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die

Y. verteidigt sein Verfahren: wenn Sache vor die Synode komme, werde er gewifs freigesprochen werden; zum Schlufs bietet er jenem nochmals das Weidenband an (391490).

R. macht gute Miene zum bösen Spiel 2; er füge sich darein, dass, was der Arme habe auch dem Reichen gehöre (491-514). Y. ist sehr erfreut und verspricht ihm Belohnung (515-20).

R. verbeifst seinen Zorn: seine Zeit wird schon kommen (521-28).

Folgt der Fischfang

auf dem Eis.

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4. Die Vergleichung zeigt, dafs die drei Versionen in den Hauptzügen übereinstimmen. Was der Rn. gegen den RF mehr bietet, steht mit Ausnahme einer Stelle (80 ff.) alles im Ysengr.: hierher gehört, aufser dem schon erwähnten Oheim- und Neffenverhältnis, namentlich die Einleitung, Rs. Teilungsvorschlag und der Scherz mit dem Weidenband, aufserdem verschiedene Einzelheiten. Und zwar stimmen diese Stücke auch formell so eng zum Ys., dafs die Entlehnung für sicher gelten muss. Will man nun annehmen, der Gl. habe seine Vorlage gekürzt, so müsste es doch ein wunderbarer Zufall sein, dafs er gerade alle diejenigen Stücke ausgemerzt hätte, die aus den Ys. stammen; vielmehr kann dies

1 Vgl. S. 168 Anm. 5.

Reinardus patruum si quicquam diceret ultra, Irasci metuens fraude benignus ait Renars ne volt bataille fere, Ancois li commance a retraire.

Zusammentreffen zweier unabhängiger Momente nur zu dem Schlusse führen, dass die Stücke nach Ys. spätere Zusätze sind, welche der Vorlage des Gl. fremd waren. Bestätigt wird dieser Schlufs dadurch, dafs die übrigen Teile der Renartbranche eine formelle Berührung mit dem Ys. nicht erkennen lassen; es ist also nicht zulässig, etwa die ganze franz. Branche in Pausch und Bogen für eine Nachbildung des Ys. zu erklären.

5. Wenn so die vorliegende Branche nicht die Vorlage für den deutschen Übersetzer gewesen sein kann, so stimmen doch auf der anderen Seite die nicht aus dem Ys. geschöpften Teile so genau zum RF, dafs eine nahe Beziehung unläugbar ist: die formellen Übereinstimmungen sind zahlreicher als in den bisher besprochenen Abenteuern, einigemal stimmen sogar mehrere Verse hintereinander in den beiden Versionen überein. Hieraus ergiebt sich die Thatsache, dafs ein altes Gedicht existierte, welches von Gl. übersetzt wurde und in der gegenwärtigen Branche in der Hauptsache erhalten ist. Eine direkte Beziehung dieses alten Gedichts zum Ys. wird durch nichts wahrscheinlich gemacht, vielmehr werden Ys. und Rn. unabhängig von einander aus gemeinsamer Quelle, vermutlich der mündlichen Ueberlieferung, geschöpft haben.

6. Die Einleitung des Rn. hat sich als späterer Zusatz erwiesen: fing nun das alte Gedicht mit dem jetzigen Vers 61 an oder hatte es eine andere Einleitung? Die Uebereinstimmung mit dem RF zeigt, dafs die Verse 61 ff. schon dem alten Gedicht angehörten'; aber sie setzen doch zuviel — mindestens Rs. und Is. Begegnung voraus, als dafs man sie wirklich für den ursprünglichen Anfang halten könnte. Im RF gehen die beiden Episoden von der Gesellenschaft der beiden Helden und von Rs. Liebeswerben voraus, die Verbindung ist hier glatt und zwanglos: während R. noch mit Hersent redet, kommt I. ohne Raub heim und klagt seine Not; R., glücklicher als er, sieht gute Beute in der Nähe und will als guter Geselle aller Not abhelfen. Und es scheint fast, als ob diese Verknüpfung keine blofse Erfindung des Gl. wäre. Es ist bemerkenswert, dass hierdurch unser Abenteuer mit der Gesellenschaftsepisode in Beziehung gesetzt wird: schon oben wurde darauf hingewiesen, dass das Bachenabenteuer vielmehr ein freundschaftliches als ein feindliches Verhältnis zwischen Fuchs und Wolf voraus

setzt. Ein Zeugnis für die Ursprünglichkeit dieses Zusammenhangs darf man wohl in Rein. 2093 ff. finden. Hier wird zuerst erzählt, wie Is. und R. sich begegnen und sich Gesellenschaft geloben (s. o. No. VI); darauf ein Bericht, der offenbar nichts anderes ist als eine freie Bearbeitung des Bachenabenteuers. Anstatt nämlich gleichmässig zu teilen, frifst I. alles allein. So geht's mit einem Kalb und zwei Widdern, so gehts auch mit einem Ochsen und

1 Renars regarde par un plain: Delez le bois vit un vilain Reinhart einen gebûr ersach.

einem Bachen. Hier sind auch (wie im RF) Haersent und ihre Kinder dabei; für den Fuchs bleiben nur die schon benagten Rippen (wie Rein. 217 ff. das Weidenband) übrig.

Die Ueberarbeitung nach dem Ys. erklärt es, dafs die Episoden VI. und VII. des RF geschwunden; die veränderte Situation erklärt es auch, dafs Hersent und ihre Kinder im Rn. keinen Platz mehr fanden.

7. Resultat: Die Vorlage des Gl. findet sich der Hauptsache nach in der V. Branche des Rn. wieder, ist aber hier nach der entsprechenden Erzählung des Ys. umgearbeitet; die Verbindung mit der Gesellenschaftsfabel kommt wahrscheinlich schon der Vorlage zu.

8. Bemerkungen: Der Umfang des alten Gedichts scheint nicht erheblich grösser gewesen zu sein, als der der Reinhartfabel. Allein durch Abzug der Einleitung reduziert sich die Verszahl auf 83 gegenüber den 50 Versen des RF. Zieht man nun noch ab, was aus dem Ys. entlehnt oder vermutlich sonstiger Zusatz ist 2, so bleibt eine gröfsere Differenz kaum mehr übrig. Darnach erklärt sich die Kürze und Einfachheit des RF nicht aus willkürlicher Kürzung des Uebersetzers, sondern aus dem Charakter der Vorlage; und auf das Allgemeine dürfen wir den Schluss machen, dass die franz. und deutsche Version sich jeweils um so näher stehen, je geringer die Differenz zwischen der beiderseitigen Verszahl ist. Im einzelnen scheint der Gl. ziemlich getreu übersetzt zu haben: V. 449-53 finden sich, mit Ausnahme des sachlich abweichenden zweiten, ziemlich wörtlich im Rn. wieder, ähnlich 475 ff. und zahlreiche einzelne Verse. Das giebt uns einen Massstab an die Hand zur Beurteilung jener Abenteuer, welche nur geringe formelle Uebereinstimmung zeigen: da ist eine Ueberarbeitung von vornherein wahrscheinlich, die den alten Text erheblich verändert haben mufs. Unser Abenteuer erweist uns die Richtigkeit dessen, was oben über den Wert der wörtlichen Uebereinstimmungen gesagt worden ist (S. 131 f.): gerade bei dieser Erzählung, welche so zahlreiche formelle Uebereinstimmungen bietet, ist die Annahme einer älteren Vorlage unabweislich. Schliesslich gestattet uns das Abenteuer auch einen Blick auf das Verhältnis des RF zu den Hss. des gegenwärtigen Rn.: wenn auch der RF im Allgemeinen dem (kürzeren) Texte von A näher steht, so zeigen doch die Uebereinstimmungen zu V. 256 und V. 475 des RF (s. die Noten), dass auch die Hss. B und C altes bewahrt haben, was

Auf die Siebenzahl der Kinder gegenüber den zwei Wölfen im RF ist wohl kein Gewicht zu legen. Vgl. über die Siebenzahl im Rein. Martins Anmerkg. zu V. 240.

2Z. B. auch den abweichenden Abschlufs V. 137 ff., der nicht mehr zur eigentlichen Fabel gehört, sondern bereits den Übergang zum folgenden bildet und somit den Versen 499-506 des RF entspricht.

in A weniger genau entspricht oder fehlt. Eine Beziehung des

RF zu einer bestimmten Hs. oder Hss.-Klasse des Rn. lässt sich somit nicht nachweisen.

IX. Der singende Wolf im Klosterkeller.

1. Nachweise.

93. Voigt LXXXII. berger S. 22 A. 3.

*Benfey, Pantsch. 1,494. Kurz zu Waldis III *Haltrich-Wolff zu No. 10 (S. 500 ff.).— Reifsen

Das Charakteristische unseres Abenteuers ist, dafs der Wolf vom Fuchs sich verleiten läfst, sich in Klosterwein zu betrinken und dann, trunken, durch sein Geschrei die Bedränger selbst herbeiruft. Dieser letztere Zug, dass ein Tier durch unzeitiges Schreien sich selbst ins Verderben bringt, findet sich in der Erzählung des Pantschantra 2,339 und anderen von Benfey angezogenen orientalischen Parallelen wieder. Hier aber spielt meist der Esel die Rolle des Wolfes ; dafs er sich vorher betrinkt, fehlt hier', er brüllt, nachdem er sich sattgefressen, aus blofsem Uebermut; auch wird er nicht von einem anderen Tiere verführt, vielmehr gewarnt. Näher als unsere Erzählung steht diesen Berichten inhaltlich die Fabel des Marners 'Ein esel gap für eigen sich Dem fuchse: daz waz guot'? in ihrem ersten Teil, wo der Esel vom Fuchs gewarnt wird, durch sein Schreien den Wolf herbeizurufen, dann aber doch sein ‘hügeliet' nicht lassen kann und so durch den herzukommenden Wolf in Gefahrt gerät. Der Zusammenhang unseres Abenteuers mit den orientalischen Parallelen scheint mir jedoch nicht sicher: die Uebereinstimmung könnte sich schliefslich auch durch Allgemeinheit der Grundidee erklären. Jedenfalls finden wir in den abendländischen Versionen nur den Wolf als Helden, und zwar zuerst in jener Anekdote Guiberts von Nogent, die uns zugleich den ältesten Beleg für den Wolfsnamen Isengrimus und somit für die eigentliche Tiersage bietet3; denn Guiberts Bericht ,,setzt den Schwank vom Wolf im Weinkeller des Klosters voraus" (Voigt). Dieses Zeugnis beweist zugleich für die Volkstümlichkeit des Stoffes und läfst vermuten, dafs die mündliche Ueberlieferung die Quelle für die älteste Bearbeitung war. Hierfür sprechen auch die heutzutage in Sieben

1 Nur in einer Variante wird wirklich ein Weinkeller erbrochen und der unzeitige Lärm thatsächlich durch Trunkenheit der Sänger hervorgerufen. Merkwürdiger Weise wird aber gerade diese Form nicht von Tieren, sondern von Menschen erzählt.

2 Marner, herausgegeben von Strauch. QF 14, 118. Vgl. u. No. X. 3 Guibert v. Nogent, De vita sua III 8. Abgedruckt bei Grimm CXCVI, dazu Voigt LXXXII Anm. Im Jahre 1112 wird Waldricus, Bischof von Laon ermordet. Seine Verfolger suchen ihn überall und finden ihn schliefslich im Keller in einem Fafs versteckt. Da sagt der Anführer der Mörder, der schon früher dem Bischof den Spottnamen Isengrinus propter lupinam speciem' gegeben, zum Bischof: 'hiccine est dominus Isengrimus repositus?'.

bürgen, Esthland, und Finnland verbreiteten mündlichen Varianten: sie lassen sich schwerlich aus den Tierepen herleiten.

Voigt (S. XC) rechnet unser Stück zu jenen, welche ihre Wurzel in der aus Evangelium Matth. VII 15 von der christlichen Symbolik entwickelten Idee des Wolfmönchs" haben. Aber die Wolfmönchidee, wo sie in Bearbeitungen unseres Schwankes hervortritt, erscheint mehr als äufsere Zuthat denn als Wurzel, wie die Vergleichung nachher zeigen wird. Dafs die Scene gerade im Klosterkeller spielt, darf wohl nicht zu stark betont werden: das mag seine Ursache weniger in der Idee des Wolfmönchs als in dem natürlichen Umstande haben, dafs in einem Kloster eher ein guter Wein zu finden war als bei einem Bauern.

Eine ausgeführte Erzählung des Schwankes finden wir Rn. XIV 202-538 (9, 2995-3538), eine längere Anspielung VI 70430 (24,14414-42). Martin verweist zum RF (499-560) auf Br. XIV, welche zwar jüngeren Datums ist (sie gehört nicht zur alten Sammlung), aber Stücke der alten Tradition behandelt 2; Jonckbloet zieht in erster Linie Br. 24 (VI), heran. Eine genaue Vergleichung mufs zeigen, welcher von beiden Fassungen der RF näher steht.

2. Inhaltsübersicht.

Rn. XIV (9).

R. findet eine mit

Oblaten gefüllte Büchse, die ein Priester verloren ; er verzehrt den Inhalt bis auf zwei Stück (202 -20).

Er trifft Primaut, Bruder Ys. und schenkt ihm die zwei letzten Oblaten. Primaut bekommt Appetit nach mehr, er hat den ganzen Tag noch nichts gegessen und daher grofsen Hunger. In dem Kloster, aus dem er die Oblaten geholt, gebe es noch mehr, erwidert R. (221

-52).

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1 Die Erzählung Ys. V 903 ff., wo der Wolfsmönch zur Strafe in den Keller gesperrt wird und den Wein auslaufen läfst, klingt nur entfernt an und hat entweder mit unserer Fabel von Haus aus nichts zu thun oder ist eine sehr freie Bearbeitung derselben.

2 Martin, Obs. S. 105. 79. Böhmers Romische Studien I 433.

3 Grant talant avoie de boivre

'Mich dürstet sêre' sprach Îsengrîn.

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