Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Notizen zur Geschichte und Bibliographie

des spanischen Dramas.

Die Spanier haben für die Biographie und Bibliographie ihres älteren Dramas in dem Catálogo bibliogr. y biogr. del Teatro antiguo des Don C. A. de la Barrera y Leirado ein monumentales Werk, um welches sie andere Nationen wohl beneiden dürften. Aber trotz der erstaunlichen Gründlichkeit des Compendiums, die um so mehr Bewunderung erregen mufs, als es die Arbeit eines Kopfes ist, konnte es, bei dem ungeheuren Material, nicht fehlen, dafs sich Lücken und Irrtümer einschlichen, die allerdings hauptsächlich daher rührten, dass viele äusserst seltene Bücher dem unermüdlichen Forscher unbekannt oder unzugänglich blieben. Zwar schrieb Barrara selbst umfangreiche Nachträge zu seinem Buche, dieselben sind aber wohl in Folge seines Todes nicht veröffentlicht worden. Im Nachstehenden habe ich es versucht, einige Ergänzungen und Berichtigungen zu liefern. Möchten sich Andere, die über mehr Zeit und Gelegenheit, als ich, verfügen, dadurch veranlafst sehen, auch ihrerseits zur Vervollständigung des ausgezeichneten Buches beizutragen.

Calderon de la Barca. Die umfangfreichen bibliographischen Notizen über diesen Dichter sollen als besondere Abhandlung erscheinen.

Castro (Guillem de). Ticknor nennt von ihm eine primera parte seiner Komödien von 1614, die sonst unbekannt ist. Er beschreibt sie nicht, erwähnt auch nicht, ob er sie selbst gesehen, oder nur von ihr gehört, bzw. gelesen habe. Seine Angabe schwebt also in der Luft. Und doch sollte man nach der 1613 geschriebenen Komödie Lope de Vega's,,la Dama boba" meinen, dafs schon damals ein Band Komödien von Castro gedruckt war. Lope schildert im III. Akte dieses Stückes eine kleine Damenbibliothek, in welcher sich u. a. „Rimas de Lope de Vega, la Galatea

1 Ticknor, History of Span. Literat. (1. edit. II p. 284 und 285 A 11). Leider besitze ich weder die jüngste Ausgabe, noch die mit Zusätzen bereicherten deutschen und spanische Übersetzungen. E. Baret, der auch die Ausgabe von 1614 erwähnt (Hist. de la litt, esp. p. 239), folgt hierin blind seinem Führer Ticknor.

[ocr errors]

de Cervantes Comedias de D. Guillen de Castro etc." befanden. Es hat wenig Wahrscheinlichkeit, dass unter diesen Comedias etwa ,,Sueltas“ zu verstehen seien, man wird sie vielmehr, analog den anderen dort aufgezählten Dichtungen, als ein abgeschlossenes Buch, als eine primera parte betrachten dürfen. Giebt es also gar eine I parte von 1612/13? Oder findet sich die obige Stelle, die uns diesen Gedanken nahe legt, erst in der 1617 (zum ersten Male) gedruckten Dama boba und nicht im Manuskript?

Barrera (p. 82) stellt auch die Existenz einer Ausgabe von 1618 in Frage und ihm scheinen sich viele Kenner der spanischen Litteratur anzuschliessen. Wendelin Foerster gab 1878 las Mocedades del Cid nach der edit. von 1621 heraus und ebenso neuerdings E. Mérinée. Mir ist das Buch des Letzteren noch nicht zu Gesicht gekommen und ich weifs daher nicht, ob er bestreitet, dass es je eine frühere Ausgabe gab oder nur, dass es eine noch giebt: Alle Zweifel erreichen ihr Ende, wenn ich mitteile, dass ich die Ausgabe von 1618 in einer grösseren leicht erreichbaren Bibliothek schon vor 6 Jahren selbst in Händen gehabt habe. Leider sind meine darüber gemachten Aufzeichnungen verloren gegangen und ich kann mich nur noch entsinnen, dass der Band zu Valencia bei Felipe Mey erschien. Ich hoffe später darauf zurückzukommen.

Mira de Amescua. Die k. b. Hof- und Staatsbibliothek zu München besitzt von ihm eine zu einem Bande vereinigte Sammlung von 12 Stücken (P. O. hisp. 4o. 52), die ich hier anführe:

[blocks in formation]

Bis auf No. 9 sind die Stücke teils foliierte, teils nicht foliierte Sueltas aus dem 17. Jahrh., die willkürlich zusammengestellt sind. No. 9 ist von 211-230 foliiert; am Schlufs steht,,Fin“, dann folgt eine Schlussfigur mit der Inschrift: „Vominis tui laboramus sub timore sanctissimi“. Wir haben es hier offenbar mit einem Bruchstück irgend einer Sammlung zu thun. Ist es ein Teil des 4. Bandes der,,Comed. nuevas escogidas“, worin gerade dieses Stück als das vorletzte steht? Ist es ein Teil der primera parte der Lustspiele Amescua's, von der Mesonero Romanos (vgl. Barrera p. 259) Kenntnis haben will? Oder ist es ein Bruchstück irgend eines verlorenen Bandes?

Von dem 7. Stücke „la Adultera virtuosa" behauptet Barrera (p. 260 und im Indice p. 524) dafs es noch den zweiten Titel „Santa Maria Egipciaca“ führe. Das ist ganz unmöglich, denn der Inhalt der Comedia eine fälschlich des Ehebruchs beschuldigte und durch Zweikampf als unschuldig erkannte Königin von Neapel hat mit jener Legende absolut nichts zu thun.

No. 10 ist in der 28. parte der „Comedias de diferentes autores" Lope de Vega zugeschrieben und Schack (II p. 369 Nachtr. p. 44) hält dieses Menächmenstück auch für seine Arbeit.

Das 6. Stück, eine dramatisierte Marienlegende, ist wegen einer Stelle, die ich hier anführen will, interessant. Ein alter Ritter (Oracio) macht seiner Tochter (Julia) Vorwürfe über ihre Liebe zu einem Jüngling (Carlos). Als der Greis zornig fortgegangen, sagt Julia zu ihrer Dienerin:

Julia. Lo que al famoso poeta
Virgilio me ha sucedido.
Laura. De que suerte?
Julia.

Componia

vn passo en cierta ocasion donde la reprehension

de on padre al hijo escriuia Estaua confuso, entro

su padre, que se ofendia

de su heroica Poesia,

y alli le reprehendid

de modo que el aduertiendo
sus razones arrogantes
hallò conceptos bastantes
en lo que estaua escriuiendo.
Ansi agora, Laura mia,
sus razones escuchava

mientras me reprehendia etc.

Wir haben hier die von Pigna berichtete Anekdote über Ariosto gelegentlich der Abfassung seiner Cassaria. Vgl. Fernow's Leben des Ariosto (Zürich 1809 p. 25), dem Klein (Gesch. d. Dr. IV p. 279) folgt. Eigentümlich ist es, dafs beim Spanier Vergil als der Held

einer modernen Anekdote auftritt.

Monroy y Silva. Barrera hat die Comedia dieses Dichters „Lo que passa en una ventana" im Indice de titulos nicht erwähnt; p. 264 bezeichnet er sie als zweiten Titel der Comedia,,Lo que passa en un meson", während sie ein selbständiges Stück, d. h. eine II. parte der letzteren ist. Beide Stücke befinden sich in einem Sammelbande der k. b. Hof- und Staats-Bibliothek zu München (P. O. hisp. 4o. 29d).

Montalban (Juan Perez de). Schack (II 540), Ticknor (II 300) und viele Andere bezeichnen den Druck des ersten Bandes seiner Comedias von Alcalá 1638 als die erste Ausgabe, Klein (X 561 A.) giebt gar 1639 dafür an. Barrera (p. 266), welcher nur die Ausgabe von 1652 zu Gesichte bekommen hatte, fand darin die ursprüngliche Tassa vom 17. August 1635. Er giebt sich daher sehr viel Mühe, die beiden Daten 1638 und 1635 zu vereinigen. Der Band, meint er, sei 1635 bereits gedruckt gewesen und sein Erscheinen durch den Tod des von Montalban abgöttisch verehrten Lope de Vega, der am 21. August desselben Jahres erfolgte, verschoben, und dann erst thatsächlich nach dem 1638 eingetretenen Tod des Verfassers bewerkstelligt worden. Falls man diese Vermutung verwerfe, schliefst B., so sei man zu der Annahme ge

zwungen, dass es eine vollständig verlorene Ausgabe der I. parte von 1635 gegeben habe.

-

Barrera's erste Annahme ist freilich zu verwerfen, denn die Ausgabe von 1635 ist in Deutschland durch mindestens zwei Exemplare vertreten: das eine gehört der k. b. Hof- und Staats-Bibliothek zu München (P. O. hisp. 4°. 53), das andere der Universitätsbibliothek zu Heidelberg. Ich lasse hier die Beschreibung des ungewöhnlich seltenen Buches folgen: Primero tomo de las Comedias del Doctor | Juan Perez de Montalvan Clerigo, presbiler o Notario del Santo Oficio de la Inquisicion y natural de Madrid En la imprenta del Reyno Año 1635 | A costa do Alonso Perez de Montalvan Librero de su | Magestad y padre del Autor. Bezüglich der preliminares sei bemerkt, dass die erste Aprovacion vom Maestro Joseph Valdivielso, die zweite von Gabr. Tellez (Tirso de Molina) ausgestellt ist.

Den Stücken geht voran: „A todos los que leyeren Prologo largo etc.", in dessen ersten Teil sich der Dichter über den von seiten unbefugter Schauspielgesellschaften und habgieriger Buchdrucker mit den Komödien getriebenen Mifsbrauch bitter beschwert. Insbesondere schleudert er seine Vorwürfe gegen Sevilla ,,donde no ay libro ageno que no se imprima“. Schonungslos geisselt er die schauderhafte Behandlung, welche den Dramen dabei zu teil wird:,,por ahorrar papel las embeuen en quatro pliegos, aunque ayan menester ocho, salen llenas de errores barbarismos despropositos y mentiras etc." Der zweite Teil der Vorrede beschäftigt sich mit dem von der Kritik jener Zeit arg mitgenommenen „Para Todos" des Dichters.

Beachtung verdienen noch die Namen der Schauspieldirektoren welche die Stücke zuerst zur Aufführung 1 brachten, d. h. an welche die Comedias vor dem Drucke von den Dichtern verkauft wurden. Es wurde das 1., 7. und 10. des Bandes von Bartolome Romero, das 2. und 9. von Tomas Fernandez, das 4., 5. und 12. von Manuel Vallejo, das 6., 9. und 11. von Roque de Figueroa und das 8. von Andres de la Vega aufgeführt.

Unter dem Titel „Diablos son las mugeres" ist Montalvan eine, Barrera und anderen Catalogen unbekannte, Comedia zugeschrieben, die sich in der k. b. Hof- und Staats-Bibliothek zu München in einem Sammelbande (P. O. hisp. 4o. 29d) befindet. Ein Blick

1 Gewöhnlich durch die Formel ausgedrückt: „Reprentóla N. N. (Manuel Vallejo"). Hartzenbusch (Bibl. de Aut. Esp.V p. XXXVII) erklärt diese Formel: ,,hizo el principal papel", was ganz falsch ist. Bestände hierüber noch ein Zweifel, so liefse er sich durch zeitgenössische Zeugnisse, wie z. B. Montalvan's,,Para Todos" beseitigen. So liest man z. B. darin p. 465 (ed. 1666) bei der Com.,,la mas constante Muger": esta aguardando la gran Compañia de Vallejo para representar la Comedia prometida. Aus gleicher Quelle erfahren wir dafs M.'s,,Segundo Seneca" von Thomas Fernandez,,,No ay vida como la honra" von R. de Figueroa und,,Escanderbech" von der ,,Belera" aufgeführt worden.

darauf zeigte mir, dafs das Stück nichts anderes als Lope de Vega's berühmtes,,los Milagros del Desprecio" ist. Aufser dem Titel ist nicht viel, nicht einmal ein Namen, geändert; nur die Schlufsverse lauten, um dem Titel zu entsprechen, anders als im Original. Ich würde diesen buchhändlerischen Betrug nicht aufgedeckt haben da derartige Fälschungen in ungeheuerer Anzahl im spanischen Drama des 17. Jahrhunderts vorkommen wenn nicht der sonst so gründliche Freih. v. Münch - Bellinghausen in seiner trefflichen Abhandlung über die älteren Sammlungen spanischer Dramen (p. 79) das Stück, trotz Lektüre, wirklich für eine Dichtung Montalvan's gehalten hätte.

Barrera sagt (p. 265) dass M.'s Para Todos es im ganzen bis auf 12 Ausgaben gebracht habe, eine Zahl, die zu niedrig angenommen ist. Das heftig angefeindete Buch hatte 1666 bereits diese Zahl erreicht, wenn nicht gar überschritten; denn die in diesem Jahre zu Madrid por Melchor Sanchez erschienene, Barrera unbekannte, Ausgabe bezeichnet sich als 10., wobei die aufserhalb Kastiliens (in Brüssel, Barcelona, Zaragoza, Valencia u. s. w.) nicht gerechnet sind, und von letzteren waren bis 1635 (nach Montalvan's eigenem Bericht im obigen Prolog zur I. parte seiner Comedias) schon 3 erschienen. Nach 1666 führt B. selbst noch 3 (gewiss nicht alle) Ausgaben an.

Moreto (Don Augustin). In einem schon öfters genannten Sammelbande der Münchener Bibliothek befindet sich eine Comedia ,,el Mejor esposo" von Moreto. Barrera verzeichnet unter diesem Titel nur ein Stück des G. de Castro, das in dessen II. parte steht und mit dem unsrigen nicht identisch ist. Sollte jenes eine bisher unbekannte Dichtung des fruchtbaren Moreto sein? Oder ist ihm das Stück, gleich dem in denselben Bande befindlichen „Cegar para ver mejor" (von D. Ambrosio de los Reyes Arce) fälschlich beigelegt?

Perez de Oliva. Barrera führt (p. 301-2) nur die Ausgabe seiner Obras von 1585/86 und den Wiederabdruck von 1787, aber nicht die Einzeldrucke seiner Stücke an. Als solche wären aber nachzutragen die bei Salvá angegebenen und aufserdem eine ganz unbekannte Ausgabe der Venganza de Agamemnon von 1531, die ich im Catalogue de la bibliothèque de Don José Miro (Paris) 1878) verzeichnet finde, und welche, nach der Angabe daselbst, kl. 4o, in gothischen Lettern, auf 16 Blättern gedruckt ist.

Salazar y Torres (Don Augustin de). Barrera (p. 360) beschreibt den ersten Band der Cythara de Apolo dieses Dichters von 1681, dessen Aprobacion von dem greisen Calderon (20. Januar 1681) herrührt, und bemerkt (p. 359), dafs des Letzteren Tod,,ocurrida cuatro meses despues fue probablemente causa de que Vera Tassis dejase por entonces á un lado la publicacion del segundo volúmen de las Obras de Salazar, para dedicarse á colectar y dar á luz reunidas las de aquel

« AnteriorContinuar »