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Vorrede.

Die

Die hier erscheinende Sammlung norddeutscher Sagen schließt sich im Ganzen an die von dem Unterzeichneten herausgegebenen märkischen Sagen an, und unterscheidet sich nur darin wesentlich von diesen, daß sie (wenige Stücke schriftlicher Mittheilung ausgenommen) durchweg aus mündlicher Ueber= lieferung geschöpft hat. Die Herausgeber haben es sich als lehtes Ziel geseht, alles, was an Sage und Gebräuchen aus älterer, vor allem heidnischer Zeit, noch im Volke lebendig war, zu sammeln, um so Quellen für die Darstellung der Geschichte des Volksglaubens von den ältesten Zeiten herab bis auf die neueste zu gewinnen, und zu diesem Zwecke war es ihre Absicht, zunächst das Gebiet der Mark noch weiter zu durchforschen und von da zu den Wohnsihen der alten Sachsenstämme weiter vorzuschreiten. Die jetzt erscheinende Sammlung umfaßt nun einen Theil des dahin gehörenden Gebiets, und wir hoffen, daß sie im Allgemeinen ein der Wahrheit sich näherndes Bild der Volksüberlieferungen für diesen Theil liefern werde, aber

wir glauben auch, daß dieses Bild nur in seinen Grundzügen in ihr enthalten sein wird, da unsere Forschungen für die Marken uns klar gezeigt haben, wie Vieles sich auf den ersten Blick dem Auge des Suchenden zu entziehen pflegt, und wie noth= wendig eine wiederholte Rückkehr zu bereits durchforschten Gegenden ist, um Sicherheit und Voll= ständigkeit in die gewonnenen Ueberlieferungen zu bringen. Im Allgemeinen wird man daher finden, daß die östlichen Gegenden des zu durchforschenden Gebiets in der Sammlung reicher vertreten sind als die westlichen, da eben von hier unser Ausgangspunkt genommen war, und wir nicht eher mit Erfolg vorschreiten konnten, als bis wir hier mit Land und Leuten, namentlich auch mit ihren Dialekten, als Mittel zur Verständigung, hinlänglich vertraut waren, um jener Grundzüge der Ueberlieferung, auf die es uns ankam, fest versichert sein zu können; allein wenn man in dem westlichen Gebiete, namentlich im Hannöverschen zwischen Weser und Elbe, vielleicht auch noch manche Sage vermißen wird, so hoffen wir doch einerseits, diese in Zukunft nachliefern zu können, andrerseits glauben wir, auch aus diesem Gebiete zunächst wenigstens eine deutliche Uebersicht über die von dem Glauben der Vorfahren noch erhaltenen Reste ge= liefert zu haben. Nur einen Theil haben wir noch fast ganz für die spätere Forschung aufbewahrt, nämlich Westfalen, und wir mußten dies um so

mehr, als unsre Streifzüge an den Gränzen des= selben uns zeigten, daß hier noch ein reiches Feld für die Forschung übrig war, welches den vorliegenden Theil allzusehr vergrößert haben würde, andrerseits auch die größere Schwierigkeit des dortigen Dialekts zu behutsamem Fortschreiten aufforderte, da wir oft genug die Erfahrung gemacht haben, daß man nur da verstanden wird, wo man mit dem Volke in seiner Sprache redet. Die Sagen und Gebräuche Westfalens bleiben daher mit dem, was sich für die von uns bereits durchforschten Gebiete noch ergeben wird, für einen zweiten Theil aufbehalten.

Die in der Sammlung vertretenen Gebiete nach ihrer politischen Eintheilung sind daher: die Mark Brandenburg, das Herzogthum Sachsen, Braunschweig, Hannover mit Einschluß Ostfrieslands und Oldenburg; die für manche Zwecke wichtige Begränzung des Umfangs einzelner mythischer Gestalten hat es indeßen nothwendig gemacht, zuweilen über diese Gebiete hinauszugehen, und so ist noch Einiges aus Meklenburg, Pommern und Thüringen hinzugekommen, von dem wir hoffen, daß es Manchem eine willkommene Zugabe sein wird.

Für die Anordnung der Sagen schien es uns am zweckmäßigsten, diejenigen der besonderen Stämme ungetrennt bei einander zu laßen, und durch Hinzufügung eines ausführlichen Sachregisters die wißenschaftliche Benuhung des Materials zu erleichtern;

wir sind daher zuerst von Meklenburg ausgehend nach Pommern übergegangen, von da zur Mark, nach Sachsen bis zum Harz, von hier dann nordwärts zwischen Elbe und Weser bis zur Nordsee und von dort nach Oldenburg und Ostfriesland bis zum nördlichen Westfalen. Für die Gebräuche und den Aberglauben war indeß, um zahllose Wiederholungen zu vermeiden, eine andere Anordnung nothwendig; wir haben deshalb hier zunächst alles, was an bestimmte Tage gebunden ist, zusammengestellt, um so das Bild des Cultus der alten Götter, denn auf solche ist hier mehr oder minder zurückzugehen, möglichst treu zu geben; daran schließt sich, was an Aberglauben in Bezug auf Gottheiten, deren Namen uns noch aufbewahrt sind, erhalten ist, und daran endlich alles, was im häuslichen und bürgerlichen Leben noch auf den Glauben an jene oder ihre christlichen Stellvertreter begründet ist, oder doch wenigstens, sofern jeht die vernünftige Begründung fehlt, auf ihm begründet scheint.

Wie ich es oben bereits ausgesprochen habe, ist die Sammlung aus mündlicher Ueberlieferung geschöpft, es wird daher nöthig sein, Einiges über die Grundsähe, welche uns dabei geleitet haben, zu sagen. Unserem Hauptziele folgend, alles, was sich noch an Glauben aus der heidnischen Zeit zu uns herübergerettet hat, zu sammeln, waren es natürlich zunächst mythologische Punkte, auf die wir vorzugsweise unser Augenmerk richteten, ohne jedoch

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