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Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin

vom 8. November 1856.

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Die Gesellschaft beschäftigte sich zunächst mit der Abstimmung über die im Laufe des Semesters eingegangenen Vorschläge zur Aufnahme neuer Mitglieder. Während das Resultat der Abstimmung ermittelt wurde, übergab der Vorsitzende, Herr Prof. Dove, der Gesellschaft folgende Geschenke: 1) Annales de l'observatoire physique central de Russie publiées par A. T. Kupffer. Année 1853. St. Pétersbourg 1855. Nr. 1. Desgleichen Nr. 2: Correspondance météorologique pour l'année 1854. 2) Prof. Daniel Völter's Hand - Atlas der Erd-, Völker- und Staatenkunde in 38 Karten. Neueste Ausgabe von 1856. Efslingen. 3) Der nördliche Ural und das Küstengebirge Pai- Choi. Untersucht und beschrieben von einer in den Jahren 1847, 1848 und 1850 durch die kais. russ. geogr. Gesellschaft ausgerüsteten Expedition. Bd. II. Verfafst von Dr. Ernst Hoffmann. St. Petersburg 1856. 4) Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. Herausgegeben von Dr. Jos. G. Böhm und Franz Karlinsky. 15. Jahrg. 1854. Prag 1856. 5) Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie, von Dr. A. Petermann. Gotha 1856. VII und VIII (Doppelheft) und IX. 6) Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge. Bd. I, 3 und 4. Berlin 1856. 7) Grundlinien einer physikalischen Erdbeschreibung, von Dr. Moritz v. Kalkstein. 2. Aufl. Berlin 1856. 8) Proceedings of the Royal Geographical Society of London. May and June, 1856. London. 9) Address at the Anniversary Meeting of the Royal Geographical Society, 26th May 1856. By Rear-Admiral F. W. Beechey, President. London. 10) Geographische Tabellen. Für den wissenschaftlichen Unterricht zusammengestellt und bearbeitet von Dr. Carl Arendts. Berlin 1856. 11) Bulletin de la Société de Géographie, rédigé par M. Alfred Maury et M. V. A. Malte-Brun. VIme Série. T. XII. Juillet. Paris 1856. 12) Zur physischen Geographie der Bukowina. Mit 1 Karte. Von Franz Simiginowicz. Wien 1856. 13) On Periodical Laws discoverable in the Mean Effects of the Larger Magnetic Disturbances. Nr. III. By Colonel Edward Sabine. 1856. 14) Bentheographische Karte des Meeres zwischen Tenedos und dem Festlande, von Dr. P. W. Forchhammer. 1856. 15) Wand- Atlas von E. v. Sydow. Nord- und Süd-Amerika. Nach politischer Eintheilung colorirt. Zehn Sectionen nebst Begleitworten. Gotha 1856. 16) Ergänzungen zu Stieler's HandAtlas. Die europäisch-russischen Grenzländer in 10 color. Karten in Kupferstich. Erste Lieferung. Gotha 1856. 17) Ergänzungen zu Stieler's Hand-Atlas. Der preufsische Staat in 10 colorirten Karten in Kupferstich. Zweite Liefer. Gotha 1856. 18) Wand-Karte von E. v. Sydow. Australien. 6 Sectionen nebst Begleitworten. Gotha 1856. 19) Karte der Rheinprovinz vom k. preufs. Generalstabe. Section 58. Prüm. 20) Neuer Hand - Atlas über alle Theile der Erde, entworfen und bearbeitet von Dr. Heinrich Kiepert. III. Lieferung. Berlin 1856. 21) Topographische Karte des Gouvernements Twer, 12 Hefte (russisch). Der Vorsitzende ging auf den Inhalt mehrerer dieser Werke genauer ein, und machte dann Mittheilungen aus einer in dem letzten Jahrgange der Philosophical Transactions of the Royal Society of London publicirten Abhandlung Airy's über die

mittlere Dichtigkeit der Erde; nach Airy's aus der Veränderung der Schwere hergeleiteten Bestimmungen würde sich die Dichtigkeit der Erde, die bisher zu 5,67 angenommen wurde, auf mehr als 6 belaufen. Ferner machte der Vorsitzende, unter Hinweisung auf das so eben erschienene Werk Dr. Kane's, Mittheilungen über die in den arktischen Regionen beobachteten Temperatur-Verhältnisse. Wir sind so glücklich, eine besondere Abhandlung Dove's über diesen Gegenstand in dem vorliegenden Hefte veröffentlichen zu können.

Herr Prof. C. Ritter machte folgende Mittheilungen: 1) aus einem Schreiben des Dr. Kane an Herrn Alex. v. Humboldt über einen in Nord-Grönland entdeckten Gletscher, jetzt Humboldt-Gletscher genannt; 2) über die zur Herstellung einer submarinen Telegraphen - Verbindung zwischen St. Johns in NewFoundland und der Valentia - Bai in Irland ausgeführte Sondirung des atlantischen Oceans, die durch ein in authentischer Copie vorgelegtes Profil des Meeresbodens veranschaulicht wurde; 3) über die von Herrn Prof. Dr. Roth beabsichtigte wissenschaftliche Erforschungsreise nach den Ländern östlich vom todten Meere und dem Jordan; 4) über den neuesten Bericht Robert Schlagintweit's an Se. Maj. den König, d. d. Leh, 4. Juli; 5) über eine von Dr. Kohl im britischen Museum entdeckte alte Weltkarte mit der Jahreszahl 1489, welche der geehrte Reisende zugleich mit einer erläuternden Abhandlung der geographischen Gesellschaft eingesandt hat; 6) aus einem Briefe des jüngern Herrn v. Struve in St. Petersburg über wichtige, während der letzten Zeit in Rufsland ausgeführte geographische Unternehmungen. Die Mittheilungen ad 1-5 konnten wir in diesem Hefte ebenfalls vollständig publiciren, die ad 6 wird im nächsten veröffentlicht werden.

Im Anschlufs an die neuerdings eingetroffenen Nachrichten über A. Gregory's Expedition nach Nord-Australien hielt Herr Dr. Heising einen Vortrag über das Resultat derselben. Im September des vorigen Jahres verliefs die Expedition die Moreton - Bai, landete nach manchen Fährlichkeiten auf Point Pearce, drang auf dem Landwege zur Mündung des Victoria - Flusses vor, und unternahm von hier aus im Januar eine Erforschung des Innern, indem sie dem Laufe des Flusses aufwärts folgte. Es stellte sich dabei heraus, dafs die Bedeutung dieses Stromes für die Exploration von Inner - Australien überschätzt worden, da er schon 75 engl. Meilen von seiner Mündung kein Wasser besitzt. Die Expedition drang noch bis zu einem Salzsee vor und kehrte dann mit der Ueberzeugung zurück, dafs die Vorstellung, Nord-Australien sei von einem vegetationsreichen Küstenstrich umsäumt, aufgegeben werden müsse und dafs sich einer Erforschung des Continents von dieser Seite her unüberwindliche Hindernisse in den Weg stellten. Es bliebe demnach nur noch die schwache Hoffnung übrig, von Süden her in den südwestlichen Theil des australischen Continents vorzudringen.

XXI.

Ueber die veränderte Wasserhöhe an den

dänischen Küsten.

Von Etatsrath G. Forchhammer.

Aus dem Dänischen von Dr. H. Sebald ').

Als vor hundert Jahren der schwedische Physiker Celsius die Aufmerksamkeit auf die Verminderung des Wassers an den schwedischen Küsten lenkte, ahnte Niemand, welche Rolle dereinst diese Beobachtungen in unserer Betrachtung der Erde und ihrer Oberfläche spielen würden; und als man über diesen Gegenstand lebhaft zu streiten anfing, vermuthete vielleicht auch keine der streitenden Parteien, dafs Alle in gewisser Weise Recht hätten: dafs das Wasser an einer Stelle sich vermindere, an einer anderen unverändert bleibe und an einer dritten Stelle zunehme. Es erging Celsius gerade, wie ein jeder Naturforscher zu erwarten hat, dafs es ihm auch ergehen werde. Während man nämlich seine theoretischen Betrachtungen schon längst als unbrauchbar beseitigt hat, sind seine guten, sicheren und sorgfältigen Beobachtungen zu einer Grundlage geworden, worauf man einen grofsen theoretischen Bau aufgeführt hat, der jetzt für sicher und fest gilt, vielleicht aber mit der Zeit den Weg aller unserer Theorien gehen wird, indem er gröfseren und mehr umfassenden Anschauungen Platz macht. Was man damals für eine Verminderung der Wassermasse an den schwedischen Küsten und selbst über die ganze Erde hielt, wird jetzt von einem ganz anderen Standpunkte angesehen. Während man sich damals in Speculationen über die Folgen einer langsamen Austrocknung des Erdballs verlor, hat man sich jetzt davon überzeugt, dass die fliefsende Wassermasse auf der Erde im Ganzen genommen unverän

1) Obige Abhandlung befindet sich im ersten Hefte des zweiten Jahrgangs der Nordisk Universitets- Tidskrift. Kopenhagen 1856.

dert bleibt, und dafs der verschiedene Stand des Wassers an den Küsten von Schweden und anderen Ländern eine ganz andere Ursache hat. Die allgemeinen Untersuchungen über diesen Gegenstand sind zu gut bekannt, als dafs ich hier bei dem ausführlicheren Beweise des Satzes verweilen sollte, dafs es nicht das Wasser ist, dessen Menge sich verändert und dessen Oberfläche sinkt oder steigt, sondern dass die Erdrinde steigt oder sinkt. Nur daran will ich erinnern, dass, wie erst die Beobachtungen, welche Celsius an den schwedischen Küsten angestellt hatte, die Augen für jenes merkwürdige Phänomen wirklich öffneten, ebenso auch die Beobachtungen an jenen Küsten die eigentliche Grundlage bilden, worauf die neuere Ansicht von der inneren Natur dieser Veränderungen gebaut ist. Celsius war nämlich vermöge des Taktes, welcher den wahren Naturforscher charakterisirt, durch die Ergebnisse, welche er aus seinen eigenen Untersuchungen und den zufälligen Beobachtungen Anderer gezogen hatte, nicht befriedigt worden, sondern hatte veranlasst, dass in den Klippen an verschiedenen Stellen der östlichen Küsten Schwedens Marken eingehauen wurden, indem er überzeugt war, dafs eine spätere Zeit dadurch in den Stand gesetzt werden würde, das Wahre und Eigenthümliche in der Wasserverminderung der Ostsee herauszufinden. Celsius ist vor beinahe hundert Jahren gestorben, aber unzertrennlich knüpft sich an seinen Namen eines der gröfsesten und umfassendsten Phänomene, welches wir auf der Erdoberfläche beobachtet haben. Wiederholte Messungen jener Zeichen haben gezeigt, dafs der Wasserspiegel der Ostsee und des bothnischen Meerbusens jetzt niedriger steht, als zur Zeit, da die Marken eingehauen wurden, aber sie haben auch bewiesen, dafs der Abstand zwischen jenen Marken für den alten Wasserstand und dem jetzigen Wasserspiegel sehr verschieden ist, und im Durchschnitt am gröfsten im nördlichen Theile des bothnischen Meerbusens, und in demselben Verhältnifs kleiner, als man weiter nach Süden kommt. Leopold v. Buch hatte zuerst den Muth, es auszusprechen, dafs, wenn der Wasserspiegel, wie er jetzt ist, nicht parallel wäre dem Wasserspiegel, wie er durch die älteren Marken bekundet wird, die Veränderung des Wasserstandes nicht durch eine Verminderung oder Vermehrung des Wassers erklärt werden könnte, da es in der Natur desselben liege, sich an den verschiedenen Stellen, wo es sich frei bewegen könne, gleich hoch zu stellen. Zeigten sich die Verhältnisse anders, so sei es nicht das Wasser, welches abnehme oder zunehme, sondern die Erde sei es, welche gehoben oder gesenkt werde. Seitdem steht es fest, dafs die dauernden Veränderungen in dem Wasserstande an den Küsten der Länder von Bewegungen in der Erdrinde herrühren.

In einer langen Reihe von Jahren bin ich mit Untersuchungen

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ähnlicher Verhältnisse an unseren Küsten beschäftigt gewesen, und obschon wir nur an sehr wenigen Stellen Klippen haben, welche Beobachtungen wie die früher und noch jetzt in Schweden angestellten gestatten, und obschon ein grofser Theil unserer Küsten der wechselnden Höhe der Fluthwasser ausgesetzt ist, wodurch die Untersuchungen erschwert werden, so ist es mir doch gelungen, so viele Beobachtungen zu sammeln, dass das Verhältnifs selbst in seinen wesentlichen Zügen dargestellt werden kann. Nach einem mehrjährigen sorgfältigen Studium bot sich die merkwürdige Thatsache dar, dafs sich Zeichen sowohl von einer Hebung, als von einer Senkung des Landes zeigten, so dass die deutlichsten Hebungsphänomene in dem einen Theile und die deutlichsten Senkungsphänomene in dem andern vorkommen, dass sie aber dergestalt in einander übergreifen, dafs an nicht wenigen Stellen beide nachgewiesen werden können ein Umstand, welcher die Beobachtungen ungemein schwierig und verwickelt macht. Es zeigte sich ferner, dafs die Senkungsphänomene älter waren, als die Hebungsphänomene, wenigstens in dem einen Theile des Landes. Diese Veränderungen der Wasserhöhe an unseren Küsten haben nach dem, was wir darüber urtheilen können, keinen grofsen Unterschied in der loth rechten Höhe zur Folge gehabt, aber wegen der Beschaffenheit dieser Küsten ist ihr Einfluss auf die geographischen Umrisse des Landes aufserordentlich bedeutend gewesen. An einer Stelle finden wir Dünen mehrere Meilen von dem jetzigen Meere, und diese Dünen bezeichnen, wie weit sich das Meer nach einer Periode der Senkung und vor der Periode der Hebung zu der jetzigen Höhe erstreckte. An einer anderen Stelle finden wir einen Sund, der in einen SüsswasserSee nebst Werder verwandelt ist, wo man statt des Wassers nur fruchtbare, wohl angebaute Flächen erblickt, welche durch die fortdauernde Hebung über den Wasserspiegel emporgekommen sind. Es wird darum nothwendig sein, diese Schilderung in zwei Abschnitte zu theilen, von welchen der eine die (ältere) Senkung, der andere die (neuere) Hebung behandelt.

Die grofse Nordsee - Senkung.

Wenn man auf der Westküste des Herzogthums Schleswig den Grund desjenigen Meerestheiles untersucht, welcher zwischen den äusseren Inseln und dem Festlande liegt, so findet man an vielen Stellen, dafs er aus einer torfartigen Masse besteht. An anderen Stellen findet man Baumstümpfe mit ihren Wurzeln, welche noch jetzt in dem festen älteren Sandboden dergestalt verzweigt sind, dafs man nicht im Geringsten daran zweifeln kann, dafs die Bäume an den Stellen gewachsen sind, wo wir jetzt die Stümpfe finden. Bei einem kleinen Hallig

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