes Poeta. Von Dr. Rudolf von Heckel .
Papst Alexander III verlieh dem Johannes Poeta im Jahre 1179 eine Pfründe in Frank- reich auch dieser Poeta" war Kleriker bei zwei Kardinälen nacheinander 162.
§ 9. Ironie oder Apologie?
Verschiedene mittelalterliche Handschriften des Kuriengedichtes bezeichnen dasselbe als Ironie andere begünstigen die Auffassung des Gedichtes als Apologie 163 äußerlich ist es ein Dialog zwischen Aprilis und Gaufridus, jener hebt hervor, was er Ungünstiges gehört, dieser verherrlicht die Kurie 163.
a) Die Verhältnisse in der ewigen Stadt. Die Prokuratoren, der Lektor und andere kuriale Beamten. Der Geschäftsgang an der Kurie. Der Papst als Herr des Kirchengutes . 164-167 Das angeblich goldene Zeitalter" in Rom 164 die liebevolle Fürsorge der Römer für die erkrankten und gestorbenen Fremden 164 die Prokuratoren an der Kurie sind mit Ausnahme des Petrus ab Assisio treffliche Leute 164 f. ironische Schilderung des raschen Geschäftsganges an der Kurie gegenteilige Äußerungen 165 der Andrang der Geschäfte an der Kurie in Nachahmung Gottes sorgt der Papst gütig für die ihm anvertrauten Schafe den Großen gibt er Großes, den Kleinen Kleines 165 f. er verfügt über alle Güter der Kirche 166 dem Lektor wie den übrigen Beamten der Kurie darf man keine Geschenke reichen der Lektor erledigt seine Geschäfte unparteilich 166 f. b) Die Erzählung von den zwei Simones Magi . Das Kuriengedicht will zwei Simone auseinandergehalten wissen in Rom sei selbst der Name des Simon unbekannt, der nach der hl. Schrift in Samaria aufgetreten 167 ff.
in Rom sei dagegen ein anderer Simon, der Magier, aufgetreten, der einen Himmelsflug unternahm und herabstürzte noch heute zeige man den Stein, auf welchen er fiel 167-169 die neuen Mendikantenorden nicht erwähnt 169 f. der Dichter kennt die apokryphen Petrus- und Pauluslegenden 170-172 mittelalterliche Überlieferungen über den oder die Steine, welche mit dem Flugversuch des Simon Magus in Zusammen- hang gebracht werden 172 f. das Zeremonienbuch des Benediktus, des Kantors von St. Peter im 12. Jahrhundert (Liber politicus) 173 Zeugnis des Nikephoros Kallistos und Petrarkas 173 f. die Statue mit der Widmung Semoni Sanco Deo 174 Richard Adalbert Lipsius über die Simon-Legende 175 f. reformierte Theologen des 18. Jahr- hunderts wollen zwei Simones Magi unterscheiden Johann Lorenz Mosheim hält an der Einheit Simons fest 176 f. Mr. St. George Stock in Oxford neuerdings für zwei Simones 177 f. das Kuriengedicht hat die Unterscheidung zweier Simones wahr- scheinlich frei erfunden zur Verschärfung der Ironie 178 das angebliche Simon Magus- Grab in Ariccia 178 f. Magister Heinrich der Poet hat diese Ariccia-Überlieferung wahr-
scheinlich gekannt 179 f.
c) Von den Advokaten der Kurie
Prozeß der armen Witwe mit dem Grafen von Caserta 180 die Kurienadvokaten als canes, so auch in den Carmina Burana 180 f. die Hunde der Scylla 182 der Hund Symbol der Dialektik bei Herrad von Landsperg Traum der Mutter des heil. Dominikus von dem Hund in ihrem Schoße ,Domini canes" Dominikanerwappen der Hund in Dürers, Melancholie" die Dialektik in Clm. 2599 Schlange und Skorpion als At- tribute der Dialektik Curie canes als Spitzname 183-186 Bonifaz VIII über die Franzosen 186 Symbolik des Hundes bei Dante und Benvenuto dei Rambaldi Aretiner = Kläffer Mercurius in specie canis Hermanubis 188 f. (s. unten IV, Anhang, c, Nach- träge 493 f.) Rom stark durch die Praxis des Rechtslebens unbeugsame Gerechtigkeit der Kurie Bestrafung des ungetreuen Sachwalters Graf von Caserta Bernhard von Clairvaux an Innocenz II 186 f. Carlinen 182, 187 f.
d) Die Kardinäle Ironische Spitzen in der Schilderung der Kardinäle Uneinigkeit im Kardinalskolleg saec. XIII 189 Vergleiche mit Blumen Urban IV an Guido von Zisterz 190 f. angebliche Hyperaskese der Kardinäle 191.
Äußerlich würdevolle Schilderung der Papst mit dem Löwen verglichen er ist die Leuchte des Erdkreises die Mahlzeit des Papstes 191-193
f) Die Türhüter und Nepoten des Papstes. Die päpstlichen Pöniten- tiare und Bullatoren
Hier scharfe Ironie vgl. satirisches Gedicht saec. XII 193 unerhörte Schmeichelei über die päpstlichen Nepoten Stachelrede über die Bulle und die Bullatoren die Pönitentiare dagegen würdig geschildert 194 das Kuriengedicht eine Mischung von Apologie und Ironie aber die Ironie will nicht als Invektive wirken verschiedene
Arten der satirischen Rede nach den Glossen des Carmen satiricum des Nikolaus von Bibra 194 f. Vinzenz von Beauvais über Komödie, Tragödie, Invektive, Satire, Fabel, Historie und Argumentum 195 f. Unterschied des Kuriengedichtes gegenüber den reinen Satiren des 12. und 13. Jahrhunderts, z. B. dem Heinrich von Settimello 196 f.
Abh. d. philos.-philol. u. d. hist. Kl. XXVII, 1. u. 2. Abh.
« AnteriorContinuar » |