Capitelle im südlichen Seitenschiff und Tragsteine der Gewölbeträger im Mittelschiffe. (1/12 nat. Gr.) Die alte Glasmalerei in zwei Spitzbogenfenstern und dem Radfenster der Nordseite des hohen Chors zeigt meist matte und feine grau und schwarz abschattierte Muster. An den Wänden des hohen Chors läuft über dem Kaffsims oder Mittelsims ein innerer die Wandpfeiler an den Fenstern hinter den Wanddiensten durchbrechender Umgang hin. Bei der Ausräumung und Wiederherstellung der Kirche in den Jahren 1855 und 1856 fand sich unter der weissen Tünche die alte Malerei der Gewölbe des hohen Chors und des Mittelschiffes wieder. Der Grund der Wölbungen zwischen den Rippen war roth mit einem aufgesetzten Profil der Gewölbeträger. gelblichen Muster, und die jetzige Ausmalung der Deckengewölbe ist eine Nachahmung der alten. Die ganze Malerei in der älteren Spitzbogenkirche dient wie in der Abtskapelle zur Hervorhebung der Gliederung des Baues; sie wählt für den flachen oder concaven Hintergrund dunkele Farben, namentlich roth und blau, und spart auf Das Querschiff stimmt in seiner Architektonik und Ornamentik zu dem hohen Chor; aber in den beiden Ecken des nördlichen Kreuzflügels sieht man noch zwei kelchförmige spätromanische Kapitelle mit hohlem arabeskenartigem Blattwerk von derselben Art wie die in der Abtskapelle. Diese beiden Capitelle sind Erinnerungen an den früheren romanischen Stil, welche die alten Meister hier an einer unscheinbaren und abgelegenen Stelle des neuen Spitzbogenbaues anbrachten, wie sie an solcher Stelle in den Seitenschiffen auch gelegentlich die Thiersymbole der romanischen Ornamentik an Capitellen, Schlusssteinen und Kragsteinen noch wieder nachahmten. Fenster in der Evangelistenkapelle. (1/24 nat. Gr.) demselben die im Relief hervortretende Gliederung und Ornamentik wie die Rippen der Gewölbe und das Blattwerk an Capitellen, Schlusssteinen und Kragsteinen in helleren Farben, namentlich hellgrün, gelb und goldfarben aus. Die alten Meister folgten auch hier einem klaren und bewussten Princip, das diejenigen verkennen, welche die Malerei an den Capitellen loben und am Deckengewölbe tadeln. Durch diese Wandmalerei tritt gerade das ganze Laubengerippe des Spitzbogenbaues, das denselben hält und stützt, recht augenscheinlich hervor gegen die bloss passiven Wand- und Gewölbefüllungen. Die buntgemalten Bischofskreuze an den Wänden des hohen Chors und des Mittelschiffes rühren von Diöcesanbischöfen oder Weihbischöfen her, die in der Kirche Kapellen, Altäre, Taufsteine u. a. ॐ I. Fenster im südlichen Seitenschiff. II. Fenster in der Evangelistenkapelle. III. Fenster im hohen Chor. (1/24 nat. Gr.) geweiht haben. Der Hochaltar aus der Zeit des Baues der älteren Spitzbogenkirche zeigt an seinen Seitenflächen eine Verzierung von kurzstämmigen Säulen mit vasenförmigen Laubcapitellen und polygonen Sockeln, auf die sich statt der Spitzbögen Dreiblattbögen stützen. Das Mittelschiff der älteren Spitzbogenkirche besteht aus vier fast quadratischen Kreuzgewölben, deren Dimensionen durch die Spannung der Arkaden und die Breite des Mittelschiffes der alten Pfeilerbasilika bestimmt sind. Die Wanddienste bestehen hier ebenfalls aus drei Säulen wie der Mehrzahl nach im hohen Chor; aber sie stützen sich mit ihren polygonen Sockeln auf Kragsteine über dem Gesimse der alten Arkaden; die Gewölberippen, die Capitelle, Schlusssteine und Kragsteine mit ihrem Laubwerk und ihrer buntfarbigen Malerei sind derselben Art wie im hohen Chor. In einem Schlussstein sieht man das Reliefbild des wiedererstandenen Christus, die Nägelmale zeigend mit zwei Engeln zu beiden Seiten. Unter jedem Schildbogen des Mittelschiffes über jeder Arkade und je zwei kleinen Rundbogenfenstern des alten romanischen Bethauses befindet sich zu beiden Seiten ein dreitheiliges Spitzbogenfenster mit Dreipässen. Durch das Dach des auf die südliche Halle des Kreuzganges aufgesetzten Stockwerkes, von dem schon oben die Rede gewesen ist, sind die Spitzbogenfenster an der Nordseite des Mittelschiffes fast ganz zugebaut worden. So raubten die Maurer der Aufklärungszeit dem einst lichten, farbenhellen Raum der alten Spitzbogenkirche, den die kunstverständigen Meister der edlen Baukunst im dreizehnten Jahrhundert geschaffen, durch Dachziegel das Licht und durch weisse Tünche den Farbenschmuck1) in derselben Zeit, wo sie durch ihre Flickbauten den Kreuzgang verwüsteten und entstellten. 1) Durch die besondere Fürsorge des kunstsinnigen Königs Friedrich Wilhelm IV ist die Kirche in den Jahren 1855 und 1856 mit Beseitigung der Emporen und sonstigen Holzbauten wiederhergestellt worden. Hoffentlich findet sich bald eine einflussreiche Hand, die das Werk der Wiederherstellung vollendet und der Kirche ihr Licht wiedergiebt. Ein flaches Dach an der Stelle des hohen Ziegeldaches über dem Untertertianerauditorium würde diesen Zweck erfüllen. |