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Rede sein, und nur der Bergbau, der neuerdings wieder grössere Aufmerksamkeit erregt hat, verspricht eine steigende Entwickelung.

Zur Vervollständigung der im vorigen Artikel enthaltenen Angaben über die Bodenerhebung Catamarca's wird es sich empfehlen, wenn wir, statt uns im Allgemeinen über die Producte der Provinz und über die Beschäftigung ihrer Bewohner zu verbreiten, die einzelnen Departements der Reihe nach in diesen Beziehungen durchgehen. Die Cultur steht hier noch auf der ersten Stufe; nur der Ackerbau macht hin und wieder Anstrengungen, der Natur abzugewinnen, was sie nur einer sorgsameren Bemühung zu gewähren Willens ist, so dafs die Lebensweise der Menschen hier noch sehr deutlich die Beschaffenheit des Landes abspiegelt.

Die Bewohner der Departements Ancaste und del Alto beschäftigen sich überwiegend mit Viehzucht. Wie bereits erwähnt, besitzen sie östlich von der Sierra in den Llanos einen weidenreichen Landstrich von 30 Leguas Länge und 9 Leguas Breite, auf welchem zahlreiche Etablissements von Heerdenbesitzern zerstreut sind. Die Heerden bestehen hauptsächlich aus Rindvieh und Schaafen, doch ist die Zucht der letzteren auf den Alpen beträchtlicher, vermuthlich weil die mannichfaltigen Stachelgewächse, mit denen auch dieser Theil der Llanos bedeckt sein wird, dem Wollenvieh schaden. Nur in vereinzelten Niederlassungen hat man sich überwiegend der Zucht von Pferden und Maulthieren zugewendet, obgleich der Bedarf an Lastvieh in den benachbarten Gebirgsgegenden sehr beträchtlich ist; gewöhnlich züchtet man von diesen Thieren nur so viele, als die Bewachung der Heerden und das wirthschaftliche Bedürfnifs erforderlich macht, und begnügt sich damit, Maulthiere in den südlicheren Provinzen aufzukaufen und sie in grofsen Schaaren über die Grenze nach Bolivia auszuführen. Im Allgemeinen leidet die Viehzucht in den Llanos durch den Mangel an Quellen: man mufs sich mit Brunnen begnügen, zuweilen sogar mit dem in künstlichen Reservoirs, in umwallten Vertiefungen aufgefangenen Regenwasser. An die Anlage von Pumpen hat man noch nicht gedacht, obgleich bei jedem der gegenwärtigen Brunnen zwei Menschen und ein Pferd verwendet werden müssen, um die plumpen Wassereimer in die Höhe zu heben. Günstiger sind in dieser Beziehung die Gebirgsbewohner gestellt, die auf quellenreichen Gehängen eine noch ausgedehntere Viehzucht treiben und namentlich grofse Schaf- und Ziegenheerden halten.

In Vieh besteht demnach der Hauptreichthum der Bergbewohner. Sie führen jährlich über 1000 Stück nach den westlichen Theilen der Provinz und nach Rioja, versorgen sowol die Hauptstadt wie Valle Viejo und Piedra Blanca mit Fleisch, und das durch diese Verhältnisse

begünstigte Gewerbe der Vielhändler nährt sich, wie bemerkt, auch durch den Umsatz der in anderen Provinzen aufgekauften Heerden. Hand in Hand geht damit die industrielle Thätigkeit. Die Bewohner beider Departements beschäftigen sich mit der Bereitung von Käsen, die während der Sommermonate, ja bis zum Juli, zahlreich ausgeführt werden, und namentlich mit der Gerberei, die für den Export nach Córdoba, San Luis, San Juan und Mendoza jährlich an 4000 Häute liefert und die einheimischen Verfertiger von ledernem Geschirr, namentlich Reitzeug, mit dem erforderlichen Material versieht. Die zarteren Schaf- und Ziegenfelle werden zu Kleidungsstücken und Pelzen verarbeitet; aus Wolle und Ziegenhaaren weben die Weiber grobe Zeuge, Ponchos, Bettdecken, Säcke u. dgl., nicht blos für den häuslichen Bedarf, sondern auch, um dagegen die Erzeugnisse der Thäler eintauschen zu können.

Eine andere Nahrungsquelle könnte der Waldreichthum eröffnen, der diese beiden Departements vor den anderen vortheilhaft auszeichnet. Leider führt die Denkschrift die Waldbäume nur nach ihren einheimischen Namen an, mit denen zuweilen in den verschiedenen Provinzen verschiedene Species bezeichnet werden und die mir zum Theil unbekannt sind. Auf den Ebenen befinden sich Gruppen von Algarroben (Prosopis siliquastrum), Quebracho's '), Chañarales, Talas und Cebiles. Der zuletzt erwähnte Baum, dessen Rinde in den Gerbereien benutzt wird, kommt auch auf dem Gebirge vor. Ausserdem wachsen hier der Mato (seine Rinde ist ein kräftiger Gerbestoff), der Arrayan (nach Philippi eine Buchenart, nach Gay bezeichnen die Chilenen sowol Eugenia apiculata, wie Myrtus coquimbensis damit; er soll in Catamarca Bauholz gewähren), der Moye, Palo Cruz, Aliso 2), Lapacho, Guitiguil, Coco, Chachal (?) und der Nufsbaum. Von diesen sollen der Chachal, der Mato und aufserdem noch der Piquillin reichliche und angenehme Früchte tragen. Bauholz (madera de construccion) liefern der Wallnussbaum, der Arrayan, Cebil, Lapacho, Moye, Quebracho, Guitiguili, und aufserdem die nicht unter den Bäumen dieser beiden Departements aufgeführten: Pino (Pinus Laricio nach Gay), Cedro und Pacará, der stattlichste Waldbaum. Unter diesen Bäumen werden ebenso wie unter denen Chile's viele ein Holz besitzen, das sich durch schöne Färbung oder durch die Leichtigkeit, mit welcher es Politur annimmt, vorzüglich zu Tischlerarbeiten empfiehlt; aber die Industrie der Bergbewohner beschränkt sich jetzt auf die Verferti

1) Nach Gay Cassia emarginata, die in Colchagua, Valparaiso und Aconcagua an der See wächst. Der Quebracho soll aber Bauholz gewähren.

2) Die Brochure über Tucuman nennt ihn árbol de lugares frios.

gung der rohesten Geräthschaften, und selbst in der Hauptstadt ist die gewerbliche Thätigkeit noch sehr wenig vorgeschritten.

Da zu diesen Departements die heifsesten Districte der ganzen Provinz gehören, sollte man erwarten, dafs sie auch in den Producten des Acker- und Gartenbaues die gröfseste Mannichfaltigkeit zeigen würden. Aber die warmen Llanos im Osten der Sierra werden nur als Weideländereien benutzt und in den Gebirgen hat die Landwirthschaft mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Doch geben auf vielen Gehängen Mais und Bohnen (frijoles, Phaseolus vulgaris) reichliche Ernten; namentlich gedeihen die letzteren in dem kühlen Gebirgsklima sehr gut und werden ihrer vorzüglichen Qualität wegen von den Bewohnern der benachbarten Thäler mit Vorliebe gesucht. Sie bilden in Chile die gewöhnlichste Speise des gemeinen Mannes, und ihr Anbau empfiehlt sich in Gebirgsgegenden abgesehen von den klimatischen Bedingungen unter dieser Breite hauptsächlich dadurch, dafs sie auf den steileren Gehängen, deren Bearbeitung mit dem Pfluge unmöglich ist, angepflanzt werden können. Auch die Obstsorten, die in beiden Departements gewonnen werden, verrathen das kühlere Klima; allerdings reifen hier zwei Arten Feigen von guter Qualität, und Pfirsiche; auch der Weinstock trägt in den kleinen Gärten reichlich, wenn die Traube auch einen eigenthümlichen Geschmack besitzt; aber die Hauptsorten scheinen doch Birnen, Kirschen und Aepfel zu sein; und dafs auch diese nicht gerade im Ueberflufs vorhanden sind, lehrt die Bemerkung, dafs die Gebirgsbewohner im Thale trockenes Obst einkaufen. Von Gartengewächsen wird nur die Wassermelone erwähnt, von anderen Nutzpflanzen ein Strauch, Añilcillo, der die Indigopflanze er

setzt.

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Ob die Sierra de Ancaste mineralische Schätze bewahrt, ist noch unbekannt. In Babiano, am Ostabhange, befinden sich Gypsgruben, die aber wenig benutzt werden.

Die Gebirgsbewohner, sagt der Verfasser der Denkschrift, haben so wenig Bedürfnisse, dafs sie jährlich nicht mehr als 11,000 Piaster für überseeische Waaren ausgeben. Sie haben keine Neigung, ihre Lage zu verbessern, und nicht einmal Sinn für bequeme, reinliche und gesunde Wohnungen oder ein ordentliches Mobiliar. In schmuzigen Hütten und von Flöhen belästigt führen sie ein ärmliches und unerfreuliches Leben.

Viel angebauter ist das Departement Piedra Blanca. Schon sein östlicher Theil, das Thal von Paclin, besitzt einen fruchtbaren Ackerboden, auf dem viel Taback gewonnen wird, ohne dafs sein Anbau besondere Mühe verursacht. Ramon Gil Navarro schätzt in einer Abhandlung, deren Schlufs in der Nummer des Nacional Argentino vom

30. September 1855 abgedruckt ist, den Ertrag auf 5600 Cargas, jede zu 600 Bündeln '); an Qualität soll dieser Taback den chilenischen weit übertreffen, doch ist die Behandlung desselben mangelhaft, und es fehlt namentlich an Pressen, um den Export des Products zu erleichtern. Noch bewohnter ist das Thal von Piedra Blanca, durch welches der Weg von Catamarca nach Andalgalá führt. In ihm liegen auf einer Strecke von 7 Leguas Länge und 2 Leguas Breite die einzelnen Gehöfte, welche die Ortschaften Callesita, Piedra Blanca, Pomansillo und Puerta bilden, zerstreut, umgeben von ihren Ackerfeldern, die durch zahlreiche von dem Flusse ausgehende Canäle und Gräben nach einem wohlgeordneten und Niemand beeinträchtigenden System bewässert werden. Dieses Thal ist der Hauptsitz der Obstcultur und des Weinbaues. Es producirt Pfirsiche, Granatäpfel, die das ganze Jahr hindurch conservirt werden können, Trauben, die vom 20. Januar bis Mitte September frisch und schmackhaft bleiben, Rosinen, Nüsse, Lucuma's 2), Quitten und einen Wein, der zu den besten der Provinz gerechnet wird. Die Bewohner suchen diesen Fruchtreichthum dadurch möglichst zu verwerthen, dass sie Fruchtsäfte, Eingemachtes u. dgl. bereiten oder das Obst trocknen und ausführen. Auch die Bereitung von Liqueurs und die Branntweinbrennerei ist durch die Landesproducte in Aufschwung gekommen. Das Thal ist übrigens schlecht bewaldet und liefert den Bewohnern nur Brennholz; an den Ufern des Flusses wächst das „Leberkraut Berro (Cardamine nasturtioides et officinale nach Gay), auf den Höhen eine Unzahl von Blumen, auch Sassaparille, Schlangenwurz, Cichorien, Eppich, Sevenbäume, Deradilla, Chanchalagua und Savia, deren Namen wohl nur falsch gedruckt sind für Doradilla (Milzkraut), Canchalagua (Erytraea chilensis nach Gay) und (vielleicht) für Salvia (Sphacele Lindleyi nach Gay).

Vorzüglich anmuthig soll der Anblick der Ortschaft Puerta sein, deren Gebäude auf Anhöhen liegen, welche eines der lieblichsten Thäler einschliefsen. Hier gedeihen Aprikosen, eine besondere Feigenart (unigales), alle anderen oben erwähnten Früchte und ein vorzüglicher Wein. Mitten durch die Gärten fliefst der Rio del Valle, der in der Nachbarschaft seinen Ursprung nimmt. Aber je mehr man von hier seitwärts in das Gebirge dringt, desto mehr überwiegt der Ackerbau und end

1) Mafse und Gewichte sind nicht blos innerhalb der ehemaligen spanischen Besitzungen in Süd-Amerika, sondern zum Theil selbst in den Staaten der argentipischen Conföderation verschieden. Da mir specielle Angaben für die Provinz Catamarea meist nicht vorliegen, behalte ich die einheimischen Namen bei. Die Carga rechnet B. Ruzo zu 14 Arrobas. Sie beträgt also 350 span. oder c. 300 preufs. Pfund. 2) Die Verbreitungssphäre der beiden Lucuma-Arten, die in Chile vorkommen, L. ralparadisea und L. obovata, reicht südwärts nur bis in die Breite von Valparaiso und Santiago.

lich die Viehzucht. Die Ortschaften Rodeo und Ambato haben kleine Bäche, die sich später in den Rio del Valle ergiefsen; sie beschäftigen sich mit dem Anbau von Taback, Weizen, Mais und Bohnen, die einen regelmässigen", also wol nicht erheblichen Ertrag liefern, und zum Theil auch mit der Viehzucht. In den Ortschaften Valcosna und San Antonio, die östlich von der Strafse ebenfalls im Gebirge und auf quellenreichen Gehängen liegen, scheinen sich die Bewohner ausschliefslich mit der Viehzucht zu beschäftigen.

Die nördlichen Theile des Departements hängen mit den so eben beschriebenen durch eine 3 Leguas lange Gebirgsschlucht, La Puerta, zusammen '). Die Cultur der gleichnamigen Ortschaft setzt sich noch eine Legua weit nordwärts fort, dann verengt sich das Thal, der nach Andalgalá führende Weg mufs mehrmals den Gebirgsbach überschreiten, der sich durch die Schlucht hindurchdrängt, und ist nicht in einem solchen Zustande, dafs der Transport an dieser Stelle nicht mit Schwierigkeiten und oft mit Verlusten verknüpft sein sollte. Auf den umliegenden Höhen, deren Temperatur frisch ist und die Hitze der Hundstage nicht fühlen läfst", weiden Heerden von Rindvieh, Schafen, Maulthieren und Pferden; an einigen Orten werden auch Esel gezüchtet.

Der Feldbau beginnt wieder mit den Ansiedlungen, welche die Ortschaft Pucarilla bilden. Hier wie in Singuil tragen zwar die Pfirsichbäume reichliche Früchte; aber den Hauptertrag liefern doch die ergiebigen Ernten von Mais, Weizen und Bohnen, die von den Bergwerksbesitzern des benachbarten Departements Andalgalá oft schon auf dem Halme aufgekauft werden; Singuil producirt auch Taback. Auf den Höhen wird in einem ausgedehnten Mafsstabe Viehzucht getrieben. Diese Ortschaften," sagt die Denkschrift, vereinigen mit einem frischen und gesunden Klima eine malerische und angenehme landschaftliche Scenerie. Die Vegetation wird durch den ersten Frühlingsregen belebt und erhält sich frisch durch starken nächtlichen Thau. Die ganze Gegend ist reich an Weiden; der Boden besteht überall auf den niedrigen Hügeln aus einem reinen steinlosen Thon; Bäume erblickt man hier nicht, aufser einigen Gruppen in den Schluchten, und den Wallnufs-, Pfirsich- und Feigenbäumen und Rosengebüschen in der Nähe der Ortschaften."

Die Hauptstadt Catamarca, welche jetzt 5150 Einwohner zählt, war, wie wir bereits in dem früheren Artikel erwähnten, ursprünglich im Thale von Londres nicht weit von dem Fufse der Cordillera gegründet worden, sah sich aber hier durch die Angriffe der Calchaquies

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1) Der Ort Puerta liegt am südlichen Eingange der Schlucht, bei der Correctur der Karte ist mir dieser Fehler entschlüpft.

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