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und durch die Stiftung des Heiliggeistspitals verdienstvollen Konrad Gross, 55) und wurde nach achtjähriger Dauer am Dienstag nach Agathatag 7. Februar 1340 vollendet.56)

Die Sage weiss davon zu berichten, dass das Rathaus wenige Jahre nach seiner Vollendung bei dem Aufstand im Jahre 1348 von dem aufständischen Pöbel gestürmt worden sei. Bei dieser Gelegenheit sollen die älteren archivalischen Schätze der Stadt der Wut des Volkes zum Opfer gefallen sein. Es geht auch die Sage, dass die beiden Lücken in dem ältesten Privileg der Stadt, das Kaiser Friedrich II. ihr im Jahre 1219 verliehen hatte, von dem Eindruck eines Schuhs, an dem die Urkunde hangen blieb, herrühre. Sigmund Meisterlein schildert in seiner 1488 angelegten Chronik der Stadt Nürnberg die Rathausplünderung folgendermassen:

>>Zu disen zeiten ward durch die groben Hessen« so nennt er die Aufrührer >aus dem rathaus getragen alles, das von alter her behalten was an briefen, sigeln, büchern und klainot, wann sich des keiner verstund, auch alle freiheit, die diese statt hatt von allen kaisern, das leider ein grosser schat diser stat ist. << 57)

Auch Johannes Müllner erzählt in seinen 1620 vollendeten Annalen, dass der Pöbel an einem bestimmten Tage sich unter der Veste versammelt habe, mit grossem Geschrei auf das Rathaus gelaufen sei und, da er in der Ratstube niemand gefunden, alle anderen Gemächer aufgestossen und aufgebrochen, alle Schriften, Rechnungen, Bücher, Freiheitsbriefe, Register, Schuldbriefe über Häuser und Ewiggeld zerrissen und vernichtet habe, was man später mehr beklagt als den Verlust an Geld. Damals seien, meint Müllner, ohne Zweifel viele alte Privilegien, welche die Stadt von den Kaisern als den Konraden, Heinrichen, Friedrichen verliehen erhalten, mehrernteils verderbt, vernichtet und abgethan worden, da jetzt weder Losungsbücher, Rechnungen noch Schriften, ja ausser einigen wenigen kaiserlichen Privilegien sonst fast gar nichts mehr zu finden, was vor dem Aufruhr vorhanden gewesen. Auch die Losungsstube oder Schatzkammer soll der Pöbel mit Gewalt geöffnet haben und in grosser Zahl eingedrungen sein. Als er hier einen ziemlichen Vorrat gefunden, hätte er den Rat Geizhälse und Schinder gescholten, der diese Schätze unrechtmässiger Weise dem Schweisse der Bürgerschaft abgerungen und gar nicht betrachtet hätte, dass man dies alles und noch mehreres bedürfen könne. Deshalb hätte sich die Menge des Schatzes bemächtigt und nichts verschont unter den spöttischen Worten, der Haufen werde über Nacht schon wieder wachsen.58)

Alle diese Schilderungen sind indes nur mit äusserster Vorsicht aufzunehmen. Keine von den zeitgenössischen Quellen weiss von diesem Vandalismus des Aufruhrs von 1348. Müllner fusst hier allem Anschein nach zum Teil wenigstens auf die Meisterlinsche Chronik. Dieser aber schrieb etwa 130 Jahre nach der Zeit des Aufruhrs, folgt in seinen Schilderungen ohne Zweifel der Ueberlieferung, die indes durch die Länge der Zeit getrübt und durch die Zuthaten, die der Phantasie des Chronisten entsprungen sind, vielfach ausgeschmückt oder vielmehr entstellt erscheint.

Aus der ersten Bauzeit stammen zunächst die in den ältesten Stadtrechnungen wiederholt genannten, sich labyrinthartig unter dem alten Rathause hinziehenden gewaltigen Kellerräume, ausgedehnte Gänge mit daran liegenden Verliessen, die den Namen Lochgefängnisse oder schlechthin »Loch« mit vollem Rechte geführt haben.**) Wer heute beim Scheine einer Laterne in die unterirdischen Kerker, in die das Licht des Tages nicht dringt, hinabsteigt, der kann sich beim Anblick der engen und dumpfen Zellen eines leisen Schauers nicht erwehren. Zwölf von diesen Gelassen sind durch fortlaufende Numern bezeichnet; die zwei letzten weisen aufserdem oberhalb des Eingangs einen gemalten roten Hahn und eine schwarze Katze auf, wie auch sonst noch primitive Zeichnungen und Aufschriften, womit die Gefangenen die fürchterliche Einsamkeit zu unterbrechen versucht haben mögen, hie und da sichtbar sind.

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Gewöhnliche Zelle des Lochgefängnisses (B). a. Längenschnitt. b. Querschnitt.

Die Ausstattung dieser Räume, welche einmal Uebertreter der Anordnungen und polizeilichen Gesetze, 59) die sonst gewöhnlich ihre Vergehen auf dem Luginsland, dem Wasserturm oder anderswo verbüfsten, dann aber hauptsächlich die in Untersuchungshaft genommenen Verbrecher, und zwar oft auf Wochen, ja auf Monate hinaus und länger, 6o) aufzunehmen bestimmt waren, ist eine höchst klägliche. Die gebohlten, an den Wänden und der dachförmig zulaufenden Decke mit Holz verkleideten Zellen enthalten eine roh gezimmerte Bank und Pritsche mit Kopfbrett; in einigen sieht man noch die Spuren eines Heizapparats einfachster Art, der in einem Stein mit einem irdenen Kohlenbecken bestand. Zwei Verliefse nehmen ungefähr den doppelten Raum der übrigen ein und waren dazu bestimmt, drei Verbrecher neben einander in dem mit Löchern für Füsse und Hände versehenen aufziehbaren Seitenbrette der Pritsche wie in einem Bocke einzuspannen. Wer hier in solcher Lage zuzubringen hatte, der verkam fast im eigenen Schlamm und Gestank und dem seiner Genossen. War doch nur durch ein einfaches Loch im Boden, unter dem ein Kübel stand, für die Befriedigung menschlichen Bedürfnisses gesorgt.

Den Grundriss der Lochgefängnisanlage s. Kellergrundriss in Kap. VI.

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Strafzelle (A). Durchschnitte mit Ansicht. a. gegen die Pritsche. b. durch die Pritsche. c. gegen die Thüre. d. Grundriss der Zelle.

Wir glauben das dem Dichter gern, der allem Anschein nach selbst ein Gast des Lochwirts war.

Ein etwas grösseres Lokal weist aufser Pritsche und Bank noch einèn alten Tisch als Inventar auf. Dies war der Ort, wo, wie man vermutet, dem armen Sünder das Henkersmahl gereicht wurde. Alle diese Zellen waren durch vierfache eisenbeschlagene Thüren, von denen zwei den Eingang, zwei den Gang vor demselben versperrten, abgeschlossen. Die Thüren in den Gängen, die im Jahre

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1478 eingerichtet wurden, 62) sollten jeder Unterhaltung der Gefangenen unter sich vorbeugen. Die Gänge selbst waren durch Oellampen, die in den Mauernischen standen, nur spärlich erleuchtet.

Trotz dieser Abgeschlossenheit wurde es den Gefangenen möglich, sich mit einander zu unterhalten. 1698 klagten die Lochschöffen im Rat, dass die Inquisition dadurch aufserordentlich erschwert werde. Der Lochwirt könne dergleichen Unfug nicht jedes Mal verhüten. Durch Ratsverlass vom 11. Juli63) wurde jetzt der Baumeister angewiesen, da jene Unterhaltungen durch die Lädlein an den Thüren gepflogen würden, solle er Stadtschlosser und Zimmermann einen Augenschein nehmen lassen, um, was ausgebrannt sei, reparieren und, wo es sein könne, den einen oder andern Vorschlag zu machen. Später kam es vor, dass Papiere und anderes durch das Gitter am Lochgefängnis geworfen wurden.64) Diesem Uebelstande suchte der Rat durch bessere Verwahrung des Gitters abzuhelfen. Die Schlösser im Lochgefängnis wurden noch im Jahre 1788 verbessert.65)

Für die zum Tode Verurteilten bestanden auf dem Gange zur Folterkammer von der Schmiede her, welche die im Loch erforderlichen Arbeiten und Reparaturen, zumal die zur Tortur verwendeten Instrumente anzufertigen hatte, drei grössere > Prisauns<< mit einfacherem Verschluss. Die eine von diesen Zellen wurde wohl im Jahre 1545 errichtet. Es fand sich nämlich damals noch so viel Raum vor, um eine saubere prusaun zu den gefangenen, so umbs leben ligen und zu denen caplän verordnet werden«, bauen zu können, >wie die werkleut solchs hievor für gut angesehen<<. 66) Den Verurteilten war hier ein, zuweilen auch zwei Wächter zugesellt, die einen Selbstmord verhüten sollten. In ihren Kerkern brannte Licht bei Tage wie bei Nacht; den Gefangenen wurden zuweilen auch die Ketten gelöst, womit sie während der Untersuchungshaft gefesselt waren. 67)

An einem düsteren, vordem gleichfalls durch Doppelthüren abgeschlossenen Gange las man früher an einer Thür die von der Zeit fast ganz ausgelöschten Worte: »Folterkammer 1511«, innen an der Wand hieng später eine Tafel mit dem grausamen Vers 68):

>> Male patratis sunt atra theatra parata<.*)

Durch einen engen, niederen Eingang tritt man auf mehreren Stufen in ein hoch sich wölbendes schmales Lokal, dessen schreckliche Bestimmung noch aus den Ueberresten der vormaligen Einrichtung, einer Welle und einem oben angebrachten Querbalken mit Rolle, worüber das Seil lief, an welchem die zu Folternden in die Höhe gezogen wurden, hervorgeht. Die Folterkammer heisst in amtlichen Aufzeichnungen wie in alten Versen auch »Kapelle«, ohne Zweifel wegen ihrer Gestalt und hohen Wölbung; später ist auch von 1572 einer alten Kapelle « **) die Rede, 69) ein Beweis, dass zwei Folterkammern bestanden, die auch unter der Bezeichnung »alte<< und >>neue Frage« vor

*) Wer frevle Thaten begangen, den grause Spiele empfangen.

**) Sie befand sich wahrscheinlich mehr dem Eingang zu, nach der Rathausgasse hin

und wurde später allem Anschein nach mit zur Wohnung des Lochwirts verwendet.

kommen. 7o) Hier also walteten der Stadtrichter und die beiden Lochschöffen unter dem wirksamen Beistand des Henkers und seines Knechtes, des sogen. Löwen, ihres schauerlichen und blutigen Amtes. Hier unten wird man lebhaft daran gemahnt, was man oben im hellen Sonnenlichte kaum glauben möchte,

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welch ein finsterer, böser Geist die damalige Justiz durchdrang und vom wahren Rechte ablenkte. Schon der Anblick der Marterwerkzeuge, die Aussicht auf die bevorstehenden Qualen war geeignet, das unglückselige Opfer zum Sprechen zu bringen. Und wenn der sogenannte Haspel sich drehte und ächzte und dem langsam Emporschwebenden unter lauten Schmerzensrufen und Wehegeschrei, das hier unerhört in engem Raume verhallte, die Glieder und Sehnen

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