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Vegetation über die Ebene zu einem strohgelben Kleide verdorrt. Nur in den Gärten und an den Wasserleitungen grünten Bäume, Sträucher und Mannshöhe übertreffende Stauden. Auf den Vorbergen vermifste man gänzlich blühende Pflanzen, erst um den zur Mittagsrast bestimmten Chan war eine Flora anzutreffen, die mit unserer Augustvegetation in ihrer Entwickelung ziemlich gleich stand. Güllek's Umgebung hatte im diesjährigen Mai und Juni ausnahmsweise von Dürre zu leiden, und das ganze Blumenreich nahte seinem Herbst- und Winterschlafe. Die Alpen beherbergen in andern Sommern bis zum neuen Schneefalle an der Südlehne in tiefen Schluchten mächtige Schneemassen, zeigen deren weifse Flecken aber, jetzt zu Ende Juni, so spärlich als sonst im August.

Die Hitze war am Tage, selbst in den Alpen, auf + 18 bis +20° R. im Schatten gestiegen; die Nächte hingegen waren empfindlich kalt, und noch am 16. Juli zeigte auf dem Kisil Deppe das Thermometer um 6 Uhr früh +4° R., um 9 Uhr früh aber stieg es schon auf + 16° R. in einer Höhe von 8500 Fufs. Die Alpentriften sind in der Zeit bis 8 Uhr früh mit Reif überzogen.

Strichregen finden sich zu Güllek in anderen Jahren noch Mitte Juni, jede Woche ungefähr einmal, weshalb auch die Vegetation bei Ankunft mit Herrn v. Russegger vor 17 Jahren um jene Zeit in der üppigsten Entwickelung getroffen wurde. Am 31. Juli hat sich das erste Sommergewitter in den Alpen mit starkem Regen und Donner entladen, ebenso am 10. August, sonst aber waren die Tage immer heils mit starkem Nordwinde.

Um den 18. August war der Himmel einige Tage umwölkt, des Morgens das höchste Gebirge in Nebel gehüllt, doch für die Vegetation schon zu spät, die sich selbst durch einen Regen im August nicht mehr erholt. Eine unerträglich schwüle Hitze mit dunstiger Luft stellte sich am 20. und 21. August ein. Der Komet erschien am 22. und war am lichtesten den 25. zu sehen. Ein starkes Gewitter mit Regen und Schnee wurde am 30. August vom Bulghar Magara auf dem gegenüberliegenden Apisch Dagh beobachtet. Früh bis 10 Uhr erglänzte dessen Gebirge bis auf 8000 Fufs herab im Winterkleide, an dem folgenden heiteren Nachmittage aber verschwand wieder jede Spur. Der heisseste, windstille Tag war der 5. September; das Thermometer zeigte im Schatten 24° R. Die nächsten Tage ist die Luft mit Rauch der vielen Waldbrände, bei heifser Atmosphäre, erfüllt. Am 14. September Nachts war ein Gewitterregen in den Alpen bis Güllek herab. Den 22. September erschien der Kegel des Metdesis, während am 21. der Regen den ganzen Tag hindurch anhielt, mit Schnee bedeckt, welcher nach drei Tagen wieder ganz verschwand. In der letzten Hälfte des

September pflegte das Thermometer zwischen +12 und + 17o R. zu stehen. Die Leute nannten den Herbst dieses Jahres einen unbeständigen und veränderlichen.

Das durch seine Lage und die klimatischen Verhältnisse vielfach begünstigte Bergland am südlichen Abhange des cilicischen Taurus ist nicht so wenig bewohnt, als es Reisende gewöhnlich meinen. Die Ortschaften sind deswegen alle von der hier von Konstantinopel nach Bagdad durchführenden Hauptstrafse weit entfernt, weil nur zu häufig durch die Karavanen so starke Erpressungen vorkommen, dass die an der Strafse gelegenen Dörfer verlassen werden, der Kulturboden bald vom Walde überwachsen ist, und in weit entlegenen engen Thälern des tiefen Gebirges sich die Bevölkerung niederläfst. Als Botaniker diese Gegend durchstreifend ist man vielfach in der Lage, Ortschaften zu passiren, die wohl meist den Geographen nicht bekannt sein dürften. Diese werden von Turkomanen bewohnt, welche Feldbau treiben, zumal aber Weingärten pflegen. Sie besitzen jene bedeutenden Schaf- und Ziegenheerden, die im Sommer die Alpen, im Winter die Vorberge und Ebenen abgrasen.

Eine gastfreundschaftliche Aufnahme der Orientalen ist auch hier zu finden und bezieht sich gewöhnlich auf den persönlichen Schutz und eine kleine Gabe von Nahrung, die in einer solchen Ueberfülle von der Natur gespendet wird. In einer Ortschaft angelangt, ist es Sitte, unter einem hohen Wallnufs- oder Platanenbaum abzusteigen. Bejahrte Männer sind es gewöhnlich zuerst, die sich dem mit seinem Trofs gelagerten Fremden nähern. Die Bekanntschaft wird zuerst bei der Dienerschaft eröffnet, und wenn diese es für gut hält, die Eingeborenen dem Fremden sich nahen zu lassen, so bilden diese sitzend einen Kreis nach dem allgemein gebräuchlichen Grufse. Ist das Gespräch über den Zweck des Kommens und das Ziel der Reise beendigt und fangen die Fragen des Reisenden an, um Auskunft über besonders ihn interessirende Gegenstände zu erhalten, wird schwarzer Kaffee servirt, vorher aber die Pfeife aus des Reisenden Tabakssack gestopft. Sind die verlangten Auskünfte derart, dafs die Wahrscheinlichkeit eines kleinen Vortheiles durch das Herbeiholen der gewünschten Gegenstände sich herausstellt, so wird sich der Fremdling gewöhnlich ganz zufrieden gestellt finden. Andere Auskünfte hingegen werden ziemlich gleichgiltig oder gar nicht beachtet. Da jeder Europäer für einen Arzt gehalten wird, und wenn er mit Vortheil reisen will, ihm auch die Mitführung von Medikamenten zu empfehlen ist, so werden gleich die Kranken herbeigeholt, für die Medicinen aber, wenn selbe auch oft auf wunderbare Art gewirkt haben sollten, nicht einmal Dank abgestattet. Hat der mitgeführte Koch des Europäers das Mahl fertig,

so lassen mehrere der herumsitzenden Leute ihre Speisen auch herbeiholen. Auf dem hingebreiteten Teppiche werden alle Gerichte in Tellern zugleich aufgetragen und kreisförmig um die grofse Schüssel mit Reis und Fleisch (Pilau), dem gewöhnlichen Nahrungsmittel des Reisenden, angeordnet. Die Hände werden gewaschen und mit der Rechten in mannigfaltigster Art Ragouts auf der Reisschüssel bereitet, dann in Form eines weichen Knödels mit den Fingern nach dem Munde gebracht. Während des schnellen Essens wird mit Schneewasser verdünnte saure Milch nachgetrunken. Speisen, die mit Reis nicht recht genossen werden können, werden in das papierdünne Brod, welches nach Art eines Löffels zusammengelegt wird, eingewickelt und mit Geschicklichkeit so genossen. Schnell ist die Mahlzeit vorüber, das Waschen der Hände wird eine Nothwendigkeit und kaum ist dies beendigt, so entfernt sich der gröfste Theil zur Fortsetzung seiner Tagesgeschäfte, ohne weiter glückliche Reise zu wünschen. Abendunterkunft wird auch unter Bäumen gewählt, oder, wenn man ein Zelt mitführt, wird selbes an einer Anhöhe neben der Ortschaft aufgeschlagen, von der aus die Aussicht auf einen Theil der Umgebung zu geniefsen ist. Nach einer in Gesellschaft des Reisenden abgehaltenen Abendmahlzeit bleiben die Dorfbewohner über alle Gebühr lange im Zelt, wo oft die Unterhaltung angenehm, mitunter aber auch höchst langweilig wird. In eine nähere Berührung kommt der Europäer in den Dörfern des Taurus mit den Bewohnern nicht leicht; ihr ganzer Haushalt, ihre Gärten, ja sogar ihre Aecker sind ihm nicht zugänglich. Es giebt in den Ortschaften viele Wirthe, die neben Ackerbau grofse Heerden besitzen und im Sommer ihr Hauswesen meist in den Alpen mitführen, wo sie dann unter Wollzelten sammt Familie wohnen. Bis Ende Mai, wo der Abzug nach den Alpen erfolgt, sind die Aecker und Weingärten so weit besorgt, dafs gewöhnlich der Bruder des Familienhauptes selbe zu hüten und bis zur Ernte zu bestellen vermag. Mehrere Familien wählen einen der wohlhabendern Familienväter zu ihrem Oberhaupt, mischen mit diesem ihre Heerden, laden das Nothwendigste von ihrem Haushalte sammt einem Zelte auf Kameele und verlassen, mit Lebensmitteln versehen, den Ort. Nach einigen mit ihren weidenden Heerden langsam zurückgelegten Tagreisen lassen sie sich in den Schluchten des Hochgebirges nieder, und rücken mit dem Abschmelzen der Schneemassen der obern Baumgrenze immer höher hinauf. Am Anfang Juli traf man schon zahlreiche Zeltgruppen mit grofsen Heerden im Alpenlande. Diese überaus zahlreichen Ziegen- und Schafheerden sind die Vertilger der Freuden des Botanikers. Hat einmal eine solche Heerde einen Bergrücken durchzogen, so findet man schon die schönen Exemplare der Pflanzen meist verstümmelt; kommen aber hinter den Zie

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gen die Schafe, so sind noch die Ueberreste bis in die Rhizome hinein abgebissen. Die Hirten sind dann die einzigen Führer zu Stellen, an denen noch eine reiche Beute möglich ist. Es ist nothwendig, dass der Botaniker gleich bei seiner Ankunft mit einigen Zeltgruppen nähere Bekanntschaft zu machen sucht, um hier in den abgelegenen Höhen sicher und mit Vortheil botanisiren zu können. Das Reisezelt sammt Proviant mufs mitgebracht werden, ebenso einige Geschenke für die während des Aufenthaltes in den Alpen die Milchwirthschaft führenden Frauen. Gerathen ist es, unmittelbar zwischen den Wollzelten seinen Lagerplatz zu wählen, um nicht von den grofsen, starken Hunden bei jeder Entfernung und Annäherung an die Zelte angegriffen zu werden.

Die Alpenwirthschaft bringt durch die Mastung der Schöpse den meisten Gewinn, weshalb auch die Hammelheerden die bedeutendsten sind. Neben der im Handel gesuchten Wolle geben die Schöpse mit Fettschwänzen ein im Orient geschätztes Fleisch, um so mehr, da kein Rindvieh geschlachtet wird. Die nicht so zahlreich gehaltenen Ziegen haben viel treffliche Milch, das Hauptnahrungsmittel. Die Haare werden von den Hirten gesponnen und von den Frauen auf den Alpen zu grobem Zeltzeug verarbeitet. Butter und Käse sind ausgezeichnet schmackhaft, ebenso die verschiedenen, aus Milch zubereiteten Gerichte, unter denen aus süssem Obern zubereiteter Kaimak an der Spitze steht.

Das Melken besorgen die Frauen, die aufser der Küchenarbeit noch spinnen, Teppiche weben und Wurzeln von Mumbya conglobata zum Färben der Wolle einsammeln.

Die Männer führen aus der oft 5 bis 6 Stunden entfernten Baumregion Brennholz herbei, gehen in ihre Dörfer herab, um die Ernte zu bestellen und bringen einen Nachtrag frischer Lebensmittel mit sich ins Alpenland hinauf.

Einen anstrengenden Stand haben die Hirten; sie müssen mit Hilfe ihrer Hunde die Heerden vor Bären, Luchsen und Schakaln hüten. Nachmittag vom Stand treibend, halten sie selbe die ganze kalte Nacht bis gegen 8 Uhr Morgens längs der höhern Rücken und Lehnen auf der Weide. Den heifsen Tag hindurch ruhen Ziegen und Schafe, meist vor den Zelten sich sonnend. Der Aufenthalt in den Alpen wird während des Sommers zwei- bis dreimal gewechselt, wobei mit den Zelten in immer gröfsere Höhe angestiegen wird, bis die höchsten Quellen von 8000 bis 8500 Fufs erreicht sind. Gegen Ende August gelangen die Heerden wieder ins Thal hinab, die Milch schwindet und nur dürre Grasweide dient den Winter hindurch als Futter.

Mehrere vierfüfsige Thiere, unter denen das Cingiale der Levantiner, eine Art Schwarzwild, das sich von dem europäischen unterschei

den soll, am häufigsten ist, bewohnen die cilicische Ebene. In den grofsen Wäldern von Quercus Pyrami Ky., deren Bestände an der Mündung des Pyramus einen Raum von zwei Quadratmeilen einnehmen, leben zahlreiche Heerden dieser Thiere. Ebenso finden sie sich zerstreut in den weiten, mit Schilfrohr bedeckten Sümpfen der Brackwasser am Küstensaum. Da die Eingebornen ihr Fleisch nicht benützen können, so werden auch darauf keine Jagden veranstaltet. Das nächst grofse und häufige Thier ist eine Gazelle, die flüchtig durch die, dem Gebirge näher gelegenen, trocknen, steppenähnlichen Ebenen immer vereinzelt angetroffen wird. Es scheint eine gröfsere, der Antilope Dorkas nahestehende Art zu sein, mit einem ganz weifsen Unterleib und einer isabellgelben Sommerbehaarung; sie übertrifft auch um ein Viertel an Gröfse die gewöhnliche Gazelle. Sie wird nicht selten von den Eingebornen mit Pferden gejagt, da die Muselmänner das Fleisch derselben schätzen und ihr sonst auf Schufsweite nicht leicht beizukommen ist. In den östlich gelegenen Wäldern von Bajas soll auch ein Hirsch vorkommen, doch ist er zu den seltnern Thieren zu rechnen. Aufserdem beleben dieses Flachland die gestreifte Hyäne und der Schakal, die Stelle unseres Wolfes vertretend. In dem nordöstlichen Theile des Paschalik von Marasch kommen an den Flüssen Biber vor, und russische Jäger sind bis hieher gedrungen, um auf dieses Thier Jagd zu machen. An den drei Hauptflüssen der Provinz finden sich Fischottern. Unter den kleinen Nagern verdient der häufige, aschgraue Maulwurf, Asphalar typhlus, erwähnt zu werden. Ebenso sind auch mehrere Mäusearten nicht selten, und andere kleine Thiere.

Die Sümpfe längs dem Meere ernähren eine grofse Menge Wasservögel, unter denen sich Pelikane, Flamingos und Reiher sehen lassen, und Enten sind da mit anderem geniefsbarem Geflügel in so grofser Anzahl, dafs sie allgemein auf dem Bazar von Tarsus feil geboten werden. Ein das südliche Klima liebendes grofses Rebhuhn, Tetrao Frankolinus, ist allgemein verbreitet und wird wegen seines schmackhaften Fleisches vielfach gejagt. Die Anhöhen in der Ebene, so wie deren sandige, trockne Stellen sind besonders häufig von giftigen Schlangen bewohnt, unter denen die berüchtigte, giftige, schwarze Aspis die am meisten gefürchtete ist. Insekten sind häufig im Frühlinge, den Monaten April und Mai, vertreten; später, wenn die Vegetation dürre geworden ist, verschwinden sie.

Die bis 4000 Fufs sich erhebenden Vorberge des Taurus haben selten Schwarzwild aufzuweisen; dagegen bewohnt die warmen, felsigen Thäler ein ausgezeichnet grofser Leopard, von dem jährlich 15 bis 20 Felle an die Vorstände der Provinz von den Jägern als Geschenke abgeliefert werden. Dieses Thier liebt die einsamen, wasserlosen, mit

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