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führung desselben ist mancher Tropfen der Saale an den Mauern der Pforte vorübergeflossen, und selbst, als der Stoff des Werkes gesammelt, gesichtet und gestaltet war, galt es manche äussere Schwierigkeiten zu überwinden, damit dasselbe an das Licht treten könne.

Ursprünglich bezweckte ich nur ein Gedenkbuch der Alterthümer und Kunstdenkmale des Cisterzienserklosters St. Marien zur Pforte mit einer geschichtlichen Einleitung über die Stiftung desselben auf Grund des reichen urkundlichen Materials, das für diesen Zweck zu Gebote stand, mit bildlichen Darstellungen von sachverständiger und kunstgeübter Hand. Erst der mehrseitig und entschieden ausgesprochene Wunsch, dass auch die Geschichte der Landesschule in dem Buche behandelt und so ein Gedenkbuch für die Schüler und Freunde derselben geschaffen würde, ein Wunsch, an dessen Erfüllung das Zustandekommen des lange gehegten Werkes geknüpft schien, hat mich bewogen den Abschnitt über die Gründung der Landesschule zur Pforte und die Hauptepochen ihrer Entwicklungsgeschichte hinzuzufügen.

Das urkundliche Material zu dem Buche hat mir zu Gebote gestanden vor allen aus dem Archiv der Landesschule und den Acten des Rentamtes zu Pforte und daneben aus dem königlich sächsischen Hauptstaatsarchive zu Dresden, wie aus dem Archiv des Domkapitels zu Naumburg und aus dem städtischen Rathsarchive daselbst. Auch aus meinen eigenen Sammlungen von Handschriften und Merkwürdigkeiten zur Geschichte der Pforte, in welche namentlich Vieles aus dem Nachlasse meiner verstorbenen Collegen, des Rectors Dr. C. Kirchner

und der Professoren G. A. B. Wolff und C. Keil gesegneten Angedenkens übergegangen ist, habe ich mancherlei für die vorliegende Arbeit benutzen und verwerthen können.

Der Zweck des Buches bedingte die Behandlung und Anordnung des Stoffes. Dem gemäss sind die Ergebnisse der urkundlichen Forschung in zusammenfassender und fortlaufender Darstellung zum Haupttext verarbeitet worden, um dem Leser in möglichst bequemer und ansprechender Form die Frucht der Arbeit zu bieten, ohne ihn die Dornen derselben mit kosten zu lassen. Andrerseits sind in den Beilagen die Urkunden, Actenstücke, Sonderuntersuchungen und umständlicheren Beweisführungen niedergelegt, die dem Sachkenner alle Mittel an die Hand geben sollen, um zu beurtheilen, ob er hier ehrliche Arbeit und zuverlässige Ergebnisse vor sich hat, oder nicht. Der Text der Urkunden ist hergestellt nach den Grundsätzen, die in neuerer Zeit für die Herausgabe von Urkunden überhaupt aufgestellt und in Anwendung gebracht worden sind, nach Grundsätzen, wie ich sie bei der Textkritik jedes Lateinischen und Griechischen Schriftstellers befolgen würde. Die mitgetheilten Inschriften, mit denen Wände und Grabsteine in Pforte bedeckt sind, habe ich mit eigenem Auge vielfach geprüft und eigenhändig abgeschrieben mit der misstrauischen und kleinlichen Sorgfalt, welche die neuere Epigraphik für die Herstellung inschriftlicher Texte als nothwendig erkannt hat. Mit wenigen Ausnahmen sind in dem vorliegenden Buche nur solche Baudenkmale und Bildwerke dargestellt und beschrieben, die noch vorhanden sind, da auf die älteren Abbildungen und Beschreibungen zu Grunde

ver

gegangener Alterthümer meist wenig Verlass ist. Treue und genaue Abbildung des Originals ohne allen schönernden Rost der Jahrhunderte, mit denen Künstlerhand so gern die Denkmale vergangener Zeiten schmückt, war bei der Anfertigung der Zeichnungen massgebend. Nach sorgsamen Vermessungen sind die Grössenverhältnisse der Bauwerke, ihrer Gliederungen und ihres Zierraths in verkleinertem Massstabe wieder gegeben. Aeltere Situationspläne, Grundrisse und Aufrisse von den Bauwerken zu Pforte, die auf dem Rentamte daselbst verwahrt werden, sind dabei zu Rathe gezogen worden, namentlich wo es galt, ältere und jüngere Bestandtheile derselben zu sondern. Natürlich ist auch die lebendige Anschauung von allen Oertlichkeiten und Räumlichkeiten in jener lieblichen Gegend des Saalthales, wo ich auf Wegen und Stegen, in Wald und Feld einst heimisch war, dem vorliegenden Buche zu Statten gekommen.

Wenn am Todtenfeste zu Pforte die Lebensbeschreibungen der im Laufe des Jahres verstorbenen ehemaligen Schüler der Anstalt vorgelesen werden, und dann am Schlusse der Abendandacht der altkirchliche Sterbegesang ertönt:,,Ecce quomodo moritur iustus“, dann fühlt die gegenwärtige, in Jugendfrische oder Manneskraft wirkende und waltende Generation sich durch ein geistiges Band verknüpft mit denen, die vor Jahren an derselben Stätte gelernt und gelehrt, gelebt und geschaffen haben, deren Jugendtraum längst ausgeträumt, deren Lebenskraft nun gebrochen ist. Möge dieses Gedenkbuch allen denen willkommen sein, welche jenes geistige Band umschlingt, und allen, die als Schützer, Gönner und

Freunde das Heil der Landesschule hegen und fördern jetzt und in kommenden Tagen.

Möge das Buch seinen Zweck erfüllen und sich bewähren, auch wenn die Hand verdorrt ist, die es geschrieben hat.

Berlin, den 15. April 1868.

W. Corssen.

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