ARCHIV FÜR LITERATUR- UND KIRCHEN- GESCHICHTE DES MITTELALTERS. HERAUSGEGEBEN VON P. HEINRICH DENIFLE O. P. UND FRANZ EHRLE S. J. MIT UNTERSTÜTZUNG DER GÖRRES-GESELLSCHAFT. VIERTER BAND. FREIBURG IM BREISGAU. HERDER'SCHE VERLAGSHANDLUNG. 1888. ZWEIGNIEDERLASSUNGEN IN STRASSBURG, MÜNCHEN UND ST. LOUIS, Mo. Inhalt. Die Spiritualen, ihr Verhältniss zum Franziskanerorden und zu den Fraticellen (Schluss), von Ehrle 2. Die verschiedenen Gruppen der Spiritualen und ihre Schicksale 3. Das Verhältniss der Spiritualen zu den Fraticellen 4. Das Verhältniss der Spiritualen zu den Anhängern der Observanz Die älteste Taxrolle der apostolischen Pönitentiarie, von Denifle Taxrolle der Pönitentiarie vom Jahre 1338 Urkunden zur Geschichte der mittelalterlichen Universitäten, von dem- Seite 3. Die Einleitungen der Bibel-Correctorien 4. Die Correctorien im Verhältnisse zum alten Bibeltext und dem 471 273789 5. Zur Geschichte der Vienner Concilsdecrete und der Clementinen 6. Der Kampf um die Freiheit der Kirche im 13. und 14. Jahr- Mittheilungen. Der constantinische Schatz in der päpstlichen Kammer des 13. und 191 Zur Geschichte des Cultes Urbans V., von Denifle 349 Zur Verdammung der Schriften des Raimund Lull, von demselben 352 demselben . 356 UNIV. OF Die Spiritualen, ihr Verhältniss zum Franziskanerorden und zu den Fraticellen. 2. Die verschiedenen Gruppen der Spiritualen und ihre Schicksale. a. Die Gruppe Angelus' de Clareno. (Schluss.) Noch bleiben uns zur Charakteristik dieser Gruppe die Anschuldigungen zu prüfen, welche zu verschiedenen Zeiten gegen sie vorgebracht wurden. 5 Die erste Anklage, welche schon 1274 gegen sie erhoben wurde 1, war, dass sie dem Papste die Vollmacht bestritten, ihren Orden zur Annahme eines gemeinsamen Besitzes zu verpflichten. In dem Schreiben Bonifaz' VIII. und des Patriarchen von Constantinopel 2 (c. 1299) waren wohl dieselben Anschuldigungen enthalten, welche sowohl bei dem c. 1309 in Rom von Isnardus geführten Process, als 1311 bei den Verhandlungen vor dem Concil von Vienne, als endlich 1317 vor Johann XXII. eben auf Grund jener Schreiben vorgebracht wurden. Es waren folgende Sätze: 2) es gäbe in der Kirche keine päpstliche Gewalt mehr, dieselbe sei in ihr längst erloschen und auf die Spiritualen übergegangen, bis die Kirche reformirt sein werde; 3) Bonifaz VIII. sei kein rechtmässiger Papst; 4) auch die priesterliche Gewalt sei nur noch bei ihnen zu finden und die vom Papste und den Bischöfen Ordinirten seien keine wahren Priester; 5) die morgenländische Kirche sei der abendländischen vorzuziehen; 6) ferner wurden ihnen verschiedene Eingriffe in die kirchliche Jurisdiction zur Last gelegt, sie hätten 2 L. c. II, 317; III, 12 s. 1 S. diese Zeitschr. II, 301 s. 3 L. c. I, 531. * L. c. II, 371. Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte. IV. 5 L. c. I, 522. 1 |