Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Abhandlungen

der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Philosophisch - philologische und historische Klasse
XXVII. Band, 1. u. 2. Abhandlung

[blocks in formation]

342981

KARL THEODOR VON HEIGEL

GEB. 23. AUGUST 1842

UND

SIGMUND VON RIEZLER

GEB. 2. MAI 1843

ZUR

VOLLENDUNG IHRES SIEBENTEN LEBENSJAHRZEHNTS

MIT

FREUNDSCHAFTLICHEN GLÜCKWÜNSCHEN

ZUGEEIGNET

I

STANFORD LIBRARY

§ 1.

Handschriftliches Vorkommen

des Liber (Carmen) de statu Curie Romane.

Nicht allzulange, nachdem die köstliche Kunst des Buchdruckes die Möglichkeit geboten hatte, neue wie alte Gedanken in überraschender Leichtigkeit und zugleich in einer größeren Vielzahl von Exemplaren erstmals zu verbreiten oder zu neuem Leben zu erwecken, da ist in den Kreisen der Gelehrten Europas die Neigung hervorgetreten, aus der Rüstkammer der großen geschichtlichen Vergangenheit Waffen hervorzuholen, mit welchen man sich entschlossen zeigte, die alte Kirche mit ihrem reich entwickelten Glaubenssystem und vornehmlich die monarchischen Machtansprüche des Papsttums tatkräftig zu bekämpfen. Neben den großen Summen und Sammelwerken des hohen Mittelalters, welche die Lehren der Kirche im Gebiete der Dogmatik, der Sitten und des kanonischen Rechtes in streng hierarchischem Sinne entwickelten, haben am Ende des 15. wie am Anfange des 16. Jahrhunderts die Werke schneidiger Gegner primatialer Machtansprüche der Päpste ihre Wiederauferstehung durch den Buchdruck erlebt. Neben der Renaissance der Antike läuft so eine mannigfache Renaissance des Mittelalters parallel einher. Aber die erneuerten Strömungen des Mittelalters wirken vielfach gegeneinander. Die Werke eines Thomas von Aquin und eines Augustinus Triumphus finden ihr Gegenstück in den Werken eines Marsilius von Padua und des Engländers Wilhelm Occam.

In Deutschland hat am Anfange des 16. Jahrhunderts schon Ulrich von Hutten Umschau gehalten nach Schriftwerken der älteren Zeit, die er in seinem Kampfe gegen Rom verwenden zu können glaubte. In viel umfassenderem Maße aber ist in dieser Beziehung der unermüdlich rührige, protestantische, gelehrte Polemiker tätig gewesen, welcher, im Jahre 1520 in Istrien von slavischen Eltern geboren, als Matthias Flacius Illyricus weltbekannt ist. Zum Zwecke der geschichtlichen Begründung des neuen Kirchentums rief er nach der Mitte des 16. Jahrhunderts den Catalogus testium veritatis ins Leben. In der gleichen Absicht schuf er im Verein mit anderen Gelehrten das große Werk der Magdeburger Centurien, welches der Erforschung der christlichen Vorzeit gewidmet war und in dreizehn Foliobänden von der Gründung der Kirche bis in das ausgehende 13. Jahrhundert reicht. 1)

Die Forschung war hier belebt und getragen von dem Geiste der Polemik gegen die mittelalterliche Kirche und vornehmlich gegen das Papsttum. Eine Reihe von kleineren

1) Der 13. Band ist im Jahre 1574 bei Oporinus in Basel erschienen.

« AnteriorContinuar »