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Herr Wolfers gab Nachrichten über Ebbe und Fluth in Beziehung auf einige nahe liegende Orte, und besprach das Lehrbuch der Navigation und die nautisch-astronomischen Tafeln für die königl. preussische Navigationsschule.

Ueber die wechselnden Temperaturen des amerikanischen Golfstroms, über des Astronomen Maury Windrichtungen im Gebiete der indischen Monsune, über Fitzroy's Windverhältnisse des atlantischen Oceans, über die Temperaturverhältnisse der Quellen nach Hallmann und den Einfluss derselben auf den Pflanzenwuchs, wie über die feuerflüssigen Zustände der Erdrinde unter ihrer festen Oberfläche nach Airy, auch über die geringe Ablenkung des Bleiloths bei der indischen Gradmessung dicht an der Masse des Himalaya-Gebirges, theilte Herr Dove die Anzeigen und seine Bemerkungen mit. Von demselben wurde auf Temperaturverhältnisse durch Bewegung des Meeres an den Küsten von Irland und Dänemark, auf die Arbeiten französischer Physiker, die Temperaturverhältnisse Frankreichs und seiner Colonien betreffend, die besonders in Algerien und Guiana zu Stande kamen, aufmerksam gemacht, und die klimatischen Verhältnisse des preufsischen Staats in den Jahren 1854 und 1855 ausführlich dargelegt, sowie die von Middendorff, dem sibirischen Reisenden, in seinen Isopiptesen nachgewiesenen Thatsachen der Vögelwanderungen Rufslands, die sich nach magnetischen Zuglinien richten, besprochen.

Herr Schultz legte der Gesellschaft die von ihm herausgegebenen medicinisch-climatologischen Monatsberichte für Berlin (1846-1847) und seine Tabellen über den täglichen Gang meteorologischer Instrumente in Rom vor, und hielt einen darauf bezüglichen Vortrag über die Methode, die in Anwendung kommen müsse, um jene meteorologischen Verhältnisse für die Medicin brauchbar zu machen.

Herr Braun hielt zwei ausführliche Vorträge über die geographische Verbreitung der Gewächse, zumal nach Decandolle's Géographie botanique raisonnée, welche letzterer der Gesellschaft übersandt hatte.

Ueber die Nordpolarländer wurden die von Herrn Kiepert construirten und von Herrn Dove in Bezug auf Vertheilung der Temperatur bearbeiteten Karten vorgelegt und die Wechsel der jährlichen Umgestaltung ihrer Isothermen nachgewiesen, woraus sich ergab, dass die bisherige Annahme zweier Kältepole eine irrthümliche sei.

Gehen wir nun zu Demjenigen über, was für den Fortschritt der Erkenntniss einzelner Erdtheile beigetragen wurde, so nimmt, wie gewöhnlich, Afrika, als der unbekannteste, die erste Stelle ein.

Wir konnten am 15. October 1855 in unserer Abendsitzung den glücklich aus dem Sudan zurückgekehrten deutschen Reisenden Heinrich Barth freudig begrüfsen, als er, über dessen Schicksal die schlimm

sten Gerüchte vorausgegangen waren, gesund und wohlerhalten in unsere, ihm sehr befreundete und für seine vielen lehrreichen Mittheilungen dankbare Mitte trat. Wir vernahmen aus seinem kernhaften Vortrage kurz und bündig die Hauptresultate seiner grofsartig vollendeten Reiseunternehmung für Geo- und Ethnographie, und seinen Entschlufs, der Ausarbeitung seines Reiseberichts für die Wissenschaft zunächst seine ganze Kraft zu widmen.

Der Vorstand konnte von dem grofsen schiffbaren, von Herrn Barth entdeckten Benueflufs, der in Folge dieser Entdeckung das erste Dampfschiff glücklich in die Mitte des Sudan bis in die Nähe von Adamawa getragen, die Originalaufnahmen im grofsen Mafsstabe, von Herrn A. Petermann an Herrn Al. v. Humboldt eingesandt, der Gesellschaft übergeben.

An einem der folgenden Abende (7. März d. J.) wohnte die kühne und berühmte Weltreisende Frau Ida Pfeiffer der Sitzung der Gesellschaft bei und wurde von derselben, deren Vorträgen sie mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zuhörte, in Anerkennung der Wichtigkeit ihrer Bestrebungen, da sie selbst sich zu einer neuen Untersuchungsreise nach der Insel Madagascar vorbereitete, ehrenvoll bewillkommt.

Von dem preufsischen General-Consul in der iberischen Halbinsel, Herrn v. Minutoli, wurde nach Beendigung seiner Reise nach den canarischen Inseln ein meisterhaftes Relief der Insel und des erhabenen Piks von Teneriffa zur Betrachtung vorgelegt.

Herr Peters gab einen Auszug aus dem Berichte über die ReiseExpedition der portugiesischen Majore Monteiro und Gamitto (1831 und 1833) in das Innere des östlichen Süd-Afrika vom oberen Zambeze aus, welcher Bericht durch die Bemühung des portugiesischen Ministers Herrn Vicomte de Sá da Bandeira 1854 veröffentlicht und eingesandt worden war.

Herr Kiepert legte eine im grofsen Mafsstabe construirte hydroorographische Skizze der inneren Verhältnisse Süd-Afrika's vor und begleitete dieselbe mit kritischen Bemerkungen über die neue Angabe des grofsen Binnensee's in Central-Afrika und die neueren Expeditionen der Portugiesen nebst ausführlichen Mittheilungen über die Kartographie Süd-Afrika's in den letzten drei Jahrhunderten mit besonderer kritischer Berücksichtigung der Douville'schen Angaben.

Der Vorstand konnte aus einem Originalschreiben des Missionars Krapf nach seiner Rückkehr aus der Mombaza - Mission dessen Besuch in Aethiopien (1855), im Lager des dort siegreichen neuen Königs Theodoros mittheilen, wie über des letzteren Fortschritte in Gondar, über dessen Plan und Anordnungen zur Herstellung des alt-äthiopischen Reichs und der Selbstständigkeit der äthiopischen Kirche, ferner

über die Begünstigung, die derselbe der Abschaffung des Sclavenhandels, der Zulassung der evangelischen Missionarien und der Verdrängung der Polygamie zu Theil werden lässt.

Ueber die handschriftlich von Herrn Barth aus dem Sudan eingesandte, von einem Timbuctu-Gelehrten in arabischer Sprache abgefafste Geschichte Timbuctu's wurde Herrn Ralfs an den Vorstand eingesandte Abhandlung und Uebersetzung mitgetheilt, als das erste Specimen einer in Europa bekannt gewordenen einheimischen Sudan - Literatur. Von demselben wurde auch die ihm von dem Herrn Grafen v. Schlieffen aus Kordofan zugesandte Nachricht von zwei Pilgerreisenden und ihrer local verzeichneten Route vom Senegal bis Kordofan und Mecca mitgetheilt, welche dem europäischen Reisenden Barth auf ihrer Reise begegnet waren.

Ueber Algerien theilte Herr W. Rose seinen kurzen Durchflug im Jahre 1855 mit. Herr Lichtenstein gab eine Notiz über den daselbst reisenden Doctor Buvry und über eine literarische Erscheinung aus Bona. Herr Schröner zeigte Proben von Algeriens üppigen Getreidearten vor und gab Bemerkungen über ihr Vorkommen und ihre Ausstellung bei dem Pariser Industrie - Institute.

Ueber Australien wurden von Herrn Heising drei Vorträge gehalten, denen eine grofse Wandkarte des Erdtheils zur Erläuterung diente. Der Vortragende ging dabei in die Entdeckungsgeschichte der letzten Jahrzehnte ganz speciell ein, besonders auch die grofsen Verdienste des deutschen Reisenden Leichardt, sein Leben und seine Entdeckungen hervorhebend und nach vielen von dessen Familie und Zeitgenossen mitgetheilten ungedruckten Quellen in das gehörige Licht stellend, sowie der Redner auch die wahrscheinlichsten Vermuthungen über Leichardt's Untergang besprach.

Ueber Asien waren die gütigst mitgetheilten Originalbriefe des Herrn Prof. Petermann über seine orientalischen Reisen am Euphrat, nach Persepolis und bis in die seit Jahrhunderten fast unbekannt gebliebene antike Heimat des Feuercultus im centralen Persien, nach Jezd, die derselbe mit einem Parsen aus Bombay glücklich zurückzulegen im Stande war, von besonderem Interesse, worauf wir den Reisenden wieder hier in unserer Mitte begrüfsten.

Von der Himalaya - Expedition der drei Gebrüder Schlagintweit theilte der Vorstand nach Schreiben, an Herrn Alex. v. Humboldt die erste Nachricht ihrer glücklichen Ueberkunft nach Bombay, Herr Ehrenberg die Ankunft Hermann Schlagintweits im östlichen Himalaya nach Sikkim zu Dargiling mit. Später konnte der Vorstand die Berichte der beiden Brüder Adolph und Robert Schlagintweit, die an Se. Majestät den König gerichtet und von demselben allergnädigst über

sandt worden waren, vollständig zur Veröffentlichung bringen. Sie betreffen ihre glückliche Uebersteigung der westlichen Himalaya-Kette an den Quellen des Ganges und Satelesh, bis zur Betretung der tibetischen Grenze am oberen Indus bei Gartope in der Nähe der heiligen Seen. Sie hatten am Ibi Gamin die höchste Gebirgshöhe erstiegen, zu der sich je eine beobachtende Gebirgsexpedition erhoben hat, nämlich 20,886 Par. Fufs, höher, als Al. v. Humboldt und Boussingault am Chimborazo kamen, und, wie Herrn v. Humboldt über den erfreulichen Fortschritt schriftlich mittheilte, sogar noch 786 Par. Fuss höher, als der Gipfel des Chimborazo, der nur bis zu 20,100 Par. Fufs sich erhebt. Nur Gay Lussac war im Luftballon noch um 714 Fufs höher in die Atmosphäre emporgestiegen (bis 21,600 Par. Fuss).

Aus dem östlichsten oceanischen Asien waren über die Erdbeben auf der japanischen Inselgruppe Originalberichte von Osaka und Jeddo an Herrn Alex. v. Humboldt eingelaufen, welche der Vorstand durch dessen gütige Mittheilung dem Vereine vortragen konnte.

Aus dem Norden Amerika's theilte der Vorstand die an ihn gerichteten lehrreichen Briefe des Reisenden Herrn Kohl über die Vereinigten Staaten und Canada mit; von der sehr starken Zunahme der Bevölkerung Canada's in den Jahren 1849 und 1850 gab Herr Dove Bericht, sowie dafs nach einem Schreiben des Geognosten Desor das Rückschreiten der Wasserfälle des Niagara auf ein geringeres Mass, als gewöhnlich angegeben wird, zu reduciren sei. Herr v. Olfers legte Farbenskizzen des berühmten, ethnographisch so verdienten Malers Catlin über nordamerikanische Nomadenstämme, besonders die Mandans oder Fasanen - Indianer, vor, und begleitete sie mit seinen Erläuterungen. Herr Walter hielt einen Vortrag über Bastardverhältnisse der in Amerika lebenden Menschenracen.

Ueber Süd-Amerika schickte Herr de Angelis einige seiner Arbeiten ein, unter denen sich auch eine Lebensbeschreibung des Herrn Bonpland befindet. Herr Homeyer übergab einen Specialplan der deutschen Colonie Petropolis in der Nähe von Rio Janeiro. Herr von Martius, der berühmte Kenner der brasilischen Länder, übersandte der Gesellschaft als Geschenk seine kostbare, nur in wenigen Exemplaren existirende meisterhafte Darstellung der für die Vegetation Brasiliens charakteristischen Sammlung von Landschaften.

Central - Amerika widmete Herr Kiepert einen ausführlichen Vortrag in Beziehung auf alle Durchschnittsverhältnisse und mit kritischer Beurtheilung der verschiedenen Eisenbahn- und Canal-Projekte nach neuen Vorlagen, die in Folge der grofsartigen Original - Aufnahmen der Herren Squier, Codazzi und Kelley bei Herrn Al. v. Humboldt eingelaufen und zur Benutzung, wie zur Veröffentlichung übergeben waren.

Die Squier'sche Arbeit ist von dem Herrn Verfasser der Gesellschaft selbst eingeschickt worden, die handschriftlichen Aufnahmen von Cadazzi und Kelley's Originale sind ein Geschenk des Herrn v. Humboldt für die Kartensammlung des Vereins.

Wir haben zum Schlufs über unseren eigenen Erdtheil Europa Einiges zu berichten. Von Herrn v. Minutoli kamen uns einige schätzbare Karten und neuere Werke über Spanien und Portugal zu; Herr Walter theilte eine Karte der Telegraphenlinien Englands mit; Herr Caspary sprach über die seit Kurzem erst in Schottland und England erschienene, Alles überwuchernde Wasserpflanze, Anacharis Alsinastr. Bab., die man wegen der Verschlämmung und Verstopfung der Flüsse, Teiche und Canäle daselbst die Wasserpest" genannt hat, weil sie in ihrer grenzenlos schnell sich entwickelnden Vermehrungsfähigkeit kaum überwältigt werden konnte. Seine Bemerkungen begleitete er mit Vorzeigung des natürlichen Gewächses, das erst seit 1842 auf den britischen Inseln bekannt geworden und von dem Continente fern gehalten werden müsse. Herr W. Rose theilte eine Karte über sardinische Eisenbahnen, photographische Blätter von Schweizergebirgen und einige Notizen über die Waldenser, wie über das Erdbeben im Visperthale am Fulse des Monte Rosa mit, worüber auch Herr Nöggerath aus Bonn seine Beobachtungen der Gesellschaft gütigst einsandte. Herr Dove besprach des Herrn Plantamour Nivellement zwischen Genf und dem grofsen St. Bernhard. Herr Baeyer hielt einen Vortrag über das von ihm ausgeführte Nivellement des Harzgebirges und über die dabei in Bezug auf den Gang der Refractionen gemachten vielfachen Beobachtungen, aus deren Resultaten hervorging, dafs die La Place'sche Barometerformel berichtigt werden müsse.

Herr Dieterici theilte sein grofses, vom statistischen Bureau in 7 Foliobänden herausgegebenes Werk über die statistischen Verhältnisse des preussischen Staates mit und zeigte in einem ausführlichen Vortrage die Entstehung und den Zusammenhang der darin gemachten Mittheilungen, sowie derselbe auch die wichtigsten Resultate der Arbeit, so weit es die Zeit erlaubte, in der Kürze darlegte.

Herr v. Carnall hielt wiederholte Vorträge über den Bergbau und die Mineralproduction im preufsischen Staate seit 1820 bis 1854 und deren Fortschritte, besonders über die Steinkohlenlager, deren Bearbeitung und die dadurch angeregte und in Gang gesetzte Industrie. Derselbe legte dabei die Kartenaufnahmen der Steinkohlenreviere von Bochum und Essen in Westphalen, sowie von Saarbrück vor. In einem anderen Vortrage behandelte Herr v. Carnall den Braunkohlen-Bergbau und in einem dritten die Eisen-Industrie Preufsens und den Bau anderer Metalle.

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