von solchen: „Kuchenteiche an der Mauer zwischenn denn Unterthoren gelegenn, seint itzo wuste, habenn keine Stender." 1) Die hier genannten Unterthore sind die beiden Thüren in der Ostseite der Umfassungsmauer, die noch vorhanden sind, die eine an der kleinen Saale im kleinen Schulgarten und die andere südlich davon dicht am Berge, früher das Pestpförtchen genannt, weil neben demselben das Pesthaus an die innere Seite der Mauer angebaut war, wo die Pestkranken hingeschafft wurden. Zwischen diesen beiden Thüren also fand Brothuf verfallene Fischbehälter aus Klosterzeiten vor, und auf dem Plane der Pforte aus der letzten Zeit des vorigen Jahrhunderts ist ein langer schmaler „Teich oder Fischhälter" verzeichnet, der sich an der östlichen Seite der Schulmauer vom Pesthause bis zur Thür an der kleinen Saale erstreckt. Erst in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts wurde die Wiese mit dem Fischteiche allmählich durch Canäle und Abzugsgräben trocken gelegt, und entstanden an Stelle derselben der Turnplatz der Schüler, die Kastanienallee und die Gartenanlagen zwischen derselben und der Ostseite der Umfassungsmauer. 18. Der Krautgarten. Das Erbbuch berichtet „Krauttgarttenn, auch inn der Befriedung gelegen, ungeferlichen drei Acker gross. Darauf wirdet vor der Schulen Notturft Kraut, Rueben, Möhren, Zwiebeln, Hanff, Lein unnd dergleichen Kretzerey zur Erhaldung der Hauser erzeugett." 2) Da der Obstgarten des Klosters der heutige kleine Schulgarten ist, so muss der Krautgarten in dem Raume des heutigen grossen Schulgartens oder Amtmannsgartens gelegen haben, wo noch heut zu Tage das Gemüse für die Alumnenküche gebaut wird. Aber nur drei Acker desselben nahm der Krautgarten der Cisterziensermönche ein; der grössere Theil desselben war Wiese, und auch hier lagen Fischbehälter, die das Erbbuch wahrscheinlich mit den Worten bezeichnet „Heldere hinderm Weberhause gelegenn. Darinnen werden Fische vor der Schulen Notturfft erhaldenn."3) Auf dem oben genannten Plane der Pforte sind grosse Fischbehälter [ver 1) Erbbuch, Bd. II, Fol. 366b. Dem Fischer der Schule wird vorgeschrieben, a. O. Fol. 370a: Er mus auch auf die Kuchenhelder Achtung geben, das Dipstall und Schade verhuttet, die Fische herausfahnen und inn die Kuchenn, was ime befolen, anttwortten. 2) Erbbuch, Bd. II, Fol. 3236. 3) Erbbuch, Bd. II, Fol. 367a. zeichnet, namentlich an der Nordseite der Umfassungsmauer, die durch einen Graben mit der kleinen Saale in Verbindung standen, der natürlich durch einen Verschluss abgesperrt werden konnte. 1) Auf Grund der bis hierher geführten Untersuchungen ist nun der Versuch gemacht, durch nachstehenden Plan die ganze Anlage des Klosters 1. Bethaus, Oratorium. 10. Abtei, Abbatia. 2. Kreuzgang, Circulatio, Porti- 11. Abtskapelle. cus. 3. Kirchhof, Coemeterium. 4. Ewige Lampe. 5. Capitelsaal, Capitularium ; 12. Abtsgarten. 13. Maria-Magdalenenkapelle. 14. Vorrathshaus, Promptuarium, 1 Tr.: Siechhaus, Infirmatorium. 15. Unterirdischer Gang vom Vor 6. Speisesaal, Cenaculum; 1 Tr.: Schlafhaus, Dormitorium, Mönchszellen. 7. Rempter, Remptorium. 8. Conventsküche, Coquina con ventus. 9. Sprechsaal, Refectorium; 1 Tr.: Schlafhaus, Dormitorium, Mönchszellen. rathshause nach der Kellerei. 16. Kellerei, Cellarium. 17. Thorhaus. 18. Weberboden. 19. Vogtei (Landknechtswohnung) und Gefängnissthurm. 20. Marterhaus. 21. Schafstall. 22. Mühle und Backhaus. 23. Brauhaus. 24. Margarethenkapelle. 25. Scheunen. 26. Kelterhaus. 27. Ställe. 28. Gasthaus und Thor, Hospi tium. 29. Obstgarten. 30. Galgenthorm, Munchsgalgen. 31. Unterthor am Pesthaus. 32. Unterthor am Mühlgraben. 33. Fischbehälter. 34. Badestube. 35. Krautgarten. 36. Fischteiche. 37. Mühlgraben, kleine Saale. 1) Diese Fischbehälter müssen damals wiederhergestellt und regelmässig ausgegraben worden sein; denn auf dem schon mehrfach erwähnten Plan der Pforte aus der ersten. Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts erscheinen sie als unregelmässige Teiche und Pfützen. 1 und seine baulichen Einrichtungen, wie sie kurz vor der Säcularisation bestanden, wenigstens im Grossen und Ganzen annäherungsweise richtig darzustellen und zu veranschaulichen. II. Ueber die kirchlichen Bauwerke. Ueber die kirchlichen Kunstbauten des Klosters St. Marien zur Pforte und deren Geschichte kann nur eine sorgsame Untersuchung und Betrachtung der noch erhaltenen Reste derselben Aufschluss geben. Zwar finden sich in der Chronik des Rectors Bertuch mancherlei Angaben über die Baulichkeiten des Klosters und Holzschnitte von Sculpturen und Wandgemälden, etwa hundert Jahre später, in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, haben sich die Rectoren der Landesschule Dan. Müller, J. G. Hartmann und F. G. Freitag mit der Erklärung und Wiederherstellung von Bildwerken und Denkmälern aus der Klosterzeit beschäftigt, und aus ihnen haben der Kirchner W. Schorcht in Pforte und der Pfarrer J. M. Schamel in Naumburg die meisten ihrer Angaben über dieselben geschöpft. Aber da jenes Zeitalter von der Kunstgeschichte des Mittelalters keine oder doch nur eine schwache und unsichere Vorstellung hatte, so sind jene Angaben nur mit grosser Vorsicht zu benutzen, selbst wo ihre Gewährsmänner als Augenzeugen berichten. In neuerer Zeit hat es sich herausgestellt, dass diejenigen, welche den thatsächlichen Bestand der Baudenkmäler und Bildwerke aus langjähriger Anschauung kannten, zu wenig Sachkenner waren, um den Werth und die Geschichte derselben richtig zu beurtheilen, hingegen Baukundige und Kunstkenner meinten, ein flüchtiger Besuch der Kirche, des Kreuzganges und der Abtskapelle zu Pforte genüge für sie, um über die Kunstdenkmäler des Mittelalters daselbst und deren Geschichte ein sachkundiges Urtheil zu fällen, ohne zu ahnen, dass viele derselben, durch Einbauten, Ueberbauten und schlechtes Flickwerk verdeckt und entstellt, sich dem Auge des Touristen gänzlich entziehen, und dass in Pforte ein reiches inschriftliches und handschriftliches Material von Urkunden vorhanden ist, das viel zuverlässigere Aufschlüsse über die Geschichte und Chronologie der Bauten, Bildwerke und Grabdenkmäler aus Klosterzeiten bietet, als die Schlüsse aus den jetzt geltenden und landläufig gewordenen, aber wissenschaftlich im Einzelnen noch keineswegs überall sicher begründeten Annahmen über die Zeitfolge gewisser Kunststile des Mittelalters. Die verhältnissmässig zahlreichen Inschriften des Klosters aus dem zwölften bis in das sechzehnte Jahrhundert sind zwar schon seit Ende des sechzehnten Jahrhunderts wiederholt abgeschrieben und gesammelt worden; aber diese Abschriften sind vielfach fehlerhaft und ungenau, und die späteren Sammler geben grösstentheils die Copien der frühern wieder mit allen ihren Fehlern, ohne die Originale selber zu untersuchen, wie dieses Verfahren in der lateinischen und griechischen Epigraphik so lange Zeit an der Tagesordnung gewesen ist. 1) 1. Die älteste Rundbogenkirche mit ihren Kapellen. Nach den Bestimmungen des ersten Generalcapitels der Cisterzienseräbte vom Jahre 1119 sollten die Kirchen des Ordens einfache schmucklose Bethäuser sein ohne steinerne oder hohe hölzerne Glockenthürme, ohne Sculpturen und Malereien ausser dem Bilde des Gekreuzigten. Die Fenster durften nicht mit Glasmalereien verziert, alle Kreuze nur von Holz und höchstens bemalt sein, auch für das Kirchengeräth und den Ornat der Priester war die grösste Einfachheit vorgeschrieben. 2) Von dieser Art waren also die Einrichtungen der Bethäuser zu Citeaux und in den ältesten französischen Tochterklöstern desselben. Das Oratorium oder Bethaus zu Citeaux, von dem sich eine Abbildung erhalten hat, war eine einfache kreuzförmige Basilika mit viereckigem Chorabschluss, um den die Fortsetzung der Seitenschiffe über das Querschiff hinaus sich rings herum zog, mit einfachen Rundbogenfenstern ohne Säulen, Wulste und sonstigen Zierrath. 3) Auch die älteste Rundbogenkirche des Cisterzienserklosters St. Marien zur Pforte war ein einfaches schmuckloses Bethaus, in den Urkunden Oratorium genannt, eine Benennung, die sich trotz aller Umbauten und Erweiterungen bis in das funfzehnte Jahrhundert erhalten hat. Trotz dieser Umbauten und Ueberbauten ist doch der ursprüngliche Bau jenes ältesten Bethauses zur Pforte noch vollkommen kenntlich geblieben, wie namentlich aus dem Längendurchschnitt des Mittelschiffes der Spitzbogenkirche aus der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts ersichtlich ist. Es war eine kreuzförmige Pfeilerbasilika, von der noch die Wände, Arkaden und Pfeiler, die das Mittelschiff von den beiden Seitenschiffen trennen, die nördliche und südliche Mauer des Chorvierecks, der untere Theil der Kreuzarme, die Mauern und Gewölbe der Fortsetzung des nördlichen Seitenschiffes über das Querschiff hinaus so wie der an dieselbe angebauten Peter-Paulskapelle, beides jetzt Räume der Sakristei, erhalten sind. Diese Basilika bestand aus einem Mittelschiff, das vom westlichen Portal bis zur Kreuzung etwa 102 Fuss lang war. Die Höhe desselben bis zur Decke betrug nur 38 Fuss, die Breite zwischen den Pfeilern der Arkaden durchschnittlich etwa 254 Fuss. Je vier durchschnittlich etwa 2012 Fuss weite Rundbogen oder Arkaden, die sich auf viereckige Pfeiler mit einfachen romanischen Gesimsen stützen, trennten das Mittelschiff von den beiden niedrigeren Seitenschiffen. Ueber dem Dache der beiden Seitenschiffe und den Arkaden des Hauptschiffes befanden sich zu beiden Seiten acht kleine Rundbogenfenster, die in der nördlichen Wand des Mittelschiffes zum Theil noch offen und sichtbar, in der südlichen Wand zugesetzt sind. Da die Fortsetzung des nördlichen Seitenschiffes nach Osten über das Querschiff hinaus und die daran stossende Peter-Paulskapelle noch vorhanden sind, und die Rundbogen, durch die man in diese Räume des alten Bethauses eintrat, bei der letzten Restauration der Kirche in der östlichen Mauer des nördlichen Kreuzflügels aufgefunden wurden, so folgt daraus unbedingt, dass auch das Mittelschiff und das südliche Seitenschiff über das Querschiff hinaus nach Osten sich fortsetzten, ehe sie abschlossen, wie diese Fortsetzung der drei Langschiffe über das Querschiff noch heute an dem alten romanischen Bau des Naumburger Doms sichtbar ist. Dass der Chorabschluss des alten Bethauses der Cisterzienser von St. Marien zur Pforte viereckig war wie an dem Oratorium zu Citeaux, ist nicht glaublich. Die alten romanischen Kirchen in thüringischen und sächsischen Landen aus dem Ende des zehnten bis zum Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, namentlich die Kirche zu Wechselburg, die Stiftskirche zu Gernrode, die Klosterkirchen zu Hecklingen, Memleben und 1) Siehe Beilage I. 2) Dictionnaire raisonné de l'architecture Française. Violet-le-duc, I, 269 f. Hurter, Gesch. Papst Innocenz III, IV, 167 f. Bertuch, Chron. Port. I, 249. Knauth, Vorstellung von Alten-Zella, VIII, 7. II, 17. 3) Dict. rais. de l'archit. Fr. Violet-le-duc. I, 270. 271. |