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u. s. w. sind gleichfalls nur Entstellungen aus einem
älteren Frô Wôdan, wozu man G. 174-78 mit
der Anmerkung vergleichen möge. Am lebendigsten
tritt sein Andenken noch in den Sagen vom wilden
Jäger auf, und die Aufnahme des Generalfeldmar-
schall von Sparr (S. 76) in das Geleit seiner
Helden zeigt, daß die alten Einherien noch nicht
vergeßen sind, deren fröhliches Mahl die Sage vom
alten Schlippenbach (S. 63) schildert; für die rich-
tige Auffaßung des Namens Hackelberg, Hackel-
bärend ist die Form Hackelmann, 6. 249, ent=
scheidend, da sie sich genau jenem nordischen von
Grimm beigebrachten heklumadr (Myth. S. 133)
an die Seite stellt. Bedeutsame Erweiterung der
Vorstellungen vom wilden Jäger geben die Sagen
Nr. 115. 151, wonach er eine Frau jagt; ich halte
die in der Anmerkung zu Nr. 115 gegebene phy-
sikalische Deutung für die richtige, nur weiß ich
die sieben Jahre, welche die Jagd dauert, nicht zu
erklären, halte sie aber auch nicht für einen müßi-
gen Zusak, denn auch Nr. 265, 1. 5. und die in
der Anmerkung mitgetheilte Sage sprechen von dem
siebenjährigen Umzug Hackelberg's und der Grönjette
(Myth. S. 896) sagt von der Meerfrau:,,Sieben
Jahre jagte ich ihr nach, auf Falster habe ich sie
nun erlegt." Die Bedeutung des den wilden
Jäger begleitenden Hundes habe ich bereits in
Haupt's Zeitschrift VI. 117 zu entwickeln gesucht,
jedoch dort den Hund der bretagnischen Sage, der

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die Seelen nach Britannien überführt, übersehen. Daß Wuotan bei den Frühlingsfesten eine hervorragende Rolle hatte, davon geben die Gebräuche immer zahlreichere Beweise an die Hand, die ich in den Anmerkungen zusammengestellt habe; doch wird Fro neben ihm gleichfalls hohe Bedeutung gehabt haben, und es muß oft unentschieden bleiben, auf welchen von beiden dieser oder jener Zug der Gebräuche zu beziehen sei. Deutlicher und unzweifelhaft ist sein Hervortreten bei den Aerntegebräuchen, wo die ihm zum Opfer stehen bleibende Garbe, G. 96, noch seinen Namen trägt und der Ausruf Waul, Wôl, wie wir oben schon aussprachen, gleichfalls auf ihn zu beziehen ist. Wenn an die Stelle des Vergôdendêls im Saterlande ein Peterbült tritt, so würde dies schon für sich eine wichtige Andeutung sein, daß der heidnische Himmelsgott in die Person des christlichen Himmels= hüters übergegangen sei, allein es treten auch noch andere Zeugniße hinzu, die dies um so sicherer machen (vgl. Anmerk. zu G. 415). Ebenso scheint manches vom Wuotan auf den Erzengel Michael (G. A. 118) und auf den heiligen Martin (G. A. 121) übertragen zu sein; die von mir in Haupt's Zeitschrift V. 493 ausgesprochene Vermuthung, daß auch einst im Namen zwischen Wuotan und Martin Berührung dagewesen sei, gewinnt noch einige Unterstüßung durch den Märtchen von G. 184, und dadurch, daß dem Gott seine Gemahlin mit dem

Namen Mare zur Seite steht (G. A. 102 und das unten Folgende).

Dem Wuotan schließen sich gleich die übrigen während der Zwölften genannten Gottheiten an; ich bin mit Grimm (Myth. 899) und Sommer (Sächf. Thür. Sagen S. 165) der Ansicht, daß die Namen Frick, Holda, Berhta einer und derselben Göttin angehören und sich ihnen auch Frau Harke anschließe, wofür man mannigfache Beläge in den Anmerkungen finden wird. Frû Gôde wird, wie die Frick zum Theil auch, das Wesen sowohl Wuotan's als seiner Gemahlin in sich vereint ha= ben; aus dieser scheint mir auch allein jene Fru Gaue bei Grimm Myth. 231 zu erklären, zumal sich jezt auch noch andere Spuren zeigen, daß Wuotan's Gemahlin entweder bereits in alter Zeit Theilnehmerin an den Opfern des Aerntefestes war, oder wenigstens in christlicher Zeit seine Vertreterin wurde; dahin rechne ich den thüringischen Gebrauch Nr. 100 und den in den Anmerkungen (G. A. 102) besprochenen englischen crying the mare, sowie die Flachskröte (G. 101) und das freilich noch zweifelhafte Auftreten von Frau Herke in Nr. 112. 114; wobei ich auch bemerken will, daß Flachskröte noch bis heute bei uns ein gewöhnliches Schimpfwort für blondhaarige ist. Die Mare des englischen Gebrauchs kann keine andere als die an der Spike der Elben ziehende Holda oder Berhta sein, an deren Stelle in den Zwölften ja auch die

Murraue tritt, und Murawa heißt bei den Wenden der Alp. Darüber, daß diese Göttinnen dem Hauswesen vorstehen, und besonders den Flachsbau schüßen, sowie daß sie bald als Kröte, bald als weiße Frau auftreten, wird man manches in den Anmerkungen finden, weshalb wir hier nicht darauf eingehen wollen; nur auf die intereßante friesische Form Ver Hellen, wegen der ich auf die Stellen in Grimm Myth. 262. 1214 verwiesen habe, will ich noch besonders aufmerksam machen: ein friesisches e entspricht zuweilen dem ahd. u und 11 verdankt der Assimilation aus Id seinen Ursprung; Helle steht also dem ahd. Hulda gleich.

Die Gränzen, in welchen die verschiedenen Namen dieser Göttinnen auftreten, haben wir im Kap. xiv angegeben, es ergibt sich daraus namentlich ein für die Mark wichtiges Resultat: in der Ukermark, und zwar fast genau in den alten Gränzen derselben, gilt die Frick, in der Prigniß Frau Gode, in dem größeren Theile der Mittelmark Frau Harke, in einem kleineren, nämlich dem südlich von der Spree gelegenen, der noch heute das Wendische heißt, tritt die Murraue auf, welche die wendische Murawa ist. Aus dieser festen Abgränzung ergibt sich, daß jene Namen nicht erst durch die deutschen Einwandrer eingeführt sein können, man müßte denn etwa zu der, bis jeht wenigstens ungerechtfertigten Annahme seine Zuflucht nehmen, daß jene Landestheile jeder von einem besonderen Stamme

colonisirt worden seien. Im andern Falle bleibt. nur die Annahme, daß der Glaube an jene Gottheiten auch bereits während der Zeit der slavischen Herrschaft vorhanden war, wie wir denn bereits aus dem elften Jahrhundert die Nachricht haben, daß eine Nation des Luitizergebietes den Wodan, Thor und die Frigg angebetet habe (vgl. Giesebrecht wend. Geschichten I. p. 57). Die Völkerstämme, welche diese Gottheiten anbeteten, können ihrer Hauptmaße nach keine anderen als Deutsche ge= wesen sein, wie auch andere zahlreiche Züge in Sage und Gebrauch dieser Gegenden beweisen, wogegen das Land südlich der Spree, welches an die noch heute wendischen Gegenden gränzt, in dieser Bezie= hung einen ganz anderen Charakter trägt, und der Name der hier in den Zwölften geltenden Göttin rein slavisch ist. Endlich ist noch zu bemerken, daß in den Gegenden zwischen Weser und Elbe, wo keine der angeführten Göttinnen in den Zwölften genannt wird, durchweg der Umzug des Helljägers oder wilden Jägers in diese Zeit verlegt wird.

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Von den übrigen Göttern ist Donar derjenige, auf welchen noch mannigfache Spuren hinweisen. Von seiner Verehrung zeugt die Heiligkeit des Donnerstags; ich habe an mehreren Stellen darauf hingewiesen, daß Erbsen die ihm und den Zwergen geweihte Festspeise gewesen sein müßen, daher erklärt sich auch die Redensart: „auf dem hat der

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