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Rn. XIV (6).

Sie gehen nach dem Kloster. Unter der Schwelle graben sie,,mit Händen und Fülsen" einen Eingang und gelangen hinter den Altar (253-61).

In einen Schrank finden sie Oblaten. Aber Primauts Hunger wird immer gröfser. Schliefslich finden sie auch noch Brot, Fleisch und Wein: nun tafeln sie, als ob sie zu Hause wären (262-301).

Auf Rs. Aufforderung spricht Primaut dem Wein tüchtig zu, was seine Wirkung auf seinen Kopf nicht verfehlt. R. selbst trinkt wenig; Pr. merkt das

zwar,

zecht aber unbekümmert

weiter (302-37).

Der Wein steigt ihm in den Kopf (338 f.).1

Er will hin an den Altar und Messe singen (340-50).

Dazu jedoch bedarf es zuerst der Tonsur, sagt R. Das hierzu nötige Handwerkszeug finden sie in einem Schrank; das nötige warme Wasser beschafft R. selbst.2 Er macht nun dem Pr. den Kopf ganz kahl (351-99).

Pr. ist darüber aufser

ordentlich erfreut nun

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1 Vgl. XIV Li vins li monta en la teste, A Primaut, tant en a boй XI Que tant boüs que toz fus ivres RF Îsengrîn dâ trunken wart. 2 Deden le bacin a pisi Si c'onques Primaut ne le sot.

Rn. XIV (6).

will er schleunigst singen. Aber erst mufs er noch die Glocken läuten. Dann hilft ihm R. die Priesterkleider anlegen: die Messe beginnt. R. macht sich aus dem Staube und verstopft hinter sich den Eingang (400—465).

Von Glockenschall u. Wolfsgesang ist der Kaplan wach geworden, sieht in der Kirche den Wolf und alarmiert die Bauern (466—91). (vgl. 458 ff.).

entfliehen,

Pr. will findet aber den Ausgang verstopft. Er entledigt sich der Kleider.1 Er bekommt noch viele Prügel, bevor er durch ein hohes Fenster entspringt und sich beinahe den Hals bricht (492-520).

Im Wald trifft er den Fuchs; dieser begegnet Primauts Vorwürfen: der Priester habe den Ausgang verstopft. Pr. glaubt es ihm, weil er ihm wieder Hunger hat und von R. etwas bekommen

zu

(521 ff.).

hofft

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3. Aus der Uebersicht geht hervor, dafs in allen wesentlichen Punkten Br. VI mit dem RF gegen Br. XIV stimmt: Dort ist Isengrin der Held, oder vielmehr der Angeführte

hier

1 So in der Hss.-Klasse a; in den Hss. der Klasse y behält er sie, woran sich dann die Erzählung 'Si comme Renart et Primant vendirent les vestemens au prestre por un oison' Méon Br. 10, Martin XIV 537 Var.) schliefst.

Primaut; dort geht das Schinkenessen voraus hier der Oblatenfund; dort ist von Anfang an der Durst die treibende Kraft

hier der Hunger, und nur zufällig findet sich der Wein, welcher die Trunkenheit verursacht; dort ist der Schauplatz für das Trinkgelage naturgemäss der Keller 1 hier die Kirche; dort ist die Erzählung einheitlich und in sich geschlossen hier ist die Wolfstonsur und des Wolfsglockenläuten eingeflickt. Wenn durch nichts. anderes, so würde durch diese Abweichungen sich die XIV. Branche als jünger dokumentieren. Die Art, wie die verschiedenen Erzählungen untereinander verbunden werden, ist zwar sehr geschickt, aber völlig willkürlich; die Wolfstonsur wird sonst wie im Br. III und im RF in Verbindung mit des Wolfs Fischfang erzählt. Die Episode scheint hier hauptsächlich eingeführt, um die Idee des Wolfsmönchs verkörpern zu helfen, die sehr ausgeprägt hervortritt: der Wolf spricht von der Fügung Gottes, die ihm hergeführt, er will Messe singen, er zieht Priesterkleider an u. drgl. mehr; offenbar dieser Idee zu Liebe ist der Schauplatz in die Kirche verlegt. Kurz, die ganze Branche ist von der Idee des Wolfsmönchs und von der Satire auf das Mönchstum durchdrungen.2 Die Uebereinstimmung zwischen Br. VI und RF aber zeigt, dass alles das nichts als spätere Zuthat ist.

Natürlich kann die Anspielung in Br. VI ebensowenig Quelle sein als Br. XIV. Es muss eine ältere Vorlage angenommen worden.

Die wenigen formellen Uebereinstimmung weisen darauf, dass dies die gemeinsame Vorlage für Br. VI und für RF war. Die geringen Abweichungen kommen dabei nicht in Betracht: im RF kommen auf des Wolfs Gesang 'Die den wîn solden bewarn', in Br. VI 'tuit cil de la vile'; im RF sind auch Hersent und die jungen Wölfe dabei, diese machen am Schlufs ihrem Vater Vorwürfe bei der Kürze des Berichts in Br. VI und in Rücksicht darauf, dafs Wolf und Fuchs doch nur das vorbringen, was für Klage und Gegenklage von Wichtigkeit ist, kann man nicht entscheiden, was auf Rechnung der Vorlage, was auf solche des Uebersetzers zu setzen ist.

Der Verfasser der XIV. Branche kann, wenn nicht die mündliche Ueberlieferung, dieselbe ältere Vorlage benutzt haben; dass sich zwischen dieser und den beiden anderen Versionen keine näheren Beziehungen, besonders formeller Natur, zeigen, erklärt sich durch die grofse Freiheit mit der er seinen Stoff behandelt.

1 R. führt sich Br. VI 707 ff. als Kellermeister ein: Tu me deïs que d'un celer T'en avoit on fet celerer; im RF führt er die Wölfe ze der kuofen.

2 Vielleicht unter direktem Einfluss des Ysengr. Die Einleitung scheint dem Ys. nachgebildet (V 317 ff.): die oulees' sind wohl nichts anderes als die pingues artocreae (zur Bedeutung Voigt S. 416) des Ys.

5. Im RF ist der Uebergang vom Bachenabenteuer zu dem unseren so ungezwungen und unmerklich, dafs man schon dadurch darauf hingewiesen wird, das Vorbild dazu in der Vorlage zu suchen. Es ist bereits bemerkt worden1, dass auch Br. VI diese Verbindung zeigt: Un jor que mangai d'un bacon, Grant talant avoie de boivre. Auf das gleiche deutet wohl auch die Extravagantenfabel De lupo pedente 2 hin: Et progrediens invenit corpus sus salitum ac siccum, Avertens illud dixit non comedam ex te, quia sitim ingerebas mihi: et quare comederem, cum sciam me hodie de dignitatibus satiari? ut meus mihi nuntiavit anuus.' Wir haben somit allen Grund, die Verknüpfung der beiden Abenteuer bereits für die Vorlage anzunehmen, sodass hiernach das VI.-IX. Stück des RF eine Branche gebildet haben wird.3

6. Resultat: Die Vorlage des Gl. ist verloren, erscheint aber in Br. VI 704 ff. im wesentlichen getreu reproduciert. Das Abenteuer bildete schon in der Vorlage mit dem Bachenabenteuer sicher, mit den Episoden von Gesellenschaft und Reinharts Liebes werben wahrscheinlich, eine Branche.

X. Bruchstück.

1. RF 551-62: Nachdem R. von I. geschieden, begegnet er Baldewin, dem schwerbeladenen Esel. Sein Herr treibt ihn vorwärts; R. aber fordert ihn auf, mit ihm zu gehen, dann solle er genug zu essen haben ...

Der unvermittelte Uebergang zeigt deutlich, dafs hier auch in der Vorlage eine neue Branche begann. Was aber folgte diesem Eingang? Grimm hat vermutet, und es ist seitdem allgemein angenommen, dafs in der Lücke die Wallfahrtsfabel gestanden, die Rn. VIII (23) und Ys. IV 1—810 erzählt wird. In der That muss, wenn man das Original im gegenwärtigen Rn. sucht, dieses Abenteuer zunächst in Betracht kommen: hier allein findet sich eine ähnliche Situation zwischen Fuchs und Esel. Weniger Gewicht dürfte man auf die formellen Beziehungen legen: RF 560 ff. woldestu mit mir wesen, Ich erlieze dich dirre nôt Und gæbe dir genước bột Rn. VIII 263 ff. Fe le bien si vien avec nos Tu ne seras ja sofretos De rien, dont te puissons aidier. Tu auras ases a mangier. Denn diese Wendungen sind zu allgemein und finden sich, ganz abgesehen von einzelnen Versen (z. B. RF 504, Rn. I 810, XI 1016), in ähnlichen Situationen auch anderwärts, so RF 1681 f. Woldestu

1 Vgl. darüber auch Lange, Progr. 1887.

Steinhöwels Äsop (Oesterley) S. 124, auch Grimm S. 429.

Dafs uns die Erzählung vom Wolf im Klosterkeller nicht in Verbindung mit dem Bachenabenteuer erhalten ist, erklärt sich daraus, dafs der Überarbeiter des letzteren eine neue Fortsetzung durch Einführung des Grillenabenteuers brachte.

Nachweise: Grimm KHM III 47. Voigt S. LXXX. berger S. 13 Anm. I.

Zeitschr. f. rom. Phil. XV.

12

Reifsen

mit mir gân, Ich gæbe dir gerne, des ich hân oder Rn. XIX 29 ff. Se volez estre en ma compaigne, Nos ferions moult grant gahaigne. Assez vos donroie a mangier De quel que auriez plus chier. So lange nicht andere Kriterien für die Identität von RF 551 ff. und Rn. VIII sprechen, kann man diese Uebereinstimmungen als Beweismittel nicht verwenden.

2. Soviel lässt die Einleitung erkennen, dass, wenn wirklich die Wallfahrtsfabel die Vorlage des verlorenen Stückes gewesen, sie es jedenfalls nicht in der uns überlieferten Form war. Darauf weist, abgesehen von inhaltlichen Verschiedenheiten (s. u.), schon das französische Bernart l'archeprestre gegenüber dem deutschen Baldewîn der esel. Wir haben hier einer jener Fälle, wo ein Tiername des RF nicht zum Rn. stimmt; aber es zeigt sich sogleich, dafs der Gl. diesen nicht erfunden: der Name Baldewin ist weiter verbreitet als Bernart. Während wir diesen letzteren nur in französischen Quellen finden, erscheint Baldewin in der Form Boudewîn in Reinaerts Historie und darnach als Boldewyne im Rke, bei Thomasin von Zirclaria als Baldewîn; im Ys. trägt der Esel zwar den offenbar vom Dichter erfundenen Namen Carcophas, aber des Esels Vater heifst Balduinus. Es kann kein Zweifel sein, dass Baldewin der alte, volkstümliche Name des Esels ist, wie Reinhart und Isengrin für Fuchs und Wolf. Und es läfst sich sogar zeigen, dafs dieser Name auch in Frankreich nicht weniger bekannt war: Derselbe Rutebeuf, der in seinem in das Gebiet des Tierepos fallenden 'Renart le bestorné' den Esel Bernart nennt, gebraucht dafür in seinem Schwank 'Le testament de l'asne'2 den Namen Baudouin; der Renart le nouvel nennt den jungen Esel Baudouin (der alte heifst Timer, wie in Br. IX und XI). Das sind beides spätere Zeugnisse, welche beweisen, dafs entweder damals noch alte Gedichte mit dem Namen Balduin existierten oder dafs dies der in der mündlichen Ueberlieferung gebräuchliche Name war. Auf letzteres weist auch das Vorkommen des Namens im Volkslied 3 und schliesslich das neufranz. baudet 4, das eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat wie der Name des Haupthelden Renart selbst und somit eine ähnliche Volkstümlichkeit voraussetzt.5 Wir haben sonach nicht den mindesten Grund, die Ursprünglichkeit des Namens Baldewîn für des Gls. Vorlage anzuzweifeln; vielmehr bietet der Umstand, dass ein anscheinend der Vorlage fremder Name sich als ursprünglich ausweist, eine weitere Stütze für die

1 Rn. I, VIII, XI, XIII, XVII; Rutebuef R. le bestorné; Yzopet I (Robert I 225).

2 Barbazan Méon III 72.

3 Französische Volkslieder, aus Moriz Haupts Nachlafs von Tobler, S. 76: La belle s'en va au moulin Avec son asne Baudouin.

4 DEW2 II 217.

Hin

5 Auch Jonckbloet (S. 39 f.) hält Baldewîn für den alten Namen. gegen kann ich seiner Ansicht, man habe später andere Namen gewählt, weil man die ursprünglich satirische Anspielung in Baldewîn nicht mehr verstand, nicht beipflichten.

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