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allgemeinen Erlöschen der Sauverfassung in Deutsche land verschwanden auch in unserem Bezirke die bis: herigen Gauen. Statt der Gaugrafen traten, seit der Mitte des eilften Jahrhunderts, Grafen und Herren in Urz kunden auf, die sich nicht mehr von Gauen, sondern von ihren Burgen nannten, die sich von Gaugrafen, zu Ges richts: und Landesherrn emporgeschwungen, und hiezu ihre bisherige gaugräfliche, Grundeigenthums:, oder andere, aus dem freien Güter: Besike hergeleitete, Rechte benuket hatten. Blos mit ihren Vornamen erscheinen sie anfangs in Urkunden, ohne Benennung der Dis strikte, die sie beherrschten, und ohne Beinamen der Burs gen, die sie bewohnten. Die Grafen Hekelo, Heinrich, Giselbert, Sigbodo, Otto, Bertolf, Arnulf, Gerlach, Stephan, Reginbold, Anselm, Theoderich, Hermann, Adalbert, Cuno, Adelbero, Geizzolf, Emmich, Ludwig, Berthold und Wilhelm waren bei uns von 1030 bis 1072 zu Hause, und Vor: und Stamineltern nachheriger gräflichen und Dynasten: Geschlechter, die man aber bei einigen nur vermuthen, bei keinem bestimmt angeben kann. Ihre Söhne und Enkel traten bald nachher uns ter Beinamen auf, von ihren Hauptwohnsiken entlehnet, die sie und ihre folgende Geschlechter kennbar machten. Wir finden daher noch zu Ende des eilften Jahrhunderts in unserem Bezirke, und zwar im ehemaligen Eifel: gaue einen Grafen Hermann von Virnenburg, und einen Richwin, Herrn zu Kempenich; im vorherigen Engers: gaue einen Grofen Mefried von Wied, und einen Rembold von Isenburg, und im ehemaligen Ahr: oder

nobis dedit scilicet Irloche et Crumbele situm in pago Ingerisgowe in comitatu Bello.

Mayengau die beiden Brüder, Burkhard und Heinrich, Herren zu Olbrücken. Im folgenden Jahrhundert erscheis nen sie häufiger. Hierin kommen vor: 1103 Rembold und Gerlach, Herren zu Isenburg; 1112 Theoderich, Graf von Are (im frühern Ahrgaue), und Graf Conrad von Bonn; ein 1122 als schon verstorben angegebener Graf Bertolf von Treiß an der Mosel, der lekte dieses Gras fen: Geschlechtes; 1132 die Grafen Gerhard von Hoch: staden, und Lothar von Are; 1142 Eberhard, Graf von Sayn, im ehemaligen Engersgaue; 1143 Otto, Graf von Reineck, und dessen Sohn Otto; 1152 Graf Ebers hard von Sayn, nebst seinem Bruder, Heinrich; 1158 Gottfried, Graf von Sponheim (im ehemaligen Nahgaue) und Graf Heinrich von Sayn; 1160 Ulrich, Herr zit Braunshorn, auf dem Hundsrücken; 1167 Theoderich der jüngere, Graf von Hochstaden, und seines Vaters Bruder, Ulrich, Graf zu Nurburg; 1170 Wildgraf Conrad, nebst einem ungenannten Raugrafen, der sein Bruder, Emich, war; 1187 die Brüder Gottfried und Fries drich, Grafen zu Virneburg, in der Eifel; 1189 Theodes rich Graf zu Wied, Graf Ulrich von Nurburg und sein Sohn, Graf Gerhard von Are, Graf Ludwig von Spons heim, Gerlach, Herr zu Covern, im frühern Mayen= gaue, Friedrich von Ehrenberg, nebst seinem Sohn, Friedrich, und Wilhelm von Braunshorn; 1190 ein jün gerer Graf Ulrich von Nurburg, und um die nämliche Zeit die Rheingrafen Werner und Sifried,

Der Titel eines Pfalzgrafen, womit einige auch in frühern Urkunden erscheinen, bezeichnete blos ein Hofs amt am kaiserlichen Hoslager. Aachen, die Hauptstadt des lotharingischen Reiches, war ihr früherer Sik. Sie hießen daher Pfalzgrafen zu Aachen. Hermann, ein fräns kischer oder lotharingischer Graf, bekleidete im Jahr 992 die Pfalzgrafen Stelle bei Kaiser Otto III (28), sein Sohn Ezzo, oder Ehrenfried (Stifter der Abtei Braus weiler, zwischen Aachen und Kölln, gestorben vor 1051), und sein Enkel (als Herzog gestorben vor 1054), so wie des erstern Brudersohn, Heinrich, 1056, waren ihm in der Pfalzgrafschaft gefolget. Heinrichs Bruder, Hermann, kommt, nach dessen Tode, in einer ums Jahr 1086 vom köllnischen Erzbischofe Sigewin ausgefertigten Urkunde, als Pfalzgraf vor (29). Diesem folgte Heinrich, Stifter der Abtei Laach, der, obgleich Pfalzgraf zu Aachen, sich 1093 zuerst einen Pfalzgrafen bei Rhein nannte, und dessen rheinische Pfalzgrafschaft nach ihm seinem Stief: sohn und Erbe Sifried, der in seinem Siegel den Titel eines Rhein: Fränkischen Pfalzgrafen angenommen hatte, zugefallen war (30). Nach Sifrieds Tode er: scheinet einige Zeit Graf Conrad von Calive als Pfalz: graf und erst nach diesem trat Sifrieds Sohn, Wilhelm, als Pfalzgraf auf (31). Von seinen Nachfolgern im zwölften Jahrhundert ist für unsere Gegend Hermann von Stahleck wichtig, der seine gleichgenannte Burg bei Bacha: rach bewohnte, und nach ihm Pfalzgraf Conrad, der die Burg Stahleck und die Vogtei Bacharach in die Hände seines Lehenherrn, des Erzbischofs Philipp von Kölln, 1189,

(28) Ob petitionem .... Hermanni palatini comitis. (29) Palatinus comes Hereman.

(30) Henricus Dei gratia comes palatinus Rheni et dominus de Lacu. Sifridus Dei gratia, palatinus comes. Sigifridus Francorum Rheni comes palatinus.

(31) Wilhelmus palatinus comes.

zurückstellte, worauf sie dann, in dem nämlichen Augens blicke, seiner Gemahlin, Irmtraud, und seiner Tochter, Ag: nes, als Lehen übergeben worden (32). So zogen dann unsere Pfalzgrafen in die Rheingegend, in den ehemalis gen Mayengau, wo sie ansehnliche Besisungen hatten, und von da weiter in den ehemaligen Nahgau, bis sie zuleht in den höheren Rheingegenden Fuß fasten. Ihre Besikungen in unserem Mayen: oder Mayenfelder:Gane, beweiset der, bis jekt noch beibehaltene, Name der Pel:, lenz, die die Grafen von Virnenburg von ihnen zu Les hen trugen.

Die meisten unserer anderen Grafen und Herren, we: niastens die mächtigern, stammten wahrscheinlich von den frühern Gaugrafen ab, und mehrere derselben mögen an dem nämlichen Gaugrafen einen und den nämlichen ges meinschaftlichen Stammvater gehabt haben, obgleich sie von verschiedenen Schlössern die Beinamen angenommen und auf ihre Nachkommenschaft vererbet hatten. Die in der Laacher Stiftungs:Urkunde von 1093 vorkommenden Grafen Mefried von Wied und Richwin, Herr zu Kempes nich, waren Brüder, und hatten an einem unserer frü: hern Grafen einen gemeinschaftlichen Vater. Sie hatten ihre dies: und jenseits Rheins gelegene Besikungen ges theilet, und der älteste, Mefried, behielt das Stammschloß Wied, auf der rechten Rheinseite, im Engersgaue, dages gen der jüngere, Richwin, auf das linke Rheinufer, in die Eifel, wanderte, und dort eine neue Dynastie, der Herren von Kempenich, gründete. Auch so scheinen die Grafen von Ahr, im ehemaligen Ahrgaue, bei denen, als Besikern (52) Vergl. Wolfter, Salish = Pfälzische, oder Rhei nisch Fränkische Denkmäler, Seite 158-163.

ber Schlösser Are und Nurburg, das. Benefizium Are erblich bleiben sollte, und die Grafen von Sayn, im ehes maligen Engersgaue, Absprößlinge der frühern Gaugrafen jener Gauen gewesen zu seyn. Grund: und Todtheilun: gen hatten meistens bei ihren Söhnen statt. Der älteste behielt das alte väterliche Stammschloß, und die jüngeren bauten auf ihren ererbten Vesikungen neue Schlösser, legs ten diesen, und von diesen auch sich neue Namen bei, oder sie erheyratheten schon ältere Schlösser, deren Namen sie ihrem bisherigen Familien Namen beifügten, oder oft gar vorzogen. So entstanden bis zu Ende des zwölften Jahrz hunderts mehrere gräfliche und Dynasten Familien, die ein oder einige Jahrhunderte vorher, gemeinschaftliche Stamme Aeltern hatten. Richwin von Kempenich hatte, als jünges rer wiedischer Bruder, die Dynastie Kempenich, und Gerz lach von Isenburg hatte durch eine Covernische Erbtoch: ter die zweite Dynastie der Herren von Covern, an der une tern Mosel, gegründet. So hatten wir nun in unserem Bezirke auf der rechten Rheinseite Grafen von Wied, von Sayn, und Dynasten von Isenburg; auf der linken Rhein und linken Moselseite, nebst den zu beiden Seiten bogüterten Pfalzgrafen, Grafen von Are, von Hochstaden, von Nurburg, von Reineck und von Vir: nenburg, und Dynasten von Kempenich und von Cos vern; und auf der rechten Moscelseite Grafen von Spons heim, Wilde und Raugrafen, und Dynasten von Brauns, horn.

Neben und unter den Grafen und Dynasten bes wohnten unseren Bezirk auch viele freie, freigeborne, ingenui (33), die sich durch ihr freies Grund:Eigenthum, (33) Ingenua nomine Wieldrud. 905.

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