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der Cisterziensermönche unter dem Vorsitze des Abtes von Citeaux im Jahre 1119 festgesetzten Bestimmungen, endlich selbst die Benennungen der verschiedenen Gebäude und Räumlichkeiten des Klosters in ihrer ursprünglichen Bedeutung. Das erste Generalcapitel der Cisterzienseräbte, das im Jahre 1119 unter dem Vorsitze des Abtes Stephan von Citeaux abgehalten wurde, bestimmte, die Klöster des Ordens sollten wo möglich so eingerichtet sein, dass sie alle zum Leben der Mönche nothwendigen Gegenstände und Räumlichkeiten innerhalb der Umfassungsmauer einschlössen, also ausser den gottesdienstlichen Gebäuden: Wasser, eine Mühle mit Bäckerei, Werkstätten für die Handwerke und Gärten. Nach dieser Vorschrift sind auch die häuslichen und wirthschaftlichen Einrichtungen des Klosters St. Marien zur Pforte von der in das Saalthal eingewanderten Colonie der Walkenrieder Cisterzienser angelegt worden, zunächst nach dem Vorbilde von Walkenried, das wieder durch sein Mutterkloster Altenkampen die wesentlichen Einrichtungen von Citeaux und den vier ältesten Tochterklöstern desselben in Frankreich überkommen hatte, von denen oben die Rede gewesen ist.

Der ganze Plan der Klosteranlage zur Pforte zerfällt demnach in zwei Haupttheile. Am rechten Ufer des Mühlgrabens, der später kleine Saale genannt wurde, lag die eigentliche Einsiedelei, das Monasterium, die einsame, abgelegene Stätte, wo die Einsiedler oder Mönche zusammen wohnten, lebten und Gott dienten. Die Hauptgebäude dieser Stätte waren: Das Bethaus, Oratorium, der Cisterzienserbrüder, erst in späterer Zeit Kirche, Ecclesia, ungenau gelegentlich auch wohl Monasterium, Münster genannt, mit dem südlich und östlich daran stossenden Kirchhof, Cimeterium, das Wohnhaus der Mönche mit dem Bethaus im Viereck um den Kreuzgang abgeschlossen, daher mit demselben zusammen ursprünglich und im engeren Sinne Claustrum genannt, wie denn die Benennung Clausur für den Verschluss dieses Gebäudevierecks im Munde der Lehrer und Schüler zu Pforte bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben ist. Drittens gehörten zu dem eigentlichen

commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale," Bd. 1, Jahrg. 1856,
S. 254-258. Auch in den bei Eckstorm, Chronicon Walkenredense und Leukfeld,
Antiquitates Walkenredenses, so wie bei Knauth, Vorstellung von Altenzella aufbewahrten
Notizen über die baulichen Einrichtungen und Räumlichkeiten von Walkenried und
Altenzelle findet sich mancherlei brauchbares, da das Kloster zur Pforte in dieser
Hinsicht vielfach mit dem Mutterkloster Walkenried und mit dem Tochterkloster
Altenzelle übereinstimmte.

Monasterium die Abtei, Abbatia, bestehend aus der Abtswohnung mit dem Abtsgarten und der Abtskapelle, und viertens die Haushaltungsgebäude, insbesondere das Vorrathshaus, Promptuarium, und die Kellerei, Cellarium. Dazu kommen einige einzeln stehende Gebäude, von denen weiter unten die Rede sein wird, namentlich das westliche Thorhaus, die Mühle mit der Bäckerei und der Galgenthurm. 1)

Auf dem linken Ufer lag das Vorwerk (grangia) oder der Wirthschaftshof des Klosters mit seinen Wirthschaftsgebäuden und Werkstätten für die Handwerker, also Ställen, Scheunen, Schüttböden, Brauhaus, Kelterhaus, Böttcherei, Schmiede, Weberhaus und Badestube. Auf dieser Seite des Mühlgrabens lagen auch der Gefängnissthurm mit dem Marterhause, die Margarethenkapelle und das Gasthaus oder Hospiz des Klosters, wie weiter unten erhellen wird.

Ausser dem eigentlichen Kloster und dem Vorwerk umschloss die Ringmauer des Klosters Gärten, Wiesen, Teiche und Fischbehälter.

Es sind nun hier zunächst diejenigen Gebäude und Räumlichkeiten der Klosteranlage in Betracht zu ziehen, die für das Klosterleben etwas charakteristisches und bemerkenswerthes bieten, und deren Stelle sich noch nachweisen lässt, mit Ausnahme der Kirche, der Kapellen, des Kreuzganges und der Abtei, weil dies Kunstbauten aus verschiedenen Perioden des kirchlichen Baustils sind, die als solche erst in den folgenden Abschnitten über die Kunstdenkmale des Klosters eingehend zu untersuchen und zu behandeln sein werden.

Die mit dem Bethaus im Viereck um den Kreuzgang gelegenen Gebäude des Einsiedlerhauses oder Monasterium umfassten folgende Räumlichkeiten und Gemächer, in denen das tägliche Leben der Cisterziensermönche sich bewegte.

1. Der Capitelsaal.

Der Capitelsaal, Capitularium, Capitulum, auch Capitelstube, Capitelhaus, Conventstube genannt, lag in den Klöstern der

1) E. Brothuf berichtet von den Gebäuden des Klosters, Erbbuch, Th. II. Fol. 323a: Pfortha mit seinen notturfftigen Gebeuden an Kirchen, Wonheusern, Stellenn, Scheunen, Schudbodenen, Kellernn, Kuchenn, einer Möhlen mit zweien Gengen, Badestuben, Schmidenn, Back-, Bottiger- und Viheheusernn und was zur Haushaltung an Gebeuden von Nötten im Dach und Fach zimlichen vorwaret, vorsehen. Unnd ist eine starcke Mauer zu rings umbhergefuhrt, dorinnen diese Gebeude gelegenn.

Cisterzienser und anderer Mönchsorden regelmässig an der Ostseite des Kreuzganges bei dem Chor der Kirche und der Sacristei. Es war das Gemach, wohin der Abt den Convent zur gemeinsamen Berathung über die Klosterangelegenheiten beschied und Capitel abhielt. 1) So war es in Walkenried, 2) so in dessen Tochterkloster St. Marien zur Pforte. 3) Aus Urkunden erfahren wir, dass im Capitelsaal der Abt und die Mönche des Klosters im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert von Zeit zu Zeit Predigten hielten nicht bloss vor der Sammung der Klosterbrüder, sondern auch vor einer Versammlung von Laien. 4) In diesem Saale wurden auch die Abtswahlen abgehalten, in der Regel unter Vorsitz des Abtes von Walkenried. Im August des Jahres 1533 ward hier unter Leitung Georgs, Abtes von Volkenrode, in Stellvertretung des Walkenrieder Abtes und im Beisein der Aebte von Sittichenbach und Alten-Zelle der letzte Abt von Pforte Peter Schederich feierlich erwählt, wobei die genannten Aebte und die dreizehn aus der Sammung der Mönche durch den Prior, Subprior und Kellner ernannten Wähler auf einer Estrade Platz nahmen, die sich im Capitelsaal befand. 5) Aus dem Gesagten erhellt, dass der Capitelsaal zur Pforte ein

1) A. Lenoir, Architecture monastique, II, 320 f.

2) Eckstorm, Chron. Walkenred. p. 66: „Locus olim conventualium congressibus deliberationis causa factis, vacans inde, Capitularium domus vocabatur." Leukfeld, Antiqu. Walkenred. I, p. 46 berichtet, dass bei der Einweihung des Klosters Walkenried die Conventsstube mit einem Schmause geweiht worden sei, und sagt, I, 95: „Capitelhaus an dem Kreutzgange gegen Morgen, wo der Abt mit seinen Conventbrüdern Rath zu halten pflegte."

3) In der Beschreibung der Wahl des letzten Abtes Peter Schederich zu Pforte im August 1533 wird erzählt, Bertuch, Chron. Port. I, 190: „Posthaec cantabatur missa de spiritu s. etc. et tredecim electores ad summum altare deducebantur, ubi prostrati in faciem iacuere caeteris in Capitulum secedentibus. Tres vero Abbates Sacristiam introierunt," und weiterhin heisst es: „Priori, qui egressus locum suum in Capitulo occupat tacitus.

Paulo post Capitulum ingrediuntur Abbates."

4) In einer Urkunde des Bischofs Beatus von Hebron vom 30. August 1267. Diplom. Port. Fol. 135a. lautet eine Stelle: „Quotiescunque venerabilis dominus Abbas et Prior S. Monasterii de Porta fecerunt sermonem in Capitulo," und in der Ablassurkunde des Bischofs von Gawula (Gabala in Syrien, in partibus infidelium?) Diplom. Fol. 135a: „Quando sermones fratrum Monasterii Portensis, qui in Capitulo praedicaverunt vel praedicant, quotiescunque populo verbum dei in Capitulo, extra Capitulum, ante Portam in grangiis vel in locis ubicunque proposuerunt audiverunt etc." 5) Bertuch, Chron. Port. I, 190 f: „Electores -, qui omnes tredecim in superiori gradu constituti monebantur ab Abbatibus etc."

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grosses, geräumiges Gemach war, in dem eine Gemeinde von Mönchen und Laien der Predigt zuhören konnte, mithin wahrscheinlich die ganze Ostseite des Kreuzganges zu ebener Erde bis zum Querschiff der Kirche begrenzte. Dass es einem solchen Saal, wo wichtige Berathungen gepflogen, Ablass gepredigt und grosse Feierlichkeiten vorgenommen wurden wie die Abtswahlen, nicht an kirchlichem und künstlerischem Schmuck fehlen konnte, versteht sich von selbst. Aber dieser Schmuck ist längst spurlos verschwunden, und die Stätte, wo einst die Aebte der Cisterzienserklöster Walkenried, zur Pforte, Sittichenbach, Volkenrode und Altenzelle im prächtigen Ornat ihres Amtes warteten und tagten, ist jetzt zu düsteren Kellerräumen und Holzgelassen abgeschlagen und verbaut.

2. Der Speisesaal, Cenaculum, Refectorium.

Der Speisesaal der Mönche lag in den Klöstern gewöhnlich am Kreuzgange der Kirche gegenüber, also an der Südseite desselben, wenn das ganze Viereck des Kreuzganges südlich von dem Bethause oder der Kirche lag, wie zu Citeaux und zu Walkenried, an der Nordseite, wenn jenes Gebäudeviereck sich an die Nordseite der Kirche anschloss, wie zu Pontigny und Pforte. Der Eingang zum Cenakel war in Pforte wie in anderen Klöstern in der Mitte der nördlichen Kreuzgangswand gegenüber dem Durchgangsbogen vom Kreuzgang nach dem von demselben umschlossenen Hofraum, dem jetzigen Primanergarten. 1) Dort im Cenakel versammelten sich also die Cisterziensermönche und verzehrten schweigend ihr Mahl, während einer der Brüder von einem Lesepult oder Katheder2) aus den Speisen

1) A. Lenoir, Architect. monast. II, 328 f. vergl. Dictionnaire raisonné de l'architecture Française du XI au XVI siècle. T. I, Paris. 1858, p. 271: Plan cavalier de l'abbaye de Citeaux; über Pontigny, a. O. p. 272. Von Walkenried erzählt Eckstorm, Chron. Walkenr. p. 286: „Duo sunt in monasterio Refectoria insignia, utraque porticui contigua, alterum versus meridiem, alterum versus occasum. In meridionali quod culinam tangit, alumni capiunt cibum et per hyemem lectionibus vacant; instructum enim est fornace satis amplo. Occidentale fenestris, scamnis et mensis reparatis destinatum est praelectionibus aestivis." Cenakel und Küche des Klosters zur Pforte werden in einem Briefe Herzogs Georg von Sachsen bezeichnet, Bert. Chron. Port. I, 216: „Refectorium commune et coquina conventus," und ebenso in der Antwort des Abtes Petrus, a. 0. 1, 221.

2) Solche Lesepulte, tribunes de lecture, sind angegeben in den Grundrissen von Speisesälen französischer Klöster, Lenoir, Architect. monast. I, p. 342, n. 492. 343, n. 493. den aus einer erbaulichen Schrift vorlas, eine Einrichtung, die, wie oben erwähnt ist, in den ersten Zeiten der Schule noch beibehalten wurde. In den ältesten Zeiten des Klosters war dieser Speisesaal der Pförtner Mönche wohl einfach und bescheiden eingerichtet mit flacher Holzdecke wie die Kirche; aber wie die Refectorien der grösseren und reicheren Klöster im späteren Mittelalter zum Theil eine schöne Architektonik zeigten, 1) so ist auch das Cenakel zu Pforte durch den Abt Balthasar in den Jahren zwischen 1503 bis 1515 umgebaut, verschönert und zweckmässiger eingerichtet worden. Folgende Sapphische Strophen liess dieser wissenschaftlich gebildete Abt zum Andenken an diesen Umbau des Cenakels an eine Säule des Remters schreiben:

Quam vides aulam patribus dicatam

Et sacrae mensae et taciturnitati,
Huius erexit renovator aedis
Balthasar abbas.

Hic, ut exemplum capiant ab ipso
Posteri patres bene consulendi
Commodis fratrum satis huc neglectis,
Gaudet et optat.

Ob das Cenakel schon damals durch Abt Balthasar oder erst bei dem Umbau vom Jahre 1724 gewölbt worden ist, lässt sich mit Sicherheit nicht entscheiden.

Jene Verse des Abtes sind verschwunden mit seiner Decorierung des Cenakels, da dasselbe in Schulzeiten umgebaut und erweitert worden ist. Dasselbe hat nämlich seit Anfang des achtzehnten Jahrhunderts seltsame Schicksale erlebt. Jo. Mart. Schamel erzählt: „Anno 1715, den 18. December, suncken in der Nacht fünf Cellen mit denen darinnen gewesenen Knaben herab in das Remtorium, welcher Fall auch dem herzueilenden Herrn Conrectori zum Theil begegnete; doch alles ohne Schaden, und ist hernach das Gebäu repariert worden," und weiterhin: „Anno 1724 ist das Coenaculum nebst denen Auditoriis und Schlaffhause renovirt worden." 2) Der Saal war bis zum Jahre 1802 gewölbt und seine Decke bestand, wie

1) Pläne, perspectivische Ansichten und schöne Façaden von Refectorien in französischen Klöstern siehe bei Lenoir, a. 0. 331—339, das Refectorium von St. Gallen, a. Ο. 331, п. 484.

2) Bertuch, Teutsch. Pfört. Chron. S. 202. 203.

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