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Wir schlagen gering an, wenn wir für das Jahr 1855 einen Gesammtertrag annehmen von

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60,000,000 Doll.

Vom 1. Januar bis 30. Juni 1856 waren allein in
New-York aus Californien angekommen ') 21,836,847
Im Juli desselben Jahres kamen in New-York an

etwa

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Dabei ist noch nicht gerechnet, was von den zurückkehrenden Passagieren nach den Vereinigten Staaten, Mexico, Süd-Amerika, Australien, China und Europa gebracht worden ist; der Betrag dieses Goldes mag ohne Uebertreibung auf 12 Millionen Dollars geschätzt werden. Dazu kommt ferner die Goldmenge, welche seit Jahren über Panamá nach England ging und die Vereinigten Staaten gar nicht berührte. Aufserdem sind für Millionen Dollars in der Münzstätte zu San Francisco geprägt worden und die Landeseinwohner selbst haben für ihren Bedarf in Californien mindestens 6 Millionen zurückbehalten. Nehmen wir an, dafs nach England nur für etwa 10 Millionen Dollars Gold (von 1848 bis Mitte 1856) direct gegangen ist, dafs in San Francisco seit 1855 für 3 Millionen Dollars geprägt worden sind, und rechnen wir für 6 Millionen im Lande selbst umlaufender Goldmünzen, so erhalten wir für die letztverflossenen 90 Monate eine Goldproduction von mehr als 400,000,000 Dollars, oder im Durchschnitt für das Jahr 50 Millionen. Nichts würde die Annahme rechtfertigen, dass auf Jahre hinaus der Goldertrag minder ergiebig ausfallen werde, vielmehr deutet, wie schon bemerkt, Alles an, dafs er sich nach und nach um ein Beträchtliches steigern könne. In den ersten Jahren kannte man lediglich Raubbau und Alles war dem Zufalle anheimgegeben; seit längerer Zeit verfährt man jedoch in vielen Gegenden bergmännisch und arbeitet mit beträchtlichen Capitalien, und die Zahl der QuarzminenCompagnien wächst allmonatlich. Schon 1854 waren in den vier Counties Shasta, Nevada, El Dorado und Amador 14 Minen in Angriff genommen worden; sie hatten ein Anlagecapital von 793,000 Dollars; ausserdem waren zu Ende 1854 noch 31 andere Quarzminen in den oben genannten Counties, in Calaveras, Plumas, Sierra, Siskiyou und Klamath in Betrieb; alle lohnten reichlich und ergaben mindestens 50 Procent Bruttoeinnahme auf das Anlagecapital. Aufserdem waren in dem genannten Jahre weitere 15 Quarzminen in Angriff genommen worden, und im Ganzen zählte man in den sieben Counties Amador, Calaveras, El Dorado, Nevada, Placer, Sierra und Tuolumne nicht weniger als 109 Minencompagnien 2). Gegenwärtig beträgt im ganzen 1) New York Herald 23. Juli 1856.

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2) Hunt's Merchants Magazine and Commercial Review. Vol. XXXII, p. 347. (New-York 1855.)

Staate die Zahl derselben zwischen 300 und 400; man arbeitet vielfach mit guten Maschinen, und auch das Goldwaschen wird in manchen Gegenden von Gesellschaften betrieben, die Dämme bauen und rationell verfahren.

Die neuesten Nachrichten (vom 3. Juli 1856) heben ausdrücklich hervor, dafs die Aussichten auf gesteigerten Ertrag höchst günstig seien. So sagt der Shasta Courier: „Seit vier Jahren haben wir keine so günstigen und in so hohem Grade aufmunternden Berichte über den Minenertrag in allen Landestheilen gehabt, als gegenwärtig. Zu nicht. geringem Theil liegt der Grund darin, dafs unsere Arbeiter das Gold der Erde nun bergmännisch abgewinnen. Ueberall sehen wir Deiche und Dämme, wo man dergleichen noch vor zwei Jahren gar nicht hatte, und in manchen Placeres, wo man früher nicht eine einzige Unze Gold fand, gewinnt man dasselbe nun pfundweise. Wir sind übrigens der Ansicht, dafs trotz alledem auch jetzt noch die Gewinnung des Goldes in den Anfängen und in der Kindheit ist." Die Zeitungen melden allwöchentlich von neuen Fundstätten; bei Coon Hollow, unweit Placerville, gewannen im Juni 1856 vier Arbeiter binnen drei Tagen mit Hülfe eines hydraulischen Apparates für 976 Dollars Gold. In Sacramento-County sind acht „Tunnelcompagnien" in Thätigkeit, und das Gewinnen von Gold aus dem Quarz wird bald den Ertrag der Ausbeute aus den Placeres überflügelt haben 1).

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Die Besitztitel gaben anfangs zu allerlei Streitigkeiten Anlass, es hat sich aber allmählich eine Praxis ausgebildet, die man allgemein anerkennt, und welche auch durch einen Beschlufs der Gesetzgebung besondere Gültigkeit erhalten hat. Nur die Unions-Regierung kann unter Umständen Ansprüche gegen Inhaber oder Besitzer geltend machen, thut es aber nicht. Das Recht, irgendwo nach Gold zu graben (to dig), heifst ein Claim, Anspruch. Bei den „Miners" wird in Bezug darauf ein Herkommen beobachtet, demgemäfs ein Einzelner von einer „Quarzader nicht mehr als 100 Fufs in der Länge ,claimen" kann. Die Dinge regeln sich in folgender Weise. Ein Mann entdeckt eine Quarzader. Das wird ruchbar; sogleich erscheinen andere Miners, stecken sich jeder eine Front von 100 Fufs ab und gehen ohne Weiteres an die Arbeit. Nun wird dem ersten Entdecker eine Extrafront von weiteren 100 Fufs zugebilligt und diese bildet seine Belohnung. Nachdem sämmtliche Antheile abgemarkt worden sind, wählen Alle, welche bei der neuen Fundstätte arbeiten, einen Recorder, und dieser verfafst eine Urkunde, in welcher sämmtliche Claims verzeichnet sind; sie wird als Beweisdocument beim Countyschreiber niedergelegt. Dergleichen Ur

1) New York Herald, 29. Juli 1856, S. 234.

kunden haben, laut einem Beschlusse der Gesetzgebung, dieselbe Gültigkeit, wie alle Actenstücke, welche von öffentlichen Beamten aufgenommen werden. Der Inhaber eines Claims kann übrigens denselben verkaufen, und der Verkaufstitel ist nie anzufechten. Für manchen derartigen Anspruch" werden wohl Tausende von Dollars gezahlt, während andere keinen Thaler werth sind. Der Erfolg entscheidet 1).

Es ist in der neueren Zeit dargethan worden, dafs die mexicanische Regierung schon im vorigen Jahrhunderte vom Vorkommen des Goldes in Californien Kunde besafs; sie glaubte indessen den Bergbau in jenem fernen Lande nicht aufmuntern zu müssen. Der bekannte englische Seefahrer Capitain Shelvoke erhielt 1790 in einem californischen Hafen etwas Erde, die ihm Goldstaub zu enthalten schien. Proben californischen Goldes wurden vor nun etwa 10 Jahren, kurz vor dem Ausbruche des Krieges mit den Vereinigten Staaten, in der Stadt Mexico von den Behörden vorgezeigt, aber nur einzelnen Privatleuten. Ein Mitglied des Congresses erhielt den Auftrag, über das Vorkommen des Goldes in Californien einen Bericht zu erstatten; es verlautete damals, dafs in der Nähe von Los Angeles sehr ergiebige Placeres vorhanden seien. Man gab sich aber gleich nachher alle Mühe, die Sache in Vergessenheit zu bringen, um die Nordamerikaner nicht noch gieriger nach dem schönen Lande zu machen 2). Unser Landsmann Adolf Erman, der auf seiner Reise um die Erde auch Californien besuchte, schrieb am 8. December 1829 bei San Francisco folgende Stelle in sein Tagebuch: Die hier durch Verwitterung in eine gelbe erdige Masse übergehenden Talkgesteine und der hier so häufige Magnetsand erinnern an das Vorkommen des Goldes am Ural; und wenn man noch die durchsetzenden Quarzgänge und Stöcke hinzunimmt, so wird die Analogie der Verhältnisse noch bedeutender und verdiente wenigstens einen Waschversuch. Ich schlug dem Capitain Chramtschenko (einem Beamten der russisch-amerikanischen Handelscompagnie, der, die Corvette Helena führte) vor, einen solchen zu veranlassen; denn da man wohl sicher auf Uebereinstimmung der geognostischen Beschaffenheit zwischen San Francisco und dem benachbarten Fort Ross rechnen könne, so würde die Auffindung des Goldes für die russisch-amerikanische Compagnie von directestem Nutzen sein." Neunzehn Jahre später wurde bei Sutters Mühle Gold gefunden und der Scharfsinn des deutschen Gelehrten in glänzender Weise bestätigt 3).

') Gold Mining Operations, in Hunt's Merchants Magazine, October 1855,

S. 445 ff.

2)

Brantz Mayer, Mexico; Aztec, Spanish and Republican. Hartford 1854. Vol. II, p. 395.

3) Californiens Gegenwart und Zukunft von J. Hoppe. Nebst Beiträgen von

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Californien wäre jedenfalls auch ohne die Goldentdeckung aus seinem langen Schlafe erweckt worden, aber die Entwickelung hätte eine ungleich längere Zeit gebraucht und würde einen mehr normalen Verlauf genommen haben. Seitdem die Nordamerikaner einmal entschlossen waren, sich an der westlichen Küste zu behaupten und Oregon um jeden Preis in Besitz zu nehmen, konnte auch Californien den Einflüssen eines so unternehmenden Menschenschlages nicht lange mehr entzogen bleiben. Der Besitz des oregonischen Gestades war ohne Zweifel sehr werthvoll; die Mündung des Columbia liegt jenen der chinesischen Riesenströme gegenüber und zeigt nach Japan. Aber das Hinterland der Region am Pugetsunde, wie jenes am Columbia, hält keinen Vergleich aus mit dem südlicher gelegenen Californien, dessen Küsten leicht zugängig sind und das eine ungleich vortheilhaftere Weltlage hat. Das, goldene Thor“, welches den Eingang zur Bucht von San Francisco bildet, ist in der That eine Pforte, durch welche der Verkehr von und nach Asien eröffnet wird. Dieses Wasserbecken hat in keinem anderen Erdtheile ein Nebenstück, und steht in der That einzig da. Man werfe einen Blick auf die Karte. Die Chrysopylen", in welche der Schiffer zwischen der Punta Bonita und der Punta de los Lobos einfährt, eröffnen ihm den Zugang vermittelst eines Fahrwassers, das auch für die gröfsten Schiffe eine mehr als hinreichende Tiefe besitzt; sie ist nirgends geringer als 5 Faden, durchschnittlich beträgt sie aber mehr als 16 Faden. Die vorliegende Barre, welche sich allmählich in Form eines Bogens weiter hinaus in die See geschoben hat, legt den Fahrzeugen keine Schwierigkeiten in den Weg und bietet keine Gefahren; sie können unter Benützung der Strömungen an jedem Tage im Jahre mit gleicher Leichtigkeit ein- oder ausfahren. Die mittlere Einfahrt zur Bay liegt in 37° 48' N. Br., 122° 30' W. L. von Greenwich. Die Pforte" selbst ist etwa 5 Miles lang und durchschnittlich 1 Mile breit. Am östlichen Eingange dehnt sich von Norden nach Süden der herrliche Wasserspiegel aus, in einer Länge von reichlich 70, einer Breite von 10 bis 12 Miles. Man hat seine Configuration wohl mit unserer germanischen Ostsee verglichen, und allerdings erinnert sie, freilich in etwas entfernter Weise, an unser nordisches Binnenmeer. Die südliche Abtheilung umfafst etwa zwei Drittel der ganzen Länge und die überwiegende gröfsere Fläche dehnt sich nach Süden hin; sie bildet die Bucht von San Francisco im engeren Sinne. Nach Norden hin, jenseits der Spitzen San Pablo und San Pedro, liegt die von jener Bucht topographisch beinahe abgeschlossene

A. Erman über die Klimatologie von Californien und über die geographische Verbreitung des Goldes. Berlin 1849. S. 98.

San Pablo - Bay, welche nach Osten hin vermittelst der etwa eine Meile langen und bis zu 10 Faden tiefen Carquinez - Strafse und aus der Vallejobucht das Wasser der Suisunbay aufnimmt; diese ist die nordöstliche Abtheilung des grofsen Binnenspiegels und in sie fallen die beiden einander hier begegnenden Zwillingsströme, nachdem sie ein vielfach verschlungenes Delta, das Slough (Morastloch), gebildet. Diese Deltamündung des San Sacramento und San Joaquin liegt etwa unter der Breite von Lissabon. Die Entfernung vom Ocean bis zum nordöstlichen Winkel der Suisunbay beträgt, wenn man dem Fahrwasser folgt, etwa 60 Miles. Bis Benicia an der Nordseite der Carquinezstrasse können auch die gröfsten Seeschiffe fahren; dort hat die Unionsregierung Seearsenal und Schiffswerfte angelegt. Jenseits ist das Wasser theilweise nicht tief genug für grofse schwer beladene Fahrzeuge, und einzelne Deltamündungen des San Sacramento sind wegen der Verschlammungen und Sandbänke gar nicht oder nur schwer practicabel.

Das Land, welches im Norden die Pablo- und die Suisun-Bay umgiebt, ist wohl bewässert von vielen Flüssen und Bächen, z. B. vom Suisun, Napa, Sonoma und Petaluma. In die Thäler derselben hat sich nach und nach eine nicht unbeträchtliche Menge von Ansiedlern gezogen, welche ausschliesslich einen sehr lohnenden Ackerbau treiben. Diese Agriculturgegend liegt abseit von dem Zuge, welchen der grofse Verkehr nimmt. Die Hauptstrasse zum Innern bildet der San Sacramento; in ihn münden, als belebte Nebenstrafsen, der Puta, der Rio de los Americanos, der Federflufs, der Butte und viele andere; Hauptzuflüsse des San Joaquin sind der Mokelumne, Calaveras, Stanislas und Tuolumne. In diesen Flufsthälern wurden schon Hunderte von Ortschaften gegründet, die theilweise bereits zu bedeutenden Städten herangewachsen sind, wie San Sacramento, Marysville und Nevada nach Norden, Stockton und Sonora nach Süden hin.

Mittäglich von der Pablo- und der Suisun-Bay und im Osten der eigentlichen San Francisco - Bucht liegt der Bezirk Contra Costa, eine gebirgige Gegend, in welcher der Monte Diablo sich nach neueren Messungen bis zu 3960 Fuss (nach früheren 3770) erhebt. Berge und Hügel, meist bewaldet, wechseln mit niedrigerem wellenförmigen Gelände ab, und der Küste entlang zieht sich ein mehrere Miles breiter Marschboden, der sich bis hoch in das Thal von San José fortsetzt. Im Westen der Bay liegt die Halbinsel San Francisco, ein District von etwa 30 Miles Länge und 16 Miles Breite, dessen vom Ocean bespültes Ufer unfruchtbar und kalt ist, während die innere Seite ein mildes Klima hat und den Anbau reichlich lohnen würde; seither wird der Boden vorzugsweise für die Viehzucht benutzt. Das

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