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ja fast durchweg eigentlich als eine Uebersetzung aus dem Niederdeutschen anzusehen ist und es in nicht wenigen Fällen an genau entsprechenden Wörtern zur Uebersehung im Hochdeutschen fehlte, weshalb auch zuweilen lieber die niederdeutsche Wendung beibehalten wurde.

Die schließliche Ausarbeitung des Ganzen für den Druck hat der Unterzeichnete allein übernom= men, da es uns zweckmäßiger schien, diese in einer Hand zu belaßen; ebenso rührt das in den Anmerkungen Beigebrachte zunächst von demselben her, wobei ich aber wol kaum zu bemerken habe, daß viele der in denselben ausgesprochenen Ansichten aus gemeinsamer Besprechung sich entwickelt haben, wie ich es denn überhaupt aussprechen muß, daß unsere Art der gemeinsamen Wanderung und For= schung für die Zwecke der Sammlung äußerst förderlich gewesen ist; denn oft, wenn wir an eine reichlich fließende Quelle gerathen waren, und der Eine schon alle Kapitel der Mythologie in seinen Fragen durchlaufen zu haben glaubte, kam der Andere mit einem neuen Punkt zum Vorschein, der nicht selten Neues und Wichtiges ans Licht brachte. Mein Gefährte hat auf diese Weise Vieles zu Tage gefördert, was mir allein nicht gelungen wäre; ich muß hier vor allem das Wiederauffinden der Frigg, das ihm allein gebührt, erwähnen. Nachdem wir nämlich zuerst gemeinsam von einem alten Gärtner aus Gramzow gehört hatten, daß

wenn man in den Zwölften spinne, der Fui in den Wocken komme, und noch keine Ahnung von dem, was dahinter steckte, hatten, brachte er zuerst in Buchholz im Gespräch mit einer am Waschfaß ste= henden Bäuerin die Form mit k ans Licht, an welche sich dann beim weiteren Vordringen die übrigen Ergebniße anreihten. Ebenso war er es, der im Halberstädtischen zuerst die Frau Freen ent= deckte, und mir blieb nur, als er durch Berufspflichten zur Rückkehr genöthigt war, die weitere Sicherung dieser Entdeckung durch die in den Gebräuchen Nr. 179. 180 mitgetheilten Formen.

Nachdem wir so den Zweck unserer Sammlung und die Grundsäße unseres Verfahrens bei der Aufzeichnung der Sagen auseinandergeseht haben, wird es nöthig sein einiges über das Leben der= selben im heutigen Volke zu sagen. Im Allge= meinen dürfen wir es als unbestritten ansehen, daß Sage, Gebräuche und Aberglauben heutzutage stark im Verschwinden sind, die gewaltige Bewegung, welche im Augenblick, wo wir dies schreiben, durch das gesammte Vaterland geht, wird überall die leßten Spuren des Heidenthums verwischen, und es ist daher an der Zeit, überall, wo man noch derartiges sammeln will, es rasch zu thun. Denn bereits bisher gab sich ein scharfer Unterschied zwischen dem jungen Geschlechte, das nach den Freiheitskriegen herangewachsen war, und dem älteren, deßen Jugend vor dieselben fiel, kund; dieses war eine

Norddeutsche Sagen.

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viel reichere Quelle für unsere Sammlung und hatte in der Regel viel mehr den Glauben an die alte Ueberlieferung und mit ihm die Liebe zu derselben bewahrt als jenes, so daß sich an beiden der Umschwung, den jene Zeit hervorgerufen hat, deutlich erkennen ließ. Aber auch unter dem älteren Geschlechte ist die Zahl derer nicht klein, die nicht mehr mit voller Gläubigkeit an den alten Ueberlieferungen hangen, sondern zeigen, daß auch vor den Freiheitskriegen bereits der Kampf gegen dieselben manchen entschiedenen Sieg errungen haben müße, so daß der Ausspruch eines halberstädtischen Bauers, Vetter nannte ihn fast das ganze große Dorf, ein welthistorisches Resultat ausspricht, wenn er sagte: „Der alte Frik hat die Zwerge verjagt, aber Napoleon hat allen Spuk aus dem Lande vertrieben!" Dieser allgemeine Sah hat sicher seine Richtigkeit für das ganze Gebiet, soweit es von uns durchwandert wurde, obwohl er in einzelnen Gegenden natürlich noch nicht so durchgreifend zum Bewußtsein gekommen ist wie in andern. solche Landstriche, die vorzugsweise treu am Alten hängen, sind hier namentlich die Altmark und Ukermark im Osten, sowie das Saterland und nördliche Westfalen im Westen zu nennen, vom Harz gehört vorzugsweise nur der rauhere und deshalb auch mehr in seiner Abgeschloßenheit beharrende Oberharz hierher. In diesen Gegenden findet sich die Erscheinung noch zuweilen, daß die geisterhaften

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Gestalten der Sage und des Aberglaubens gewi= Bermaßen mit zum religiösen Bekenntniß gehören, sie sind zum größeren Theile böse Geister oder Teufel geworden, obwohl auch manche einen freundlicheren Charakter bewahrt haben. Andere Züge des heidnischen Glaubens sind in den heutigen christlichen aufgenommen und werden mit gleicher Frömmigkeit vollzogen wie die christlichen Ge= bräuche; die merkwürdigste Probe einer solchen Verschmelzung lieferte uns ein alter Kuhhirt zu Brodewin in der Ukermark; wir baten ihn eines Tages, uns eine Beschwörung, deren er mehrere kannte, mitzutheilen; nun dürfen aber solche nur durch Frauen an Männer und umgekehrt mitgetheilt werden, und seine Tochter, welche sonst die Vermittlerin machte, war grade nicht zugegen, er entschloß sich daher nach einigem Zögern endlich dazu mit den Worten:,,Nun ich will es thun, Ihr wollt ja keinen Spott damit treiben und da wird der liebe Gott mir ja wol die Sünde vergeben!" Solche Züge zeigen deutlich, wie das Christenthum das Heidenthum nicht ausgerottet, sondern nur in sich aufgenommen und zum Theil anders gestaltet hatte, und der Umstand, daß die Reformation nach dreihundertjährigem Wirken nicht im Stande gewesen ist, diesen Charakter wesentlich zu verändern, und daß erst ein größeres Maaß staatsbürgerlicher Selbständigkeit eine solche Veränderung hervorgerufen hat, beweist wohl, daß man die Entwicklung

des Volkes andere Bahnen einschlagen laßen müße, als diejenigen sind, auf die man es namentlich in den lehten Jahren im ganzen nördlichen Deutschland zu leiten bemüht gewesen ist.

Die Resultate, welche unsere Sammlung für die Mythologie gehabt hat, sind zum größeren Theil in den Anmerkungen entweder angedeutet oder weiter ausgeführt. Ich will mich daher hier beschränken, nur ein Paar Punkte hervorzuheben, und verweise im Allgemeinen auf die Anmerkungen. Unter den Hauptgottheiten unserer Vorfahren ist cs Wuotan, an welchen sich noch die meisten Spuren der Erinnerung knüpfen, er tritt unter seinem ursprünglichen Namen noch als Waud, G. 173, in Pommern auf, und auch in der Form Waul oder Wol habe ich in den Anmerkungen, G. A. 79, nur eine Entstellung aus jenem Namen vermuthet, da es uns nicht gelungen ist, die bei Grimm Myth. S. 142 mitgetheilte Form Wôld zu hören; ist diese Form, sowie der ganze Spruch, zu dem sie gehört, wirklich echt, so kann sie nur, wie Grimm annimmt, aus Wauden entstanden sein, das sich auch im Schaumburgischen noch als Ausruf der Verwunderung findet, jedoch richtiger Wouden zu schreiben ist, da die Elemente des Diphthongs cher ou als au sind. Ferner ist der osnabrücksche Woejaeger offenbar nur eine Entstellung aus Wodejäger, ebenso der saterländische Woiinjäger, und die mannigfachen Formen Frû Wôd, Frû Gôde

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