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Schulstube von St. Sebaldschulhaus auszuräumen, um die Steine hineinzuschlichten, und musste sich nach weiteren Gelegenheiten umsehen.339) Zum Teil wurden auch Holz, Steine und Ziegel, die vom Rathaus, Ungeld und dem Poschischen Hause herrührten, zum Bau von sechs neuen Prisaunen auf der Ostseite des Luginsland verwendet.340)

Der 10. Juni 1616 war der Tag der feierlichen Grundsteinlegung.341) Vom Rat wohnten die damals am Staatsruder stehenden Mitglieder des älteren Rates Martin Haller, Jakob Stark, Johann Nützel, Paul Behaim, Georg Volkamer, Wolfgang Löffelholz, ferner die Ratsherrn Wilhelm Imhof, Georg Pfinzing, Georg Christoph Volkamer, Sigmund Gabriel Holzschuher, Ulrich Grundherr, Nikolaus Hieronymus Paumgärtner, sowie die beiden Ratsschreiber Christoph Girschner und Johannes Müllner dem Akte bei. Als Vertreter des Bauamts waren der schon genannte Paul Behaim als Bauherr und Eustachius Karl Holzschuher als Ratsbaumeister, dann die Meister, Werkleute und sonstigen Arbeiter zugegen.

Eine äusserst zahlreiche Volksmenge drängte sich, angelockt durch ein so seltenes Schauspiel, am Bauplatze. Der Zudrang war so ausserordentlich, dass die anwesenden Ratsherrn hin und wiedergestofsen<< wurden und, wie Hans Stark in seiner gleichzeitigen Chronik erzählt, nicht sicher sehen konnten. Der Baumeister Eustachius Karl Holzschuher, der einen auf die Grundsteinlegung geprägten Gedächtnisdreier unter die Volksmenge verteilte und dabei nach alter Gewohnheit das Haarrupfen vornahm, geriet dabei so ins Gedränge, dass ihm selbst angst und bange wurde, andere aber auf das äusserste für ihn besorgt waren.

Der erste Grundstein war mit Höhlungen versehen, in die man ein kristallenes Glas mit Wein und einen vergoldeten Silberbecher mit der Grundsteinmedaille stellte. Letztere zeigte auf der Vorderseite oben in der Mitte den zweiköpfigen Reichsadler mit dem österreichisch-burgundischen Schild auf der Brust, daneben auf der einen Seite das Jungfrauenwappen und auf der anderen den geteilten Nürnberger Adler, darunter und unten am Rande in einem Kranz von Lorbeerzweigen die Wappen der sechs älteren Herrn, je drei zusammengestellt. Ausserhalb des Zweiges am Rande links ist noch das Wappen des Baumeisters Eustachius Karl Holzschuher angebracht. In dem zwischen den beiden Namenreihen gelassenen Zwischenraum steht der Spruch:

Aedificat dominus vigilans et protegit urbem

und oben am Rande: Nostrae Christus fundamentum salutis.

Die Rückseite bedeckt eine Inschrift in römischen Majuskeln, die in deutscher Uebersetzung also lautet:

Unter dem Beistand des allgütigen und allmächtigen Gottes haben Rat und Bürgerschaft der Stadt Nürnberg dieses Rathaus, da es wegen der Enge des alten die öffentliche Wohlfahrt erforderte, unter Hinzunahme anderer Gebäude von Grund aus neu erbauen und erweitern lassen unter der Regierung des römischen Kaisers Matthias, allzeit Mehrers des Reichs, und als Väter des Vaterlandes und Septemvirn des Staates Martin Haller, Jakob Stark, Johannes Nützel, Paulus Behaim, Georg Volkamer und Wolfgang Löffelholz, und der schon genannte Paulus Behaim und Eustachius Karl Holzschuher Bauherrn waren.

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Zum Andenken für die Nachwelt ist diese Münze in den ersten Eckund Grundstein gelegt worden am 10. Juni 1616.342)

So konnte denn das grosse Werk mit Eifer und Energie gefördert werden. Die in Holz aufgesetzte Visierung diente als Vorbild und Richtschnur. In einem Ratsverlass vom 3. August wird nochmals angeordnet, »solchem Modell, inmassen allbereit der Anfang gemacht worden, bis under das Dach nachzugehen und also damit zu verfahren.« Für das Dach und den Turm, der die Mitte des Rathauses einnehmen sollte, lagen jetzt gleichfalls dreierlei Entwürfe vor. Der Abschluss war als Galerie gedacht, die mit Figuren besetzt war. Nach Anordnung des Rats sollte dann von den »Galerien mit samt den Bildern<<< abgesehen werden. Bezüglich des Turms blieb es den deputierten Herren überlassen, auf was Form und Manier derselbige, doch also gestellet werden möchte, damit er gegen den beiden anderen äussersten Thürnlein seine Proportion habe. <<330)

Um diese Zeit war schon das obere Thor mit dem Portal vollendet. Man wollte übrigens bemerkt haben, dass der Schlussstein und die Säullein etwas krumb<< ständen. Hans Wilhelm Beheim, der Schreiner, hatte mit der Sprache nicht heraus gewollt. Er erhielt daher den Auftrag, das Portal mit allem Fleiss abzuwägen und dem Rat »bei seinen bürgerlichen Pflichten anzuzeigen, wie er es befunden.<< Auch Hans Carl und der Zeugmeister wurden aufgefordert, in dieser Angelegenheit Bericht zu erstatten.343) Es hat indes nicht den Anschein, dass die gemachten Ausstellungen begründet waren. Es liegen wenigstens keine Nachrichten vor, die weitere Belege dafür darböten und insbesondere von vorgenommenen Aenderungen erzählten.

Im Anfang des Jahres 1617 sprach man davon, dass auch mit Schliessung der Gewölbe grobe Fehler begangen wären. Die Gratbögen sollten nicht im Zentrum zusammenlaufen. Man liefs daher einen oder zwei Meister, den Zeugmeister und Hans Carl nachsehen und sie bei Erinnerung ihrer Pflicht vernehmen, ob die Gewölbe recht geschlossen, was sie für Mängel daran befunden und wie denselben abzuhelfen wäre. Dabei wurde ihnen noch besonders eingeschärft, niemand zu Lieb oder zu Leid auszusagen. Aber die Werkleute und der Zeugmeister hielten dafür, dass die Schliessung wohl nicht auf andere Weise hätte erfolgen können. Auch Wolf Sper und andere alte Meister wurden gehört. Es scheint fast, als hätte man den Grund für die angeblich vorgekommenen Fehler in der Krankheit des Meisters Jakob Wolff gesucht. >> Und weil es mit Meister Jakob etwas besser wird,« so entschliefst sich der Rat, >>noch etliche Tage mit zuzusehen und inmittels bedacht zu sein, ob von fremden Orten ein erfahrener Meister hieher gebracht werden könnte. <344)

Im Mai 1617 war das Stück des Rathausneubaus, das man zunächst in Angriff genommen hatte, schon weit vorgeschritten. Man verhandelte damals bereits mit den Schreinern wegen der Decken in den neuen Gemächern und beschloss, mit ihnen auf das nächste ein Abkommen zu treffen, doch so, dass das Getäfel auf das beste und beständigste gefertigt werde. Der Schlosser hatte drei Muster von Schlössern vorgelegt. Sie erschienen indes zu plump, und man bestellte noch weitere Muster bei anderen Schlossern. Wenn es auch weniger bemerkenswert, so will ich doch noch beifügen, dass man für jede Thür, die von einem Gemach ins andere führte, einen Haupt- und eigenen Schlüssel anordnete. Die gleiche Bestimmung sah man jetzt schon auch für die Mittelthüren der oberen Gemächer vor.345)

Leider erfahren wir über die Einrichtung und Ausstattung der Zimmer des ersten Stockes so gut wie gar nichts. Die Rechnungen der Peunt aus dieser Zeit, die uns Aufschluss geben könnten, sind nämlich alle bis auf die einzige des Jahres 1622 verloren gegangen. Von den Räumlichkeiten, die hier aufeinander folgen, gehört die erste gewölbte, die jetzt in vier Zimmer abgeteilt ist, die ehemalige obere Losungstube', schon der im Jahre 1619 beginnenden 2. Periode des Rathausneubaues an, die übrigen Zimmer sind in der Zeit von 1616 - 1618 entstanden. Sie waren alle ursprünglich getäfelt, und wahrscheinlich steckt in denen, die jetzt mit einer gewöhnlichen Decke geschlossen sind, die alte Holzvertäfelung noch dahinter. Aufser dem oberen Losungsgewölbe befand sich im 1. Stock die Gerichtsstube in zwei Gemächern nebeneinander, dann die sog. Sternstube, die nach einer Beschreibung von etwa 1640 >>zu allerlei burgerlichen und Nebenhandlungen und Audienzen angeordnet<< war. Weiter folgte die Appellations- und Revisionsstube, welche gleichfalls 2 Gemächer umfasste, und gegenüber auf der anderen Seite die Kriegsstube.346) Nach Murr befanden sich unten die Steuerstuben und Zimmer des ehemaligen Landpflegamtes.347)

Ein besonderes Interesse verdienen die Bildhauerarbeiten und die Meister, die sie entwarfen und ausführten. Joachim Toppmann, ein lediger Bildhauer von Magdeburg, und Jörg Müller von Rosa im Elsass, sein Gesell, wurden zunächst vom Rat mit der Ausführung des Bildschmuckes über dem oberen Thor beauftragt. Sie begannen am 13. Mai 1616 daran zu arbeiten. Am 26. September konnte die erste steinerne Figur auf der rechten Seite des Portals mit dem Reichsadler in der rechten Hand und am 5. Oktober die zweite mit dem Jungfrauenadler in der rechten Hand vermittelst der beiden Kranichzüge Rolla und Säusack aufgezogen werden. Sie waren aus grobem Sandstein gearbeitet, und jede wog bei 30 Zentner. Aber sie hatten nicht den Beifall der sachverständigen Künstler, man fand sie vielmehr etwas mangelhaft«. Toppmann erbot sich zwar, sie zu verbessern, musste indes noch besonders vom Rat dazu angehalten werden.348)

Noch am 3. April 1617 wurde Christoph Jamitzers Rat eingeholt, ob und welcher Gestalt den Figuren über dem oberen Thor zu helfen sei.349) Christoph Jamitzer aus der berühmten Goldschmiedfamilie dieses Namens, selbst Goldschmied, aber auch als Zeichner und Radierer bemerkenswert, 350) wurde in technischen Fragen des Rathausbaues wiederholt als Sachverständiger beigezogen. Von ihm rühren die Entwürfe zu dem Bildschmuck des mittleren Portals her, die Tugenden Prudentia und Justitia und darüber der Pelikan. Er hatte den Entwurf im Oktober 1616 dem Rat vorgelegt, der ihn guthiess. Die Ausführung übernahm wiederum der Bildhauer Joachim Toppmann. Es

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