Imágenes de páginas
PDF
EPUB

die Stationen im hohen Norden mit dem erforderlichen Getreide zu versehen.

Bis zum Jahre 1826 waren aufser den Russen wenig oder gar keine Fremde im Lande. Nachdem aber zwei rivalisirende Gesellschaften, die Columbia- und die nordamerikanische Pelzhandels-Compagnie, sich vereinigt hatten, begannen die Biberfänger und Pelzthierjäger über die Grenze hinaus zu schwärmen; einzelne machten Ausflüge bis nach San Francisco und Monterey; sie hatten demnach den Continent in seiner ganzen Breite, vom St. Lorenz und der Jamesbucht in der Hudsonsbay bis zum stillen Ocean durchzogen; sie waren die eigentlichen Bahnbrecher und Schanzgräber, und zeigten Anderen, die nach ihnen kamen, den Weg. Den mexicanischen Behörden flöfsten die unwillkommenen Gäste mit ihrem barschen Benehmen und ihrem streitbaren Sinne nicht geringe Besorgnisse ein; sie erliefsen Gesetze, denen zufolge keinem Ausländer Zugang in Californien gestattet sein sollte. Aber an diese Verordnungen kehrten sich weder die Trappers noch die Walfischfänger; jene stiegen über die Pässe der Sierra Nevada, diese liefen in die Häfen ein; andere Abenteurer, besonders aus den Vereinigten Staaten, siedelten sich, ohne Erlaubnifs einzuholen, in fruchtbaren Gegenden an. In den Hafenplätzen waren schon seit längerer Zeit einzelne Kaufleute ansässig und die Vereinigten Staaten schickten 1843 einen Consul nach Monterey, der damaligen Hauptstadt. Mit dem Aufschwunge, welchen der Walfischfang im stillen Ocean nahm, wuchs auch die Wichtigkeit der californischen Häfen, denn sie boten sichere Zuflucht und sehr willkommene Erfrischungspunkte. Damals führte Californien nur Häute und Talg aus, der Viehstand war sehr beträchtlich und wurde von den bekehrten Indianern besorgt, welche sich für ein Hirtenleben besser eigneten, als für den Ackerbau. Jenes entsprach dem Geschmack und den Neigungen von Menschen, welche ein herumschweifendes Leben der Stätigkeit vorzogen, ohne welche die Bestellung des Ackers nicht möglich ist. Ueberhaupt ist der Indianer ein weit besserer Viehhirt als der Neger. Man baute Gerste, Mais und vortrefflichen Weizen, auch Oel und Wein bei den Missionen; ein Ochs kostete 2 Piaster, ein Pferd von 5 bis zu 10. An der Bucht von San Francisco lagen fünf ehemalige Missionen (Dolores, Santa Clara, San José, San Francisco Solano und San Rafael); in denselben lebten etwa 5000 Indianer und nur 200 Weisse. Sie besafsen mehr als 40,000 Häupter Hornvieh und eine verhältnifsmässige Menge von Schafen, Pferden und Maulthieren. Bei San José lieferte eine Aussaat von 8 Fanegas (Himpten) Weizen eine Ernte von 1200 Fanegas, und im folgenden Jahre, ohne dafs der Acker neu besäet wurde, noch einmal 700. Von dieser Mission bezogen die Russen län

gere Zeit jährlich vier bis fünf Schiffsladungen Getreide; auch nahmen sie Fleisch an Bord. Im Allgemeinen liefsen aber die Missionäre nur wenige Aecker bestellen, und Forbes giebt in seinem bekannten Werke an, dafs um 1830 die Erzeugung von Brotfrüchten nur 63,000 Bushel Weizen, 28,000 B. Mais, 18,500 B. Gerste betrug; dazu kamen etwa 4000 B. Bohnen und 3000 B. Erbsen. Diese Ziffern sind wohl etwas zu niedrig gegriffen. Der Viehstand betrug 216,727 Häupter Rindvieh, 32,100 Pferde, 2844 Maulthiere, 177 Esel, 153,455 Schafe, einige Tausend Stück Ziegen und etwa 900 Schweine.

Ueberhaupt waren die Zustände von ganz primitiver Art. Für rüstige unternehmende Abenteurer war gerade ein so fruchtbares, von wenigen Tausend Menschen bewohntes Land in hohem Grade anziehend; sie betrachteten es ohne Weiteres als ihr Eigenthum. Dem Walfischfänger und Fallensteller folgte der Schenkwirth, und in dessen Nähe liefsen sich Squatter nieder und alte Matrosen, welche des Umherschweifens überdrüssig waren. Es kümmerte sie nicht, ob sie willkommen waren; man hätte sie nur mit Waffengewalt vertreiben können. Sie bildeten nun ein thätiges Element in einem bis dahin völlig passiven Lande und hoben sich im Verlaufe einiger Jahre durch Arbeitsamkeit zu Wohlstand empor. Dadurch war festgestellt, dafs Californien eine geeignete Region für Ansiedelung im Grofsen sei, und Robinson sagte schon vor 20 Jahren mit Bestimmtheit voraus, dafs die paar Tausend Creolen das Land nicht würden behaupten können. Die Regierung sah, wie wir schon früher andeuteten, die Einwanderung ungern und hielt längere Zeit an dem alten spanischen System fest. Wer ein Stück Land in Besitz nehmen und als Eigenthum behalten wollte, mufste vor allen Dingen ein Zeugnifs beibringen, durch welches der Vorstand der Mission, zu welchem die Felder gehörten, sich damit einverstanden erklärte. Es ist begreiflich, dafs ein solcher Schein am allerwenigsten ausländischen Protestanten eingehändigt wurde. Selbst spanische Offiziere im königlichen Dienst durften ohne ausdrückliche Genehmigung der Missionare nicht heirathen.

Durch die Freilassung der Indianer wurden allerdings die Missionen zu Grunde gerichtet, aber seitdem die Ländereien dieser letzteren nicht mehr geschlossen und in todter Hand blieben, konnte der Privatmann sich freier bewegen. Bald waren einige Hundert Fremde angesiedelt, und damit ging die Zeit zu Ende, in welcher Creolen zwar 4000 Kühe besafsen, aber nicht ein Pfund Käse oder Butter verfertigten; ja, auf mancher Estancia war nicht einmal Milch zu haben. Von nun an begann auch die Ausfuhr von Landesproducten nach den Sandwich-Inseln; man brachte für das Getreide europäische und nordamerikanische Fabrikate zurück, und so entstand allmählich ein schwung

hafter Handel. Im Jahre 1846 besafsen die californischen Creolen überhaupt nur drei Seeschiffe, sämmtlich kleine Schooner; die eigene Rhederei sämmtlicher Häfen, welche Mexico am stillen Weltmeer besafs, beschränkte sich auf etliche zwanzig kleine Schiffe, die zusammen nicht so viel Tonnengehalt hatten, wie drei oder vier unserer grossen Bremer Dreimaster.

Das Verfahren der mexicanischen Behörden erregte den Unwillen der fremden Ansiedler. Im Jahre 1840 liefs Gouverneur Alvarado etwa hundert Fremde, zumeist Nordamerikaner und Engländer, verhaften, in Monterey einsperren und zum Theil in Eisen legen; viele wurden nach San Blas abgeführt und manche starben in Folge der Mifshandlungen. Die Mexicaner waren mifstrauisch geworden, seitdem Texas Tausende von Nordamerikanern an sich gezogen hatte, die sich um die CentralRegierung gar nicht mehr bekümmerten; man erklärte geradezu, dafs man eine künftige Verschwörung und eine künftige Schilderhebung der Fremden befürchte und derselben zuvorkommen wolle. Alvarado gedachte die Einwanderung abzuschrecken, aber sein Plan gelang nicht.

Der Seehandel Californiens war allmählich in die Hände der NordAmerikaner gefallen, deren Kriegsschiffe in nicht langen Zwischenräumen sich in den Häfen blicken liefsen. England wurde besorgt und ging mit dem Vorsatz um, ein so werthvolles Land sich abtreten zu lassen. Es hätte damit festen Fufs auf der Westküste Amerika's gewonnen, eine Region erworben, die ungleich werthvoller erschien, als Oregon, das, von der nordamerikanischen Regierung in Anspruch genommen, späterhin derselben auch völlig überlassen werden musste. Die Bay von San Francisco und der Hafen von Monterey hatten eine bessere Weltlage, als der Nutkasund. So entstand der Plan, die auf etwa 50 Millionen Piaster sich belaufende Schuld, welche Mexico in England contrahirt hatte, für getilgt zu erklären, wenn Californien abgetreten würde. Man betrieb aber den Plan nicht mit Ernst und liefs ihn fallen. Wenige Jahre später war Californien sammt Neu-Mexico für eine ungleich geringere Summe in die Hände der Nordamerikaner übergegangen, welche sich damals auch schon im Besitze von Texas und Oregon befanden. Seitdem mufs England darauf verzichten, an der amerikanischen Westküste festen Fufs zu gewinnen.

Die Eroberung Californiens verursachte geringe Mühe und kostete nur wenig Blut. Die Amerikaner hatten den Streit mit England über die Abtretung von Oregon vorausgesehen; sie wollten sich aber um jeden Preis in den Besitz der Mündung des Columbia setzen, und der Gedanke, auch Californien sich anzueignen, lag ihnen wenigstens seit 1842 nicht mehr fern. In diesem Jahre erschien am 19. October Commodore Jones mit der Fregatte United States" und der Kriegsslup

[ocr errors]

Cyane" (derselben, von welcher aus vor zwei Jahren Capitain Hollins San Juan de Nicaragua in Brand schoss) vor Monterey und nahm diese Stadt unter dem Vorwande, zwischen Mexico und den Vereinigten Staaten sei ein Krieg ausgebrochen. Er zog die amerikanische Flagge auf und erliefs eine Proclamation, in welcher er ganz Californien für einen Gebietstheil der Vereinigten Staaten erklärte. Nach 24 Stunden segelte er freilich wieder ab, weil er unmittelbar nach Besetzung der Stadt andere Verhaltungsbefehle erhalten hatte; die Sache selbst ist aber bezeichnend genug. Im folgenden Jahre schickte dann, wie wir schon erwähnten, die Washingtoner Regierung einen Consul nach Monterey.

Für Mexico selbst nahmen inzwischen die Dinge eine mehr und mehr bedenkliche Gestalt an. Die Creolen waren ihm feindlich gesinnt und trugen das Joch, über welches sie häufig Beschwerde führten, nur mit Widerwillen. Sie hegten aber auch Abneigung gegen die ketzerischen Eindringlinge, welche nun schon anfingen, das grofse Wort zu führen und auf ihre Waffenstärke zu pochen. Bisher hatten sie vereinzelt gelebt, nun traten sie als eine geschlossene, verbündete und streitbare Körperschaft auf. Nordamerikanische Gesellschaften zur Besiedelung von Oregon und Californien waren schon 1839 am Missouri gebildet worden, und manche Mitglieder derselben waren gleich damals nach dem weiten Westen gegangen; aber erst seit 1843 begann ein stärkerer Zug über die Felsengebirge und über die Sierra Nevada. Capitain Sutter safs damals schon seit einigen Jahren in seiner mit Kanonen bespickten Mission am San Sacramento. Der Pfirsich wurde nun reif.“ Damals war Fremont von seiner zweiten Reise zurückgekehrt und hatte die ersten umfassenden und zuverlässigen Berichte über das grofse Binnenbecken und Ober-Californien gegeben.

"

Wir übergehen die inneren Kämpfe unter der Handvoll Creolen '), die sich bald gegen Mexico auflehnten, bald freiwillig oder gezwungen mit den Gouverneuren gegen die Fremden gemeinschaftliche Sache machten, und bemerken, dafs im Frühjahr 1846 der Krieg zwischen Mexico und den Vereinigten Staaten ausbrach. In Californien hatten die Feindseligkeiten aus örtlichen Ursachen schon früher, ganz unabhängig von den Vorgängen am atlantischen Ocean, begonnen. In den

1) Robinson hat sie dargestellt. Viele Einzelnheiten finden wir in: Three Years in California, by Rev. Walter Colton. New York 1854, und in dem sehr ansprechend geschriebenen Buche: A Tour of Duty in California; including a Description of the Gold Region, and an Account of the Voyage around Cape Horn; with Notices of Lower California, the Gulf and Pacific Coasts, and the Principal Events attending the Conquest of the Californias, by Joseph Warren Revere, edited by Joseph H. Balestier. New York 1849.

selben spielt von Anfang an Johann Karl Fremont, der ausgezeichnete Reisende und gegenwärtig Präsidentschafts-Candidat der Freibodenmänner oder Republicaner, eine hervorragende Rolle.

Fremonts Vater war ein Franzose, der eine Virginierin heirathete. Sie gebar ihm diesen' Sohn am 31. Januar 1813 zu Savannah in Georgien. Er zeigte früh grofse Anlagen für die mathematischen Wissenschaften, ging 1833 auf See, kam nach Verlauf von dritthalb Jahren wieder heim, wurde Eisenbahn-Ingenieur und vermafs die Landstrecke zwischen Charleston in Süd-Carolina und Cincinnati in Ohio. Bald nachher war er bei der Aufnahme des Landes beschäftigt, welches im Westen des Mississippi den aus Georgien vertriebenen Cherokesen als neue Heimath angewiesen war, und begleitete einige Zeit später Nicollet auf seiner Erforschungsreise an den oberen Mississippi in den Jahren 1838 und 1839. Alle diese Arbeiten betrachtete er als Vorübungen zu einer grofsen Reise nach dem Westen, die er im Mai 1842 antrat und auf welcher er den berühmten Südpafs näher erforschte. Auch bestieg er damals den höchsten Gipfel des Windrivergebirges, jenen mächtigen Knoten, in welchem die Quellgebiete der gröfsten nordamerikanischen Ströme liegen. Für seine wichtigen Entdeckungen erhielt er von der Londoner geographischen Gesellschaft die grofse goldene Denkmünze. Bald nachher trat er eine zweite Entdeckungsreise an. Es handelte sich darum, die Resultate seiner ersten Expedition zu vervollständigen und mit den Aufnahmen des Commodore Wilkes an der Küste des stillen Oceans in Verbindung zu bringen. Fremont brach mit 28 Begleitern am 29. Mai 1843 vom Dorfe Kansas (39° 5' 57" N. Br., 94° 25' 46" W. L.) auf, und kam erst im August des nächsten Jahres zurück. Während dieser Reise erforschte er das grofse Binnenbecken (das heutige Mormonengebiet Utah) zwischen den Felsengebirgen und der Sierra Nevada, überstieg diese letztere und ging in das californische Thalgelände hinab, von welchem er eine meisterhafte Beschreibung geliefert hat. Im Jahre 1845 finden wir ihn auf seiner dritten Reise, auf welcher er von Californien insbesondere die nördlichen Theile und Oregon bis zum Columbiastrome näher erforschen sollte. Diesmal wurden seine wissenschaftlichen Zwecke vereitelt; der Geograph sah sich, wie wir weiter unten erzählen, genöthigt, als Feldherr an die Spitze seiner Landsleute zu treten und die Region, welche er für die Wissenschaft erschlossen hatte, mit den Waffen erobern zu helfen. Es mag hier noch erwähnt werden, dafs der unermüdliche Mann später aus eigenem Antriebe und auf seine Kosten eine vierte Reise nach Westen unternahm, um südlich vom Südpasse, unweit der Quellgegend des Arkansas, einen bequemen Pals durch das Gebirge zu suchen, über welchen, wie er hoffte, eine Eisenbahn nach Californien

« AnteriorContinuar »