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UNIV. OF

HISTORISCH KRITISCHES

LEHRGEBÄUDE

DER

HEBRÄISCHEN SPRACHE

MIT COMPARATIVER BERÜCKSICHTIGUNG

DES SEMITISCHEN ÜBERHAUPT

AUSGEARBEITET VON

PROFESSOR FR. EDUARD KÖNIG

DR. THEOL. ET PHIL.

ZWEITE HÄLFTE 1. THEIL:

ABSCHLUSS DER SPECIELLEN FORMENLEHRE

UND GENERELLE FORMENLEHRE

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1895

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Vorwort.

Für die Ausarbeitung des jetzt erscheinenden Theiles meiner hebräischen Grammatik, dessen Veröffentlichung wesentlich auch durch die Mühseligkeit der in ihm niedergelegten Untersuchungen verzögert wurde, habe ich die Aufgabe einer historisch-kritischen Behandlung der hebräischen Sprache hauptsächlich nach ihrem statistischen und ihrem comparativen Moment erweitert.

In ersterer Hinsicht habe ich mir das Ziel gesteckt, das gesammte hebräische Sprachmaterial vorzuführen. Denn es scheint mir nicht blos sprachgeschichtlich interessant, alle hebräischen Ausprägungen eines semitischen Nominaltypus zusammenzustellen, sondern auch vom morphologischen Gesichtspunct aus wichtig, dass der Schein zerstreut werde, als wenn die hebräische Sprachbildung aus Abnormitäten bestehe. Es hat mir zur lebhaften Freude gereicht, dass ich mit diesem seit 1884 verfolgten Plane den Wunsch des verdienstvollen August Müller, ,,eine Statistik der Nomina aller semitischen Hauptdialecte hergestellt zu sehen" (ZDMG 1891, 232), für das Hebräische erfüllen konnte. Die Erstrebung dieser Vollständigkeit des vorzuführenden Materials war um so weniger überflüssig, als sie Partien des hebräischen Sprachschatzes betrifft, in deren Bearbeitung Böttcher nicht auf absolute Vollständigkeit ausgegangen war (die Lehre von den Nomina), oder die in seiner Sprachlehre gar nicht behandelt sind, wie die Zahlwörter, Adverbia, Präpositionen, Conjunctionen und Interjectionen (bei mir S. 206-343). Indem diese letztgenannten Sprachbestandtheile vollständig, und zwar bei allen wichtigeren Vertretern mit Aufzählung aller Stellen (z. B. von oder ) behandelt wurden, bietet mein Buch zugleich eine Partikelconcordanz dar. Von welcher sprachgeschichtlichen, literarkritischen und exegetischen Wichtigkeit die hier dargebotenen Materialien werden können, braucht nicht erst betont zu werden.

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Sodann die comparative Seite der grammatischen Behandlung des Hebräischen ist insofern erweitert worden, als bei vielen Puncten der Darstellung der Blick nicht blos auf den ganzen Bereich des Semitischen (z. B. auch auf das Sendschirli und das Minäo-Sabäische), sondern auch darüber hinaus gelenkt wurde, indem dabei überdies namentlich auch das in den Zeitschriften zerstreute Material berücksichtigt wurde. So sollte die sprachgeschichtliche Stellung des Althebräischen möglichst allseitig beleuchtet werden. Dem gleichen Zwecke dienen die zahlreichen Hinweise auf secundäre Weiterbildungen, die das Althebräische im Neuhebräischen erfahren hat.

Zu diesem comparativ-historischen Moment der Würdigung der althebräischen Sprachgestaltung trat ferner in der „Generellen Formenlehre" noch die lautphysiologische Seite der grammatischen Arbeit hinzu. Ich habe darin (S. 343-541) den Versuch gemacht, alle hauptsächlichsten Erscheinungen des semitisch-hebräischen Sprachlebens als Erzeugnisse der nach Ausgestaltung ringenden Sprachidee und der Wechselwirkung der Sprachlaute und des Accentes darzustellen. Um nur an zwei linguistische Phänomene hier zu erinnern, so sind die Processe der Palatalisirung und der Spirirung von Sprachlauten durch das ganze Gebiet des Semitischen verfolgt worden. Weil diese Untersuchungen der „,Generellen Formenlehre" auch über den Kreis der Semitisten hinaus ein Interesse wachrufen können, so sind besonders in diesem Theile des Werkes die Belege eines sprachlichen Vorganges in transcribirter Gestalt dargeboten worden.

Bei der Lösung dieser so voll erfassten Aufgabe einer grammatischen Betrachtung des althebräischen Sprachstadiums war es unumgänglich, in eine Discussion der vielen neuestens in der semitischen Grammatik erörterten Probleme einzutreten, um die schwebenden Streitfragen einer volleren Beantwortung entgegenführen zu helfen. Bei dieser unvermeidbaren Auseinandersetzung mit den Ansichten von Mitforschern war es mir tröstlich, dass ich mir bewusst sein durfte, nur vom objectiven Interesse am Fortschritte der wissenschaftlichen Erkenntnis geleitet zu werden.

Um nun den im vorliegenden Werke aufgespeicherten Sprachstoff auch für den momentanen praktischen Gebrauch bequem zugänglich zu machen, sind diesem zweiten Bande ausführliche Register beigegeben worden.

In das Register der hebräischen Sprachformen des ersten

und des zweiten Bandes sind alle Sprachelemente aufgenommen worden, bei denen eine formelle Abnormität in Betracht kommt, oder bei denen eine etymologische Deutung versucht, oder das arabische (schon an der Endung un erkennbar), das assyrische etc. Aequivalent dargeboten ist. Diesem Register habe ich aber auf dreifache Weise auch noch einen selbständigen Werth zu geben versucht. Zunächst sind bei seiner Herstellung die im ersten Bande ausgesprochenen Ansichten einer Revision unterzogen worden, und jeder wesentliche Dissensus, der ihnen gegenüber aufgetaucht ist, ist im Register besprochen worden. Sodann sind in das Register die sogenannten Normalformen der Verbal- und Nominalflexion (z. B. jiqtōl) aufgenommen und durch einen Stern ausgezeichnet worden, damit die Stellen des Buches, wo die betreffende Form erklärt ist, ohne Mühe gefunden werden können. Endlich sind auch noch im Register viele statistische Bemerkungen über das Vorkommen von Formen, Uebersetzungen aus den Targumen und den LXX, auch neuestens bekannt gewordene comparative Materialien hinzugefügt worden. Auch im Hinblick darauf darf ich aus dem Vorwort des ersten Bandes hier den Satz wiederholen, dass Hunderte von Stellen des Alten Testaments in meinem Buche einen ausführlichen grammatischen (und sachlichen) Commentar erhalten haben.

Indem ich mich noch gedrungen fühle, den befreundeten Gelehrten, die mich in der Ausführung des einst mit jugendlichem Enthusiasmus entworfenen Planes bestärkten, und dem hochgeehrten Herrn Verleger, der dem Werke sein Interesse bewahrte, meinen herzlichsten Dank auszusprechen, erübrigt es nur noch, die Bitte hinzuzufügen, dass etwaige Versehen des Buches (einige sind im Register berichtigt!) mit der Weitschichtigkeit des in ihm behandelten Materials entschuldigt werden möchten.

Rostock, d. 10. Dec. 1894.

Ed. König.

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