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Von allen Bodenarten, die hier zu Lande vorkommen, ist diese aber die am wenigsten fruchtbare, da sie aus fast gänzlich ausgewaschenem reinem Quarzsande besteht, der kaum irgend einen Nahrungsstoff für Pflanzen zu liefern vermag. Da nun aus den tieferen Bodenschichten des Ahls wegen auch keine Auflösung pflanzennährender Stoffe an die Oberfläche empordringen kann, so haben denn auch selbst die Haidegewächse auf diesem Boden nur sehr kümmerliches Gedeihen. Dazu kommt noch, dafs das Wasser der Oberfläche, welches den Ahl nur sehr schwer durchdringt, die obere Haideschicht oft sauer macht, weil es sich nicht fortbewegen kann. Die Vegetation hat deshalb auch noch unter diesem Uebelstande, von dem im Boden haftenden Wasser zu leiden. Wiederum verhindert freilich der Ahl an den Stellen, wo der Boden über ihm angebaut ist, bis zu einem gewissen Grade, dafs pflanzennährende Substanzen, welche in Form verschiedener Düngungsmittel diesem mageren Erdreich zugeführt worden sind, ausgewaschen werden.

Bei der Betrachtung dieser grofsen Ebenen mit ihren hier und da vorspringenden Inseln älteren und besseren Bodens werden wir unwillkürlich an's Meer erinnert. Man glaubt, einen alten Meeresboden vor sich zu haben, dessen Sand lange durch leichten Wellenschlag ausgewaschen und aller feineren pflanzennährenden beigemischten Erde beraubt worden ist. Freilich möchte man dabei in Zweifel sein, ob die Ahlschicht von dieser Wasserbedeckung herrührt, oder ob der Humus, welcher in seiner Verbindung mit Eisen dem Ahl das Charakteristische verleiht, nicht eher von der Pflanzendecke herrührt, die sich jetzt auf der Haide findet und deren organische Ueberbleibsel, in Wasser gelöst, durch den weifsen Sand, der sie nicht binden konnte, zu dem eisenhaltigen Sande hindurchgedrungen sind, wo sie sich mittelst chemischer Anziehung erhalten haben. Doch habe ich an vielen verschiedenen, weit von einander entfernten Stellen kleine Stücke wirklicher Holzkohle in diesem Ahlsandstein gefunden und neige mich sehr der Ansicht zu, dafs sowohl das Bindemittel des Ahlsandsteins, als diese Holzkohlen von Torfmooren herrühren, welche durch Wasser zerstört worden sind. Betrachtet man nämlich den Torf in den meisten unserer Waldmoore etwas genauer, so wird man aufser der eigentlichen braunen Torfsubstanz und den mehr oder weniger veränderten Pflanzenüberresten, die in Form von Moos, Holz, Laub u. s. w. der Torfmasse beigemischt sind, auch eine Menge kleiner Stücke Holzkohle antreffen. Diese Holzkohlenstückchen können nicht von der eigentlichen Pflanzenverwesung herrühren, denn durch diese bildet sich nie eine der Holzkohle ähnliche Substanz, sowie man ja überhaupt die unvollkommene Verbrennung (wie sie beim Kohlenbrennen stattfindet), die trokkene Destillation und ähnliche Operationen als die einzigen Mittel kennt,

Holz in Kohle zu verwandeln. In den Torfmooren rühren im Gegentheil die Holzkohlen wahrscheinlich grofsentheils von Waldbränden, vielleicht auch von den Feuerstellen der wilden Urbewohner her.

Da aber diese Holzkohlen in der Ahlschicht zugleich mit Humussäure gefunden werden und wir beide sonst in keiner unserer älteren Formationen vorfinden, so möchte man wohl geneigt sein, dieselben mit einander in Verbindung zu bringen und sie als fortgeschwemmte und wieder abgelagerte Ueberbleibsel früherer Torfmoore zu betrachten. Die Ahlschicht ist, wie ich schon bemerkte, dem Wasser undurchdringlich. Sie läfst auch im Allgemeinen sich nicht von Wurzeln durchdringen, wiewohl ich hin und wieder eine Baumwurzel angetroffen habe, welche diese Schicht durchbohrt hatte. Aehnliche Beobachtungen sind mir von Anderen mitgetheilt worden; doch sind dies Ausnahmen und man kann im Allgemeinen die Unfähigkeit dieser auf Ahl ruhenden Ebene, gröfsere Pflanzen zu ernähren, welche in der dünnen und mageren Erdrinde nicht Nahrungsstoffe genug vorfinden, als für sie charakteristisch ansehen. Wenn man nichtsdestoweniger auf dieser Haide nicht so gar selten Eichengestrüpp antrifft, so hat mich eine genauere Untersuchung einer grofsen Menge solcher Standorte zu der Ueberzeugung gebracht, dafs diese Bäume auf inselartigen Stellen des älteren ahlfreien Erdreichs gewachsen sind.

Noch muss ich einer Erscheinung erwähnen, welche sich auf diesen westlichen Haideebenen häufig findet. Man stöfst hier nämlich mancherorts auf eine Schicht zusammengehäufter Steinchen in einer von bis 5 und 6 Fufs wechselnden Tiefe unter der Oberfläche; diese Steinchen sind oft so dicht zusammengepackt, dafs sie dem Eindringen von Wurzeln ein wesentliches Hindernifs entgegen stellen. Wie man deutlich wahrnehmen kann, ist diese Schicht dadurch gebildet, dass das Wasser Thon und Sand weggespült hat, ohne in hinreichender Bewegung gewesen zu sein, um die Steine fortzuschwemmen; wie denn alle Umstände überhaupt zu der Annahme berechtigen, dafs es eine vorübergehende Wasserbedeckung, eine Ueberschwemmung gewesen ist, welche die dem Pflanzenwuchse ungünstige Umwandlung der Oberfläche herbeigeführt hat.

Fügt man zu diesen durch die Bodenbeschaffenheit bedingten Hemmnissen für das Wachsthum grösserer Pflanzen noch das rauhe Klima, die starken Stürme und den Mangel an Schutz, so ergiebt sich leicht, dafs dieser Theil der jütschen Haide im Ganzen für den Waldbau nicht geeignet ist, und dafs es grofser Fürsorge bedarf, um hier Bäume überhaupt zum Wachsen zu bringen, einer Fürsorge, die wohl für Gärten und einzelne begrenzte Stellen angewendet werden kann, die aber zu schwierig ist, als dafs man sich zum Anlegen gröfserer Holzpflanzungen

aufgefordert sehen könnte '). Sollen diese Haiden daher angebaut werden, so sind es der Graswuchs und die Kornproduction, welche man vorzugsweise hervorzurufen sich bestreben müfste. Auch für diesen Fall kann der so sehr verbreitete Mergel Unterstützung gewähren, sowie auch das feuchte Klima zu ausgedehnter Grascultur aufzufordern scheint. Wie kräftig dieser Graswuchs sich gestalten kann, das zeigen die an die Marsch grenzenden niedrigen Sandebenen im Herzogthum Schleswig, welche eben nur eine unmittelbare Fortsetzung der Haideebenen der besprochenen Gegenden bilden.

Sollte ich nach der vorigen Darstellung diese verschiedenen Haidegürtel dem Pflanzenwuchse gemäfs charakterisiren, welcher in Folge der natürlichen Verhältnisse vorzugsweise hervorzurufen und zu begünstigen wäre, so würde ich den östlichen Gürtel den Waldgürtel nennen; hier müsste man besonders den Holzbau in's Leben rufen; den mittleren den Ackerbaugürtel hier wird besonders Korn gedeihen; den dritten endlich den Grasgürtel, denn er wird sich vorzugsweise zur Anlegung von Wiesen und Triften eignen. Selbstverständlich habe ich den Charakter der Gegend hier nur ganz im Allgemeinen angegeben; Klima, frühere Culturverhältnisse und eigenthümliche locale Entwickelungen derselben, Vertheilung des Flufswassers und mehr oder weniger leichte Communicationsmittel werden immer bei der Wahl der Cultur, welche sich der Mensch hervorzurufen bestrebt, wesentlich in Betracht kommen müssen.

Die Urbarmachung der jütschen Haiden ist seit lange ein Lieblingsgegenstand der Publicisten gewesen; man ist sogar bisweilen so weit gegangen, es als etwas für die Nation Entehrendes darzustellen, dafs sie diese grofsen Haidestrecken innerhalb der Grenzen des Landes duldet. Auch hat es nicht an mehr oder minder grofsartigen Versuchen zu ihrer Urbarmachung gefehlt, von denen indefs die älteren im Ganzen genommen nur wenig erfolgreich waren. Eine grofse und wesentliche Verbesserung in der Urbarmachung der Haiden ist nun allerdings mit der Entdeckung und Anwendung des Mergels eingetreten, auch ist es seit dieser Epoche mit der Urbarmachung der Haiden ziemlich raschen Schrittes vorwärts gegangen 2). Dennoch kommen,

1) Durch diese Bemerkung habe ich indefs die Möglichkeit nicht in Abrede stellen wollen, selbst gröfsere Baumpartien zum Wachsen zu bringen; cben so wenig will ich leugnen, dafs ein Waldgürtel längs dieser westlichen Gegend in klimatischer Rücksicht grofsen Nutzen herbeizuführen vermöchte; nur würde ein solcher Waldstrich des producirten Holzes wegen kaum von Vortheil sein, sondern sein Nutzen würde in dem Einfluss auf die Verbesserung der klimatischen Verhältnisse gesucht

werden müssen.

2) Als einen Beweis für die Richtigkeit meiner Behauptung will ich hier einige Zeilen aus einem Briefe eines Landmanns aus der Lysgaard-Harde vom 11. Februar

wie es scheint, alle praktischen Fachmänner in der Annahme überein, dafs diese Urbarmachung von Landstrecken, welche Jahrtausende hindurch unbebaut und öde dagelegen haben, am passendsten auf die Art zu bewerkstelligen ist, dafs man sie mit schon bestehenden Betrieben in Verbindung bringt, oder mit anderen Worten, dafs man dem beginnenden Ackerbau auf Haidestrecken durch Anwendung eines Theils von dem Fruchtbarkeits-Capital, welches ein schon bestehender Landbetrieb liefert, zu Hilfe kommt; hierdurch wird einerseits ein kräftiger Pflanzenwuchs auf der aufgebrochenen Haide erzielt, andererseits wird aber die Pflanzennahrung, welche die Ernte liefert, wiederum zur Hervorrufung einer kräftigen Vegetation verwerthet. Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dafs auch dies Verfahren nur dann von dauerndem günstigem Erfolg begleitet sein wird, wenn gleichzeitig für eine wahrhafte Verbesserung des Bodens selbst durch Auffahren von Mergel oder, in Ermangelung dessen, von Thon Sorge getragen wird. Folgt man diesem jetzt so sehr empfohlenen Systeme, so wird die Urbarmachung der Haide langwieriger, aber vollkommen gesichert sein; man wird dem. Entstehen eines Proletariats, wie es gröfsere mifslungene Versuche mit sich bringen, entgehen, und man wird endlich bis in eine ferne Zukunft einen Abzug für die überflüssige Landbevölkerung der Halbinsel besitzen.

Es scheint indefs auch möglich, die Urbarmachung der Haiden, anstatt sie mit schon bestehenden Ackerbetrieben in Verbindung zu setzen, durch die vorhandenen zahlreichen und verschiedenen sehr kräftigen Düngungsmittel, namentlich Guano und Fischdünger, in Gang zu bringen. Aber es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, inwieweit die Kostspieligkeit dieser kräftigen Pflanzennahrung ihre Anwendung auf die Cultur gröfserer Länderstrecken sollte zulässig erscheinen lassen.

Rücksichtlich der Umgestaltung der Haide in Wiesen und Triften machen sich überhaupt zwei Erfordernisse geltend: einestheils eine dauernde Verbesserung des Bodens, und demnächst das Vorhandensein von Wasser. Für die Befriedigung des ersten ist, wie früher bemerkt, durch die unter sehr vielen Haidestrichen befindlichen Mergelschichten von der Natur gesorgt. Um dem zweiten Genüge zu leisten, hat man mit mehr oder weniger günstigem Erfolg den Wassergehalt der Flüsse und Bäche zu Ueberrieselungen und Wiesenwässerungen benutzt und

1855 abdrucken lassen:,,Diese Verbesserung" (nämlich die Mergelung), heifst es, in Gemeinschaft mit einem regelmässigen Betrieb mit reiner Brache ist der Fortschritt, der am meisten auffällt, und durch dies Verfahren sowie dadurch, dafs die Bauern ihre Haideparcellen durch Entäufserung von ihren Grundstücken trennen, verschwindet die eine Haideparcelle nach der anderen, und nach ungefähr 20 Jahren wird es eine Sage sein, dafs man in dieser Gegend vor zwei Jahrzehnten nur Haide und Eichengestrüpp fand."

auch daran gedacht, insbesondere den Gegenden, welchen fliefsendes Wasser entweder in hinreichender Menge oder von geeigneter Art abgeht, durch Anlegung artesischer Brunnen zu Hilfe zu kommen ... ').

Das Wasser, welches aus der Atmosphäre auf die Sandschicht an der Oberfläche der jütschen Haide niederschlägt, ist hier einer sehr bedeutenden Verdunstung ausgesetzt; es dringt wohl, wenn die Oberfläche an Wasser Ueberflufs hat, durch die feinen Canäle zwischen den Sandkörnchen nach abwärts, wird aber, sobald oben Wasser fehlt, d. h. wenn die Oberfläche ausgetrocknet ist, durch dieselben engen Röhrchen wieder nach oben gesogen. Die Folge davon ist, dafs diese Sandschicht in der warmen trockenen Jahreszeit bis zu einer beträchtlichen Tiefe trocken liegt. Unter gewöhnlichen Verhältnissen wird man daher kaum auf Quellen rechnen dürfen, deren Reservoir durch diese oberflächliche Sandschicht gebildet wird. Eben so wenig wird eine Thon- oder Mergelschicht, wo sich eine solche unter der Sandschicht befindet, Wasser zu liefern im Stande sein.

Nun befindet sich aber unter dem Mergel gemeiniglich wiederum eine Sandschicht, welche sich, wenigstens in einigen Fällen, als ungemein mächtig herausgestellt hat und zudem sehr grieshaltig ist, von dieser zweiten Sandschicht darf man mit gutem Grunde annehmen, dass sie eine, so zu sagen, unerschöpfliche Wassermasse enthält. Aeufserst günstig würde es sein, wenn sich das Wasser in dieser Schicht unter einem Drucke befände, der es bis an die Oberfläche emporzuheben vermöchte; was indess bei einem Versuche, welchen die Regierung in einer der Haideebenen anstellen liefs, nicht der Fall war, indem sich das Wasser in dem Bohrloche 6 bis 7 Fufs unter der Erdoberfläche hielt. Doch würde man unrecht thun, von diesem vereinzelten Falle auf die Verhältnisse im Allgemeinen schliefsen zu wollen. Es ist nämlich sehr wohl denkbar, dafs an anderen Stellen die Bedingungen günstiger sind, dafs nämlich der Druck in der unter dem Mergel befindlichen mächtigen Sandschicht so bedeutend ist, dafs das Wasser hier bis an die Oberfläche steigen kann. Auf diese Weise wird man dann eine artesische Quelle erhalten.

Nächstdem ist aber ein zweiter Fall möglich und sogar wahrscheinlich, der nämlich, dass man unter der zweiten Sandschicht noch eine zweite Thonschicht (oder eine entsprechende Mergelschicht) findet, nach

1) Hier macht der Verfasser eine längere Digression, in welcher er über die Quellenbildung im Allgemeinen handelt und auseinandersetzt, dafs die unterirdischen Sandlager die grofsen Reservoirs wären, in denen sich das durch die oberen Erdschichten durchsickernde Wasser ansammele, dafs Quellen also gewöhnlich da hervorbrächen, wo solche Sandlager zu Tage träten. In Bezug auf die jütsche Haide ist er der Ansicht, dafs man dort in den tiefer gelegenen Sandschichten überall Wasser finden werde. D. R.

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